Verlust der Märchen

Rain @, Mittwoch, 20.03.2019, 09:50 vor 1865 Tagen 3544 Views

Ihr Lieben,

stillschweigend, ohne Worte, haben uns die Märchen verlassen.

Als ich Kind war, in den 60gern, lasen die Mütter uns abends am Bett Märchen vor, im Kindergarten hörten wir sie, Puppenspieler zogen durchs Land, wir gingen mit der Schule hin.

In den 90gern hat Eugen Drewermann die Märchen erklärt, wer seine Bücher gelesen hat, konnte analysieren, was Kinder intuitiv verstanden haben.

Mein Lieblingsmärchen: Brüderchern und Schwesterchen.

https://www.youtube.com/watch?v=SeF5PJ-oKXo&t=85s

Die Kinder sind geflohen vor der bösen Stiefmutter, flohen in die Wildnis, die Stiefmutter, die eine Hexe war, verzauberte die Flüsse.

Schwesterchen heiratete den König, die Stiefmutter tauchte erneut auf und tötete sie, nachdem sie dem König einen Sohn geboren hatte.

Die tote Königin besuchte nachts ihr Kind, der König sprach sie an und rettete sie so.

Die Stiefmutter wurde gerichtet, indem sie in einem Fass mit einhämmerten Nägel den Berg hinuntergerollt wurde.


Die Mutti, wenn es nicht die eigene ist, hat mit Kindern nichts Gutes im Sinn.

Das müßten gerade die Deutschen aus eigenem Erleben wissen.

Weil die Märchen diese alten und unveränderlichen Weisheiten transportieren, verschwinden sie langsam.

Holt sie wieder hoch! Erzählt sie Euren Kindern, Euren Enkeln!

Vergesst nicht unsere Kultur, unsere Weisheit!


Beste Grüsse

Rain

--
Der Rechtsstaat ist wie die Luft: Unsichtbar aber essentiell.

Abgestimmt wird mit den Füßen

StS @, Mittwoch, 20.03.2019, 10:52 vor 1865 Tagen @ Rain 2480 Views

Die Mutti, wenn es nicht die eigene ist, hat mit Kindern nichts Gutes im
Sinn.

Hallo Rain,

und bei Hänsel und Gretel ist der heimatliche Familienbetrieb derartig abgewirtschaftet, dass es nicht mal mehr für´s Essen reicht.

Wie auch immer, zahlreiche Protagonisten des deutschen Kulturerbes entziehen sich dann mehr oder weniger freiwillig dem lokalen Schwachsinn und erleben in der Ferne zunächst einen abrupten Anpassungsprozess an die neue Umgebung.

Nur um dann schlussendlich festzustellen, das Veränderung etwas Gutes war, die neue Ideen, Sicherheit und Wohlstand gebracht hat. Genauer: nie konnten diese deutschen Migranten ihre Gegenüber zu Hause oder gar die Umstände ändern. Immer nur sich selbst, aber diese Änderung hat dann deren Umfeld geändert - inklusive anderer Schwachsinn verantwortende Personen.

Ob Hänsel&Gretel nun ihr Kreuz auf dem Stimmzettel für den leiblichen Vater oder die Stiefmutter gemacht hätten, hätte wenig Veränderung mit sich gebracht. Auch wenn als Alternative ein Onkel/Tante/anderer Verwandter auf dem Stimmzettel gestanden hätte, wäre die Verbesserung wohl auch nur marginal gewesen.

Aber als sie dann in der Ferne harte&fremde Währung für ihre geleistete Unterhaltungsdarbietung erhalten hatten, haben sie glücklich und zufrieden verstanden, wie der Hase wirklich läuft.

Persönliches Risiko, Einsatz und Arbeit haben die Veränderung für die Märchenhelden gebracht. Mit einem Stift einen anonymen Zettel risikolos zu beschriften - welcher dann in eine mit einem Schloß versehene Mülltonne geworfen wird, ist schon Ok - aber nie würden sich Hänsel&Gretel davon die Lösung dringender Probleme erhoffen.

Hattest Du es so ungefähr gemeint ?

Grüße
StS <img src=" />

Wichtiger Appell

Falkenauge @, Mittwoch, 20.03.2019, 11:05 vor 1865 Tagen @ Rain 2270 Views

... stillschweigend, ohne Worte, haben uns die Märchen verlassen.

Als ich Kind war, in den 60gern, lasen die Mütter uns abends am Bett
Märchen vor, im Kindergarten hörten wir sie, Puppenspieler zogen durchs
Land, wir gingen mit der Schule hin.

Die Mutti, wenn es nicht die eigene ist, hat mit Kindern nichts Gutes im
Sinn.

Das müßten gerade die Deutschen aus eigenem Erleben wissen.

Holt sie wieder hoch! Erzählt sie Euren Kindern, Euren Enkeln!

Vergesst nicht unsere Kultur, unsere Weisheit!


Ein wunderbarer Appell, vielen Dank!

Hier ist ein lehrreiches Märchen zur Politik der Stiefmutter wieder hochgeholt:
Das Lumpengesindel

Hörspiele nicht zu vergessen, sind noch gut im Rennen - Der legendäre Hans Paetsch (mT,mL)

Odysseus @, Donnerstag, 21.03.2019, 17:23 vor 1864 Tagen @ Falkenauge 1284 Views

Das persönliche vorlesen ist sicher einmalig für das Verhältnis zwischen Kind und Eltern.
Gut und fesselnd vorlesen zu können, ist aber auch nicht jedem gegeben.

Gut gemachte Hörspiele mit talentierten Sprechern ist die Alternative bzw. Ergänzung. Egal ob Winnetou, Märchen, Abenteuer, TKKG, Biene Maja, Bibi Blocksberg, Die 3 Fragezeichen etc., auch heute noch ist das Angebot ungemein vielfältig, schon allein bei youtube.
Man muss es den Kindern eben nahe bringen.
Meiner Beobachtung nach bis heute durchaus noch gut angenommen, zumindest bis zum Alter von 10-12 Jahren.

Das Zuhören, den Dialogen folgen, zusammen mit den Beschreibungen des Sprechers und den Geräuschen die Bilder bzw. den Film im Kopf selbst entwickeln, genau wie beim Vorlesen, ist ein Training des Gehirns und der Phantasie, das unbezahlbar ist.
Die Erweiterung von Wortschatz und Formulierungsvermögen gibt es noch obendrauf.
Die Abwesenheit von VIDEO und damit eines der Sinne ist der Segen.

Ich weiß von Jugendlichen, die hören noch Kinderhörspiele zum einschlafen. Darf man natürlich nicht ansprechen, wird kategorisch abgestritten. [[zwinker]].

Ein paar Beispiele:


Auch für Erwachsene fesselnd:

Jules Verne
https://www.youtube.com/watch?v=lUyOdtttFhM

Klassiker:

Die Drei Fragezeichen:
https://www.youtube.com/results?search_query=3+fragezeichen

Weiter mit einer Stimme, die viele kennen dürften, Hans Paetsch:

Europa LP/MC, mit "Knacken" [[freude]] :

https://www.youtube.com/watch?v=B3fXhkPlTz8

Sein Apell:
https://www.youtube.com/watch?v=H8sOQLwYAfg
Sein Song:
https://www.youtube.com/watch?v=H7fZbUdwHhs&list=PLRKvudYSg-xim6aY2VnXSBzXwLsdFdVPa...

Das Album:
https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_nS-b3wQTgnRCNXxSdgjhBG0dXJZAynBLA


Etwas OT:

Dieser legendären Stimme erinnerten sich auch die Künstler des Musikprojekts Schiller. In 1999, drei Jahre vor seinem Tod 2002, sprach Hans Paetsch, neben anderen prominenten Stimmen, Texte für das Album "Zeitgeist" ein.

Zeitgeist:
https://www.youtube.com/watch?v=t60t07-9MFY

Daraus: Liebesschmerz

https://www.youtube.com/watch?v=OLwd9boEsMw


Gruß Odysseus

Film und Computerspiele haben Märchen abgelöst

Herb @, Südsteiermark, Mittwoch, 20.03.2019, 11:48 vor 1865 Tagen @ Rain 2138 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 12:03

Hallo Rain,
gleich wie Gesellschaftsspiele

Das ist die Evolution, sie ist überall aktiv am werken, das Gute wird vom noch Besseren abgelöst, ein ewiges Wettrennen und die digitalen Möglichkeiten sind ein wahrer "Gamechanger", in jeder Hinsicht.

Sentimentale Erinnerungen an deine Kindheit lässt dich vermutlich diese Gedanken hier niederzuschreiben, geh doch mal auf Youtube und sieh dir Videos alter Computerspiele-Klassiker an.
Seitenweise Kommentare von 30-40 jährigen Menschen aus aller Welt, die nostalgischen Erinnerungen aus ihrer Kindheit aufleben lassen und diese Spiele ihren eigenen Kindern zeigen.
Unterschätze nicht die Qualität von einigen Spielen, das Thema ist zu komplex um es einfach mit "unnützer, neumodischer Kram" abzutun, es ist die Kultur der jetzigen Jugend.

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, nichts ist für die Ewigkeit, alles ist im Wandel.

Beste Grüße, Herb

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

Ich werde heftiges Kopfschütteln hierfür ernten

Herb @, Südsteiermark, Mittwoch, 20.03.2019, 11:58 vor 1865 Tagen @ Herb 2243 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 12:06

Und jeder denkt sich: Märchen sind ja viel besser als Videospiele.

Bitte haltet euch vor Augen, das Leben ist kein Wunschkonzert, es funktioniert so wie es funktioniert.

Ich bin nur neutraler Beobachter und ziehe Rückschlüsse über die Ursachen, diese Muster und Mechaniken sind es die mich interessieren.

Liebe Rain, ich widerspreche dir nicht mit deinem Ansinnen die Märchen am Leben zu erhalten, ich versuche nur neutral zu erklären, warum das Interesse daran -und an anderen Dingen- immer geringer wird, bis sie letztendlich aussterben.

Dem Überbringer der bösen Wahrheit wird selten großes Gehör geschenkt, oder Gegenliebe, aber dafür hab ich ja mein Rückgrat, es ist wie es ist [[zwinker]]

Beste Grüße, Herb

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

Märchen sind besser als Videospiele

Rain @, Mittwoch, 20.03.2019, 12:53 vor 1865 Tagen @ Herb 1989 Views

Ihr Lieben,

nein, es ist keine sentimentale Rückerinnerung, es ist das Wissen, daß Märchen Werte transportieren, für die Reife der Kinder wichtig sind, diese kindgerechte Vermittlung den Kindern heute vorenthalten bleibt.

Und dann wundert man sich, daß die Kinder am Freitag morgen zur Klimademo auf die Straße gehen.

Das Märchen mit dem Lumpengesindel passt. So hatte ich das gemeint.

Auch Hänsel und Gretel oder die Bremer Stadtmusikanten: Was besseres als den Tod findest du überall.

Ich bin im übrigen auch ein Freund von Videospielen, unterstütze auch, daß meine Kinder ego shooter spielen. Wenn man da genauer reinschaut, werden auch hier Werte vermittelt. Kameradschaft, Loyalität, Pflichtbewußtsein, Geduld, Taktik.

Aber das ist halt was für ältere Kinder.


Beste Grüsse

Rain

--
Der Rechtsstaat ist wie die Luft: Unsichtbar aber essentiell.

Stiefmütter, auch so ein Thema

Herb @, Südsteiermark, Mittwoch, 20.03.2019, 14:14 vor 1865 Tagen @ Rain 1830 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 14:17

versetze dich mal in die Lage der damaligen Zeit..

Die Überlebensrate der jungen Mütter war sehr gering, die harte Arbeit, viele Faktoren spielten eine Rolle, daher hatten Bauern im Laufe der Zeit nicht selten mehrere Frauen verschlissen, der robuste, stämmige Frauentyp war begehrt, da sie als "haltbarer" galten.
Die Ressourcen waren knapp, Hunger, Krankheit und Kälte waren ständige Begleiter der Menschen.

Schwere Frage, die man sich Früher als Anfang 20 Jährige stellen musste, sollte man in einer Notzeit das Leben aller Kinder riskieren, oder vorsätzlich die "nicht Eigenen" durch schlechter Behandlung in den sicheren Tod führen.

Die Grundaufgabe jedes Lebewesen ist die Fortpflanzung, die Aufzucht des eigenen Nachwuchses und mit dem Wissen im Hinterkopf wird die Frage ob die Stiefmütter wirklich so böse waren relativiert.

Genügend Familien scheiterten beim Versuch alle Kinder durchzubringen, das war Allgemeinwissen und jedes Jahr konnte eine Hungerkatastrophe mit sich bringen, in jedem Monat konnte die geliebte Mutter erkranken und sterben, die Welt war voller Waisen.

Sind wir lieber froh, dass wir diesen Scheiß nicht mehr haben, dass unsere Kinder wohlbehütet im Kinderzimmer ihre Abenteuer am Computer erleben [[zwinker]]

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

Märchen und Sagen stabilisieren das kulturelle "Ich"

Phoenix5, Mittwoch, 20.03.2019, 14:25 vor 1865 Tagen @ Rain 2451 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 14:58

Hallo Rain!

Märchen und Sagen verbinden die unbewusste Symbolik ("Es") mit einer Moralphilosophie ("Über-Ich") und haben deshalb in der Kultur einen wichtigen erzieherischen Auftrag. Erst in dem Spannungsfeld aus Trieben/Bedürfnissen (Es) und Geboten/Verboten (Über-Ich) kristallisiert sich ein selbstreflexives Ich heraus.

Der Verlust der Märchen geht systemisch Hand in Hand mit der Rückabwicklung der Kultur. Das erzieherische Element der Kultur geht verloren (sowohl zu Hause, als auch eben in den Geschichten, welche die Kultur hervorgebracht hat). Verkauft wird das ganze als Selbstverwirklichung bzw. Ich-Verwirklichung. In Wahrheit entspricht dieser Prozess einem Ich-Verlust. Ohne Normen/Gebote/Verbote gibt es kein Spannungsfeld, keinen Gegenpol zum Animalisch/Triebhaften. Die Folge ist eine Verkümmerung des Bewusstseins und der geistigen Anspannung. Das Ich verliert seine Stabilität und seine moralischen Selbstverständlichkeiten, wird chaotisch, impulsiv und leidet unter Aufmerksamkeitsdefiziten. Der Verlust dieses moralisch/ethischen Kanons muss vom Staat immer stärker durch die Gesetzgebung berücksichtigt werden (da der moralische Gruppendruck abnimmt) und dieser ist gleichzeitig aus finanziellen Gründen und Gründen der juristischen Komplexität nicht in der Lage, diese Gesetze auch wirklich zu exekutieren. Die Kultur degeneriert moralisch.

Mittelfristig kann und wird dieser Verlust eines kulturellen Wertekanons der intellektuellen Schicht noch ein letztes großes philosophisches Aufbäumen bescheren, weil das Hinterfragen von vormals unbewusst-kulturellen Werten und Normen, die Welt plötzlich so transparent darstellt, wie niemals zuvor (die zivilisatorische Wachheit). Für einen, im historischen Maßstab kurzen Moment erleuchtet das maximale Bewusstsein die für gewöhnlich unbewussten Prozesse. Das Über-Ich leuchtet analytisch in die dunkle Welt des Unbewussten hinein. Die Folge ist eine Phase großartiger Philosophie, welche die Zeiten kulturübergreifend in Form von schriftlichen Aufzeichnungen überdauern kann.

Langfristig aber läutet dieser "Peak Bewusstsein" den Abbau des bewussten Geistes ein. Der Mensch reprimitiviert. Sobald das Volk immer stärker auf sich allein gestellt ist, der Staat, als letzte Über-Ich-Instanz, sich nach und nach aus der Verantwortung nimmt, übernimmt das Unbewusste wieder die Herrschaft. Stammesähnliche Tabus, die nicht mehr hinterfragt werden, übernehmen zur Organisation der Gruppe das Zepter. Die zweite Religiosität (Religion als Mutter aller "Märchen") kommt auf und beginnt über die Jahrhunderte zu dogmatisieren (Fellachentum).

Der Unterschied zwischen Märchen und Videospielen, ist der Grad an Freiheit. In Märchen nutzt der (Anti-)Held, wenn überhaupt, dann zuerst seine Freiheit aus und sein Scheitern lässt ihn freiwillig in die moralischen Zwänge zurückkehren, weil er sie als nützlich oder gottgegeben erkennt oder er scheitert als Reaktion auf das Negieren von Werten auf ganzer Linie. Die Märchen leben also auf einer Meta-Ebene aus, was in der Kultur undenkbar scheint und festigen am Schluss das Nicht-Hinterfragen dieser Tabus. In Videospielen gilt nur die Freiheit - die Verherrlichung des Ichs, die sich im besten Fall, in online-Games, den Zwängen der Gruppenpsychologie unterwirft. Aber ein Abenteuer, an dessen Ende Moral und Tugend als Weg zur geistigen Vervollkommnung dargestellt wird, ist damit meist nicht verbunden (wenige Ausnahmen, in Form mancher Rollenspiele, bestätigen die Regel).


Beste Grüße
Phoenix5

Wieder ein fantastischer Text von Dir!

MausS @, Mittwoch, 20.03.2019, 15:32 vor 1865 Tagen @ Phoenix5 1864 Views

Das Geschehen unserer Zeit, anhand eines winzigen Ausschnitts des kulturellen Geschehens, in wenigen Sätzen umfassend und höchst treffend charakterisiert.

Großer Dank an Dich und an @Rain!

Herzlich grüßend

MausS

--
"Der Tod der Menschheit ist nicht nur ein denkbares Ereignis, wenn der Sozialismus triumphiert, sondern er stellt das Ziel des Sozialismus dar."
Igor Schafarewitsch, 1980

Vielen Dank! (oT)

Phoenix5, Mittwoch, 20.03.2019, 17:15 vor 1865 Tagen @ MausS 1518 Views

- kein Text -

Das Märchen von Ich | Über-Ich | Es

Oblomow, Mittwoch, 20.03.2019, 18:19 vor 1865 Tagen @ Phoenix5 1718 Views

Sigmund Freud erfindet irgendwelches Personal, dass dann miteinander seine Possen treibt. Wer es glaubt.

Jede Zeit erzählt Ihre Märchen. Harry Potter z.B. ist so eins von heute. Moralische Erbauung und Literatur, das finde ich auch eher nicht so juut, sogar öde.

Das mit dem Peak-Bewusstsein, das finde ich interessant. Das kapiere ich nicht so janz, wie Du das herleitest. Ich glaube ja, Peak-Bewusstsein war so um 600 vor Christus, danach ging's bergab, sieht man mal von gelegentlichen Entzückungsspitzen ab. Kann mich aber ooch irren.

Herzlich
Oblomow

Ich habs auch nicht so mit Freud. Zahlen und Fakten sind mir lieber. Aber: schöner Text!

Olivia @, Mittwoch, 20.03.2019, 18:39 vor 1865 Tagen @ Oblomow 1584 Views

Sigmund Freud erfindet irgendwelches Personal, dass dann miteinander seine
Possen treibt. Wer es glaubt.

................

Prof. Garfinkel zeigt sehr klar die "Bausteine" auf, mit denen "Realitäten" gebildet werden. Das kann man regelrecht beobachten. Ist aber sehr trocken. Leider verwenden unsere "Beschützer" täglich seine Erkenntnisse. Und wie man sieht, sind die Resultate nicht von der Hand zu weisen.

Wobei die oft jahrelangen "Sitzungen" bei freudschen Analytikern auch ihre Resultate erbringen (jedenfalls wenn der Therapeut solide ist). Allerdings vermute ich, dass etliche "Verbesserungen" auch zustande gekommen wären, wenn sich ein "geliebter" Mitbürger so intensiv einer kranken Person angenommen hätte. Bei manchen mag es sogar bereits helfen, wenn sie einer Arbeit/Beschäftigung nachgehen, die "sinnstiftend" ist.

Aber, die Menschen haben halt unterschiedliche Bedürfnisse und Erkenntnisse. Eine meiner Freundinnen arbeitet auch auf diesen Gebiet und glaubt ganz fest daran. Ihre Arbeitsergebnisse sind gut..... und ich halte in der Regel den Mund.

--
For entertainment purposes only.

Was die Heilungsversprechen der Psychoanalyse betrifft, bin ich auch skeptisch

Phoenix5, Mittwoch, 20.03.2019, 19:00 vor 1865 Tagen @ Olivia 1585 Views

Hallo Olivia

...aber das Modell selbst ist interessant und impliziert nicht zwingend eine Heilung (die hat Freud seinem Modell bloß aufgepfropft und nie statistisch bewiesen). Wie du richtig sagst, ist nicht das Modell bei der Therapie selbst das Ausschlaggebende, sondern das Reflektieren von Problemen und Erkennen von Zusammenhängen, die tief in die Kindheit zurückreichen können, das "sich angenommen Fühlen", das Reden darüber und wichtig für die Zukunft ist die Sinnstiftung (Beten beispielsweise beinhaltet "sich angenommen fühlen" und "Reden" in einem religiösen Sinn-Kontext, kann also ebenfalls eine Form der Therapie sein)


Beste Grüße
Phoenix5

Das Strukturmodell der Psyche wird eines der wenigen Dinge sein, die von Freud bleiben

Phoenix5, Mittwoch, 20.03.2019, 18:52 vor 1865 Tagen @ Oblomow 1599 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 19:06

Sigmund Freud erfindet irgendwelches Personal, dass dann miteinander seine
Possen treibt. Wer es glaubt.

Das Theoriegebäude der Psychoanalyse ist keine Wissenschaft (ich halte es für eine Schnittstelle zwischen Esoterik und Wissenschaft, v.a. bei Jung), aber sie rationalisiert bzw. übersetzt für uns Erwachsene das, was in der kindlichen Psyche wortlos und unreflektiert vor sich geht. Das ist ungefähr das Gleiche wie die Wissenschaft, wenn sie versucht uns die Dinge während und kurz nach dem Urknall zu erklären. Da war auch niemand analytisch dabei und wir können nur versuchen die Vorgänge in Worte und Formeln zu packen. Ich halte gerade das Strukturmodell Freuds für genial und für das Wenige, das von ihm bleiben wird. Mit diesem Modell lässt sich, übertragen auf die Kultur, auch vieles besser begreifen, beispielsweise der Unterschied zwischen einem stark ES-verhafteten Stamm ohne Hierarchie und Befehlsgewalt, der auf einer unbewussten Gruppendynamik gründet und einer Kultur, die ein starkes Ich-Bewusstsein im Spannungsfeld zwischen oben (Gebote/Verbote) und unten (Triebbefriedigung) hervorbringt (mit Ich-Inflation am Ende, wenn die Normen immer laxer werden und anschließender Rückabwicklung des Ichs).

Ich würde dir empfehlen Erich Neumanns "Ursprungsgeschichte des Bewusstseins" zu lesen. Ein Werk, das für mich ein ähnlicher Augenöffner war, wie PCM in der Ökonomie. Vielleicht denkst du dann anders über die Psychoanalyse.

Das mit dem Peak-Bewusstsein, das finde ich interessant. Das kapiere ich
nicht so janz, wie Du das herleitest.

Ein starkes Ich-Bewusstsein entfaltet sich im Spannungsfeld zwischen Es und Über-Ich - zwischen "Was würde ich gern tun -> Meine Triebe befriedigen" vs. "Was darf ich innerhalb der kulturellen Normen tun?"

Ich glaube ja, Peak-Bewusstsein war
so um 600 vor Christus, danach ging's bergab, sieht man mal von
gelegentlichen Entzückungsspitzen ab. Kann mich aber ooch irren.

Da sagt Julian Jaynes in seinem hochinteressanten und gleichzeitig hochspekulativen Buch "Der Ursprung des Bewusstseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche" das exakte Gegenteil. Der meint, dass das Ich-Bewusstsein überhaupt erst 1000 v. Chr. entstand. Daniel Dennett fand seine Thesen sehr interessant und war einer der Wenigen, die ihn verteidigten.

Beste Grüße
Phoenix5

Das Strukturmodell der Psyche von Freud ist reine Nachäfferei der Naturwissenschaft

Mephistopheles, Mittwoch, 20.03.2019, 19:22 vor 1865 Tagen @ Phoenix5 1555 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Mittwoch, 20.03.2019, 19:48

Was ist ein Elektron?
Hat noch nie jemand gesehen. Dann soll es ein Teilchen sein, dann eine Welle dann soll es mal da sein, dann wieder nicht, es ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an einem bestimmten Ort, aber, wenn man nachsieht, dann ist es genau an diesem Ort nicht, weil das Nachsehen ändert den Ort usw. und zusammen mit dem Positron und dem Elektron bilden die Elektronen Atome und aus diesen Atomen ist die flüssige und feste und die gasförmige Materie aufgebaut und wenn mann nachmisst, dann ist das alles leerer Raum und das Elektron imd. das 10.000 fache vom Durchmesser des Positrons von diesem entfernt.

Wenn man den gültigen naturwissenschaftlichen Theorien und der Quantenphysik mal auf den Grund geht, dann ist das alles dermaßen abartig und unserem Alltagsverständnis entzogen, das einem die gesamte Psychoanalyse beinahe plausibel vorkommen könnte.

Die ganze Geschichte hat nur einen kleinen Haken: Die Naturwissenschaften mit ihren abartigen Ideen und Theorien funktionieren mit ausreichender Zuverlässigkeit (>99,9999999999999999%); die Psychoanalyse funktioniert dagegen in keinem einzigen Fall.

PS: Natürlich ist es möglich, dass die Psychoanalyse einmal richtige Voraussagen trifft. Das ist aber kein Beweis für die psychoanalytische Theorie. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:140.000.000 kann ich auch die Lottozahlen richtig voraussagen.

Gruß Mephistopheles

Du verwechselst Freuds Heilungsversprechen mit der gesamten Psychoanalyse

Phoenix5, Mittwoch, 20.03.2019, 19:42 vor 1865 Tagen @ Mephistopheles 1571 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 20:11

Die ganze Geschichte hat nurr einen kleinen Haken: Die Naturwissenschaften
mit ihren abartigen Ideen und Theorieen funktionieren mit ausreichender
Zuverlässigkeit (>99,9999999999999999%); die Psychoanalyse funktioniert
dagegen in keinem einzigen Fall.

Das ist Unsinn. Sie hilft, aber sie hilft nicht aufgrund des Modells. Die Psychoanalyse (in allen Varianten) hat sehr viel mit systemischen Denken zu tun. Schon allein, wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt und man sich erklärt wie es langsam zwischen seinem Körper und dem der Mutter unterscheidet bzw. zwischen Körper und Umwelt. Wie es sich zuerst auf die Mutter fixiert und anhand ihrer Reaktion die Gegenwart beurteilt. Wie es von der Mutter ein paar Schritte wegläuft, um sein langsam aufkeimendes Ich zu erfahren, schließlich wieder hinläuft aus Angst sie zu verlieren und wieder wegläuft aus Angst seine Individualität zu verlieren (wieder mit der Mutter zu verschmelzen). Wie es sich von der Mutter löst, um einer anderen Bezugsperson nachzueifern (Vater) usw. Das alles ist im Modell der Psychoanalyse integriert. Was du zurecht kritisierst, waren die teilweise seltsamen Vorstellungen Freuds (Penisneid, Kastrationsangst, etc.), aber das Eis zu solchen Erkenntnissen hat ER gebrochen. Hinter der Psychoanalyse steckt viel viel mehr (und viel mehr als Freud) als dass man hier einzelne kuriose Artefakte der Geschichte herausnehmen könnte, um sie lächerlich zu machen.

PS: Natürlich ist es möglich, dass die Psychoanalyse einmal richtige
Voraussagen trifft.

Die Psychoanalyse und alle von ihr hervorgegangenen Spielarten sagen gar nichts voraus. Sie versuchen die Entwicklung des Menschen vom Baby bis zum Erwachsenen zu modellieren, ergo zu rationalisieren. Sie ganz abzuschreiben hieße, die Prozesse nur noch auf atomarer, molekularer, zellulärer oder evolutionärer Ebene zu erklären, aber die ICH-Werdung nicht mehr in Worte fassen zu dürfen. Zumindest für mich wäre das ein äußerst dürftiges Weltbild, wo die gesamte andere Hälfte der Anschauungsmöglichkeiten, fernab materialistischer Wissenschaft, völlig fehlt. Dabei waren diese Modelle überhaupt erst das Grundgerüst, das zu wissenschaftlicher Forschung verleitete (Entwicklungspsychologie) und so das Sinnvolle vom Unsinnigen schied. Die gesamte Psychologie ist ja letztendlich ein Wechselspiel aus Modell und wissenschaftlicher Forschung anhand des Modells mit anschließender Modifizierung des Modells. Dass Freud damals weit übers Ziel hinausgeschossen ist und die Freudianer am liebsten vieles, das ihr Meister gesagt aber auch verbrochen hat, unter den Teppich kehren würden, streite ich gar nicht ab, aber die Dinge haben sich weiterentwickelt und manche firmieren heute nicht mehr unter dem Banner "Psychoanalyse". Ihren Ursprung haben sie trotzdem dort.


Beste Grüße
Phoenix5

Was mir an Freud gefällt

Oblomow, Mittwoch, 20.03.2019, 20:12 vor 1865 Tagen @ Phoenix5 1580 Views

1. Der Mann schreibt ein wunderbares Deutsch
2. Der Mann hat Humor
3. Tolle Phantasie

Ansonsten hat er ne echt gute Geschäftsidee. Erfolgsunabhängig Kohle einzustreichen schafft sonst nur die Kirche. Das Strukturmodell ist von Schopenhauer geklaut, mit nem Schuss Nietzsche. Wirklich gute “Psychologen“ sind Gracian und Pascal und La Rochefoucauld. Die labern auch nicht so viel.

Herzlich
Oblomow

Ich würde Freud als Menschen nie verteidigen

Phoenix5, Mittwoch, 20.03.2019, 20:22 vor 1865 Tagen @ Oblomow 1630 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 20.03.2019, 20:27

Das hat er auch nicht verdient. Im Herzen war er ein Scharlatan, der möglichst schnell berühmt werden wollte. Aber auch diese Motivation kann geniale Einfälle verursachen oder zumindest dafür sorgen, klug bei anderen zu klauen. Das Strukturmodell von Freud ist genial. Vom Rest bleibt entweder nichts übrig oder es wurde von anderen so stark modifiziert, dass man nur noch die Handschrift Freuds erkennen kann.


Beste Grüße
ein C.G Jung-Fan, der sich gerade in der ungefragt zugeschriebenen Rolle des Freud-Verteidigers sehr schwer tut.

Ergänzung von H. Danisch zur Psychosuppe

Oblomow, Freitag, 22.03.2019, 08:56 vor 1863 Tagen @ Oblomow 1193 Views

Hallo!

Da kommt ein schöner Artikel von Danisch rein.

http://www.danisch.de/blog/2019/03/22/psychiatrisch-hypochondrische-diagnose-der-geiste...

Er geht auf einen Artikel im Cicero ein. daraus ein Ausschnitt

"Wer ist schuld an Psychokitsch und Modediagnosen? Ganz wesentlich Psychoanalyse, postmoderne Philosophie und Gender Mainstreaming. Die Psychoanalyse entlehnt viel aus der griechischen Mythologie und noch viel mehr aus autobiografischen Erlebnissen ihres Erfinders Sigmund Freud. Was Freud neurotisch verarbeitete, müsste auch bei allen seinen Mitmenschen so ablaufen – so seine Lehre. Die analytische Theorie ist ein Nebenfluss des magischen Denkens."

Cicero:
https://www.cicero.de/kultur/psychologie-zeitgeist-therapie-philosophie-gender-debatte

Herzlich
Oblomow

Magisches Denken

Phoenix5, Freitag, 22.03.2019, 12:22 vor 1863 Tagen @ Oblomow 1213 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 22.03.2019, 13:12

"Wer ist schuld an Psychokitsch und Modediagnosen? Ganz wesentlich
Psychoanalyse, postmoderne Philosophie und Gender Mainstreaming. Die
Psychoanalyse entlehnt viel aus der griechischen Mythologie und noch viel
mehr aus autobiografischen Erlebnissen ihres Erfinders Sigmund Freud. Was
Freud neurotisch verarbeitete, müsste auch bei allen seinen Mitmenschen so
ablaufen – so seine Lehre. Die analytische Theorie ist ein Nebenfluss des
magischen Denkens."


1. Ja, die analytische Theorie ist ein Nebenfluss des magischen Denkens - der Art von Denken, der ich den gleichen Platz einräume wie der Wissenschaft.

2. Die Modelle der Psychoanalyse, ja im Prinzip des gesamten Psychologie, sind Emergenz-Phänomene des komplexen Systems "Gehirn". Wenn heute z.B. ein Kind in einer gewalttätigen häuslichen Atmosphäre aufwächst, so hat das später Auswirkungen in Form von Kompensationsmechanismen. Diese Dinge (Warum bin ich, wie ich bin) kann ein so geschädigter Mensch im Laufe seines Lebens auch selbst begreifen - ganz ohne Therapie und dennoch müsste die Wissenschaft dazu sagen: Das bildest du dir ein, denn es gibt keine wissenschaftlich harten Beweise dafür, dass du aufgrund deiner gewalttätigen Erfahrung geworden bist, wie du bist (Epigenetik lasse ich mal außen vor). All das spielt sich a) auf einer emotionalen Ebene ab und b) im Kopf eines Menschen und ist somit der Wissenschaft schwer zugänglich. Letztere kann bloß die Modelle in Studien überprüfen (z.B. gibt es einen statistischen Zusammenhang zwischen Gewalt in der Kindheit und Depressionen?), aber die Modelle selbst sind "ein Nebenfluss des magischen Denkens".

Ein privates Beispiel aus einem ganz anderen Bereich: Wir haben vor 3 Jahren einen Hund aus dem Tierheim aufgenommen, der sehr aggressiv war. Durch ein entsprechendes Setting (Vertrauen und Sicherheit schaffen, aber auch Autorität zeigen) baute der Hund sehr langsam seine Aggressivität gegenüber anderen Menschen (v.a. Männer) und anderen Hunden ab, während er gleichzeitig dadurch vorsichtiger und ängstlicher wurde und die Führung uns abgab. Hier zeigte sich schön, dass die Aggressivität Folge von Angst war und der Abbau dieser die Angst übrig ließ, der wir uns nun weiter widmen. Es ist wie in einem Schalenmodell: Zuerst Traumata, dann Angst, dann Aggressivität als Kompensationsmechanismus. Man muss die Schalen der Zwiebel nach und nach durchgehen, um zum Kern zu kommen. Das ist magisches Denken, das als Modell wissenschaftlich nicht beweisbar, sondern nur untermauerbar ist (durch Statistiken, die das Modell stärken). Oder anders formuliert: Wenn ein 90-jähriger Mensch stirbt, dann kann die Wissenschaft herausfinden, dass er z.B. an einem Herzinfarkt gestorben ist. Das magische Denken aber sieht schlichtweg das "panta rhei": Werden und Vergehen komplexer Systeme.

3. Warum lassen sich in vielen Religionen, Sagen, Märchen, etc. ähnliche Grundstrukturen finden. Woher kommen diese? Woher kommen all die Paradiesmythen? Sind das eventuell externalisierte Erfahrungen von jedem von uns? Die Ur-Sicherheit an der Mutterbrust und im Umfeld der Mutter, wo alles vorhanden war und man sich um nichts kümmern musste? All das kann wissenschaftlich nicht als Modell erfasst werden, sondern eben nur durch magisches Denken. Die Wissenschaft kann nicht beweisen, dass ein Gehirn aus dieser Erfahrung des Überflusses und der Geborgenheit Paradiesmythen im kollektiven Bewusstsein bastelt.

4. Danish zitiert: "Was Freud neurotisch verarbeitete, müsste auch bei allen seinen Mitmenschen so ablaufen – so seine Lehre." Er bezeichnet also Freud als "neurotisch", benutzt also Begriffe aus der Psychologie und Psychoanalyse, um diese madig zu machen. Verstehst du was ich meine? Wir alle sind auf diese Begriffe angewiesen, auch wenn ihr Inhalt ein Nebenfluss magischen Denkens ist, denn wissenschaftlich kann die Neurose nicht erfasst werden. Sie ist ein Modell, das emergente Phänomene, d.h. Muster, die sich aus dem komplexen, kognitiven Chaos bilden, einzurahmen versucht.

5. Mir ist bewusst, dass die gender-Apostel sich oft auf die Psychoanalyse berufen (Freud hat im Gegensatz zu ihnen nie die Evolutionstheorie geleugnet, denn diese Leugnung ist dem gender-Relativismus inhärent), aber diese hat wenigstens Modelle, während die gender-Leute bloß "dekonstruieren", d.h. sie zerstören Modelle und sagen: "Zerstören ist unser Modell", ohne dabei ihr Zerstörungsmodell selbst zu dekonstruieren, ergo zu zerstören.

6. Das Modell in der Psychoanalyse oder Psychologie ist wie die Formel in der Wissenschaft. Die Formel kann Gesetzmäßigkeiten unserer Welt ausdrücken - man weiß aber nicht, wo sie selbst herkommt bzw. selbst wenn sie sich irgendwo ableiten lässt, weiß man weiter nicht, woher die ursprüngliche Formel kommt ad infinitum. Auch die Wissenschaft arbeitet also mit Modellen, die sie durch Experimente untermauert und untersucht die Anknüpfungspunkte von einem Formel-Modell (z.B. Quantenmechanik) zum anderen Formel-Modell (z.B. Relativitätstheorie). Warum die Dingen aber so und nicht anders sind, kann sie nicht erklären bzw. flüchtet sich am Ende ins "anthropische Prinzip": Die Dinge sind eben so, wie sie sind, denn wären sie anders, dann wären wir nicht hier, um uns über diese Dinge den Kopf zu zerbrechen. Was, wenn sich am Ende herausstellt, dass selbst der Determinismus bloß ein emergentes Phänomen einer weit komplexeren Sub-Ebene ist (vielleicht der Quantenmechanik)? Und wenn sich dann herausstellt, dass auch die statistische Wahrscheinlichkeit der Quantenmechanik bloß ein emergentes Phänomen einer weiteren Schicht darunter ist? Dann müsste die Wissenschaft am Ende zugeben, dass ihre Modelle die Realität niemals abbilden werden können.

Beste Grüße
Phoenix5

Dein Appell verwundert mich.

eesti @, Schwedt und Cranz(Ostpreußen), Mittwoch, 20.03.2019, 14:43 vor 1865 Tagen @ Rain 1901 Views

Es liegt doch an jedem selbst, den Kindern abends vor dem Einschlafen noch schnell ein Märchen vorzulesen.
Das wirkt ganz anders, als ein Video vor dem Einschlafen.
Es verbindet Eltern und Kinder, lehrt sie Grundzüge des Zusammenlebens, ist prägend für das Verhalten der Kinder.
Ein Video kann keine Fragen der Kinder beantworten, ein vorlesender Vater schon, und gerade zu den Märchen kommen viele Fragen der Sprößlinge, oft fragen sie mich, was ihnen dieses Märchen sagen/lehren/aufzeigen sollte.
Manchmal bin ich selbst überrascht, daß die Antwort nicht immer sooo leicht ist.
Und die Kinder kommen oft und fragen nach ihren Lieblingsmärchen, wollen diese immer wieder vorgelesen bekommen, denn es ist nicht das Märchen, das allein zählt, sondern die Zeit, die man sich abends nochmals nur für die Kinder nimmt, die wichtiger sind, als TV und Internet.
Und seltsamerweise gefallen ihnen neben den Märchen auch jene Geschichten, wie "Ein Teufel namens Fidibus", immer noch genau so gut, wie mir damals vor 40-50 Jahren.

--
MfG
LR

Alles ist ein Windhauch.

Werbung