OT: Warum ändern Kraniche ihre Zugrouten?

Ikonoklast @, Federal Bananarepublic Of Germoney, Mittwoch, 08.11.2017, 09:46 vor 2362 Tagen 4024 Views

Hallo Zusammen,

gestern Abend war ich noch mit meinem Hund Gassi, dabei sind - mir zunächst - völlig unbekannte Vögel mit einem mords Getöse über mich und meinen Hund hinweg geflogen.

Zuhause angekommen ließen mir diese "komischen" Vögel keine Ruhe, also begab ich mich im Internet auf Spurensuche und wurde dann beim Kranich fündig. Ich kann mich an keinen Kranich entsinnen, seitdem ich mich erinnern kann. Immerhin doch schon gut 30 Jahre! [[freude]]

Meine Frage an die Ornithologen unter Euch, warum ändern Zugvögel Ihre Routen? Liegt's am Erdmagnetfeld, Futter (z. B. wegen Insektensterben), andere Einflüsse wie Mobilfunk usw.?

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Grüße

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Niemals haben wir "unser" Leben im Griff!

Die meisten von uns ziemlich gut, ohne es zu wissen.

Kranichhaus

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Mittwoch, 08.11.2017, 09:50 vor 2362 Tagen @ Ikonoklast 3432 Views

Also bei uns in Norddeutschland sind Kraniche gar nicht so selten. In einem Nachbarort gibt es sogar ein "Kranichhaus" genanntes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Bin ziemlich aus dem Süden der Republik und so einen Vogel kenne (kannte) ich noch nicht ;-) (oT)

Ikonoklast @, Federal Bananarepublic Of Germoney, Mittwoch, 08.11.2017, 10:00 vor 2362 Tagen @ Otto Lidenbrock 2491 Views

- kein Text -

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Grüße

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Niemals haben wir "unser" Leben im Griff!

Die meisten von uns ziemlich gut, ohne es zu wissen.

Lufthansa

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Mittwoch, 08.11.2017, 10:09 vor 2362 Tagen @ Ikonoklast 2977 Views

Die Lufthansa trägt doch den Kranich sogar in ihrem Wappen.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Die waren im Blindflug unterwegs und ich ebenfalls

Ikonoklast @, Federal Bananarepublic Of Germoney, Mittwoch, 08.11.2017, 10:29 vor 2362 Tagen @ Otto Lidenbrock 2801 Views

Es war schon dunkel, ich konnte die Kraniche nicht sehen, nur hören. Und die sind wirklich unüberhörbar [[zwinker]] [[top]]

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Grüße

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Niemals haben wir "unser" Leben im Griff!

Die meisten von uns ziemlich gut, ohne es zu wissen.

Vögel machen ziemlich viel, was nicht recht ins Konzept passt

nvf33 @, Mittwoch, 08.11.2017, 10:39 vor 2362 Tagen @ Ikonoklast 3097 Views

Hallo Ikonoklast,
hier einige Beispiele zu solchen Seltsamkeiten, die schon einige Jahrzehnte oder über ein Jahrhundert zurückliegen:
a) Die Nordwestausbreitung der Türkentaube:
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkentaube#Die_Nordwestausbreitung
b) Die Ausbreitung der Amsel in die Städte
https://de.wikipedia.org/wiki/Amsel
(Dabei gibt es heute quasi zwei nicht überlappende Amselpopulationen, die Stadtamseln und die Waldamseln, sehen aber genau gleich aus, außer dass man letztere eben nur selten sieht)
c) Die Ausbreitung des Girlitz
https://de.wikipedia.org/wiki/Girlitz_(Art)#Arealausweitung

Die Flugrouten der Zugvögel sind nicht ganz so leicht zu studieren, weil man ja nicht alle Vögel mit Peilsendern ausstatten kann, aber auch hier gibt es einige Einflussfaktoren, Wind, Wetter etc. Das Erdmagnetfeld wird immer wieder ins Feld geführt, kann aber definitv nicht der einzige Faktor sein für die Orientierung. Die Wetterlage war am Wochenende etwas verwickelt, vielleicht haben deshalb die, genauer Deine gesichteten Kraniche einen Sonderweg genommen.

Sehr erstaunlich ist auch das Federkleid der Vögel. Es will bei genauer Betrachtung so gar nicht ins Bild das gängigen Trivialdarwinismus passen. Es gibt da ein sehr schönes, grundsätzliches Buch, dass diese Punkt ausführlich diskutiert.
http://www.langelieder.de/lit-beleites14.html

Ein bizarres Verhalten aus der Vogelwelt will ich auch noch Erwähnen: Das "Einemsen"
https://de.wikipedia.org/wiki/Einemsen
Stare machen das besonders gern, sich mit Ameisen im Schnabel einzureiben, und dabei nicht selten umzufallen.

Ich denke, Demut angesichts dieser herrlichen Vielfalt ist die beste Haltung, allemal besser als Alarmismus, der mitunter einen Hinweis auf einen Konflikt zwischen Wissen und offenbarer Möglichkeit bedeutet.


Viele Grüße
nvf33

Das gehäufte auftreten von Einzelfällen bereitet mir Bauchweh

Ikonoklast @, Federal Bananarepublic Of Germoney, Mittwoch, 08.11.2017, 10:55 vor 2362 Tagen @ nvf33 2968 Views

Hallo nvf33,

erst einmal vielen Dank für deine fundierte Antwort.

Ich denke, Demut angesichts dieser herrlichen Vielfalt ist die beste
Haltung, allemal besser als Alarmismus, der mitunter einen Hinweis auf
einen Konflikt zwischen Wissen und offenbarer Möglichkeit bedeutet.

Natürlich hast Du mit deiner Aussage zum Alarmismus recht, nur machen mich die Einzelfälle bei uns stutzig, wie das Insektensterben oder der Niedergang meiner Bienen letztes Jahr. Ich hatte bis Weihnachten 2016 zehn Völker an verschiedenen Standorten. An machen waren die Bienen tot im Kasten, in den anderen nicht mehr vorhanden! Einsteins angebliche Aussage zum Bienensterben wühlt mich natürlich auf...

Viele Grüße zurück!

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Grüße

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Niemals haben wir "unser" Leben im Griff!

Die meisten von uns ziemlich gut, ohne es zu wissen.

Nahrungsopportunisten...

XERXES @, Mittwoch, 08.11.2017, 10:54 vor 2362 Tagen @ Ikonoklast 2679 Views

Da die Kraniche im Vergleich zu anderen EU-Staaten und zum Leidwesen der hiesigen Fischteichbetreiber, in Deutschland nicht bejagt werden dürfen, fühlen sich diese hier nun "Pudelwohl".

Bei den Nilgänden hat man z.B. auch viel zulange deren Ausbreitung zugelassen.

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“And crawling on the planet's face,
some insects called the human race.
Lost in time, and lost in space.
And meaning.”

Richtig, XERXES! Im Oderland sind die Kraniche

Oberbayer @, Mittwoch, 08.11.2017, 12:38 vor 2362 Tagen @ XERXES 2400 Views

zur Landplage geworden. Auf abgeernteten Maisfeldern sieht man sie im Herbst in Verbänden von über 1000 Stück (ähnlich wie Wildgänse).
Da bedarf es tatsächlich bald der Bejagung, denn sie waren i.d.R. eine große Fluchtdistanz.
Inzwischen gibt es aber auch völlig angepasste Exemplare, die in den Erntemonaten direkt an den Straßenrändern von den Getreidetransporten herab gewehte Körner suchen.
Lästig für Anwohner ist das weithin hörbare Geschrei der Tiere im sommerlichen Morgengrauen, wenn Wiesen bis an Dorfränder reichen.

Da die Kraniche im Vergleich zu anderen EU-Staaten und zum Leidwesen der
hiesigen Fischteichbetreiber, in Deutschland nicht bejagt werden dürfen,
fühlen sich diese hier nun "Pudelwohl".

Bei den Nilgänsen hat man z.B. auch viel zulange deren Ausbreitung
zugelassen.

Fliegen regelmässig im Herbst über das schöne Rheinland im Bereich Köln-Bonn und Niederrhein.

SevenSamurai @, Mittwoch, 08.11.2017, 17:55 vor 2362 Tagen @ Ikonoklast 2028 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 08.11.2017, 17:59

Die Wahner Heide bei Köln-Porz-Wahn ist ein guter Beobachtungsort.

Das ist dort völlig normal!

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"Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte:
weil sie damals (...)."
Henryk Broder

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