Mobilfunk an Straßenlaternen direkt vor der Haustür

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Samstag, 22.07.2017, 13:00 vor 2471 Tagen 4730 Views

Die Verwaltung unserer Gemeinde hat das Thema "Nachhaltigkeit" ganz oben auf ihrer Agenda. Seit Jahren wird - politisch vollkommen korrekt - Kohlendioxid eingespart, dass es nur so kracht. Öffentliche Gebäude werden in Styropor verpackt, teure E-Autos halten die Verwaltung mobil und die Straßenbeleuchtung wird komplett auf LED umgestellt.

Jetzt hat sie sich noch etwas ganz Tolles ausgedacht, um die Energieeffizienz der neuen LED-Lichter nochmals um ein paar Prozentchen zu steigern.

Vor meinem Schlafzimmerfenster steht schon seit ewigen Zeiten eine Straßenlaterne, die vor ein paar Jahren gegen eine LED-Laterne ausgetauscht wurde. Danach wurde es vor dem Haus zwar etwas dunkler, dafür aber auch in meinem Schlafzimmer, hat mich also nicht gestört. [[zwinker]]

Vorgestern entdecke ich an der besagten Straßenlaterne so einen kleinen, dunklen, formschönen Kasten, dessen Funktion ich mir erstmal nicht erklären konnte. [[hae]]

Ein Anruf bei meiner Gemeindeverwaltung brachte dann zunächst etwas Licht ins Dunkle. [[freude]]

Der zuständige Sachbearbeiter klärte mich darüber auf, dass es sich bei diesem Kästchen um eine Mobilfunkantenne handele. Nach eingehender Beratung mit der Firma Philips sei man übereingekommen, dass die Effizienz der städtischen Beleuchtung nochmals gesteigert werden könne, indem man das Licht per Fernsteuerung dimmbar mache. Somit sei es möglich, den Stromverbrauch weiter zu reduzieren.

Mit dem sogenannten "CityTouch" connector kit von Philips und Vodafone wäre jede damit ausgerüstete Straßenlaterne von einer zentralen Stelle aus einzeln steuerbar, und das ohne aufwändige Verkabelung, da die Steuerung über das öffentliche Mobilfunknetz stattfände. Die Laternen könnten jetzt einzeln gedimmt, an- bzw. ausgeschaltet werden und würde sich selbständig melden, falls sie ohne Funktion seien.

Zu Kosten und Amortisationsdauer hat er keine genauen Angaben machen können, auf jeden Fall würde "ganz viel" eingespart werden.

Meine eigenen Recherchen ergaben bis jetzt, dass es sich bei dem besagten Kästchen wohl mehr oder minder um ein Mobiltelefon handelt, welches mit einer "Machine-to-machine-SIM-Karte" (M2M) ausgestattet ist. Über dieses Gerät kann sozusagen mit dieser Laterne kommuniziert werden. Weiterhin könnte die Laterne sogar mit Bewegungsdetektoren oder offenen WLAN-Hotspots erweitert werden.

Nun habe ich also seit ein paar Tagen ein Mobiltelefon etwa 8 Meter von meinem Schlafplatz entfernt, wo ich doch persönlich immer darauf geachtet habe, so wenig wie möglich dieser Hochfrequenzstrahlung ausgesetzt zu sein. Ich selber habe weder WLAN noch DECT-Telefon, weder Smartphone noch Mikrowelle und auch keinen Radiowecker mit Netzteil auf dem Nachttisch.

Muss ich mir ab jetzt Sorgen über meinen Nachtschlaf machen, oder ist dieses Ding an der Laterne nur sporadisch bei Schaltvorgängen in Betrieb? Was meint Ihr, der zuständige Sachbearbeiter wusste es nicht und bei Philips bekommt man keine Auskunft.

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Fürchtet Euch nicht ...

Hannes, Samstag, 22.07.2017, 16:47 vor 2471 Tagen @ Otto Lidenbrock 3409 Views

.. sondern messt. Das Gerät ist OK und sollte die Frequenz erfassen. Ich vermute aber, dass Du stundenlang warten musst und das Signal gar nicht heraushörst, weil zu kurz und relativ zum "Hintergrundrauschen" zu schwach.

https://www.gigahertz-solutions.de/de/messtechnik/hochfrequenz-hf/messgeraete/312/hf35c

Meine eigenen Recherchen ergaben bis jetzt, dass es sich bei dem besagten
Kästchen wohl mehr oder minder um ein Mobiltelefon handelt, welches mit
einer "Machine-to-machine-SIM-Karte" (M2M) ausgestattet ist. Über dieses
Gerät kann sozusagen mit dieser Laterne kommuniziert werden. Weiterhin
könnte die Laterne sogar mit Bewegungsdetektoren oder offenen
WLAN-Hotspots erweitert werden.

Plausibel.

Nun habe ich also seit ein paar Tagen ein Mobiltelefon etwa 8 Meter von
meinem Schlafplatz entfernt,

Nein. Kein Mobiltelefon, denn das Ding sollte nur sehr selten und sehr kurzzeitig senden.

wo ich doch persönlich immer darauf geachtet
habe, so wenig wie möglich dieser Hochfrequenzstrahlung ausgesetzt zu
sein. Ich selber habe weder WLAN noch DECT-Telefon, weder Smartphone noch
Mikrowelle und auch keinen Radiowecker mit Netzteil auf dem Nachttisch.

Die Wohnung kann man abschirmen, bei Erfordernis, messen!

Muss ich mir ab jetzt Sorgen über meinen Nachtschlaf machen, oder ist
dieses Ding an der Laterne nur sporadisch bei Schaltvorgängen in Betrieb?
Was meint Ihr, der zuständige Sachbearbeiter wusste es nicht und bei
Philips bekommt man keine Auskunft.

Messen!

Fürchtet Euch nicht.
[[zwinker]]

H.

nur ein Empfangsmodul

Socke ⌂ @, Samstag, 22.07.2017, 17:23 vor 2471 Tagen @ Otto Lidenbrock 2885 Views

Die "Fernsteuerkästchen" hat man häufiger an Laternen, Ampeln, Masten, Häuserfassaden etc.
I.d.R. handelt es sich bloß um ein Empfängermodul mit Antenne, Relais und Anschlusseinheit für das zu steuernde Gerät (Laterne halt in dem Fall).
Ein Rückkanal und den dann noch über ein GSM-Modul ist natürlich technisch möglich und gibt es auch, macht aber hier wegen der hohen Kosten gar keinen Sinn. Da wird also gar nichts "strahlen" oder senden. Der Sender steht dann in irgendeinem Trafo-Häuschen am Ortsrand oder einer Elektrostation, ggf. sogar im Kraftwerk.

Sie empfangen nicht nur, sie senden auch

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Samstag, 22.07.2017, 17:47 vor 2471 Tagen @ Socke 2897 Views

Die "Fernsteuerkästchen" hat man häufiger an Laternen, Ampeln, Masten,
Häuserfassaden etc.
I.d.R. handelt es sich bloß um ein Empfängermodul mit Antenne, Relais
und Anschlusseinheit für das zu steuernde Gerät (Laterne halt in dem
Fall).
Ein Rückkanal und den dann noch über ein GSM-Modul ist natürlich
technisch möglich und gibt es auch, macht aber hier wegen der hohen Kosten
gar keinen Sinn. Da wird also gar nichts "strahlen" oder senden. Der Sender
steht dann in irgendeinem Trafo-Häuschen am Ortsrand oder einer
Elektrostation, ggf. sogar im Kraftwerk.

Doch doch, die Dinger senden auch, wird sogar explizit gesagt. Die Kästen geben Rückmeldungen über Stromverbrauch und ob sie i.O. sind, oder nicht. Ich weiß halt nur nicht, wann, wie oft und wie lange sie senden.

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton

Fortschreiten der techn. Entwicklung

Socke ⌂ @, Samstag, 22.07.2017, 19:17 vor 2471 Tagen @ Otto Lidenbrock 2554 Views

Doch doch, die Dinger senden auch, wird sogar explizit gesagt. Die Kästen
geben Rückmeldungen über Stromverbrauch und ob sie i.O. sind, oder nicht.
Ich weiß halt nur nicht, wann, wie oft und wie lange sie senden.

Ja, auch das ist möglich. Ich gehe mal davon aus, dass die nicht ständig auf Sendung sind, sondern nur ihre Daten in bestimmten Intervallen durchgeben.

Die modernen Kfz haben ja auch schon ein GSM-Modul eingebaut, dass den Standort des Fahrzeuges meldet. Ab 2018 verpflichtend für alle Neufahrzeuge. Ich habe es nun schon freiwillig drin (als "Extra"), weil es auch einen gewissen Diebstahlschutz bietet bzw. schnelleres Wiederauffinden der Karre.

Senden ist Bestandteil des Protokolls, Energie

CalBaer @, Samstag, 22.07.2017, 19:29 vor 2471 Tagen @ Socke 2609 Views

Auch wenn solche Geraete niemals Nutzerdaten senden, die Protokolle auf unterer Ebene (Mobilfunk) erfordern Senden u.a. als Bestaetigung auf empfangene Pakete.

Entscheidend ist allerdings die Energie, die Du abbekommst. Die Energie nimmt idealerweise mit dem Quadrat der Entfernung ab. Dadurch dass mit diesen Geraeten nur sehr selten kommuniziert wird, schon bedingt durch die Steuerungsaufgabe, ist das vernachlaessigbar, zumal die uebertragenen Daten dem Nutzer auch Geld kosten. Ein einziges Gespraech pro Tag mit dem Handy am Ohr ist sicher tausendmal schaedlicher als dieser Kasten auf der Strasse.

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Hochfrequenzstrahlung

Socke ⌂ @, Samstag, 22.07.2017, 20:39 vor 2471 Tagen @ CalBaer 2726 Views

Hochfrequenzstrahlung geht durch menschliches Gewebe durch ohne das was passiert. Bei höheren Frequenzen und hoher Leistung kommt es zu einer Erwärmung des Gewebes, dazu bedarf es aber weit höherer Feldstärken, als so ein GSM-Modul in einigen Metern Entfernung. Das Mikrowellengerät ist ein Beispiel dafür.
Viel kritischer ist die Taktung von Mobilfunksignalen. Das hat durchaus Reaktionen im menschlichen Gehirn zur Folge. Allerdings auch nur wiederum, wenn man sich das Mobiltel. direkt an den Kopf hält.
Die Straßenlaterne dürfte noch das harmloseste sein, weil etliche Meter entfernt. Und das Ding sendet ja auch nicht ständig, nur alle paar Stunden mal.
Viel höhere Felder gehen von Stromleitungen und im Wohnbereich liegenden Anschlusskabeln für elektr. Geräte aus.
Fragen Sie dazu mal einen Hörgeräteträger, der ein besseres Gerät mit sog. "Telefonspule" hat. Diese Funktionen im Hörgerät aktiviert (eigentlich zum Telefonieren) lässt es überall in der Nähe elektr. Leitungen und Felder brummen.

Magnetfelder vs. elektromagnetische Felder

CalBaer @, Samstag, 22.07.2017, 23:40 vor 2471 Tagen @ Socke 2493 Views

Viel höhere Felder gehen von Stromleitungen und im Wohnbereich liegenden
Anschlusskabeln für elektr. Geräte aus.
Fragen Sie dazu mal einen Hörgeräteträger, der ein besseres Gerät mit
sog. "Telefonspule" hat. Diese Funktionen im Hörgerät aktiviert
(eigentlich zum Telefonieren) lässt es überall in der Nähe elektr.
Leitungen und Felder brummen.

Das sind zum grossen Teil magnetische Felder, die sich sogar mit dem Kubik der Entfernung abschwaechen. Magnetische Felder sind fuer den Menschen zudem weit harmloser, andernfalls waere das Kochen an Induktionsherden (bis zu 8kW) hochgradig gesundheitsschaedlich und gar nicht zugelassen. Zwar strahlen diese Geraete auch elektromagnetische Felder ab, allerdings sehr ineffizient und daher sehr schwach (zumal sie gar nicht duerfen, weil sie sonst andere Funkdienste stoeren wuerden). Die Dipole zum Abstrahlen sind einfach zu klein. Bei 50Hz braeuchte man mindestens eine 1500km (Wellenlaenge/4) lange Antenne, damit die Abstrahlung effzient ist. Das passierte bei zu langen Ueberlandleitungen, wodurch die Elektrizitaetsversorger Energie verlieren wuerden (man setzt daher Gleichstrom ein).

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Wann, wie oft und wie lange?

Otto Lidenbrock @, Nordseeküste, Sonntag, 23.07.2017, 10:22 vor 2471 Tagen @ CalBaer 2099 Views

Auch wenn solche Geraete niemals Nutzerdaten senden, die Protokolle auf
unterer Ebene (Mobilfunk) erfordern Senden u.a. als Bestaetigung auf
empfangene Pakete.

Entscheidend ist allerdings die Energie, die Du abbekommst. Die Energie
nimmt idealerweise mit dem Quadrat der Entfernung ab. Dadurch dass mit
diesen Geraeten nur sehr selten kommuniziert wird, schon bedingt durch die
Steuerungsaufgabe, ist das vernachlaessigbar, zumal die uebertragenen Daten
dem Nutzer auch Geld kosten. Ein einziges Gespraech pro Tag mit dem Handy
am Ohr ist sicher tausendmal schaedlicher als dieser Kasten auf der
Strasse.

Das ist eben die Frage, die mir bisher keiner beantworten konnte oder wollte. Wann, wie oft und wie lange senden diese Dinger? Die von der Gemeinde Zuständigen sagen dazu nichts und auch der Hersteller will sich anscheinend nicht konkret äußern.

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