Zum Thema Kreditwesen / Umgangssprachlichkeit des Kredits

Hallo Silke,

ich wurde per Email darauf aufmerksam gemacht und gebeten Stellung zu deinen und Zara's Ansichten zu nehmen.

https://www.reddit.com/r/Debitismus_Forum/comments/q53j04/der_%C3%BCber_den_kredit_erm%...

Dass nicht nur Kreditinstitute umgangsprachlich Kredit vergeben können ist wohl klar.

Umgangssprachlicher Kreditgeber kann jeder Private sein. Hingegen kann kein Privater als Nichtkreditinstitut Kreditgeber nach dem Kreditwesengesetz sein. Die Kreditvergabe nach dem KWG obliegt einzig und allein den Kreditinstituten (MFIs). Auch ist klar, dass der Kreditvertrag erst im Augenblick seines vertraglichen Anlaufs bzw. der Einräumung des Guthabens in einen Darlehensvertrag eingebunden ist. Ich hatte ja über meine frühere Tätigkeit für's Backoffice einer Bürgschaftsbank (Aufbereitung belastbaren Zahlenmaterials), den von Laien schnell zu einem Vertrag zusammengefassten Sicherheiten-/ Kredit- und Darlehensvertrag, sowie deren unterschiedlichen Wirksamwerdungen im Zuge der Kreditvergabe berichtet.

Weshalb ist die Unterscheidung zwischen umgangsprachlichen Krediten und Krediten nach dem Kreditwesengesetz so wichtig?

Weil sich Kreditierungen nach dem Kreditwesengesetz, im Gegensatz zu einem umgangsprachlichen Kredit IMMER auf eine kreditierte Geldeinheit bezieht, die erst frühestens "durch Abschluss des Kreditvertrags nach dem KWG" summen- bzw. systemtechnisch entstehten "wird"! Die kreditierte Einheit ist vorher nicht da, entsteht summentechnisch erst durch Kreditvertrag über die vertraglich vereinbarte, zukünftige Zeitspanne.

Das Wesen des KWG-Kredits als Basis der heutigen Geldschöpfung (global wesensgleich), besteht also im Gegensatz zu z.B. Lieferantenkrediten eines Großhändlers darin, dass dem Kreditnehmer eine bis zum Abschluss des Kreditvertrags "system-/summentechnisch noch gar nicht vorhandene" Einheit kreditiert (d.h. auf Basis beleihbarer Sicherheiten anvertraut) wird. Die geldpolitische Operation (Geldschöpfung durch ZB) ist dem Kreditvertrag im Sinne des KWG zeitlich nachgeschaltet, das Versprechen des Kreditinstituts demnach ein aus der Geschäftsbesorgungspflicht und dem mit dem Kreditvertrag gekoppelten Sicherheitenvertrag gemeisterter, debitistsicher Brückenschlag in die Zukunft.

Und selbst wenn man die zweite Stufe des Geldsystems (ZB-Ebene) zeitlich gesehen nicht als die erst Geld schöpfende Ebene des Geldsystems betrachten will (was systematisch durchdacht lediglich einen die zeitlichen Aspekte/Komplexitäten simplifizierenden Sinn ergibt), man also gleich das Bankguthaben als Geldeinheit betrachtet, so besteht der Unterschied zwischen der kreditierten Geld- bzw. Guthabeneinheit und z.B. einer Palette Holz beim Großhändler oder einem Bitcoin in Zara's Wallet immer darin, dass die kreditierte Palette / die umgangsprachlich kreditierte Bitcoineinheit (in Wahrheit nur Darlehenscharaketr) bereits mit Vertragsabschluss "kraft in Geldeinheiten zu leistender Vorfinanzierungen" für die umgangsprachliche Kreditierung / Darlehenshingabe produziert sein muss, während erstere Geld-/Guthabeneinheit bis zum Anlauf des Kreditvertrags nach dem KWG gar nicht produziert werden können, sondern den herrschenden Gesetzen nach erst mit Anlauf des Kreditvertrags, unbeachtlich des sie anschließend dokumentierenden / beurkundenen Trägers (z.B. Eurobanknoten), als eine selbst nicht zu produzierende, lediglich vertraglich die Eigenschaft Macht (Macht im zukünftigen, zahlenden/erfüllenden Sinne) einräumende Guthaben-/Geldeinheit dem Konto des Kreditnehmers im Haben zugebucht wird (Passiva bei der Bank, Geld = Passiva).

Fazit: Ein bereits kraft Vorfinanzierungen in Geldeinheiten produzierter, die Eigenschaft (= Macht im zahlenden/erfüllenden Sinne) tragender Bitcoin lässt sich umgangsprachlich sehr wohl kreditieren, kann im Gegensatz zu einer Geld-/Guthabeneineit aber niemals durch Kredit von seinen Fans geschöpft werden. Auch ich bin knapp 2 Jahren ein sehr großer, spekulativer Fan.

Herzlichste Grüße an den Rest der gelben Bande,

Ashitaka

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Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.

Hallöchen nach Nebenan,

@Zarathustra: Silke hat es noch mal ganz hervorragend zusammengefasst.

Es besteht absolut keine Möglichkeit, in Bitcoinsystemen eine Bitcoineinheit durch auf Bitcoin lautende Kreditverträge zu schaffen. Darum geht es. Es gibt keine in die Zukunft aus lagerbaren Fristigkeiten, durch welche das Bitcoinsystem in zeitlicher Hinsicht summentechnisch eben nicht in beide Richtungen offen bleiben kann. Will heissen: Die im System vorhandenen Bitcoinsummen können dem System zukünftig weder durch Tilgung entzogen, noch durch Kreditvergaben zugeführt werden, was in einer das Privateigentum als Anker aller Machtzessionen des Staates zu finanzierenden Welt unweigerlich dazu führt, dass sich die Paritäten mit steigender Nachfrage von Bitcoins wegen der als Zahlungsmittel nicht halten lassen.

Aufgrund der fehlenden, sich als System selbst vorfinanzierenden Offenheit wird es sich damit niemals um ein Geldsystem, sondern immer und ausschließlich um eine spekulative Ware bzw. um ein auf kleine Personenkreise begrenztes Zahlungsmittel handeln, dessen Einheitenproduktion sich nur mit Vorfinanzierungen der Schuldgeldsysteme meistern lassen.

Aufgrund der hohen Wertschwankungsfrequenz zeitlich geschlossener Systeme und der damit nicht ansatzweise über die Zeit machbaren Wertaufbewahrungsfunktion, wie es im Vergleich dazu niederfrequenzielle Geldsysteme bieten können, kann die breite Masse niemals Vertrauen in diese Einheit setzen.

Wohingegen die Technik, die Blockchain, natürlich für jedes Währungssystem (d.h. zur Dokumentation bzw. Beurkundung der Geldeinheiten / Nachweiserbringung des Eigentums) von großem Interesse ist.

Herzlichst,

Ashitaka

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@Zarathustra, Debbytist / Silke

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