Hallo NST, danke für Deine Rückfrage. In dem verlinkten Artikel werden die wichtigsten Probleme angeschnitten, und es werden Lösungen vorgeschlagen. Und es gäbe noch weitere verknüpfbare Texte ...
Freiheit lebt die eigentlich unabhängig vom Menschen .... oder stirbt sie mit ihm ?
Der Begriff bzw. das Denkkonzept 'Freiheit' stammt zunächst selbstverständlich aus der Sphäre des Menschen. Aber man kann ja überprüfen (im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten unserer Wahrnehmung und Vernunft ...), ob 'Freiheitliches' auch außerhalb des Menschen existiert.
Wenn sie nicht völlig unabhängig vom Menschen existiert, dann ist sie folglich nur bedingt entstanden - und hat nichts mit dem zu tun, was der Begriff nahelegt.
Viele Wissenschaften schlagen sich mit dem Begriff 'Wahrscheinlichkeit' herum, was darauf schließen lässt, dass die Wirklichkeit nicht voll verstanden werden kann. Wie gesagt, kann das an Unvollkommenheiten unseres Erkenntnisapparates liegen. Hier passt Deine nächste Frage:
Ist Freiheit ein unabhängiges Substrat, wie könnte man es mit bedingt entstandenen Messmethoden überhaupt nachweisen ?
Eine Fundamental-Wissenschaft ist die Mathematik, innerhalb der es den Bereich Zahlentheorie gibt, und dort wiederum die Abteilungen 'Primzahlen' - oder auch die 'irrationalen Zahlen' und die 'transzendenten Zahlen'. Ebendort findet man starke Hinweise, dass die 'Realität draußen' doch wohl 'frei' ist. Ein Blick in den Weltraum (da gibt es heute viele phantastische Bilder), auf eine Landschaft oder auf die gewaltigen evolutionären Kapazitäten des Lebens legt dasselbe nahe.
Berdjajew bezweifelt allerdings diese Sichtweise bzw. rückt sie zurecht: weil das Universum hohe Anteile an 'Ordnung' ('Rationalität') zeigt (wird ja nicht umsonst KOSMOS genannt ...), stellt sich die Frage, ob der Rest nicht doch nur scheinbar frei ist. Die 'Chaostheorie' (als Fachbereich innerhalb der Mathematik) bestätigt das ein bißchen. Berdjajew ist aber viel radikaler und wurde dazu wohl von Böhme angeregt, der der gleichen Frage sehr gründlich nachgegangen ist - womöglich gründlicher und leidenschaftlicher als andere Philosophen (ich stimme damit der Einschätzung Böhmes durch @Oblomov zu, und das war ja der Anlass, mich hier einzuklinken). Böhme und Berdjajew sind der Meinung, dass die Freiheit schon vor dem Universum/Kosmos da war. Es könnte ja sein, dass die Existenz (bildlich und verständlicher: die 'Erschaffung') des Universums ein Akt der Freiheit war. Und wer an dieser Stelle ein wenig weiterdenkt, stellt fest, dass die schwarzen Löcher der Philosophie bei weitem schrecklicher sind als die der Physik.
Über den Geist haben wir damit noch gar nicht gesprochen. Ist aber besser so.
Aus meiner Sicht ist das Wort Freiheit nur eine Wortspielerei
Alles ist zunächst Wortspielerei. Aber die Dinge sind da. Auch ohne Worte. Und man muss/kann/darf sich mit ihnen beschäftigen. Und dabei helfen Worte.
Grüsse, Weiner
PS: Das Denkkonzept 'Zufall' ist mit dem der 'Freiheit' verwandt, entbehrt aber der Komponente des 'Willentlichen', d.h. das Denkmodell 'Freiheit' kann seine Herkunft aus dem Bereich des Menschlichen noch weniger verleugnen. Das aber (wie auch obige Überlegungen zeigen sollten) ist kein Nachteil: hinter dem SEIN mag, wiederum mit Böhme und mit Leidenschaft(!) gedacht, ein WILLE vermutet werden. Vielleicht auch eine ANGST?