Homophobie ist ein Stigmatisierungstool
Ich habe im Leben nie etwas gegen Schwule gehabt und ich werde dies weiterhin so zu halten, weil ich in meinem Bekanntenkreis so einige davon habe, die ich menschlich sehr hoch achte. Nicht zuletzt, weil diese, mir befreundeten Schwulen ihre sexuellen Neigungen weder politisieren, noch mir jeden Tag damit auf die Nerven gehen. Sie sind halt schwul, leben anders als ich und es sind ausschließlich diese Bekannten, die mich - angesichts der öffentlichen Debatte - davor bewahren, schwer homophob zu werden. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Schwulen so ist.
Ich finde Gay und Queer Culture und alles was dazu gehört großartig - auch als jemand der definitiv nicht aktiv daran teilhaben will. Die Natur hat es eben eingerichtet, dass es Menschen mit diesen Neigungen gibt und immer gegeben hat und sie haben ihr Soziotop errichtet, das einzigartige Dinge und Menschen hervorbringt - alleine das ist schon Existenzberechtigung genug.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass es weder normal ist noch sonderlich erstrebenswert, homosexuell zu sein - in Anbetracht der natürlichen Probleme die sich daraus ergeben:
- Die nicht stattfindende Reproduktion
- Daher auch die Nicht-existenz einer Familie
- Die (bei Männern) oft beobachtete Sexualitätszentriertheit (Darkroom etc...) und die daraus resultierenden gesundheitlichen wie emotionalen Risiken
- Die menschlichen Tragödien die sich aus all dem ergeben (vor allem im Alter)
- Und natürlich auch das Stigma - aber eben nur als Cherry on the Top
Wer all das auf sich nehmen will, weil er in sich den Drang spürt sein eigenes Geschlecht lieben zu müssen - bittesehr. Aber man sollte eben nicht leugnen, dass dies ein harter Weg ist - und vor allem im höheren Alter wird.
Schwul sein bedeutet oft dramatisch zu Leiden - ein sich selbst generierendes Leid, das nicht aus Diskriminierung resultiert, sondern aus der Natur homosexueller Existenz selbst. Vieles innerhalb der Queer und Homokultur sind Kompensationshandlungen die sich genau an diesem Leiden abarbeiten, Strategien, es zu mildern, die Not zur Tugend zu machen etc...
Ich bewundere diesen Kampf, ich schätze die Ergebnisse - aber wünschen tu ich es niemandem, so wie ich paraolympische Sportler bewundere, aber niemandem ein Leben im Rollstuhl wünsche oder mich der Illustion hingebe, dies sei "ganz normal".
Zu glauben, man könnte diese fundamentalen Unterschiede in der Lebensführung mit Adoption und Eherecht kompensieren - sprich den Schwulen in eine gutbürgerliche 08/15 Existenz bringen, indem man ihm alle Attribute umhängt die vermeintlich dazugehören, ist so naiv wie die Annahme, ein Hase würde ein Vogel, wenn man ihm einen Schnabel aufklebt.
Die Homosexuellenjakobiner bei diesem Versuch, ihren Phantomschmerz zu besiegen scheitern zu sehen, wäre ja eine Sache, die man relativ gelassen hinnehmen könnte - ein Experiment unter Schwulen sozusagen, aus der Distanz. Wo mir aber der Hut hoch geht, ist die Propaganda, die Homosexualität vor allem jungen Menschen als ebenbürtige Lebensperspektive präsentieren will, als Lebensmodell, das man sich aussuchen kann wie ein Produkt, das man ausprobieren sollte. Ich finde das übergriffig und unverantwortlich. Schwul zu sein ist ein Schicksal das man von der Natur aufgezwungen bekommt, kein leichtes, wird es auch nie sein. Es ist toll was Menschen mit diesem Schicksal machen, wie es sich im Geistes- und Kulturleben niedergeschlagen hat und man soll es den Menschen verdammtnochmal nicht schwerer machen. (Ich finde zb. eingetragene Partnerschaften, Erb- und Besuchsrecht etc... gut) Aber es ist eben keine ebenbürtige Alternative zur klassischen Hetero-Familie und ich halte die Manipulation junger Menschen die vielleicht Tendenzen in Richtung Homosexualität aufweisen, genausogut aber auch hetero glücklich leben könnten für genauso unverantwortlich, wie einem Menschen mit genetischer Disposition zum Alkoholismus eine Flasche Whisky aufzudrängen (man verzeihe mir den Vergleich).
Obendrein finde ich es dan larmoyant, wenn man Menschen, die ähnliche Ansichten wie ich haben, als "homophob" bezeichnet - was leider immer öfter vorkommt. Dann war aber Rosa von Praunheim auch homophob - ich meine er war ehrlich - der Film war für mich ein Augenöffner:
https://www.youtube.com/watch?v=RrTE78RXTT0&list=PL4839FCB70AD1B8F0&index=3