Vielleicht müssen wir fliegen, wissen aber nicht, ob wir können

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Sonntag, 24.03.2019, 09:19 (vor 2097 Tagen) @ Herb2515 Views

Lieber Herb, Du hast doch völlig Recht, wenn Du sagst, wir sollten daran arbeiten, unsere Energieversorgung möglichst autark zu gestalten, da würde ich Dir niemals widersprechen, weil es vernünftig und logisch ist. Und selbstverständlich sollte in dieser Hinsicht geforscht und investiert werden, damit es in der Zukunft vielleicht irgendwann einmal so weit sein kann.

Aber das ist ja der springende Punkt: Aktuell gibt es keine Technik, die bereits ausreichend erforscht wäre, um unseren Zukunftstraum von der autarken Energieversorgung auch nur ansatzweise in die Wirklichkeit umzusetzen. Man tut aber so, als müsste man nur die vorhandene Technik massenhaft umsetzen, damit unsere Wünsche wahr werden. Mit dieser Art der Realitätsverweigerung gepaart mit idealistischen Wahnvorstellungen werden wir unsere Zivilisation binnen kürze gegen die Wand fahren.

Die Argumente gegen eine völlige Verstromung und Entkarbonisierung unserer Gesellschaft liegen für jeden, der sie sehen will, klar auf dem Tisch. Windräder und Sonnenkollektoren werden niemals in der Lage sein, die von uns benötigte Energie zu jedem Zeitpunkt sicher bereitzustellen. Es existiert keine Technik, die in der Lage wäre, Strom in großen Mengen günstig, dauerhaft und verlustarm zu speichern. Es existiert kein Leitungsnetz, das die riesigen Strommengen, die wir bei einer Umstellung auf Elektrizität verbrauchen würden, transportieren könnte.

Ich bleibe im Bild: Wir sind gerade dabei, die Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, mit Vollgas gegen die Wand zu fahren. Nicht, dass bei uns alles perfekt wäre und wir keine Veränderungen bräuchten, aber es findet gerade eine große Transformation statt und von der imaginären Zukunft existieren bei den Antreibern nur Baupläne für Luftschlösser.

Energiewende, Migration, Europäische Union, Genderirrsinn, Klimawandel, Fahrverbote - überall wird an großen "Veränderungen" gearbeitet, die wir vermeintlich für unsere Weiterexistenz bräuchten. Aber nirgends existiert ein auch nur halbwegs ausgereifter, plausibler und sicher umsetzbarer Plan, alles ist nebulös und wir vor allem ethisch-moralisch begründet.

Warum sollte gerade heute der Zeitpunkt sein, diese Dinge in die Tat umzusetzen? Wir laufen auf eine Klippe zu und sind uns sicher, springen zu wollen, wissen aber weder, wie tief der Abgrund ist, ob wir vielleicht fliegen müssen und vor allem, ob wir überhaupt fliegen können.

Unter diesen Voraussetzungen trotzdem springen zu wollen, ist im Grunde ein Selbstmordversuch, ohne das wir aktuell einen Grund dazu hätten.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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