Anmerkungen zu "zur allgemeinen Erinnerung: Urschuld, Debitismus usw."

ijoe @, Sonntag, 08.04.2018, 10:51 vor 2215 Tagen 2070 Views

Die Punkte 1 bis 8 sind meines Erachtens nicht vollständig bzw. zu allgemein. Sie erklären nicht den Unterschied zwischen Stammesgesellschaft, Feudalismus/Sozialismus, Kapitalismus (besser: Eigentumswirtschaft, aber Kapitalismus ist geläufiger).
Urschuld gibt es überall.
Schulden ex nihilo gibt es auch überall. In der Stammesgesellschaft beispielsweise durch Sitte, durch Älteste usw. Im Sozialismus Subbotnik usw.
Kontraktschulden gab es auch in der DDR.
Religiöse Schulden: überall.

Ich würde ergänzen, dass nur in der Eigentumswirtschaft auch tatsächlich gewirtschaftet, in den anderen Gesellschaftsformen lediglich produziert wird.

ijoe

Keiner kann die Wahrheit pachten. Jede Betrachtung ist nur eine subjektive Meinung. (oT)

Nikolay @, Montag, 09.04.2018, 13:07 vor 2214 Tagen @ ijoe 1185 Views

- kein Text -

Schulden "ex nihilo" (besser ex Waffengewalt) gibt es NICHT überall...

Silke, Montag, 09.04.2018, 14:12 vor 2214 Tagen @ ijoe 1485 Views

...sondern nur in Zentralmachtsystemen.

Lieber ijoe,

Die Punkte 1 bis 8 sind meines Erachtens nicht vollständig bzw. zu
allgemein.

Das ist aber gerade die Stärke dieses Postings.
Nicht überfrachten, sondern klipp und klar die Schuldenarten benennen - mehr nicht.

Sie erklären nicht den Unterschied zwischen
Stammesgesellschaft, Feudalismus/Sozialismus, Kapitalismus (besser:
Eigentumswirtschaft, aber Kapitalismus ist geläufiger).

Das ist auch nicht der Anspruch.

Urschuld gibt es überall.

Ja. Alle Lebewesen unterliegen einer Urschuld/ einem Urzwang - Befriedigen von Bedürfnissen, um überhaupt leben zu können.

Schulden ex nihilo gibt es auch überall. In der Stammesgesellschaft
beispielsweise durch Sitte, durch Älteste usw. Im Sozialismus Subbotnik
usw.

Nein, nur in Zentralmachtsystemen.
Schulden ex nihilo (per Androhung/Anwendung von zwingender Gewalt) gibt es in der egalitären Stammesgesellschaft nicht, da mit Konsens gearbeitet werden muss statt mit Zwang und weder Abgabe noch Tribut erwirtschaftet werden müssen.
Älteste, Häuptling und Schamane/Priester haben in egalitären Gemeinschaften keine Macht, sind keine Entscheidungsträger sondern Vermittler und Schlichter. Sie müssen sich immer wieder und für jedes Agieren Macht von der Gruppe zedieren lassen, um befristet Funktionen ausüben zu können (Funktionsautorität/Respektsperson). Macht wird hierbei nicht institutionalisiert.
Sitten, Regeln und Gebräuche werden allgemein akzeptiert und von allen gegen alles und jeden verteidigt indem Fehlleister verbannt werden. Das ist das Wesen von egalitären Wildbeutergruppen und Segmentären Gemeinschaften. Machtkonzentration wird aktiv bekämpft (Christian Sigrist und Uwe Wesel dazu lesen).
Ein Häuptlingstum ist der Übergang von segmentärer Gemeinschaft zu Hierarchie, da die Machtzession der Gruppe noch freiwillig erfolgt.
Per Zwang verhängte Abgabeschulden in Form von extern Tribut und intern Abgabe entstehen erst in Zentralmachtsystemen (Staaten) da sich in ihnen eine systemerhaltende Macht vorfinanzieren will und muss (Institut der Macht = Machthalter + Erzwingungsstab Söldner/Beamte), die das System erst erschafft und unterhält (Start mit Versprechen/Anleihe).

Kontraktschulden gab es auch in der DDR.

Nicht wirklich bzw. nur marginal.

"Der Sozialismus spielt keine Rolle, da der Debitismus den kapitalistischen und nicht den sozialistischen Prozess zu erklären versucht."
@dottore

DDR war übelste Planwirtschaft, die mit Ukas gearbeitet hat und kein Staat, der sich mit Anleihen gegenüber intern/extern verschulden konnte weil er sich die Beleihungsgrundlage entzogen hat – Verzicht auf umfassende Besteuerung.
Eine Diktatur (des Proletariates) arbeitet nur mit Entlastung der Diktatoren (Arbeiterklasse und ihr Dunstkreis) gegen die Diktierten (Unternehmer, Selbständige, Autarkie/Autonomie anstrebende Menschen).
Lässt ein Staat kein Privateigentum zu und verweigert damit Machtzession kann kein Machtkreislauf installiert werden und er bricht relativ schnell nicht konkurrenzfähig zusammen wenn keine Kredite mehr vom "Klassenfeind" (BRD)gewährt werden oder keine Leistungen von den "Waffenbrüdern" (UdSSR) erzwungen werden können = Substanz verbrauchen, Verwaltung des Mangels, fehlende Produktivität/Konkurrenzfähigkät auf den Weltmärkten.

Religiöse Schulden: überall.

Nur dann, wenn Abgaben im weitesten Sinne geleistet werden müssen (Gebete/Rituale/Opfergaben um die Religionsverbreiter/-durchsetzer in ihren Tempeln, Kirchen und Kapellen durchzufüttern).
Wer nur ohne Leistungszwang religiös gegen ein Gott genanntes Phänomen eingestellt ist wird nicht entsprechend von Profiteuren ausgerichtet und eingebunden.
In Sumer, Ägypten und anderen Hochkulturen haben die Priester die Vertretung eines mächtigen Gottes für sich proklamiert, um Angaben abzupressen.

Ich würde ergänzen, dass nur in der Eigentumswirtschaft auch
tatsächlich gewirtschaftet, in den anderen Gesellschaftsformen lediglich
produziert wird.

Nicht nur.
Wir unterscheiden Eigentumswirtschaft (wie in Sumer, griechisch/römisch und im modernen "Kapital"ismus) und Zentralverwaltungswirtschaft wie im Feudalismus/Sozialismus.
In beiden wird gewirtschaftet (per Eigentumsökonomie oder per Plan und Dekret).
Der Begriff "wirtschaften" wird oft nicht gut differenziert verwendet (Tätigkeit des oikonomos, des Haushälters = Staat).
Eine Subsistenz“wirtschaft“ und Tausch“wirtschaft“ gibt es nicht.
Fragwürdige Definitionen klammern sich an die Tauschtheorie, verweigern eine historisch-systemische Betrachtung und sind damit falsch, z.B.
Wikipedia:
"Wirtschaft oder Ökonomie ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen. Zu den wirtschaftlichen Einrichtungen gehören Unternehmen, private und öffentliche Haushalte, zu den Handlungen des Wirtschaftens Herstellung, Absatz, Tausch, Konsum, Umlauf, Verteilung und Recycling/Entsorgung von Gütern."
oder nach Gabler:
"Die Wirtschaft, auch Ökonomie genannt, besteht aus Einrichtungen, Maschinen und Personen, die Angebot und Nachfrage generieren und regulieren. Einrichtungen sind Unternehmen bzw. Betriebe und Haushalte. Maschinen unterstützen und ersetzen auf Produktion, Transformation, Konsumation und Distribution von Gütern zielende Aktivitäten von Arbeitskräften, Mittelsmännern und Endkunden. Diese erhalten oder entrichten Geld für Erstellung, Vermittlung und Anforderung respektive Erwerb oder tauschen ihre Eigentümer und Leistungen aus."

Darum geht es eben gerade nicht in einer Wirtschaft sondern um eine (altgriech. οἰkονομία, das aus oikos (‚Haus‘, ‚Haushalt‘) und nemein (‚zuweisen‘/‚einteilen‘)
Zuweisung/Einteilung in einem Zentralmachtsystem, also Machtausübung nach Machtnahme bei und zum Machterhalt.

Das Posting von @dottore ist komplett richtig und bedarf keiner Anmerkung. Nähere Erklärungen finden sich haufenweise in Sammlung, EWF und DGF.

Liebe Grüße
Silke

Waffengewalt gibt es nicht überall, sondern nur ex Schulden

Mephistopheles, Montag, 09.04.2018, 15:04 vor 2214 Tagen @ Silke 1270 Views

Wer Waffen haben will, muss sich erst verschulden.

Urschuld gibt es überall.


Ja. Alle Lebewesen unterliegen einer Urschuld/ einem Urzwang - Befriedigen
von Bedürfnissen, um überhaupt leben zu können.

Wenn dem so wäre, dann ist der Begriff Urschuld überflüssig und nichtssagend, da das, was damit gesagt werden soll, hinreichend bereits durch andere Begriffe beschrieben wird.

Kein wildlebendes Tier muss aber arbeiten, um seine Bedürfnisse befriedigen zu können und seine Nahrung erhalten.

Schulden ex nihilo gibt es auch überall. In der Stammesgesellschaft
beispielsweise durch Sitte, durch Älteste usw. Im Sozialismus

Subbotnik

usw.

Hallo Iljoe, Schulden ist das, was tituliert ist und vollstreckt werden kann. Zeige mir bitte eine Stammesgesellschaft, in der irgendeiner einen Titel hat.

Nein, nur in Zentralmachtsystemen.
Schulden ex nihilo (per Androhung/Anwendung von zwingender Gewalt) gibt es
in der egalitären Stammesgesellschaft nicht, da mit
Konsens
gearbeitet werden muss statt mit Zwang und weder Abgabe noch
Tribut erwirtschaftet werden müssen.

Stammesgesellschaften arbeiten überhaqupt nicht.

Älteste, Häuptling und Schamane/Priester haben in egalitären
Gemeinschaften keine Macht, sind keine Entscheidungsträger sondern
Vermittler und Schlichter. Sie müssen sich immer wieder und für jedes
Agieren Macht von der Gruppe zedieren lassen, um befristet Funktionen
ausüben zu können (Funktionsautorität/Respektsperson). Macht wird
hierbei nicht institutionalisiert.

Nicht institutionalisierte Macht ist keine, sondern Autorität. Das endet spätestens mit dem Tod der Autoritätsperson.

Sitten, Regeln und Gebräuche werden allgemein akzeptiert und von
allen gegen alles und jeden verteidigt indem Fehlleister verbannt
werden.

Funktionierende Stammesgesellschaften kennen keine Verbannung.

Das ist das Wesen von egalitären

Wildbeutergruppen
und
Segmentären
Gemeinschaften
. Machtkonzentration wird aktiv bekämpft (Christian
Sigrist und Uwe Wesel dazu lesen).
Ein
Häuptlingstum
ist der Übergang von segmentärer Gemeinschaft zu Hierarchie, da die
Machtzession der Gruppe noch freiwillig erfolgt.
Per Zwang verhängte Abgabeschulden in Form von extern Tribut und
intern Abgabe entstehen erst in Zentralmachtsystemen (Staaten) da sich in
ihnen eine systemerhaltende Macht vorfinanzieren will und muss (Institut
der Macht = Machthalter + Erzwingungsstab Söldner/Beamte), die das System
erst erschafft und unterhält (Start mit Versprechen/Anleihe).

Kontraktschulden gab es auch in der DDR.


Nicht wirklich bzw. nur marginal.

"Der Sozialismus spielt keine Rolle, da der Debitismus den
kapitalistischen und nicht den sozialistischen Prozess zu erklären
versucht."
@dottore

DDR war übelste
Planwirtschaft,
die mit Ukas gearbeitet hat

Was ist ein Ukas?


Gruß Mephistopheles

Wichtiges Thema, Diskussion sollte erwünscht sein, richtige Korrekturen sind gut :-)

Silke, Montag, 09.04.2018, 16:15 vor 2214 Tagen @ Mephistopheles 1250 Views

bearbeitet von Silke, Montag, 09.04.2018, 16:30

Lieber Meph.,

gut, dass du prüfst.[[top]]

Wer Waffen haben will, muss sich erst verschulden.

Stein aufheben oder Knüppel schnappen ist nicht das Problem.
Um die wirksame Verschuldung eines potentiellen Machthalters bei einer Gefolgschaft in aussichtsloser, bedrohlicher Lage der Gruppe geht es.
Eine Entscheidung ist zu treffen, die eine Anleihe begeben lassen muss (Versprechen), die zur Krediteinräumung einer Gefolgschaft führen muss (Legitimation der Führung + folgsames Mitmachen) um gemeinsam eine Unterwerfung durchzuführen (stammintern oder gegen Nachbarn).
"Ich hole euch hier raus!" -> "Gut, wir folgen dir!".
Als Waffen wurden anfänglich Gebrauchsgüter/Jagdwaffen genommen.
Jäger und Viehnomaden haben das töten und wegnehmen schon lange gelernt, aber eben nur von Tieren.
Der Tabubruch muss gegen die Stammessitten gerichtet werden (alle im Segment sind in Ahnenfolge und weitläufig verwandt) -> Entsegmentation der segmentären Gemeinschaft.

Urschuld gibt es überall.


Ja. Alle Lebewesen unterliegen einer Urschuld/ einem Urzwang -

Befriedigen

von Bedürfnissen, um überhaupt leben zu können.


Wenn dem so wäre, dann ist der Begriff Urschuld überflüssig und
nichtssagend, da das, was damit gesagt werden soll, hinreichend bereits
durch andere Begriffe beschrieben wird.

Noch ein urschuldverleugnender Urschuldner...

Kein wildlebendes Tier muss aber arbeiten, um seine Bedürfnisse
befriedigen zu können und seine Nahrung erhalten.

Nahrung verschaffen und nicht Nahrung werden und sich dabei noch vermehren, dass die Spezies nicht ausstirbt ist aber sehr arbeitsintensiv.

Schulden ex nihilo gibt es auch überall. In der Stammesgesellschaft
beispielsweise durch Sitte, durch Älteste usw. Im Sozialismus

Subbotnik

usw.


Hallo Iljoe, Schulden ist das, was tituliert ist und vollstreckt werden
kann. Zeige mir bitte eine Stammesgesellschaft, in der irgendeiner einen
Titel hat.

Tituliert werden Schuldtitel. Schuld gibt es auch ohne Titel. Ich schulde dir Aufmerksamkeit, weil wir Foristen sind.
Naturgewalten verschulden und vollstrecken.
Lange keine Überschwemmung gehabt?
Dämme bauen oder flüchten sonst wird ertrunken.
Lange keine Dürre gehabt?
Bewässerungsnetz anlegen oder flüchten sonst wird verhungert.

Nein, nur in Zentralmachtsystemen.
Schulden ex nihilo (per Androhung/Anwendung von zwingender Gewalt) gibt

es

in der egalitären Stammesgesellschaft nicht, da mit

Konsens

gearbeitet werden muss statt mit Zwang und weder Abgabe

noch

Tribut erwirtschaftet werden müssen.


Stammesgesellschaften arbeiten überhaqupt nicht.

Und wie die arbeiten. Bloß nicht in unserem zivilisatorischen Sinn. Du verwechselst vielleicht arbeiten, produzieren und wirtschaften (hat @dottore gut erklärt).
Arbeit ist Kraft mal Weg unter Energieverbrauch um mehr wie auch immer geartete Energie hereinzubekommen...um als Urschuldner zu überleben und sich wohl zu fühlen (da ist aber auch das Schnitzen eines Löwenmenschen oder einer Venusfigur Arbeit um kultisch besser da zu stehen).
Schlaraffenland gibt es nicht.

Älteste, Häuptling und Schamane/Priester haben in egalitären
Gemeinschaften keine Macht, sind keine Entscheidungsträger

sondern

Vermittler und Schlichter. Sie müssen sich immer wieder und für jedes
Agieren Macht von der Gruppe zedieren lassen, um befristet Funktionen
ausüben zu können (Funktionsautorität/Respektsperson). Macht wird
hierbei nicht institutionalisiert.


Nicht institutionalisierte Macht ist keine, sondern Autorität. Das endet
spätestens mit dem Tod der Autoritätsperson.

Missverstanden.
In der Stammesgesellschaft wird Macht nicht instituionalisiert.
Jedes Mitglied hat ein bisschen Macht/Potential. Alle zusammen haben die Macht oder das Potential der Gruppe. Will oder muss einer etwas Besonderes tun bedarf er der Machtzession von allen (zumindest per stiller Akzeptanz) sonst gibt es Palaver.

Sitten, Regeln und Gebräuche werden allgemein akzeptiert und von
allen gegen alles und jeden verteidigt indem Fehlleister

verbannt

werden.


Funktionierende Stammesgesellschaften kennen keine Verbannung.

Ok, Verstoßen.

Das ist das Wesen von egalitären

Wildbeutergruppen

und

Segmentären

Gemeinschaften[/link]. Machtkonzentration wird aktiv bekämpft

(Christian

Sigrist und Uwe Wesel dazu lesen).
Ein

Häuptlingstum

ist der Übergang von segmentärer Gemeinschaft zu Hierarchie, da die
Machtzession der Gruppe noch freiwillig erfolgt.
Per Zwang verhängte Abgabeschulden in Form von extern Tribut

und

intern Abgabe entstehen erst in Zentralmachtsystemen (Staaten) da sich

in

ihnen eine systemerhaltende Macht vorfinanzieren will und muss

(Institut

der Macht = Machthalter + Erzwingungsstab Söldner/Beamte), die das

System

erst erschafft und unterhält (Start mit Versprechen/Anleihe).

Kontraktschulden gab es auch in der DDR.


Nicht wirklich bzw. nur marginal.

"Der Sozialismus spielt keine Rolle, da der Debitismus den
kapitalistischen und nicht den sozialistischen Prozess zu erklären
versucht."
@dottore

DDR war übelste

Planwirtschaft,

die mit Ukas gearbeitet hat


Was ist ein Ukas?

указ = Erlass, Edikt, Dekret.
Hat der @dottore auch verwendet.[[zwinker]]

Liebe Grüße
Silke

Werbung