Burkhard berichtet: "Wie ich obdachlos wurde."

n0by ⌂ @, Sonneberg, Sonntag, 13.01.2019, 08:02 vor 1931 Tagen 8025 Views

Seit 1991 ist Burkhard, geb. 1962, mein Arbeitskollege und Freund. Einst war er mein Chef im Ressort Programmierung der DOS International, dem heutigen PC Magazin. Jetzt braucht er dringend eine Wohnung. Nach Monaten Schweigen hat er mir am 8. 1. 2019 ein Zeichen gesendet. Zwei Tage hatten wir über Facebook Verbindung. Danach schweigt er wieder. Telefonnummer und Adresse hat er mir nicht mitgeteilt. Wer meinem Freund eine Wohnung vermitteln kann, soll mich bitte kontaktieren.


https://n0by.blogspot.com/2019/01/burkhard-berichtet-wie-ich-obdachlos.html


https://bayernistfrei.com/2019/01/13/burkhard-berichtet-wie-ich-obdachlos-wurde/

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Ein paar Kommentare zu der Geschichte (mT)

DT @, Dienstag, 15.01.2019, 13:03 vor 1929 Tagen @ n0by 5681 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 15.01.2019, 13:09

Noby (Ehrhard), Du gibst ja typischerweise keine Antworten oder Kommentare auf meine Posts oder Anfragen, aber ich würde doch gerne ein paar Dinge an der "Story" anmerken:

- Handy/Smartphonetarife sind nicht so, daß sie 13 EUR pro Gigabyte kosten.
Bei Alditalk gibt es 2.5 GB für 9.99 EUR pro Monat.

Man braucht auch kein Coolpad für 230 EUR, sondern kann schon für 100 EUR beim Türke an der Ecke ein brauchbares Galaxy etc. kriegen.

Wenn Burkard wie er selber sagt "Android programmieren" kann, dann verstehe ich nicht das folgende:

Wieso zieht er nicht in ein kleines Dorf, gerne in der bayrischen oder schwäbischen Provinz oder wenns billiger sein soll, dann in der Westpfalz, in Nordhessen oder im Osten, dort kann man für 300 EUR im Monat komplett leben. Internet gibts auch einigermaßen, besser als zT in Großstädten.

Angeblich kann der Burkard doch programmieren. Beim Mittelstand werden HÄNDERINGEND Programmierer gesucht für IoT, für Android, für Automatisierung, etc etc. Man bekommt KEINEN.

Der Mann soll mir nicht sagen, daß er mit SEINER Qualifikation nichts bekäme.

Dann soll er 1 Monat lang den Job machen und dann kann er mit dem Geld 1 Jahr lang in einer kleinen Dorfwohnung leben. Wenn er dann weitere Jobs an Land zieht, kann er sich auch wieder was in einer größeren Stadt leisten.

Aber meiner Meinung nach hängt es nicht daran. Denn wenn jemand rumjammert, daß sein Siphon durchgerostet sei und es nicht schafft, beim Obi oder Hornbach für <10 EUR ein neues zu holen und das zu installieren und stattdessen auf den Vermieter wartet, oder wenn jemand anstatt Antikalk oder Essig in die Badewanne zu kippen sagt, die Badewanne sei verkalkt und deswegen nicht mehr duscht, und wenn jemand tagelang auf den Möbelwagen wartet, anstatt die Spedition anzurufen und zu fragen, wo sie bleiben, dann hat er ein Problem mit seiner elementaren Organisation und mit den elementarsten Tätigkeiten im Leben. Ich kenne alte Leute, die sind >90 Jahre alt und jammern nicht so rum sondern kriegen den Arsch hoch. Dieser Burkhard scheint letzteres nicht mehr zu schaffen. Und das TROTZ Programmierkenntnissen. Wenn er jetzt Maurer wäre und es wäre grade keine Baukonjunktur oder Lasterfahrer und niemand würde für die Logistik gebraucht etc. Oder er könnte wie viele der Bereicherer nur UPS Pakete ausfahren und müßte für 8 EUR die Stunde den ganzen Tag rumrennen.

Aber als PROGRAMMIERER hat er in diesem Land im Jahre 2019 ein Luxusproblem. Weil er seinen Hintern nicht hochkriegt und nur jammert und die Tatsachen verdreht. Wenigstens die Fakten sollten stimmen.

Sorry. Aber das ist halt man die nackte Wahrheit. Und leider darf man die wohl nicht mehr aussprechen. Früher hätte er nichts vom Amt gekriegt, sondern schauen müssen, daß er irgendwo bei einer Autowerkstatt die Autos wäscht und den Hof fegt. Und wenn er programmieren kann, dann hätte er sich überlegt, ob er das machen will.

Elli hat in einer wesentlich aussichtsloseren Situation jahrelang fleißig und diszipliniert unser Forum betrieben. Er hat fast nie gejammert.

DT

PS: Ich glaube eher, Burkhard ist krank. Paranoia zumindest, denn in so einer kurzen Geschichte 2x die Story vom Akten fälschen, das hört sich fast an wie beim Wieczorek (Inventor), wo wegen eines kleinen unbedeutenden Wichts ja klar die ganze Welt die Akten fälscht.

Die "nackte" Wahrheit

n0by ⌂ @, Sonneberg, Dienstag, 15.01.2019, 13:20 vor 1929 Tagen @ DT 5687 Views

...

Sorry. Aber das ist halt man die nackte Wahrheit. Und leider darf man die
wohl nicht mehr aussprechen. Früher hätte er nichts vom Amt gekriegt,
sondern schauen müssen, daß er irgendwo bei einer Autowerkstatt die Autos
wäscht und den Hof fegt. Und wenn er programmieren kann, dann hätte er
sich überlegt, ob er das machen will.

....

DT


Hallo DT,

"Nackte Wahrheit" erreicht nicht alle Menschen. Meine Geschichte von 1994 "Tod im Job" erzählt davon.

Mein Freund ist mittlerweile wieder verstummt, für mich nicht erreichbar. In unzähligen Stunden waren meine Versuche, ihn mit "nackter Wahrheit" zu erreichen in den letzten Jahren waren vergeblich. Mein Freund fühlt nun "nackte Wahrheit" in der Notunterkunft.

In mehr als 20 Jahren in meinem Job als Redakteur gehen mir vier jüngere Männer nicht aus dem Kopf, die ihr Rente nicht erreicht haben.

Die letzte "nackte Wahrheit" ist "Tod im oder ohne Job".

Gut geschrieben, DT!

"> Sorry. Aber das ist halt man die nackte Wahrheit."

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Danke für die Antwort, Noby! (mT)

DT @, Dienstag, 15.01.2019, 22:59 vor 1929 Tagen @ n0by 4825 Views

Ich habe auch Deine Geschichte über den Redakteur durchgelesen, der sich tot gesoffen hat.

Auch da kann ich sagen: sorry, aber das Leben ist hart und man braucht Disziplin, um es durchzustehen. Ich habe zB nie im Leben einen Tropfen Alkohol angefaßt, auch nicht beim Bund, der ja die Sauftruppe schlechthin ist.

Zu implizieren, ausgerechnet der Journalistenberuf, auch bei M&T in den 90er Jahren, sei ja soo hart, der hat noch nicht auf dem Bau, auf dem Bauernhof oder unter Tage gearbeitet.

Sorry, aber das sind weinerliche Stories, die einfach nur von mangelnder Disziplin zeugen. Der Kollege dabei raucht auch noch, jeder weiß, daß Nikotin und Alkohol den Körper zerstören und nicht für den täglichen Kampf in der nicht pünktlich fahrenden SBahn härter machen... dann läßt man das eben bleiben.

Ob saufen und rauchen oder nicht ist die private Entscheidung eines jeden einzelnen. Aber dann soll man auch dazu stehen und zu allen Konsequenzen und es nicht auf den "Job" schieben.

DT

Ich musste mich zurückhalten .......

NST @, Südthailand, Dienstag, 15.01.2019, 15:13 vor 1929 Tagen @ DT 5366 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 15.01.2019, 15:29

Der Mann soll mir nicht sagen, daß er mit SEINER Qualifikation nichts
bekäme.


... denn wenn ich ehrlich bin, ist das für mich natürlich Selektion.

Ein anderer ehemaliger Arbeitskollege von n0by - der hat sich wohl tot gesoffen, war ja ein Thailandaussteiger. Das ist natürlich mein Fachgebiet.

Ich hab beim 1. Mal auch auf die Fresse bekommen, in 1996/97 bin ich damals mit exakt 100k DM gestartet und wurde im Zuge der Asienkrise ordentlich rassiert. (ich sehe gerade Freund Bernhard war zur gleichen Zeit in TH wie ich, wir waren auch fast im gleichen Alter - 2 Leben und 2 unterschiedliche Auffassungen davon - ja schwere Kindheit hatte ich auch, wer nicht)

Ich musste auch wieder zurück nach D, hatte aber keine Qualifikation mit Uniabschluss. Ich musste in einer kleinen Klische anfangen, mit glaube 18 DM/std hatte nur den gesetzlichen Urlaub von 25 Tagen, Überstundenzuschläge wurden nicht bezahlt - die Arbeitszeiten waren auf Abruf. Es gab Tage da war ich 24 Stunden ohne Pause auf Arbeit, weil die Maschine fertig werden mussste. Kurze Rede - es war unter aller Sau. So fing mein Neustart in D an. Im letzten Job als Betriebselektriker im 3. Schichtbetrieb, vor meinem Thailand Startversuch hatte ich mehr als 28DM/std plus alle Zulagen von IG Metall ..... 30 Tage Urlaub usw.

Gesoffen hatte ich auch, hin und wieder ... [[freude]]

Weil ich aber meine Thailand Lektion gelernt hatte, liess ich mir nicht vom Sozialstaat in den Arsch ficken .... sondern hab mich nach 13 Jahren harter Arbeit endgültig aus dem Land der Träumer verabschiedet.

Das Leben ist kein Zucker schlecken, sondern Selektion. Darum ist aus meiner Sicht ein Sozialstaat ein hoch gefährliches Gebilde, denn es gaukelt jedem vor, es gibt keine Verlierer mehr sondern alle gewinnen. Die Mehrheit sind immer Verlierer, das ist einfach ein Naturgesetz. Ich hab keine Lust mich der Mehrheit anzuschliessen.

Die neuen Facharbeiter werden die natürlich Selektion wieder zurück ins System bringen, je schneller das verstanden wird, je besser sind die Aussichten eine Zukunft zu erleben.
Gruss

PS: Sollte ich scheitern, das kann immer passieren, kann ich bei niemand auf Nachsicht setzen. In D würde ich wie der letzte Dreck behandelt, hab das alles schon einmal mitgemacht und damals waren die Umstände weit aus günstiger wie heute. Deshalb ist eine Rückkehroption nicht ein einziger Gedanke wert - und die logische Konsequenz ist damit auch ganz klar.

--
[image]
Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

Zynismus?

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Dienstag, 15.01.2019, 15:26 vor 1929 Tagen @ NST 5234 Views

Das Leben ist kein Zucker schlecken, sondern Selektion. Darum ist aus
meiner Sicht ein Sozialstaat ein hoch gefährliches Gebilde, denn es
gaukelt jedem vor, es gibt keine Verlierer mehr sondern alle gewinnen. Die
Mehrheit sind immer Verlierer, das ist einfach ein Naturgesetz. Ich hab
keine Lust mich der Mehrheit anzuschliessen.

Sind diese Äußerungen Zynismus oder ehrliche Meinung? [[sauer]]

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Was für eine Frage ...

NST @, Südthailand, Dienstag, 15.01.2019, 15:32 vor 1929 Tagen @ Otto Lidenbrock 5225 Views

Sind diese Äußerungen Zynismus oder ehrliche Meinung? [[sauer]]

... keine Meinung. Das ist meine Lebenseinstellung - dafür stehe ich und deshalb bin ich auch nicht kompatibel mit dem Leben in D.
Gruss

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Misanthrop?

Socke ⌂ @, Dienstag, 15.01.2019, 19:18 vor 1929 Tagen @ NST 5034 Views

Misanthrop?

Realist! (oT)

Rotti @, Pampa, Dienstag, 15.01.2019, 19:47 vor 1929 Tagen @ Socke 4785 Views

- kein Text -

--
Ich esse und trinke, also bin ich.

Zur Klasse der Philantrophen kann ich mich nicht zählen .....

NST @, Südthailand, Mittwoch, 16.01.2019, 03:43 vor 1928 Tagen @ Socke 4619 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 16.01.2019, 03:53

Misanthrop?

..... wir Familie und ich stehen immer noch im Überlebenskampf. Hier gibt es kein Harz4 - geringe Unterstützung für Inländer auf tiefstem Niveau, für Ausländer trifft das Gegenteil zu. Selbst als Vater eines Inländers muss ich meine Existenzberechtigung für TH jedes Jahr aufs Neue nachweisen.

Ich habe mir das ausgesucht, niemand hat mich gezwungen. Ein Grund warum ich in so einem Land bin ist, ich bin nicht bereit einem Staat mehr als 50% meiner Arbeitsleistung zur Verteilung zu überlassen.

„Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.“
Friedrich Nietzsche

Hier wird die Geschichte der chinesischen Kulturrevolution erzählt, das ist Demokratie zu 100% durch das Volk umgesetzt - alles wird durch den Staat und die Partei geregelt. Die abgeschwächte Version heisst Sozialstaat. Ich weiss schon,das wollt ihr nicht hören, trotzdem sage ich das genau so. Ich versuche immer meine Überzeugungen zu leben, ob das immer klappt ist eine andere Sache. Versucht habe ich es auf jeden Fall ..... auf die Knie fallen werde ich nicht, vor einem humanistischen Sozialstaat, egal wie das Leben mir spielt.

Ich glaube an so etwas wie Karma und will mir nicht schon in diesem Leben auch noch gleich das Nächste versauen. [[freude]] Der Kampf geht weiter .... bis hin zum Ende und dann möglicherweise noch einmal von vorne .... Ich nehme nur Hilfe an - wenn überhaupt - von Menschen die ähnlich denken und handeln wie ich und bereit sind ihre Aufgaben selbst zu lösen und nicht zu delegieren.
Gruss

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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

Nachtrag

NST @, Südthailand, Mittwoch, 16.01.2019, 05:12 vor 1928 Tagen @ NST 4708 Views

„Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein
Sklave.“

Friedrich Nietzsche

Wer das den sogenannten Rechten in die Schuhe schieben will - Wiens Angriff auf die Grundlagen des Sozialstaates sollte einfach mal die chin. Kulturrevolution studieren.

Danach dürfte ihn die Erkenntnis treffen, dass das ein sozialistisch/kommunistisches Standardverfahren ist. In China führte das unter Mao 1958-62 zur Große Chinesische Hungersnot Gelehrte streiten sich darüber ob es 20 oder 40 Millionen Tote forderte. Die Rechten waren zu der Zeit alle nach Taiwan geflüchtet .... nur das Volk selbst regierte nach den höchsten moralischen Grundsätzen - der Gleichheit.
Gruss

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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

OT-Hinweis

D-Marker @, Samstag, 09.03.2019, 10:38 vor 1876 Tagen @ DT 1916 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 09.03.2019, 10:50

...

Bei Alditalk gibt es 2.5 GB für 9.99 EUR pro Monat.

...

Nur weil es ein Hammer ist:

Bei winSim gibt es nicht nur 3 GB LTE, sondern dazu Flatrate in Festnetzt und alle deutschen Funknetze für 7,99 Euro pro Monat.
Sogar Kosten Rufnummermitnahme werden bis zu 10 Euro ersetzt.
EU-Roaming inklusive.

Habe ich selbst, bin voll zu frieden.

LG
D-Marker

P.S.
Und immer nach Vertragsabschluss außerhalb der Widerspruchsfrist sofort kündigen.
Die Kündigung kann man ja bis zum letzten Tag zurückziehen, aber so bekommt man bis kurz vor Vertragsende meist noch bessere Angebote.

--
https://www.youtube.com/watch?v=LqB2b223mOM

Nachtrag vom 28.2.2019

n0by ⌂ @, Sonneberg, Donnerstag, 07.03.2019, 19:01 vor 1878 Tagen @ n0by 2387 Views

....


https://bayernistfrei.com/2019/01/13/burkhard-berichtet-wie-ich-obdachlos-wurde/


Hier die Fortsetzung von Burkhard, die er mir schickte.

Wildwest im Rathaus

Heute wäre ich im Rathaus um ein Haar von zwei Polizisten verprügelt worden! Warum? Weil ich eine Einweisung in eine Notunterkunft brauchte, ich war mal wieder geräumt worden. Zum zweiten Mal binnen Jahresfrist! Um wieder ein Dach über dem Kopf zu haben, sollte ich also beim Wohnungsamt eine solche Einweisung unterschreiben.

Heute war der Tag der Räumung. Großes Tohu Wabohu morgens um 8 in der Notunterkunft! Nach etwa einer Stunde war der Spuk vorbei, meine Sachen verschwunden und ich stand mal wieder mit der Alditüte in der Hand auf der Straße. Die Sachen waren im Baubetriebshof gelagert, für die spätere Auslösung. Mein Hausstand, der bei der letzten Räumung beschlagnahmt wurde, ist wahrscheinlich inzwischen vernichtet. Die Räumung wurde von Murad befehligt, die nun triumphierend ins Rathaus zurück kehrte: Müller ist platt!

Ich quälte mich im Regen zum Rathaus um eine neue Einweisung in die Notunterkunft zu beantragen, aus der ich gerade raus geflogen war. Vorher jedoch wollte ich mit dem Bürgermeister sprechen, dem ich ja eine 30-seitige Beschwerde über die Schikanen des Wohnungsamtes gesendet hatte. Der Bürgermeister war nicht da, so bekam ich nach hartnäckigen Nachfragen einen Termin.

Schließlich wurde ich auch im Wohnungsamt vorgelassen, nach angemessener Wartezeit versteht sich. Es ging wohl darum, dass man mir dort auf gar keinen Fall eine neue Einweisung geben wollte, gerade deswegen sollte ich doch kommen. Ich sagte: „Wenn ich kein Bett in der Notunterkunft bekomme, muss ich auf der Straße nächtigen!“ Genau so soll das sein, so in etwa war
die achselzuckende Antwort von Karisch. Ich war ratlos, was nun? Karisch und Murad hielten mir ein leeres Blatt Papier vor die Nase, ich sollte einen Antrag stellen. Ich verstand nicht und fragte, was ich jetzt tun sollte. Einen Antrag stellen eben, draußen steht ein Schreibpult, da könnte ich einen Antrag stellen. Ich verstand immer noch nichts. Was soll da drin stehen? Antrag auf was?

Schließlich schrie Karisch mich an: „Verlassen Sie sofort das Rathaus!“ Ohne Einweisung geht das nicht, also blieb ich sitzen. Das Problem geht nicht einfach zur Tür hinaus und ist dann verschwunden. Also blieb ich zwangsweise sitzen. Schließlich holte Karisch tatsächlich die Polizei. Die kam nach ca. 15 Minuten und zwang mich kurzerhand unter Androhung von Gewalt das
Wohnungsamt zu verlassen. Natürlich wollte ich es nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung mit zwei Polizisten ankommen lassen und verließ das Wohnungsamt bzw. das Rathaus. Zuvor gab es noch einen kurzen Wortwechsel, wo ich beteuerte, dass ich obdachlos bin und hier wäre um eine neue Einweisung in die Notunterkunft zu bekommen. Das interessierte die Polizisten aber
überhaupt nicht. Das war der absolute Tiefpunkt! Rausgeprügelt aus dem Rathaus! Damit hatte ich in der Tat nicht gerechnet. Zumal ich nur eine erneute Einweisung brauchte und auf Aufforderung hier im Rathaus war! Und dann bekam ich auch noch Hausverbot für das Rathaus, lebenslang! Schlimmer geht es kaum noch. Wegen nichts!

Vor dem Rathaus sagte einer der Polizisten, ich solle zum Bahnhof nach München gehen. Ich glaube, er sagte was von Innerer Mission. Da würde es dann weitergehen. In dem Moment tauchten der Amtsleiter und der Bürgermeister vor dem Rathaus auf und haben die Sachen binnen kurzer Zeit geklärt. Der Rabiatere der Polizisten sagte etwas wie: „Die hat gesagt, ich soll den rausschmeissen. Da habe ich den raus geschmissen“.

Im Büro des Amtsleiters hat mir Murad dann den Antrag mehr oder weniger diktiert, den ich handschriftlich aufschrieb. In etwa: „Ich, Burkhard Müller, geboren am 21.3.1962, stelle hiermit einen Antrag auf eine Notunterkunft“. Das wars. Ab 16 Uhr konnte ich mir den Schlüssel abholen.

Es war ca. 10 Uhr morgens.

Das Ganze ist natürlich ein unglaublicher Vorfall.

Was mir auffiel: Wer nach „Obdachlosen Unterbringung“ googelt, erhält viele Treffer, die etwa besagen: Es gibt ein bundesweites Gesetz, das sagt: Eine Gemeinde muss einen Obdachlosen unterbringen, egal wer der Obdachlose ist. Man muss also nicht etwa in der Gemeinde gemeldet sein, sondern es besteht eine generelle Unterbringungspflicht. Das schließt zum Beispiel auch aus,
dass die Gemeinde fordert, ich soll die Gemeinde gefälligst verlassen und woanders um Unterkunft betteln, was man monatelang von mir gefordert hatte. So etwas ist unzulässig! Fast immer liest man, dass dieses Gesetz etwa auch für Migranten gilt, die man also niemals abweisen darf und immer unterzubringen hat! Es betrifft eben alle immer. Nachteil für die Gemeinden: Sie müssen ausreichend Unterkünfte zur Verfügung stellen. Das nervt wohl den einen oder anderen Bürgermeister, weswegen solche Gesetzt wohl leicht missachtet werden. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Wer wollte etwas dagegen machen? Wenn er in den Pistolenlauf um sich schlagender Polizisten blickt? Also es herrscht Faustrecht im Wilden Westen.
Für die Polizisten gilt das natürlich auch: Niemals hätten die mich aus dem Rathaus mit lebenslangem Hausverbot und gleich aus der Gemeinde schmeißen dürfen, nach dem Motto: „Hau ab nach München, da sind die anderen Penner auch!“ Aber so ist es nun mal. Faustrecht in Poing!

Am Abend konnte ich dann meine alte Bude wieder beziehen, allerdings ohne meine Sachen, denn die waren ja beschlagnahmt.

Tricksereien

Um 16 Uhr konnte ich mir die Schlüssel für die Unterkunft abholen. Und siehe da: Die Damen waren plötzlich sehr freundlich! Woran man merkt, dass die Freundlichkeit im Wohnngsamt nur gespielt ist: Die Wohnungen 1 und 2
sind beide leer, ich bin der einzige Bewohner und bekam… das schlechteste Zimmer! Der Schimmel war zwar inzwischen beseitigt worden, wahrscheinlich auf die Schnelle drüber gestrichen, aber es fehlt eben ein Tisch. Alle anderen Zimmer 2, 3 und 4 haben einen Tisch und teilweise andere Vorteile wie eine Terrasse.

Ich musste ja mein Hab und Gut in den Betriebshof bringen lassen, weil ich mit ca.20 Kilo unmöglich den ganzen Tag im Ort rumlaufen kann, und es kam einige Lauferei zusammen. Jetzt waren alle meine Sachen eigentlich entgegen meinem Willen im Betriebshof, aber ich hatte ja kaum eine Wahl. Als ich den Schlüssel für Zimmer 1 im Wohnungsamt entgegen nahm., das Zimmer, aus
dem ich morgens rausgeflogen war, war es leider zu spät, um meine Sachen aus dem Betriebshof in die Unterkunft zu bringen. Tatsächlich kam eine diesbezügliche Anfrage vom Betriebshof, während ich im Wohnungsamt saß, ob ich meine Sachen heute noch holen würde.Nein heute wird das nichts mehr. Ich komme dann morgen, sagt Murad. Man hätte sie mir auch bringen können, mitbringen, es besteht nämlich quasi ein ständiger Verkehr zwischen dem Betriebshof und der Notunterkunft. Es wäre eine Kleinigkeit gewesen, meine Sachen bei einer Tour hinten rein zu packen, aber nein, das wäre ja Hilfe gewesen, und das darf auf keinen Fall passieren!

Es hatte sich nichts geändert.

Im Gegenteil kam es noch dicker als je zuvor! Dazu demnächst mehr in diesem Theater. Es bleibt interessant.

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