Der Anfang unserer Nahrungskette

helmut-1, Siebenbürgen, Donnerstag, 19.10.2017, 07:14 (vor 2593 Tagen)6348 Views

Hab mir da was aus meinen Gehirnwindungen gesogen, das auch bei f+f abgedruckt ist.
Anlass war zweierlei:
Zum einen habe ich vor einiger Zeit schon einen diesbezüglichen Kommentar geschrieben, und zum anderen die Meldung heute in den Frühnachrichten.

Mein damaliger Kommentar:
"Ich habe noch keine Antwort drauf gefunden, warum wir in Rumänien in diesem Jahr fast keine Insekten registriert haben (Gelsen - Stechmücken, Wespen, etc.). Was sich hinaufpotenziert, in diesem schönen Lande, das ist zum einen der Elektrosmog (Jede Mobilfunkfirma deckt alles flächig ab, neben den anderen Spielereien), und zum anderen die Zunahme der Pestizide sowie die Menge der genmanipulierten Anbaugebiete."

Niemand hat drauf reagiert. Dadurch war ich der Meinung, dass meine Beobachtungen vielleicht nur in Rumänien zutreffen.

Mitnichten.

Grad hab ich in den ersten Frühnachrichten im ZDF genau dasselbe gehört, auf Deutschland bezogen. Man spricht von einem Rückgang in den letzten Jahren um 75%. Man vermutet die Landwirtschaft als Verursacher, und man äußert deshalb die Bedenken, weil die Insekten am Anfang der Nahrungskette stehen.

Was mich aber interessiert:

Die Insekten kennen keine Staats- oder Landesgrenzen. Deshalb liegt meine Vermutung nahe, dass es kein deutsches oder rumänisches Problem ist, sondern ein europäisches, oder sogar ein weltweites?

Die Gründe? Hier hält man sich bedeckt, zumindest tappt man da im Dunkeln. Man bringt die Landwirtschaft ins Spiel. Dabei die flächendeckende Landwirtschaft, - man kann es auch auf die industriell betriebene Landwirtschaft beziehen.

Was es aber dabei ist, - vielleicht die Monokulturen, der Maschineneinsatz, die Verwendung von Pestiziden, - natürlich ist auch Glyphosat im Gespräch -, auch von der rasanten Abnahme von Wildflächen, also Flächen, die naturbelassen bleiben, mit allen Unkräutern und sonstigem. Aber man kann den Schuldigen nicht benennen. Man spricht von unzähligen Spuren, die der Täter hinterlassen hat, wobei man die Landwirtschaft meint, aber man kann keine Beweise draus ableiten.

Ein sehr bemerkenswerter Artikel ist in der faz, und er ist zeitnah, - nämlich aus diesem Jahr:

http://www.faz.net/aktuell/wissen/insektensterben-hat-es-sich-bald-ausgekrabbelt-151116...

Die Präzision des Artikels, auch die dabei verwendete Rhetorik, das wundert mich sogar bei der faz. Dürfte aber weniger am Konzept dieser Zeitung liegen, als an der Fähigkeit des Verfassers des Artikels.

Natürlich kann man auch die Quintessenz der Insektenforscher übernehmen, die darauf bauen, dass sich die Natur relativ schnell regeneriert oder auch an andere Situationen anpaßt und dieses Insektendefizit wieder ausgleicht. Angesichts der Logik, dass die Insekten am Anfang der Nahrungskette stehen, sollten wir uns da aber auch Gedanken drüber machen.

Wir können diese Argumente auf die Seite schieben, wir können aber auch untersuchen, wie es mit dem nachfolgenden Glied dieser Nahrungskette aussieht, und ob man da bereits Beeinträchtigungen feststellen kann.

Nun kommts:
Wieder wird man fündig. Und das nicht erst seit gestern, aber auch wieder mit zeitnahen Artikeln:

Aus 2014:

https://www.welt.de/wissenschaft/article133926552/In-Europa-sterben-die-Voegel-in-Masse...

Aus diesem Jahr:

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/zahl-der-voegel-geht-stark-zurueck-lebenr...

Wer dann als nächstes an der Reihe ist, sich zu reduzieren, das überlasse ich der Phantasie. Aber ich denke, dass eine genaue und intensive Analyse, basierend auf Feld- und Laborversuchen, die Ursachen aufdecken oder zumindest eingrenzen könnte.

Aber will man das überhaupt? Oder hat man Angst vor dem Ergebnis?

Man schielt immer wieder auf die Landwirtschaft. Die Vermutung liegt ja auch nahe, weil die Insekten ja überwiegend auf dem Land und bei jeder Wirtschaft vorkommen. Aber was macht ein guter Kriminalbeamter bei einem Gewaltverbrechen, wenn kein Täter feststeht? Er ermittelt in allen Richtungen. Genau das macht man hier nicht. Man beschränkt es auf die Landwirtschaft.

Wenn wir den in den drei Artikeln der Zeitungen angesprochenen Zeitraum betrachten, dann haben wir neben einer Veränderung der Anbauflächen und -methoden auch eine Zunahme von Überlandleitungen, von regelrechten Antennenwäldern, usw.

Ich denke, dass jedem bekannt ist, wie Kleinsäuger auf bestimmte Töne reagieren, die das menschliche Ohr nicht wahrnimmt. Deshalb verwenden wir auch so eine Art Ultraschallgerät zur Abwehr von Mäusen im Hausflur.

Kann man sich nicht vorstellen, dass die Beeinträchtigung des menschlichen Wohlbefindens durch Elektrosmog, was immer wieder in verschiedenen Artikeln angesprochen wird, sich noch extremer auf die Insekten auswirkt? Hat das mal jemand untersucht? Ich weiß es nicht. Ich hab nur bemerkt, dass es von niemanden angesprochen wird.

Als wir beim Bundesheer unsere Hauptaufgabe darin sahen, in Wald und Wiese unsere Tätigkeiten zu erlernen, da gab es zahllose Nächte, die wir im Freien verbrachten. Natürlich gabs da auch die stechenden Quälgeister, mit denen man sich auseinanderzusetzen hatte. Interessant nur, dass wir, wenn wir in der Nähe oder unter einem Strommast einer Überlandleitung die Nacht zubrachten, weil dieses Objekt "bewacht" werden musste, dann deutlich weniger Probleme mit den Stechern hatten.

Das war aber Anfang der 70er Jahre. Was ist heute? Um wieviel % hat sich das in der Menge erhöht, was da so im Äther herumschwirrt? Fragen über Fragen, aber kaum Antworten. Lohnt es sich wirklich nicht, darüber nachzudenken?

Wieder schließe ich wie bei meinem damaligen Kommentar mit der Passage aus dem bekannten Maikäferlied von Reinhard Mey:

"...Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh'n, denn vielleicht schließ' ich daraus -

Vielleicht geh'n uns nur die Maikäfer ein kleines Stück voraus.."

https://www.youtube.com/watch?v=1BuCSPYI0s4


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