Ich denke, man muss zwischen dem Staat Israel und dessen Regierung und dem Judentum, also der jüdischen Religionsgemeinschaft, unterscheiden. Mir haben die Bücher des jüdischen Historikers Shlomo Sand die Augen geöffnet, der behauptet, ein "jüdisches Volk" gäbe es gar nicht, sondern nur das Judentum als Religion.
https://www.deutschlandfunk.de/eine-kritik-an-der-israelischen-erinnerungspolitik-100.html
Dementsprechend gibt es zwar seit 1948 einen Staat Israel, der wohl in erster Linie aus den besonderen politischen Bedingungen zwischen dem Ende des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Von einem "jüdischen Volk" aber, sagt Shlomo Sand, könne man so nicht sprechen. Es gibt auf der Welt viele Menschen jüdischen Glaubens unterschiedlicher Nationalitäten, die noch nicht einmal alle dieselbe Sprache sprechen. Weder aus der Bibel noch aus der Historie könnten der alleinige Anspruch der Zionisten auf das "heilige Land" hergeleitet werden.
Nur eine Zweistaatenlösung kann aus meiner Sicht dauerhaften Frieden bringen. Gegen diese scheint es aber auf beiden Seiten Widerstand zu geben.
Auch die immer wieder als Legitimation angeführte "Balfour-Deklaration" von 1917, in der sich die Briten bereit erklären, an der Schaffung eines jüdischen Staates mitzuwirken, enthält ja ausdrücklich den Hinweis auf ein gleichzeitiges Existenzrecht der dort lebenden Palästinenser. Leider wird dieser Teil der Erklärung meistens unterschlagen.
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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."
William Keith Chesterton