Auffällig ist immerhin, dass das RKI in seiner Bulletin-Aussage sehr schwammig bleibt. Es heißt dort:
"Je seltener eine Erkrankung ist und je ungezielter getestet wird, umso höher sind die Anforderungen an die Sensitivität und die Spezifität der zur Anwendung kommenden Tests. Ein falsch-positives Testergebnis bedeutet, dass eine Person ein positives Testergebnis bekommt, obwohl keine Infektion mit SARS-CoV-2 vorliegt. Aufgrund des Funktionsprinzips von PCR-Testen und hohen Qualitätsanforderungen liegt die analytische Spezifität bei korrekter Durchführung und Bewertung bei nahezu 100 %."

Sie sprechen also durchaus von der Bedeutung der Prävalenz ("je seltener eine Erkrankung ist") und von der nicht 100%igen Richtigkeit ("nahezu 100%") der Tests, aber sie setzen das nicht in Zahlen um. Es bleibt schwammig. Wenn 0,59% der PCI-Tests falsch positiv sind, wie vom RKI selbst schon dargelegt, dann sind das zwar 99,41% Spezifität, also durchaus "nahezu 100%", aber bei über 1,1 Million Tests pro Woche wie zuletzt sind das rechnerisch immerhin 1,1 Millionen mal 0,59% = 6.490 falsch-positive Ergebnisse pro Woche, also 927 falsch positive Testergebnisse pro Tag, mithin die Mehrzahl der Positiv-Ergebnisse überhaupt! Warum stellt RKI diese konkreten Bezüge nicht her, sondern schwafelt nur allgemein von "Qualität" und "nahezu 100%"?

Mir kommt es so vor, als ob RKI hier eine Nebelkerze geworfen hat, um der aufkommenden Skepsis der Öffentlichkeit etwas entgegenzusetzen. Man will vielleicht den Anschein der Bedrohungslage aufrechterhalten, weil man Angst vor dem Winter hat. Wenn nämlich jetzt schon alle "Corona ist vorbei" rufen, oder "80% haben keine Symptome" oder eben "fast alle sind falsch positiv getestet", dann sieht sich keiner mehr vor, und im Winter kommt dann die zweite Welle mit Wucht. So gesehen verstehe ich sogar (fast), warum RKI jetzt mogelt. Sie lügen in bester Absicht.

Andererseits: Freunde lügen nicht. Ist RKI unser Freund?

Gruß

Stagflati