Konsequente Entwicklung
Hallo Oblomow,
die Erkenntnisse der Simulationstheorie, dass sich die Wirklichkeit in den Zeichen ihrer technischen Reproduzierbarkeit auflöst und zur Simulation einer Realität wird, impliziert auch das Verschwinden des Menschen. Der digitale und der gentechnische Übergang markieren einen "Zustand der anthropologischen Ungewissheit", in dem das Menschliche und das Maschinelle einen "integrierten Schaltkreis" bilden. Die Bereiche des Menschlichen und des Maschinellen sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden.
Für Jean Baudrillard wird das Humane, wie wir es bisher kannten, zu einem ausschließlich historischen Phänomen, das unter der Herrschaft des Technischen im Zeitalter der Simulation endgültig und unwiederbringlich verloren geht. Das Andere und das Abweichende werden in den Hintergrund treten, vielleicht sogar das Begehren. Das gilt nicht für das Begehren eines ewigen Lebens. Bestimmte komplexe, problematische und dramatische Dimensionen des Lebens werden ausgemerzt und beendet. Das Ergebnis wäre eine bereinigte und letztlich auch sehr puritanische Welt – die Marcel Duchamp in seinen Readymade schon vorwegnimmt.
Wir werden in einer Welt ohne übergeordnete Sinnstrukturen, Bedeutungen und Bestimmungen leben. Kurz: wir verlieren die Transzendenz, die Anthropologie und die Ästhetik. In dieser neuen Welt verändert sich auch die Sprache, die den Anderen ja als Gegner und Spielpartner braucht. Sie ist eine Form der Verführung, indem sie die Sprechenden zwecks Austausches ihrer Positionen wechselseitig ins Spiel bringt.
Das Leben neigt sich endgültig zur Seite des Guten bei gleichzeitiger Eliminierung seines verfemten Teils – des Bösen. Aber: "Wer seinen verfemten Teil ausmerzt, besiegelt seinen eigenen Tod."
Gruß â€“ Ostfriese