Es ist ein Irrtum, zu glauben, man hätte das Andere verstanden, indem man ihm das Eigene überstülpt

Mephistopheles, Donnerstag, 02.07.2020, 14:18 (vor 1387 Tagen) @ Falkenauge1205 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Donnerstag, 02.07.2020, 14:29

Ähnlich wie das Koreanische hat auch das Japanische kein Wort, das dem deutschen Ich entsprechen würde. Das deutet darauf hin: Das eigene Wesen wird auch in Japan weniger individuell in sich selbst als vielmehr in den Beziehungen zu anderen und zur Welt, also im Gemeinschafts-Zusammenhang des "Wir" erlebt. Der Einzelne ist von der traditionellen Kultur her primär nicht in sich unabhängige Individualität, sondern Glied der Gemeinschaft, der er naturhaft eingeordnet ist.

Die ganz andersartigen Seelenverfassungen der ostasiatischen Völker zu kennen und zu verstehen, ist in der immer mehr zusammenwachsenden Menschheit für ein friedliches Zusammenleben von fundamentaler Bedeutung.
Siehe:

Das japanische umgekehrte Ich

Das ist eine typische Westliche Überstülpung. Wir definieren - die Spanier unter Franzisko Pizarro verfuhren mit den Indianern nicht anders (bis auf den heutigen Tag!) - die Japaner dadurch, wo sie nicht sind wie wir. Eben als negatives Abziehbild.
Und meinen dadurch - fälschlicherweise - dass wir sie verstanden hätten. Der erste, dem das auffiel, war Oswald Spengler, der das Axiom aufstellte, dass Verständigung zwischen unterschiedlichen Kulturen unmöglich ist. Deswegen kann ein Zusammenwachsen der Menschheit nur mit dem Tod der einen Kultur enden.

In Wirklichkeit können unterschiedliche Kulturen einander überhaupt nicht verstehen. Ein friedliches Miteinander ist nur möglich, wenn zumindest einer der beiden tot ist. Wer soll denn deiner Meinung nach sterben, damit endlich Frieden einkehrt? (Was wiederum, ebenfalls nach Oswald Spengler, nicht geschehen wird. Die Kriege werden dann eben von anderen geführt.)

Gruß Mephistopheles


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