Dazu Paßt John Swintons Rede im Twilight Club vor seinen Journalistenkollegen. Vielleicht kannst Du das noch der Süddeutschen Zeitung schicken?
Die Rede John Swintons im Twilight Club 1883
Bekannt wurde besonders seine für das Jahr 1883 überlieferte Rede im Twilight Club, der am 12. April 1883 im D'Orville's Restaurant im Mills Building in New York zusammentraf. John Swinton, Mitbegründer des Clubs,[6] war als Ehrengast eingeladen, Teilnehmer waren Journalistenkollegen. Jedes Treffen des Clubs hatte ein intellektuelles Diskussionsthema, das nach dem Essen behandelt wurde. Redebeiträge sollten nicht länger als 5 Minuten dauern,[7] „mit dem ausdrücklichen Einverständnis, dass jeder Redner seine innerste Überzeugung ohne Zögern und Zurückhaltung ausspricht und mit der vollständigen Versicherung der Hochschätzung und des Wohlwollens aller Zuhörer.“ Thema war: „Einige Dinge, die ein Herausgeber nicht zu besprechen wagt.“[8] Swintons Beitrag war eine Stellungnahme zur „Unabhängigkeit der Presse“, nachdem angeblich jemand vor ihm diese erwähnt hatte.
„So etwas wie eine unabhängige Presse gibt es in Amerika nicht, außer in abgelegenen Kleinstädten auf dem Land. Ihr seid alle Sklaven. Ihr wisst es und ich weiß es. Nicht ein einziger von euch wagt es, eine ehrliche Meinung auszudrücken. Wenn ihr sie zum Ausdruck brächtet, würdet ihr schon im Voraus wissen, dass sie niemals im Druck erscheinen würde. Ich bekomme 150 Dollar dafür bezahlt, dass ich ehrliche Meinungen aus der Zeitung heraushalte, mit der ich verbunden bin. Andere von euch bekommen ähnliche Gehälter um ähnliche Dinge zu tun. Wenn ich erlauben würde, dass in einer Ausgabe meiner Zeitung ehrliche Meinungen abgedruckt würden, wäre ich vor Ablauf von 24 Stunden wie Othello: Meine Anstellung wäre weg. Derjenige, der so verrückt wäre, ehrliche Meinungen zu schreiben, wäre auf der Straße um einen neuen Job zu suchen. Das Geschäft des Journalisten in New York ist es, die Wahrheit zu verdrehen, unverblümt zu lügen, sie zu pervertieren, zu schmähen, zu Füßen des Mammon zu katzbuckeln und das eigene Land und Volk für sein tägliches Brot zu verkaufen, oder, was dasselbe ist, für sein Gehalt. Ihr wisst es und ich weiß es; Was für ein Unsinn, einen Toast auf die ‚Unabhängigkeit der Presse‘ auszubringen! Wir sind Werkzeuge und Dienstleute reicher Männer hinter der Bühne. Wir sind Hampelmänner. Sie ziehen die Fäden und wir tanzen. Unsere Zeit, unsere Fähigkeiten, unser Leben, unsere Möglichkeiten sind alle das Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“[9][10][11][12]
[9]Der Text folgt: E. J. Schellhouse: The New Republic. Founded on the Natural and Inalienable Rights of Man 1883, S. 122–123 (archive.org, quoting – copied from an Eastern paper – what “was uttered by a prominent New York journalist at a press dinner a short time since”, when “the hackneyed and ridiculous toast, ‘The Independent Press,’ was proposed”. Es gibt andere Textfassungen, wie die bei Upton Sinclair
[10]Sinclair Upton: The Brass Check. A Study of American Journalism. 1920, S. 400. Sinclairs Fassung ist wahrscheinlich die verbreitetste, weicht aber von älteren ab.
[11]George Seldes: The Great Quotations. Lyle Stuart, New York, 1960. S. 671.
[12]Da es keine autorisierte Übersetzung gibt und keine Rechte verletzt werden, habe ich den Text selbst übersetzt. Da es eine Gewerkschaftsveranstaltung war, ist die Du-Anrede sicher sinnvoller als das Sie, das unter Genossen völlig unüblich ist. Der Stil der Rede und die Vertraulichkeit des Inhalts widerspricht außerdem einem förmliche Sie. Gabel1960
Als Quelle ausnahmsweise Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Swinton
Vielleicht kannst Du das Zitat noch an die Redaktion der SZ schicken?
Gruß
Albrecht
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SCHEITERT DER €URO, ENDET DIE KNECHTSCHAFT!
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Friedrich von Schiller (1759 - 1805)