Das, was als zentralbankfähige Sicherheit akzeptiert wird, ist doch ohnehin in den letzten Jahren ständig ausgeweitet worden, z.B, indem italienische, griechische, spanische, (französische?) Staatsanleihen zum Nominalkurs als Sicherheit reingenommen wurden.
Du beschreibst das Repo-Geschäft: die EZB ist dabei passiv und muss drauf warten, dass eine Bank eine Euro-Staatsanleihe gegen ZB-Geld 1-zu-1 eintauschen will. Entscheidend dabei ist, dass der Rückkauf (repo = repurchase) schon von der Höhe und Termin festgelegt ist - die EZB hat gar kein Kursrisiko.
Seit 2008 gibt es aber zusätzlich die Offenmarkt-Geschäfte: die EZB kauft wie ein Investor auf dem Markt Euro-Anleihen. Das Geld für den Kauf erfindet sie: sie überweist ZB-Geld auf das Konto des Verkäufers der Anleihe (genauer: auf das ZB-Konto der Bank, bei der das Konto ist). Die Anleihe geht in das Eigentum der EZB über und bleibt dort bis sie von der EZB verkauft wird oder bis sie fällig wird. Bei der Buchhaltung des Anleihen-Verkäufers ist alles genau so, als wenn ein normaler Investor gekauft hätte. Bei der EZB kommt es auf beiden Seiten der Bilanz zur Erhöhung: die gekaufte Anleihe auf der Aktiv-Seite, das überwiesene ZB-Geld auf der Passiv-Seite.
Dadurch, und nur dadurch, hat sich die Bilanz der EZB erhöht to the moon.
Nee, die Bilanz ist so aufgebläht durch die Offenmarkt-Geschäfte, nicht das klassische Repo-Geschäft. Hier einer der wenigen Medienberichte darüber, es wird von 5 Billionen Euro gesprochen als Gesamtwert der im Offenmarkt aufgekauften Euro-Anleihen:
Aufgeblähte Bilanz: Das Fünf-Billionen-Euro-Problem der EZB
https://www.derstandard.de/story/2000143271236/aufgeblaehte-bilanz-das-fuenf-billionen-...
Man kann den gigantischen Posten auch in der EZB Bilanz finden, er hat die Nummer 7.1, hier die Bilanz von 2021:
https://www.ecb.europa.eu/pub/annual/balance/html/ecb.eurosystembalancesheet2021~f9edd2...
Grob gesagt stammen 5 Bill. der EZB-Bilanz aus den Offenmarktgeschäften, und 3 Bill. aus dem klassischen Repo-Geschäft (wenn man die sanft ansteigende Kurve 1999-2007 bis 2022 weiterführt, sollte man ungefähr bei 3 Bill. landen):
(Die Graphik mit dem eingezeichneten Zins suggeriert, dass der niedrige Zins der Grund für die die Aufblähung ist. Das dürfte falsch sein, denn der Grund für die Aufblähung ist die Erlaubnis zu Offenmarktgeschäften. Es ist ein Fall von "Korrelation bedeutet nicht notwendigerweise Kausalität" - das Thema hatten wir ja schon bei Corona-Diskussionen)
Bernd Borchert