Für viele Urlauber sind die diesjährigen Ferien an der Ostsee oder der Meckl. Seenplatte ein einziger Reinfall

Plancius, Freitag, 17.07.2020, 09:07 (vor 1977 Tagen)5856 Views

Mecklenburg-Vorpommern kann wegen Corona in diesem Jahr viele Feriengäste begrüßen, die das erste mal hier ihren Urlaub verbringen. Statt Spanien oder Griechenland hat man die Ostsee oder die Mecklenburgische Seenplatte als Reiseziel ausgewählt.

Leider werden die Hoffnungen vieler Feriengäste auf einen erholsamen und entspannten Urlaub enttäuscht. Auf einen kalten und trockenen Frühling folgt leider ein kühler, unbeständiger und regnerischer Sommer. Nur wenige Tage kann man an den Ostseestrand oder Badesee gehen. Ist gerade mal ein einigermaßen warmer Tag und man möchte an den See gehen, ist das Strandbad möglicherweise auch noch geschlossen. Die Gemeinden haben wegen Corona Auflagen bekommen, die sanitären Anlagen ihrer Strandbäder an den mecklenburgischen Seen öfter zu reinigen und Personal vorzuhalten, das den Mindestabstand kontrolliert. Da sich hierfür keine Arbeitskräfte fanden, sind viele Strandbäder nur an bestimmten Tagen in der Woche geöffnet und sonst geschlossen.

Auch eine Paddeltour ist nur mit Einschränkungen möglich. Zwar haben die Bootsverleiher geöffnet, aber viele Wasserrastplätze und die hier angeschlossene Gastronomie sind geschlossen. Auch hier kann man aus Kostengründen oder mangels Personal die geforderten Auflagen nicht erfüllen.

Bei regnerischem Wetter möchten viele Familien mit ihren Kindern in ein Schwimmbad. Auch hier sieht es in weitem Umkreis mau aus. Sowohl der Hansedom in Stralsund, die Bodden-Therme in Ribnitz-Damgarten, die Therme in Greifswald, die Oase in Güstrow als auch die Müritz-Therme in Waren haben geschlossen. Einzige Attraktion in weitem Umkreis ist das Ozeaneum in Stralsund, wo sich in diesem Jahr mangels Alternativen eine lange Schlange vom Eingang in die Stadt zieht.

Eine große Familienferienstätte in meiner unmittelbaren Nachbarschaft ist auch geschlossen, obwohl sonst schon ein Jahr im voraus ausgebucht. Hier konnten sonst auch viele Urlaubsgäste ihre Kinder bei schlechterem Wetter mit zahlreichen Indoor- und Outdoor-Aktivitäten beschäftigen.

Ein ernstes Problem in unserer Region ist der akute Mangel an Arbeitskräften im touristischen Sektor, insbesondere Hotellerie und Gaststätten. Meist wird nur der Mindestlohn gezahlt, so dass für H4-Bezieher der Anreiz, eine Tätigkeit aufzunehmen nicht gegeben ist. Auch viele Frauen, deren Männer gut verdienen, würden gern in Teilzeit arbeiten. Nach Sozialabgaben und der höheren Steuerprogression bleibt aber vom zusätzlichen Verdienst einfach zu wenig übrig, als dass sich das Arbeiten lohnen würde. Aus diesem Grund verharrt ist die Arbeitslosigkeit in unserem Landkreis nach wie vor auf einem hohen Niveau.

Ohne Arbeitskräfte von unserem polnischen Nachbarn würde hier in Hotellerie, Gaststättengewerbe und zum Teil im Handwerk nichts mehr laufen. Mich wundert es immer wieder, wieso folgende Fragen von unseren Wirtschaftswissenschaftlern nicht gestellt werden?

- Warum führt ein lange anhaltender Arbeitskräftemangel nicht zu einem höheren Lohnniveau?
- Macht es Sinn, regionale Wirtschaftsförderung aus Steuermitteln zu betreiben, wo letztendlich Arbeitsplätze für ausländische Arbeitnehmer geschaffen werden?
- Kann man unser Steuer- und Abgabensystem nicht so gestalten, dass Erwerbsarbeit für den Einzelnen wieder attraktiv wird?
- Macht es Sinn, Sozialleistungen so zu dimensionieren, dass es finanziell attraktiver ist, ein drittes Kind vom dritten Mann großzuziehen, als einer sinnvollen Erwerbsarbeit nachzugehen?

Um jetzt nochmal zum eigentlichen Thema zu kommen. Viele Feriengäste brechen ihren Urlaub vorfristig ab und fahren frustriert nach Hause. Sie sagen sich dann: Nie wieder Sommerferien in Deutschland/Norddeutschland. Nächstes Jahr geht's wieder in den Süden.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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