Irgendwie ist mein Artikel nicht bei jedem angekommen

helmut-1, Siebenbürgen, Dienstag, 21.07.2020, 20:36 (vor 1373 Tagen) @ Mephistopheles870 Views

Die Kritik an Stauffenberg mit dem selben Text habe ich übrigens auch auf mein Mail bekommen, - danke dafür!

Aber darum ging es mir ja gar nicht. Ich hatte nicht vor, Stauffenberg zu vergöttern, sondern allenfalls seine Idee in den Vordergrund zu stellen. Wenn ich hier das alles genau auseinander klabustern will, werde ich auf die Schwierigkeiten der historischen Nachforschung stoßen. Nehmen wir gleich das Erste, - die Menge des Sprengstoffs. Die einen sprechen von ein paar hundert Gramm, die anderen von einem Kilo.
(aus:
https://www.geo.de/wissen/21697-rtkl-attentat-vom-20-juli-verschwoerer-uniform-rekonstr...

Wer will denn das nachprüfen, wer hat denn das damals gewogen?

Nein, es geht mir bei meinem Beitrag um was ganz anderes. Das ist so ähnlich, als wenn ich jemanden die Notwendigkeit eines Präservativs erklären will, und mein Gesprächspartner setzt sich damit vornehmlich damit auseinander, ob das nun mit Schokoladengeschmack oder Erdbeergeschmack seinen Zweck erfüllt.

Es geht mir nicht um sekundäre oder tertiäre Belange, sondern ums Prinzip. Es geht darum, dass es in den Verantwortungsbereich eines mündigen Bürgers gehört, sich

- über die laufenden Ereignisse in der Politik zu informieren, und das nicht nur über den Regierungssprecher
- sich über das, was da täglich abläuft, Gedanken zu machen , - trotz Hamsterrad
- seine persönliche Position zu den täglichen Ereignissen zu finden und diese vor Nachbarn, Kollegen und vor allem vor der Jugend zu vertreten
- in dem Moment, wenn man davon überzeugt ist, dass die Entwicklung gegen die Interessen des Volkes/Staates geht, Mittel und Wege zu suchen, um sich dagegen zu stemmen

Natürlich ist das alles leichter gesagt als getan. Aber das Bewusstsein und die daraus resultierende Tendenz muss vorhanden und gestählt werden. Es ist die heilige Aufgabe der älter werdenden Generation, immer wieder zu versuchen, das der nachfolgenden, jüngeren Generation klarzumachen und auf deren Lebensweg mitzugeben.

Der Erfolg? Kann auf sich warten lassen. Oft sind es ja nur Wenige, die überhaupt bereit dazu sind, mitzudenken. Das aber ist kein Parameter, denn - wie der Chinese sagt - auch das Meer besteht nur aus Tropfen.

Es geht um das persönliche Selbstverständnis eines aufrechten Demokraten, sofern er dieses Prädikat auf seine Person anwenden will. Und genau dieses Selbstverständnis äußert sich nicht in der Vogel-Strauß-Politik, nämlich den Kopf in den Sand zu stecken, genauso wenig wie im Nachgeplapper von Regierungsparolen, sondern im Erarbeiten von Positionen, die dem Thema angemessen sind.

Das bedingt nicht automatisch, dass er mit seiner Meinung in Opposition geht, aber es kann dazu führen. Und genau dann kommt wieder der Spruch vom Widerstand zur Geltung, wenn von den Herrschenden aus Unrecht zum apostrophierten Recht wird. Ich muss zumindest soweit kommen, - um ein Beispiel aus 2015 aufzugreifen - dass ich denen am Bahnhof, die da mit Teddybären werfen, kein Kusshändchen zuwerfe, sondern den Vogel zeige.

Stellt sich vielleicht mit der Zeit die Frage, - "was bringts". Die Antwort ist einfach: Man ist dann - auch wenn sich der Erfolg nicht einstellt - wenigstens in der Lage, sich aufrecht und ohne Scham im Spiegel anzusehen und seinen Nachfahren, seinen Kindern und Enkeln, zu sagen: Ich hab nicht geschwiegen, ich hab den Mund aufgemacht.

Dazu soll der 20.Juli als Gedenktag herhalten, soll den jungen Leuten, auch den jungen Rekruten bei der Vereidigung - klarmachen, was ihre demokratische Pflicht und Aufgabe ist. Soll als Ausrufezeichen dazu dienen, um denen, die zunehmend die Meinungsfreiheit beschneiden, die rote Karte zu zeigen und dazu auch zu stehen. Gemäß der Idee, die man Voltaire nachsagt:

Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.

Junge Leute dürfen ihre Meinung nicht mehr äußern, wenn sie nicht der Meinung der Herrschenden entspricht. Werden automatisch als "rassistisch" eingestuft. An diesem Beispiel aus Speyer sehr gut nachzuvollziehen.

https://www.stern.de/neon/wilde-welt/gesellschaft/speyer--tochter-von-afd-politikerin-s...

Ich hab mir das Ganze genau angesehen, - da ist nichts dabei, was man objektiv als rassistisch einstufen könnte.

Wir brauchen Zivilcourage, wenigstens für uns selbst. Und wir sollten die Hoffnung auf ein Umdenken niemals aufgeben, wie es auch aus diesem Gedicht (und Lied) hervorgeht, das schon mehr als 150 Jahre auf dem Buckel hat:

https://www.zgedichte.de/gedichte/robert-eduard-prutz/noch-ist-die-freiheit-nicht-verlo...

Ob es uns gelingt, das mit Leben zu erfüllen? Es wird. Wenn man nur richtig will. Denn der Wille versetzt bekanntlich Berge.


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