Schöne Analogie

Phoenix5, Mittwoch, 12.12.2018, 16:07 (vor 2176 Tagen) @ Naclador4191 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 12.12.2018, 16:12

Hallo Naclador,


vielen Dank!

Dazu möchte ich anmerken, dass sich mir hier eine Analogie aufdrängt,
nämlich zwischen der Kulturgeschichte und der biblischen Geschichte vom
Turmbau zu Babel. Man betrachte den Turm als Symbol für den
zivilisatorischen "Aufstieg", die "babylonische Sprachverwirrung" für die
abnehmende Korrelation zwischen Zeichen und Bezeichnetem.

Schöne Analogie! Nicht nur die Sprache löst sich von der Realität und beginnt ein Eigenleben in einem selbstgeschaffenen Mythos zu führen, sondern auch die Sprache unter den Ständen differierenziert immer stärker aus. Macron wurde von den französischen Demonstrationen so überrascht, weil er - als Vertreter des Großkapitals und der Banken - überhaupt keinen Zugang mehr zur Denkweise des Volkes hat und genauso wird es anderen westlichen Führern ergehen, denn Paris hat gezeigt, dass die Massen nicht ohnmächtig sind und das hat eine verheerende Signalwirkung auf die ohnehin schon lange kultivierte und aufgestaute Wut des westlichen Normalbürgers. Spengler hat vor allem auch den Unterschied in der Denkweise zwischen Land- und Stadtbewohner herausgestrichen, der eine Kommunikation sukzessive verunmöglicht. Am Ende ist es die laute Sprache des Pöbels - jener Klasse, die der Kapitalismus heranzüchtet und sukzessive vergrößert - die dem Turm der großstädtisch-kopflastigen Abstraktion das Fundament entzieht und die Wolkenwandler wieder zur Erde zurückwirft. Strukturelle Gewalt hat den Turm gebaut - rohe Gewalt wird ihn wieder zerstören.

Ich nehme an, diese Geschichte war, wie so ziemlich alles in der Bibel,
von Anfang an metaphorisch gemeint. Möglicherweise bezieht sie sich auf
eine vergangene Hochkultur (vielleicht die babylonische, vielleicht auch
eine andere, möglicherweise viel ältere), in der mit fortschreitender
kultureller Entwicklung genau die gleichen Prozesse der Sprachdivergenz
abliefen, wie wir sie heute in unserer Kultur beobachten. Wir sind
inzwischen bereits wieder so weit in diesem Prozess fortgeschritten, dass
ein Diskurs zwischen den einzelnen Subkulturen kaum noch möglich ist. Wie
den Babyloniern wird es uns auch heute nicht gelingen, den Turm bis in den
Himmel zu bauen.


Das Bild rechts dürfte - so weit ich das recherchieren konnte - tatsächlich echt sein (also offziell von der EU entworfen) und aus den 90ern stammen:

[image]

Man fragt sich, was uns der Zeichner damit sagen wollte.

Beste Grüße
Phoenix5


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