Noch ist Polen nicht verloren - oder vielleicht doch

Plancius @, Donnerstag, 23.07.2020, 17:09 vor 1373 Tagen 4345 Views

Ich habe letztes Wochenende eine Radtour an die polnische Ostsee- bzw. Haffküste gemacht und bin dort in einem Ausflugslokal/eher einer Imbissbude eingekehrt. Als ich am Tresen an der Reihe war und mein Essen und ein Bier bestellt habe, zeigte ich auf das Bier und sagte: "Wir müssen ja schließlich noch auf die Wahl von Präsident Duda anstoßen".

Ich ahnte nicht, was für eine lautstarke Diskussion ich in der Warteschlange auslösen würde. Mir wurde von einigen Gästen unmissverständlich klar gemacht, was doch Duda für ein rückwärtsgewandter Präsident sei. Er vertrete hinterwäldlerische Ansichten, propagiere ein altmodisches Menschen- und Familienbild, sei gegen Vielfalt, ist gegen eine weitere Integration Polens in Europa. Polens Zukunft sei Europa usw. usf.

Diejenigen Deutschen, die denken, Polen oder andere osteuropäische Länder seien ein Hort der traditionellen europäischen Werte und sind noch nicht der westlichen Dekadenz verfallen, sollten ihre Positionen überdenken. Die Wahl in Polen zeigt, dass das Land ähnlich gespalten wie Deutschland ist. Zwar haben die Traditionalisten in der Wahl knapp über die Globalisierungsbefürworter (Somewheres über die Anywheres) gesiegt, aber auch in Polen trichtern die Medien und Bildungssysteme in immer stärkerem Maße den Leute und vor allem der Jugend die Ideen der EU und der Globalisierung ein.

Fährt man durch Polen, kann man den steigenden Wohlstand überall spüren. Der Straßenzustand ist wesentlich besser geworden, die Städte sind wunderschön restauriert und viel sauberer als früher, die stark wachsende Mittelschicht baut schmucke Häuser und fährt neue Autos. Die meisten von ihnen denken, dass sie ihren neuen Wohlstand der Öffnung Polens in Richtung EU zu verdanken haben.

Leider sind auch die negativen Seiten eine zunehmenden Dekadenz allerorten sichtbar. Auch viele Polen werfen mittlerweile ihren Müll aus dem Auto auf die Straße, viele hübsche Polinnen sind mit Tatoos und Piercing verunstaltet und auch Grafitti kann man hier und da sehen.

Ich glaube daher nicht daran, dass Polen und andere Visegrad-Staaten mittelfristig ein Bollwerk gegen Globalisierung und Multikulturalismus sein werden. Auch dort wird die Bevölkerung mit steigendem Wohlstand weichgekocht, auch sie werden das kulturelle Erbe ihrer Vorfahren verraten.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

Es gibt keinen Rückzieher im "linken" Denken mehr

sensortimecom ⌂ @, Donnerstag, 23.07.2020, 19:32 vor 1373 Tagen @ Plancius 3112 Views

bearbeitet von sensortimecom, Donnerstag, 23.07.2020, 19:40

Das geht seinen Weg unbeirrt weiter bis zur äussersten Dekadenz. Überall. Macht euch keine Hoffnung, Leute. Genau so undenkbar wäre es, von einer untergehenden Sonne um 9 Uhr abends zu erwarten, dass sie wieder höher steigt und helleres Licht gibt.

Religiösen Menschen sei die Bibel zu empfehlen, dort steht alles drinnen. Atheisten würde ich "die Lehre vom Zerfall" von Emile Cioran vorschlagen (einer der ganz wenigen EHRLICHEN Denkern, der sich selber und seinen Lesern nichts, aber schon wirklich nichts vorgemacht hat...)

Für innerlich gefestigte Atheisten wäre die Bibel durchaus zu empfehlen

Mephistopheles, Donnerstag, 23.07.2020, 21:38 vor 1373 Tagen @ sensortimecom 2354 Views

Das geht seinen Weg unbeirrt weiter bis zur äussersten Dekadenz. Überall. Macht euch keine Hoffnung, Leute. Genau so undenkbar wäre es, von einer untergehenden Sonne um 9 Uhr abends zu erwarten, dass sie wieder höher steigt und helleres Licht gibt.

Religiösen Menschen sei die Bibel zu empfehlen,

...nirgends wird die abgrundtiefe, rachsüchtige, kleinkarierte und durchtriebene Bösartigkeit Gottes so ausschweifend, farbig und direkt dargestellt wie gerade in der Bibel.
Nur, WAS in der Bibel genau? Die gesamte Bibel ist schließlich ein Riesenschinken! Hast du da nicht einige spezielle Links?

dort steht alles drinnen. Atheisten würde ich "die Lehre vom Zerfall" von Emile Cioran vorschlagen (einer der ganz wenigen EHRLICHEN Denkern, der sich selber und seinen Lesern nichts, aber schon wirklich nichts vorgemacht hat...)

Gruß Mephistopheles

Alte Verwechslungsgeschichte

sensortimecom ⌂ @, Donnerstag, 23.07.2020, 22:02 vor 1373 Tagen @ Mephistopheles 2232 Views

bearbeitet von sensortimecom, Donnerstag, 23.07.2020, 22:11

Der, den du meinst, ist für das Desaster nicht zuständig, und der andere (der als "Herrscher der Welt" fungiert) kann leider nicht früher beseitigt werden, bevor nicht alles vor die Hunde geht (Quintessenz aller biblischen Lehren).
Merke: Selbst "Götter" müssen sich an die Regeln der Logik und Mathematik halten, die sie ins Dasein gebracht, und denen sie alles unterworfen haben - auch sich selbst. DAS IST DAS PROBLEM. Das ist übrigens das EINZIGE, was man einem extremen Atheisten und Gotteshasser wie dir - der sich im Prinzip auch selber hasst - entgegnen kann. Das ist nun mal so.

Und damit Schluss. Das ist weder ein religiöses noch ein philosophisches Forum.

Da kann ich nichts für

Mephistopheles, Freitag, 24.07.2020, 15:23 vor 1372 Tagen @ sensortimecom 1029 Views

Der, den du meinst, ist für das Desaster nicht zuständig, und der andere (der als "Herrscher der Welt" fungiert) kann leider nicht früher beseitigt werden, bevor nicht alles vor die Hunde geht (Quintessenz aller biblischen Lehren).

weil die beiden sind einander so ähnlich wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Da können Verwechselungen schon mal vorkommen.

Merke: Selbst "Götter" müssen sich an die Regeln der Logik und Mathematik halten, die sie ins Dasein gebracht, und denen sie alles unterworfen haben - auch sich selbst. DAS IST DAS PROBLEM. Das ist übrigens das EINZIGE, was man einem extremen Atheisten und Gotteshasser wie dir - der sich im Prinzip auch selber hasst - entgegnen kann. Das ist nun mal so.

Jau, das ist eben die Schwierigkeit mit den multiplen Persönlichkeiten. Es wird schwierig sein, den "Herrscher der Welt" zu beseitigen, ohne gleich auch den anderen mit abzuschaffen.


Und damit Schluss. Das ist weder ein religiöses noch ein philosophisches Forum.

Jetzt hast du dich aber gut rausgeredet. Kaum erhältst du Widerworte, beendest du die Debatte. [[top]]

Gruß Mephistopheles

John Calhoun

Heinz @, Samstag, 25.07.2020, 09:11 vor 1371 Tagen @ sensortimecom 857 Views

Wenn ich mir das Verhalten meiner mitteleuropäischen Mitmenschen ansehen, fallen mir immer die Experimente des Genannten ein.
https://anjamueller.livejournal.com/111556.html
Ich meine, die Unterschiede zwischen Mensch und Maus scheinen nicht weiter von Bedeutung zu sein. Wenn die Menschheit Glück hat, rettet sie vielleicht Covid-19.
Zu Erklärung, bei diesem Experiment ging es darum, einer Mäusepopulation alle lebensnotwendigen Ressourcen (Wasser, Nahrung, Gesundheitsversorgung, Nistplätze usw.) zur Verfügung zu stellen und warum Malthus nicht recht hat und die Population trotzdem ausstarb. Um es mit Schiller zu sagen, nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen.

--
Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Dare frame thy fearful symmetry?

Ich glaube, Du warst nur am falschen Ort...;-)

XERXES @, Donnerstag, 23.07.2020, 20:11 vor 1373 Tagen @ Plancius 2856 Views

Der nationalistische Katholizismus ist in Polen stark verwurzelt. Hinzu kommt eine naive Großmannssucht.

Dies hat sich das Anglo-Amerikanische Establishment (wer auch immer das sein mag) nicht nur 1939 zu nutze gemacht, sondern auch heute noch, um die eigenen Interessen in Europa durch zu setzen.

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“And crawling on the planet's face,
some insects called the human race.
Lost in time, and lost in space.
And meaning.”

Das deutsch-polnische Verhältnis wird wohl immer kompliziert bleiben

Plancius @, Donnerstag, 23.07.2020, 21:22 vor 1373 Tagen @ XERXES 2375 Views

Hallo @XERXES,

selbstverständlich hast Du recht mit dem tief verankerten polnischen Nationalismus und der übersteigerten Großmannssucht. Das war mir schon zu DDR-Zeiten zuwider, als wir polnische, studentische Erntehelfer bei uns im Dorf hatten. Wir haben tolle, gemeinsame Stunden auf dem Gurkenflieger gehabt und haben auch abends viel Spaß bei Bier und Wodka gehabt. Aber in bestimmten Momenten - nicht die Polen einzeln, sondern wenn sie als Gruppe auftreten - zeigten sie dann doch Anzeichen nationalistischen Überlegenheitsdünkels. Ich weiß nicht, ob man das mit einem gewissen Komplex uns Deutschen gegenüber erklären kann. Jedenfalls war mir so ein Ausfluss an Nationalismus immer fremd und ich habe ihn nie bei Tschechen oder Russen in der Form feststellen können.

Meinen deutschen Freunden, Kollegen oder Bekannten ist sowas natürlich nie aufgefallen, aber sie haben für sowas wohl keine Antennen. Für sie sind alle Menschen gleich und sie wollen zu allen Nichtdeutschen einfach nur nett sein. Meinen Empfindungen sind sie nicht zugänglich, weshalb es auch nicht lohnt, mit ihnen darüber zu sprechen. Es würde ihre heile Welt nur stören.

Um jetzt aber nochmal auf Dein Argument mit am falschen Platz zurückzukommen. Die Wahl zeigte ja, dass die Spaltung der polnischen Gesellschaft ca. 50/50 beträgt, in Deutschland liegt sie eher bei 85/15. Ich glaube auch, dass man in Polen niemals auf die deutschen Spaltungsverhältnisse kommen wird, dafür ist der polnische Nationalismus noch zu tief verankert. Ich hatte in den letzten 20 Jahren jedoch einige SAP-Projekte in Polen und da war mein Eindruck schon, dass die polnische Mittelschicht gerade in den wirtschaftlich erfolgreichen Regionen ziemlich westlich orientiert ist und auch ideologisch korrumpiert wurde.
In Ostpolen und auf dem Lande sieht es natürlich anders aus.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

Immer entspannt bleiben!

Protoceratops @, Donnerstag, 23.07.2020, 21:55 vor 1373 Tagen @ Plancius 2609 Views

Hallo Planicus!

Ich würde aus dem Erlebnis erstmal keine weitreichenden Schlüsse ziehen.
Zwar kenne ich die Befindlichkeiten der Polen eher weniger, die der Tschechen dafür umso besser.

Es sind viele jüngere und junge Leute, welche dort die Politik Deutschlands seit 2015 sehr kritisieren.
Mich persönlich hat es wirklich überrascht, wie EU-skeptisch und auch migrationsfeindlich sich Menschen aus meinem persönlichen Umfeld, von denen ich so etwas nie erwartet hätte, sich seitdem zeigen.
Was da in den sozialen Netzwerken zudem so alles kursiert ist manchmal aber auch tatsächlich haarstrübend.
Ab und an sehe ich mich dann sogar gezwungen da Dinge zu korrigieren, weil sie schlichtweg nicht der Wahrheit entsprechen.
Der Tenor ist aber immer, dass man ja an Deutschland oder auch Frankreich sehe wo das alles hinführt und solche Verhältnisse im schönen Prag, Karlsbad oder Brünn nicht haben möchte.
Notfalls müsse man dann eben aus der EU austreten.
Wahlen entscheiden sich keineswegs zwischen EU-zugewandten oder EU-abgewandten Kandidaten.
Das ist nicht das Hauptthema und die Bruchlinie.
Da spielen sehr viel mehr innere Themen eine große Rolle.
Ein Kandidat, der jedoch eine absolute Öffnung Richtung EU auf seine Fahnen schreiben würde hätte trotz allem keine Chance glaube ich.

Von daher weiß ich auch nicht, welche Gründe bei den Polen zur Wahl des einen oder des anderen Kandidaten eine Rolle gespielt haben.
Dass es hierbei allerdings primär um das Thema EU/weitere Öffnung ging kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
Unsere deutschen Medien mögen das aber dann vielleicht schon so darstellen.

Deshalb habe ich weiterin die große Hoffnung, dass es in den Visgrad-Staaten auch in Zukunft noch stabil und lebenswert bleiben wird.
Freunde der Globalisierung und Multikultibefürworter haben da noch ein sehr dickes Brett zu bohren.
Auch, wenn sie unter einigen Städtern und Studenten schon Anhänger gewonnen haben.

Viele Grüße
Protoceratops

Ja, da bleiben wir mal gaaaaanz entspannt,

eastman @, Paltz, Freitag, 24.07.2020, 00:08 vor 1373 Tagen @ Protoceratops 2212 Views

darf ich meinen, und die dicken Bretter zu bohren sollte den sogenannten Visegrad-Staaten allein zu entscheiden überlassen sein. Warum sollte es in diesen Staaten nicht stabil und lebenswert sein? Haben wir da was verpasst? Genau andersrum wird ein Schuh draus, so meine ich, lieber Protoceratops, eben hier in Westeuropa geht es den Bach runter.
Ich habe eine zeitlang in Polen gelebt, ich masze mir an, die polnische Seele zu kennen, ich habe viele polnische Freunde, ja, wollen wir diese Nation - ebenso wie die Ungarn, Bulgaren usw. jetzt bekehren, weil Mutti eben anders gestrickt ist? Und dem EU-Klüngel genau diese widerborstigen Staaten ein Dorn im Auge sind, siehe "Rechtsstaatlichkeit"?
Ob die Menschen hier irgendwann mal aufwachen bezweifele ich, aber Deine Meinung, entschuldige, halte ich für verfehlt. Bitte mal drüber nachdenken.

--
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Gibt es hier ein Mißverständnis?

Protoceratops @, Freitag, 24.07.2020, 11:18 vor 1372 Tagen @ eastman 1399 Views

Hallo eastman!

Ich glaube du hast meinen Text völlig falsch verstanden.
Bitte lies ihn nochmal ganz in Ruhe durch.

Denn eigentlich bin ich doch der gleichen Meinung wie du und kann dein Post auch zu 100 % unterschreiben.

[[top]]

Meine Überschrift "immer entspannt bleiben" bezog sich auf die Befürchtung, dass die Visegrad-Staaten "umkippen" könnten.
Diese Gefahr sehe ich eben nicht als so groß an.

Was aber stimmt - und da würde mich auch deine Erfahrung mit polnischen Freunden interessieren - ist, dass dort in den sozialen Netzwerken viel Unfug geschrieben wird.
Und das stelle ich eben dann schon richtig.
Aber sicher nicht um Menschen zu bekehren, sondern einfach um der Wahrheit willen.

Letztendlich war es für mich in Tschechien schon immer stabil und vor allem lebenswert.
Und das wird es meiner Ansicht nach auch in Zukunft sein.
Zum Glück.
Gäbe es nicht hierzulande meine jahrzehntelang aufgebaute berufliche Situation, so hätte ich schon längst übergesiedelt.
Aber nun ist es nicht mehr lange bis zu meinem Ruhestand und dann hält mich nicht mehr viel hier in Deutschland.
Denn, wie du richtig gesagt hast, die Menschen hier werden wahrscheinlich nicht mehr aufwachen...

Viele Grüße
Protoceratops

Da ging vielleicht etwas verquer,

eastman @, Paltz, Freitag, 24.07.2020, 13:42 vor 1372 Tagen @ Protoceratops 1229 Views

ja, ich habe nochmal alles aus neuer Sicht betrachtet und bin bei Dir, lieber Protoceratops. Was meine polnischen Freunde betrifft, sie halten sich zurück, ich habe zum Sieg von Herrn Duda gratuliert, Reaktionen darauf kamen nur dünn zurück.
Für meinen Verstand ist es so, dass das polnische Volk, wie ich es kennengelernt hatte, im Leben nicht gespalten ist, wie uns Artikelschreiber in den Systemmedien glauben machen wollen. Klar, streben die Jungen (noch!) nach den sogenannten westlichen Werten, und sind möglicherweise auch gern dabei, Traditionelles über Bord zu werfen. Und je weiter östlich man kommt, nimmt das aus Unwissenheit zu.
Manchmal meine ich, warten wir mal noch x Jahre ab, wenn der sog. Westen heruntergewirtschaftet ist, der Osten wird aufblühen, allein schon wegen der Nationalstaaten,
derweil hier alles den Bach runter geht. Die Zeichen stehen hier auf schlecht, und - zum Schluss zurückzukehren, ich wünsche den Polen, den Ungarn, den osteuropäischen Völkern, bewahrt Euch Eure Nationalstaaten, auch wenn Euch von einer nicht gewählten Vereinigung mit den 12!!! Sternen in der Flagge das Licht abgedreht wird, haltet durch, Ihr seid vom Vorgänger UdSSR leidgeprüft und wisst, wie es geht.

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Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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