Nichts Genaues weiß man nicht.

nereus, Freitag, 14.09.2018, 17:32 (vor 2295 Tagen) @ Diogenes Lampe5924 Views

Hallo Diogenes Lampe!

Sie schreiben: Deshalb ja meine Zwischenüberschrift, dass Höcke dann am besten ist, wenn er besonnen handelt und nicht den großen Otto gibt. Und das tat er diesmal. Ironischerweise erweckte er aber offenbar keine Erwartungen, sondern enttäuschte sein Publikum. Das mag in diesem Fall ungerecht sein, ist aber gut und gesund. Das erdet ihn wieder als Sterblichen. Nicht große Worte eines Oberlehrers an die Deutsche Nation waren gefragt, sondern weitsichtig überlegtes Handeln. Das kann er also auch.

So kann man das sicher sehen und aus sicherem Abstand heraus läßt es sich für mich auch gut aus dem gelben Sofa pupen. [[zwinker]]
Wie die Lage vor Ort war und wie man dann ggf. schnell reagieren mußte, weiß ich natürlich nicht und daher geht die Verteidigung auch völlig in Ordnung.

Ich will meine Ansicht nicht verhehlen, dass bei ihm die Gefahr besteht, dass gewisse Dienste, die Deutschland nicht wohl gesonnen sind, seine demagogischen Fähigkeiten wohl zu schätzen wissen.

Wie immer man seine Fähigkeiten bewertet, er hat mitunter eine Art, die mich zumindest besorgt macht.
Ich habe ihn zweimal live gesehen und die lauter werdende Stimme und die fast singenden, lang gezogenen Worte wurden mir ein wenig unheimlich, obwohl die Umstehenden das eher als aufmunternd (oder gar aufpeitschend) empfanden.
Ich verließ die Veranstaltungen mit einem merkwürdigen Gefühl.
Er hatte nichts Falsches gesagt, aber wie er es gesagt hat, hat mir nicht gefallen

Denn die Aussicht, dass er morgen vielleicht Hunderttausende von Zornigen auf der Straße bewegt, deren begeisterte Erwartungshaltung - bei manchen gar Erlösungshoffnung an ihn sich in solchen Situationen jedoch schnell ins Gegenteil verkehren kann, wie ja auch Ihr Bericht andeutet, sollte für ihn eher eine Warnung sein, als Glückshormone aktivieren.

Erlösung oder Erlöser sind gute Stichworte.
Ich weiß nicht, ob er in seiner Ausdrucksweise eher Mitte des 19. Jahrhunderts zu verorten ist, wo Burschenschaften leidenschaftlich ums Vaterland rangen, wir dort aber über keine Audio-Mitschnitte verfügen, oder er mehr ins 20. Jahrhundert paßt, wo auch Massen bewegt werden konnten.

Das läßt ihn vielleicht mal darüber nachdenken, welche Kräfte er da eigentlich bewegt, wenn er in der Öffentlichkeit uns alle zu „Preußen“ machen will. Es gibt genug Narren, die ihm auf diesem Holzweg folgen. Ich frage mich aber auch, ob er als liebender Vater von vier Kindern seinem pathetischen Nationalpatriotismus auf der Straße am Ende gewachsen ist?

Das ist eine gute Frage.

Leidenschaften entfachen ist das Eine. Sie wieder einzufangen, das Andere.

Hier wäre meine Frage, ob diese Leidenschaften auch wirklich eingefangen werden sollen?
Er wäre nicht der erste Agitator, der ggf. auf der Payroll anderer Kräfte steht, deren Strategie es war, die Leute aufeinander zu jagen.
Ich möchte ihm nichts unterstellen, aber wenn man sich über 2 Jahrzehnte mit Geopolitik beschäftigt hat, sieht man sehr viele Fliegen an der Wand.

Das ändert für mich aber nichts daran, dass er nach meinem Dafürhalten in Chemnitz objektiv klug entschied und genau richtig gehandelt hat, weil er den besseren Überblick hatte.

Ja, das unterschreibe ich.

Ich glaube, er hat ein gutes Herz. Für einen echten Demagogen ist er deshalb gottseidank zu naiv. Aber genau das ist auch gefährlich für ihn, weil er seine Wirkung auf Freund und Feind vielleicht nicht wirklich abschätzen kann. Vor allem aber nicht die auf sich selbst.

Ich sage es mal so.
Ich kenne Herrn Höcke nicht persönlich.
Aber ich habe mindestens zweimal in meinem Leben in der DDR die Erfahrung gemacht, das ausgerechnet die Leute, denen ich sehr vertraut habe, sich später als Stasi-Spitzel entpuppten und das hat mich tief getroffen, auch wenn ich selbst keine größeren Nachteile durch sie erleiden mußte.
Seitdem vertraue ich Niemandem mehr (hinsichtlich Politik oder Geschäft), weil dieser gesellschaftliche Maskenball nie abgesagt wurde – bis heute nicht und vermutlich gehört das auch dazu.

Nennen Sie mich auch naiv!
Aber ich glaube, in ihm steckt ein Politiker, der den Anspruch an sich hat, ein anständiger Politiker zu sein. Das nehme ich ihm bis jetzt jedenfalls ab; trotz seiner vielen Dummheiten, die er turnusmäßig in seiner Rolle als puschender Provokateur so von sich gibt.

Möglicherweise haben sie recht und ich irre mich, weil ich unter einer etwas hartnäckigen Paranoia leide.
Oder vielleicht handelt sich dabei auch um das "Wollenberger-Lengsfeld Syndrom", einer Krankheit die nur schwer behandelbar ist. [[zwinker]]

Aber auch integre Politiker sind nicht selten politische Idioten. Noch öfter nützliche. Sein Vertrauen zu Bachmann ist da schon bemerkenswert.

Das ist auch so ein Punkt!
Bachmann ist für mich ebenso ein spezieller Fall obwohl er durchaus einiges bewegen kann.
Doch ich erinnere an den Zwist zwischen ihm und Tatjana Festerling.
Ob hier nur zwei Alphatiere aufeinander prallten oder es hier andere Hintergründe gibt, kann ich nicht sagen, aber sind zumindest Dinge, die man zur Kenntnis nehmen sollte.

Und Wolfgang Schnur oder Ibrahim Böhme, den ich noch als Manfred Böhme kennenlernte, die sich beide als Systemgegner generierten, hinterlassen halt mehr oder weniger tiefe Spuren.
Böhme war ein faszinierender Mensch, der viel wußte (zumindest nahm man es so wahr), aber am Ende eben doch nur ein Verräter.

Hinweis: Diese beiden Politiker haben allerdings nichts mit den von mir zuvor genannten Spitzel-Erfahrungen zu tun.

Aber das alles ist nur ein flüchtiger Eindruck von mir. Ich kann da auch völlig daneben liegen.

Da stimme ich jetzt vollumfänglich und zu 110 % zu. [[zwinker]]

mfG
nereus


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