Wenn Erdogan eine Grube gräbt Teil 2

Diogenes Lampe, Donnerstag, 22.02.2018, 12:00 (vor 2478 Tagen)4464 Views

Der Schlüssel zur Neuordnung des Orients

Eines lehrt uns die Geschichte des Nahen Ostens: Der Schlüssel zur Neuordnung dieser für die Beherrschung Eurasiens seit den ersten Kreuzzügen so enorm wichtigen Gegend lag für die Weltmächte keinesfalls nur in Syrien, im Libanon, Israel, kurz, der Levante, sondern immer auch in Anatolien als eurasischem Brückenkopf. Und der Schlüssel zur Beseitigung der heutigen Türkei als Nationalstaat und geopolitischen Machtfaktor ist und bleibt die Kurdenfrage, die auch Attatürk durch sein „Bergtürkenkonzept“, mit dem er einen Kurdenstaat durch pure Ignoranz verhindern wollte, nicht mal im Ansatz lösen konnte.

Um nun das Folgende richtig einordnen zu können, empfehle ich noch die beiden unten verlinkten Texte zur Lektüre. In denen habe ich die Pläne Trumps zu einer neuen arabischen NATO unter der Führung Israels, Saudi-Arabiens und Ägyptens beschrieben:

https://web.archive.org/web/20170703002404/http://www.geolitico.de:80/2017/05/24/die-gu...

https://web.archive.org/web/20170702114655/http://www.geolitico.de:80/2017/06/07/vom-ka...


Wie die „Westliche Wertegemeinschaft“ von der religiösen Aufspaltung der islamischen Welt in die rassistische übergeht und warum

Als die Neocons unter Bush senior den säkularen Irak Saddhams in die von ihnen inszenierte Kuweitkrise verwickelten, begannen sie gleichzeitig, die Feindschaft zwischen Sunniten und Schiiten für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Nach dem Motto: Teile und herrsche. Als sie dann nach 911 unter Bush junior Afghanistan überfielen und in den Irak einmarschierten, warnte der deutsche Journalist und französische Geheimdienstler Peter Scholl-Latour die Bushkrieger wie die Briten davor, mit ihrer imperialen Weltmachtpolitik am Ende lediglich den Iran zu stärken und als mächtigste Streitmacht der Welt im irakischen Treibsand zu versinken. Genau so sollte es kommen.

Der Iran mit seinem Schiiten-Vatikan in Ghom gewann enorm an Einfluss auf die große schiitische Bevölkerung im Süden des Irak und deren religiöse Zentren Kerbela und Nadschaf. Er konnte diesen schließlich über den schiitischen Halbmond bis in den Libanon, also bis ans Mittelmeer und an die Grenze Israels ausdehnen. Dieser Prozess wurde durch den Syrienkrieg noch verstärkt, der Assad entgegen den Hoffnungen der Neocons als Verbündeten des Iran nicht von der Macht entfernen konnte. Dagegen wurde das Bündnis zwischen Syrien und der schiitischen Hisbolla im Libanon gestärkt. Das widerum setzte Israels Neocons in der Regierung Netanjahu unter enormen Zugzwang, der sich nun immer wieder durch Angriffe auf syrisches und libanesisches Territorium entladen muss.

Doch seit dem Eingreifen der Russen in Syrien sind die militärischen Möglichkeiten Israels signifikant eingeschränkt worden. Ihr Plan, die USA für einen Großangriff auf den Iran zu bewegen, ist unter Obama gescheitert. Mit Trump, einem erklärten Gegner der Neocons, ist er nicht mehr durchsetzbar. Aber den Armageddhon-Zionisten und Messianisten unter Netanjahu wird diese Mohrrübe durch Trump erst einmal weiter vor die Nase gehalten.

Nicht mehr Sunniten gegen Schiiten, sondern Araber gegen Perser

Dennoch muss auch Trump den Einfluss des Iran eindämmen, will er angesichts der Schwindsucht des Petrodollar die Neuaufteilung des Mittleren und Nahen Ostens unter Berücksichtigung seiner schrumpfenden militärischen Möglichkeiten und Ressourcen auch künftig weiter mit bestimmen. Die Trump-USA sind nun mit dem Globalisten-Vatikan und ihrem neuen irakischen Präsidenten al Abadi übereingekommen, einen strategischen Frieden zwischen arabischen Sunniten und Schiiten zu stiften und die persischen Schiiten der Umma (der Einheit aller Moslems) zu isolieren. Das schiitische Zentrum des Islam soll also nun im Gegenzug wieder aus dem iranischen Ghom in die irakischen Pilgerstätten Kerbela und Nadschaf verlegt werden und somit die irakischen, d.h. arabischen Schiiten, die bisher im Kampf gegen die Amerikaner eng mit den iranischen, also persischen Schiiten verbunden waren, auf die sunnitisch arabische Seite ziehen.

Dieses ethnische Ausspielen der arabischen Schiiten gegen die persischen, die natürlich auf blanken Rassismus hinaus laufen muss, erfordert allerdings, den radikalsunnitischen Wahabismus, der durch den sogenannten Islamischen Staat vor allem die gemäßigten sunnitische Araber zu Tausenden abschlachten ließ und der von den Kopfabschneidern der Monarchie Saudi-Arabiens, dem „Schweinehund“ der amerikanischen wie israelischen Neocons, ausgegangen ist, zu „reformieren“, d.h. in seiner mörderischen und vor allem extrem menschenverachtenden Radikalität etwas abzumildern. Denn die wahabitische Missionierung per Fleischermesser kommt immer weniger bei den sunnitischen Arabern an. Geschweige bei den schiitischen.

So kommt es also nicht von Ungefähr, dass der neue saudische Kronprinz die alten Vertreter der harten wahabitisch salafistischen Linie erst einmal verhaftet hat, um ihnen entsprechende Zugeständnisse abzupressen. Auch der einst von der Vatikan-CIA, seinem Mossad und der Muslimbrüderschaft geschaffene Islamische Staat sowie das radikalislamische Netzwerk Al Qaida stehen mit ihrem sunnitischen Radikalismus diesen Vereinigungsplänen Trumps und Israels gegen die Perser im Weg, weshalb auch Trump bereit war, mit den Russen zusammen den IS wieder abzuschalten und die Überreste von dessen Mörderbanden zu eigenen Zwecken mal wieder umzudeklarieren.

Katar als einer der Hauptfinanziers des salafistischen Terrors gegen die sunnitischen Araber Syriens hat sich gleich ganz auf die russisch-iranische Seite geschlagen, was die Wut der anderen arabischen Golfstaaten verständlich macht, mit der sie Katar isolieren wollten. Denn damit wird das britische Piratennest nun zum Gegner einer arabischen Umma gegen die Perser und stellt sich somit gegen die Pläne Trumps, Al Sisis, Netanjahus und des Vatikan. Dafür durfte es sich mit den Segen Putins und Xis signifikant an Rosneft beteiligen.

Was der Westen also im Nahen und Mittleren Westen vor allem vor hat, ist eine Art Versöhnung zwischen den arabischen Sunniten und arabischen Schiiten, damit sie gemeinsam als arabische Umma gegen die Perser kämpfen. Dazu soll die von mir bereits erwähnte arabische NATO, die Trump gerade mit dem Papst, Netanjahu und Al Sisi auf die Beine stellen will, dienen. Ihr Zustandekommen hängt jedoch auch noch mit der nach wie vor ungelösten Palestinenserfrage zusammen. Ohne ihre Lösung wird auch diese arabisch-israelische NATO gegen den Iran nicht zustande kommen können. Ich könnte mir daher vorstellen, dass Trump deshalb Netanjahu und seine Neocons über innerisraelische Proteste und Korruptionsanklagen los werden will und auch deshalb in der Frage der Verlegung der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem die Israelis unter Einigungsdruck setzt. Denn mit diesen Bush-Leuten kann keine arabisch-israelische Allianz gegen den Iran geschmiedet werden. Der Haß der Araber auf sie ist einfach zu groß.

Warum gegen den Iran?

Man schlägt den Sack und meint den Esel. Der wesentliche Grund für Trumps Kampf gegen den ressourcenreichen Iran ist, dass er sich in Eurasien gegen die Russen wie Chinesen behaupten muss, was ihm problemlos gelänge, könnte er sich des Irans bemächtigen. Sein Hauptaugenmerk dürfte dabei aber vor allem auf die Eindämmung Chinas gerichtet sein, das er so nicht nur im Pazifik in Schach halten will, sondern auch auf dem eurasischen Kontinent von der Landseite her. Denn hat er erst mal den Iran, dann ist es auch wesentlich leichter, sich weiter in Afghanistan zu halten und den Einfluss Chinas auf Pakistan zu unterbinden.

Das bringt ihn jedoch teilweise in Konflikt mit den Interessen der eng mit dem Vatikan verbundenen Briten und Franzosen. Rom wie London unter Pfaffentocher May und Paris unter dem Jesuitenzögling Macron wollen ein Bündnis mit China gegen den Erzfeind Russland anstreben, um dessen Machtstellung in Syrien wie auch die (der Not gehorchend, nicht der eigenen Triebe) ins russische Lager strebenden Teile der Wirtschaftseliten der EU auszubremsen. China widerum geht insoweit auf den falschen Franziskus, die May und Macron zu, dass es hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: Es kann die Briten und Franzosen einerseits als Preis für diese Allianz gegen Trump zwingen, sich mit dem Seidenstraßenprojekt zu arrangieren und andererseits dadurch als Großinvestor immer stärkeren Einfluss auf die Londoner City ausüben, der das Wasser bis zum Hals steht. Paris, das immer tiefer in seine Wirtschafts -und Finanzkrise gleitet, muss seine Exportchancen in Peking erhöhen. Gleichzeitig versucht Macrons Regierung panisch, den „Raubzug“ chinesischer Investoren in Frankreich zu blockieren. Mit mäßigem Erfolg. Dazu kann China noch die Pläne des Vatikan für eine globale Weltregierung benutzen und daraus sein eigenes Geschäft machen. Denn ohne China ist das alte Kreuzfahrer -und Jesuitenprojekt nicht durchsetzbar. Das wissen Macron wie der Papst und gehen mit ihren Wirtschaftsexperten und Bischöfen brav in der Verbotenen Stadt Türklinken putzen.

Zunächst bemüht sich der Jesuitenpast, erst einmal im Streit um die katholischen Gemeinden in China mit der Kommunistischen Partei eine Einigung zu erzielen. Das scheint zu klappen. Denn Xi und Franziskus sind übereingekommen, sich in der so lange strittigen Frage der Bischofsernennungen ein gegenseitiges Veto zuzugestehen. Ein wichtiger Schritt zur Vertrauensbildung, heißt es.

Der römisch -britische Eindämmungsversuch Russlands durch China

Rom und London müssen bestrebt sein, Russland als Hauptressourcenlieferanten für China wie für die EU einzudämmen. Damit steht und fällt auch die wirtschaftliche und finanzielle Expansion Pekings. Das kann jedoch nur gelingen, wenn die Briten und Franzosen im Bündnis mit den Amerikanern im südlichen Eurasien und Afrika ihre Hand auf die dortigen Ressourcen halten und sie so China als die eigenen und als Alternative zu den russischen anbieten können. Gleichzeitig soll die Helotenruppe der Deutschen, namens Bundeswehr, in diese Ressourcenscharmützel der Briten und Franzosen via EU und NATO verwickelt werden und die Merkel-BRD bezahlt das brav aus deutschen Steuergeldern. Auch so wird weiter verhindert, dass sich Deutschland mit Russland und China verbündet.

Da China aber angesichts seiner Bevölkerungsmassen und seiner enormen industriellen Entwicklung seit Deng Xiao Ping mit dem weltweit größten Hunger auf Ressourcen auf diesen beiden Kontinenten selbst sein Engagement ausweiten muss, um einerseits sein Seidenstraßenprojekt golbal auszuweiten und sich andererseits nicht in völlige Abhängigkeit von Russlands Ressourcen begeben zu müssen, geraten die beiderseitigen Interessen des Westens und Chinas gegen Russland in einen antagonistischen Widerspruch. China muss die Briten also ausmanövrieren, indem es das perfide Albion hier gegen die Russen und dort gegen Trump ausspielt. Den Russen dürfte das Spielchen seiner römischen und britischen Erzfeinde aber auch ganz recht sein. Es hält die Chinesen einerseits beschäftigt und andererseits kann das russische Militär, das gegenwärtig wohl das effektivste der Welt ist, seinen Einfluss auf große Teile Arabiens, auf den Iran, Südostasien und Südamerika ausweiten. Denn da, wo der Chinese investiert und baut, ist der Russe zur militärischen Absicherung der jeweiligen Projekte nicht weit. In arbeitsteiliger Übereinkunft mit China, das überall in der Welt bauen und investieren will, schützt das russische Militär die Handels-und Versorgungsrouten nicht nur in Chinas Unterbauch an den Küsten Vietnams, Kambodschas und Myanmars. Auch der Wiederaufbau Syriens durch Russen (Pipelines) und Chinesen (Häuser, Infrasturktur) wird bereits mit Assad verhandelt.

Die Türken hat Russland längst in der Tasche. Es liefert ihnen seine eigenen militärischen Waffensysteme und kann mit Erdogan, der nun von diesen und nicht mehr von denen der NATO abhängig ist, als russischen „Schweinehund“ gegen die NATO nicht nur Energietransitversorgungswege in Anatolien bauen, sondern die Türkei an die russischen Ressourcen und Märkte binden und dabei sogar die NATO blockieren.

Dennoch ist Russland sicher nicht daran interessiert, dass die chinesischen Träume eines russlandunabhängigen Zugriffs auf die vom Reich der Mitte dringend benötigten Ressourcen der Welt in den Himmel wachsen. Insofern dürfte Moskau, das selbst proklamiert hat, dass es ein eurasisches Staatenbündnis anstrebt, das von der Pazifikküste bis zum Atlantik, von Wladiwostock bis Lissabon reicht, die Eindämmungsversuche Roms, Londons und Washingtons gegen Russlands wie Pekings Einfluß in Eurasien eher gelassen sehen. Denn sein wirtschaftlicher Türöffner in die EU sind ausgerechnet die Chinesen.

Der rote Kaiser Xi wird einen Teufel tun, es sich mit den Russen zu verderben, um sich dafür wieder in westliche Abhängigkeit zu begeben. Zumal sich die Russen ja auch mit Trump gegen China verbünden könnten. Sie wissen auch, dass Staaten keine Freunde haben sondern Interessen. Und ebenso ist ihnen bekannt, dass die Russen den enormen wirtschaftlichen Aufschwung Chinas und seine schier unbegrenzten Investitionsmöglichkeiten solange als Bedrohung empfinden müssen, solange sie nicht die entscheidenden Energielieferanten für das Reich der Mitte sind.

Nach altchinesischer Tradition wird das Reich der Mitte hier also auch den Mittelweg wählen und klug zwischen Russland und dem Westlichen Imperium balancieren. Mit Hilfe chinesischer Investitionen wird die EU weiter geschwächt. Ohne die Russen wird es auch keine weltweite Akzeptanz des Seidenstraßenprojekts geben. Das römisch-britische Kalkül, die EU von Russland fern zu halten und China gegen Russland zu lenken, wird also letztlich nicht aufgehen. Eher stürzt der inzwischen vollständig von den globalistischen Jesuiten beherrschte Vatikan in sich zusammen. Unübersehbare Anzeichen mehren sich auch hierfür...


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