Elend hilft sicher nicht!

heller, Montag, 31.07.2017, 17:40 (vor 2468 Tagen) @ Herb1924 Views

Wenn ich Dein Posting richtig interprätiere, meinst Du, dass der Deutsche Michel glücklicher ist, wenn alles in Scherben liegt (Ehe, Kinder, Vermögen).
Denn dann wird er den Schmerz merken sagen: Das ist nicht das, wofür ich mir den Arsch aufgerissen habe!
Und dann legt er los im blinden Eifer und baut auf und schafft beim Daimler am Band oder hat in seinem Schrebergarten noch Zeit, einen Gartenzwerg aufzustellen?
Und dann ist er abends k.o. aber glücklich?

Um glücklich zu sein, braucht es einigermaßen verlässliche Umstände im Äußeren. In Zeiten des (Bürger.)krieges, des Hungers oder von Epedemien ist es vermutlich schwierig, wirklich einen klaren Kopf zu haben und mit sich und der Welt im Einklang zu sein.
Eben dieses "Friedenfinden" ist hier und heute einfacher als es in Jahrhunderten war. Was viele davon abhält, ist aber nicht der Wohlstand, sondern der vernebelte Kopf: Fernsehen, Youtube, WhatApp, noch ein größeres Auto, noch ne schönere Frau usw. haben wollen und auf der anderen Seite die Sorgen um den Dax, die Autoindustrie, den Job, die Kulturbereicherer, die korrupten XYs, die Besatzer, den Weltuntergang und so fort. Im Hamsterrad wird aus Gier oder aus Furcht gerannt.
Und schließlich gibt es noch die Hängematte: Scheinbar schlaues Leben, keine Probleme, Routine,.. und schale Sinnlosigkeit.

Bei allen diesen Gruppen gäbe es immer noch genügend Leidensdruck, sich auf den Weg zum "wahren Glück" zu machen, wenn sie feststellen, dass sie auf die Befriedigung ihrer Sehnsucht durch äußere Dinge lange warten können.
Es ist wohl das größte Versäumnis unserer "Zivilisation", diesen Zusammenhang nicht stärker hervorzuheben: eben dass das Glück innen zu finden ist und nicht außen (dass aber natürlich - debitistisch/ urschuldmäßig - ein Grundstandard im Außen notwendig ist). Stattdessen lässt sich der größte Teil der Bevölkerung komplett vom Außen einnehmen, von den bunten Illusionen einlullen oder von den Drohungen in übertriebene Angst scheuchen.
Anstelle eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen Muse und Beschäftigung, werden die einen zur pausenlosen Arbeit, die anderen zur Arbeitslosigkeit und die dritten zur Dumpfheit gezwungen.

Aufklärung wäre notwendig, nicht Revolution oder Krieg.
Das Gelbe ist im Prinzip schon ein wichtiger Beitrag - manchmal ein klein bisschen zu ernst oder zu hoffnungslos auf der Angstmachseite.

My 2 Cents...


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