Venezuela

Cascabel @, Mittwoch, 28.06.2017, 02:59 vor 2496 Tagen 5184 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 28.06.2017, 03:45

Hallo, Forum

Am 19. Juni stellte ich die Frage, ob der Bürgerkrieg in England nun begonnen hat.

Heute können wir möglicherweise davon ausgehen, dass der Bürgerkrieg in Venezuela gerade
beginnt. Wie die meisten in diesem Forum wohl wissen, geht es seit Anfang April richtig zur Sache.
Es gab offiziell etwa 80 Tote bei täglichen Demonstrationen und gerade gestern Nacht gab es im
ganzen Land Plünderungen.

Möglicherweise waren aus diesem Grund heute Militärflugzeuge über Caracas zu sehen. Es könnte
aber auch gerade ein Putsch stattfinden, denn es gibt Meldungen, dass Militär in der Stadt zu sehen ist.

Schließlich wurde dieses Video veröffentlicht, in welchem zum Sturz Maduros aufgerufen wird und
die Gründung einer Koalition aus Angehörigen des Militär, der Polizei und Zivilen Mitgliedern bekannt
gegeben wurde. Die Jungs scheinen es verdammt ernst zu meinen: es kann nicht sein, dass das ölreichste
Land der Welt von einer sozialistischen Regierung zum Armenhaus Südamerikas gemacht wird.

Maduro und Co. werden jedoch nicht ohne Weiteres aufgeben und zurücktreten, denn einerseits wäre
dann Knast oder lynchen angesagt und andererseits ist ein Exil in Kuba nicht sicher; bekommen die
Kubaner kein billiges Öl aus Venezuela mehr, werden sie auf Maduro und Co. alles andere als gut zu
sprechen sein.

Es gibt als Alterswohnsitz für Maduro aber noch eine andere Option: St. Vincent in der Karibik. Dieser
kleinen Insel hat Maduro gerade einen Flughafen geschenkt. Möglicherweise steht der Jet in Maiquetía,
dem Flughafen von Caracas, schon bereit.

Gruß

Cascabel

dazu noch ein Video

Cascabel @, Mittwoch, 28.06.2017, 04:22 vor 2496 Tagen @ Cascabel 3823 Views

In diesem Video, das gerade eben erst veröffentlicht wurde, bekräftigt Maduro seine
Bereitschaft zu einem Bürgerkrieg.

Wörtlich sagt er:
Ich fordere die Welt auf, mir zuzuhören, was ich nach 90 Tagen der Gewalt, der Zerstörung
und des Todes zu sagen habe. Versinkt Venezuela in Chaos und Gewalt und droht der
bolivarischen Revolution das Aus, werden wir kämpfen; wir werden nie aufgeben. Was
wir mit Wahlen nicht erreichen, erledigen wir mit Waffen.

Das ist eine absolut eindeutige Ansage...

Ohne höheren Erdöl-Weltmarktpreis, können auch die Putschisten

Centao @, Mittwoch, 28.06.2017, 10:16 vor 2496 Tagen @ Cascabel 3734 Views

nicht viel positives für die Bevölkerung ausrichten. ETP (EROEI) und bezahlbare Verfügbarkeit und Erwerbarkeit sind hier wohl ausschlaggebend.

Kuba bezieht übrigens überwiegend raffinierte Kraft- und Kunststoffe, Erdöl haben die selbst (sind aber shelfnah und wenig exploriert bzw. gefördert).

Die über staatliche Erdöl-Förderer (wie in Venezuela, Mexiko) gepufferten Sozialkosten der Förderer werden nun zum Bummerang. Dies dürfte m.E. auch für die OPEC-Länder gelten, auch mittelbar für Saudi-Arabien, das seine Clan- und Stammesstrukturen damit unter Kontrolle hält und die öffentlich angegeben Werte für die Förderkosten sind ob ihres Wunschdenkens mindestens diskussionswürdig.

Die hervorragende Gail Tverberg hat übrigens einen neuen Blogartikel zum Thema Zinsen und Peak Oil / Economy (wobei es eher ETP heißen sollte..) (hier) verfasst.

Die weiter steigenden Zinsen in den USA mit gleichzeitiger Verbilligung des Dollar sind ein weiteres Problem für die Erdöl- und Energieförderer. \"(The problem is not yet very visible, because oil prices that are too low for producers are favorable for importers of oil, such as the US and Europe. Our economy actually functions better with these low oil prices. Unfortunately, this situation is not sustainable. In fact, rising interest rates are likely to make the situation much worse, quickly.)\"

Danke und Gruß,
CenTao

Ein kurzer Ausschnitt aus Gails Artikel

Ankawor, Mittwoch, 28.06.2017, 11:27 vor 2496 Tagen @ Centao 3143 Views

Die neue Krise (verursacht durch steigende Zinsen, A. d. Ü.) kann als Peak Economy bezeichnet werden statt als Peak Oil. Die Form des Verlaufs wird wahrscheinlich vollkommen anders aussehen als bei Peak Oil - es wird wesentlich schneller bergab gehen. Diese Krise dürfte viele Aspekte der Wirtschaft zur gleichen Zeit beeinträchtigen. Besonders starke Auswirkungen wird es auf das Finanzsystem geben. Wir werden einen Überfluss bei allen Energieprodukten haben, da sich die Verbraucher keines dieser Produkte leisten können, solange es einen Preis hat, der für die Produzenten gewinnbringend ist. Die Stromversorgung wird wahrscheinlich zur gleichen Zeit ausfallen wie die anderen Teile des Systems.

Der Artikel wird möglicherweise ins Deutsche übersetzt. Ich werde gegebenenfalls einen Link dazu hier bekannt geben.

"Verdeutschung" von Gail Tverberg's Blog

Reffke @, Mittwoch, 28.06.2017, 12:11 vor 2496 Tagen @ Centao 3180 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 28.06.2017, 13:05

Hallo Centao und allerseits,

Der Artikel wird so erstaunlich verständlich "verdeutscht":
==> Google translate
... [[top]]

MfG, Reffke

--
Die Lüge ist wahrer als die Wahrheit, weil die Wahrheit so verlogen ist. André Heller
------------------------------
==> Fundgrube zur Lage: www.paulcraigroberts.org

In der Tat sind wir an einem spannenden Punkt angelangt.

FOX-NEWS @, fair and balanced, Donnerstag, 29.06.2017, 12:15 vor 2495 Tagen @ Centao 2529 Views

Zum aktuellen Ölpreis kann nicht mehr Öl abgenommen werden, da damit keine gewinnträchtige Güterproduktion betrieben werden könnte. Gleichzeitig ist der Ölpreis zu niedrig, um den Ölproduzenten produktionsmengenerhaltende Investitionen zu ermöglichen.

Wir werden in interessanten Zeiten leben.

Grüße

--
[image]
Läuft in Deutschland ...

Die Nicht-Öler kriegen immer weniger Öl zur Verfügung

Ankawor, Donnerstag, 29.06.2017, 13:25 vor 2494 Tagen @ FOX-NEWS 2501 Views

Zum aktuellen Ölpreis kann nicht mehr Öl abgenommen werden, da damit
keine gewinnträchtige Güterproduktion betrieben werden könnte.

Hallo Fox-News,

das trifft meiner Meinung nach nicht ganz den Punkt.

Das ETP-Modell dürftest du kennen. Der Ölpreis entwickelt sich immer noch übereinstimmend mit diesem Modell.

Obwohl der Ölpreis sinkt, kann die Nicht-Öl-Wirtschaft nicht mehr Öl kaufen, da es die Öl-Wirtschaft selbst braucht.

Vor einem halben Jahr hatte ich dazu mal aus dem ETP-Modell zusammengefasst:

Das Fallen des Ölpreises ist eine Auswirkung, keine Ursache. Die Ursache liegt darin, dass Erdöl immer weniger Energie an den Bereich der Wirtschaft liefern kann, der sich nicht der Förderung und Verarbeitung von Erdöl widmet. Diese Entwicklung läuft derzeit mit 2,95 % pro Jahr ab und beschleunigt sich geometrisch.

Der Nicht-Erdöl-Bereich der Wirtschaft ist damit immer weniger in der Lage, die Erdöl-Branche zu finanzieren. Daher sinkt der Preis. Die Erdöl-Branche verkauft an einen immer schwächeren Abnehmer. Da die Erdöl-Branche inzwischen sowohl direkt als auch indirekt der größte Abnehmer ihres eigenen Produktes ist, gilt diese Entwicklung auch für sie.

Die finanziellen Auswirkungen bilden eine negative Rückkopplung. Der Erdölpreis sinkt und auch die Kosten der Erdölproduktion sinken. Denn die Erdöl-Produzenten müssen ihr eigenes Produkt kaufen, um es zu produzieren. Da die Produktionskosten sinken, sinken auch die Umsätze der Branche und damit auch ihre Fähigkeit, ihr eigenes Produkt zu kaufen. Da auch der Endverbraucher immer weniger in der Lage ist, Erdöl zu kaufen, geht die Fähigkeit der Branche, es bereitzustellen, zurück.

Wenn keine Energie mehr an den Nicht-Erdöl-Bereich der Wirtschaft geliefert wird, ist der Zyklus abgeschlossen. Dies wird in maximal 13 Jahren passieren.

Wobei ich mir jetzt nicht mehr sicher bin, wie sie das meinen:

Wenn keine Energie mehr an den Nicht-Erdöl-Bereich der Wirtschaft geliefert wird, ist der Zyklus abgeschlossen.

Es handelt sich ja nicht um einen Zyklus, sondern um den ABSCHLUSS einer Ära. Und auch wenn es in ein paar Jahren schon soweit ist, weiß keiner, welche Ära folgen wird.
Abgesehen davon, dass KEINER WAS VON DIESEM VERFLUCHTEN MIST HÖREN WILL! [[motz]]

Das ETP Modell ist in vielerlei Hinsicht "ungenau", wenn man es milde ausdrückt.

FOX-NEWS @, fair and balanced, Donnerstag, 29.06.2017, 15:09 vor 2494 Tagen @ Ankawor 2401 Views

Zum aktuellen Ölpreis kann nicht mehr Öl abgenommen werden, da damit
keine gewinnträchtige Güterproduktion betrieben werden könnte.

das trifft meiner Meinung nach nicht ganz den Punkt.

Die Lager sind rappelvoll und auf den Weltmeeren dümpeln die vollen Riesentaker. Es kann also in die Hände gespuckt und munter drauflos produziert werden. [[top]]

Warum passiert das nicht?

In Deutschland ist die Kauflaune auch super. Wenn man den Deutschen jetzt noch Geld in die Hand gibt, shoppen die los wie die Bekloppten.

Same same, but different!

Das ETP-Modell dürftest du kennen. Der Ölpreis entwickelt sich immer
noch übereinstimmend mit diesem Modell.

Das stimmt. ABER, ob das jetzt Zufall ist oder das ETP Modell stimmig ist - mir leuchtet zB. nicht ein, warum die aus dem Bohrloch strömende Wärmemenge der ETP entsprechen soll - kann ich nicht erkennen. Gail sieht hier als dominant die Kaufkraft.

Obwohl der Ölpreis sinkt, kann die Nicht-Öl-Wirtschaft nicht mehr Öl
kaufen, da es die Öl-Wirtschaft selbst braucht.

Die Erdölwirtschaft braucht in erste Linie Energie für die Produktion. Ein Teil davon sind Erdölprodukte (Treibstoffe).

Gail hat schon den richtigen Ansatz. Eine monokausale Erklärung ala Peak Oil oder eben ETP ist Murks.

Grüße

--
[image]
Läuft in Deutschland ...

Die Lager sind rappelvoll, weil das Zeug vorfinanziert wurde..

Centao @, Donnerstag, 29.06.2017, 16:46 vor 2494 Tagen @ FOX-NEWS 2397 Views

und zwar mit Kreditlinien. Die Produktion ist (bis auf Fracking) i.d.R. schwer steuerbar, bzw. die Branche lebt vom Cashflow.

ETP ist im Kern so schön unabhängig vom Marktgeschrei.., es geht um Entropie, Enthalpie, Wasser, Dichte und damit Fraktion (mit Energiegehalt..) als Funktion der Bohrlochtiefe und auch der nicht unwesentlichen Bohrlochtemperatur. Dazu kommt die Fraktion für das wesentliche 35,7° API Crude als Szenariogrundlage.

Die Hill'sGroup-Leute bekommen für solche Fragestellungen zur PPS und Energieeffizienz ihr Geld, sind also Profis. Fehler die unterstellt werden, müssen begründet sein. Das Abstellen auf fehlende Fraktionen ist nur eine Unschärfe.., die physikalisch gegensätzliche Richtung wäre z.B. abiotisches Erdöl (keine Auslaugung..).

Die Studie aus dem Jahr 2013 hat übrigens auch mit Fehlerszenarien (Kapitel 9 ffg.) gearbeitet.. und in der eingedeutschen Version vom peak-oil-forum sind Modellerweiterungen zum Währungsrisiko USD pro Barrel skizziert, diese sind bei Gail Tverberg aus der (etwas verständigeren) makroökonomischen Sicht wiederum sehr populär.

Ein physikalisches System der Thermodynamik, das den Erdölpreis im Weltmaßstab seit 1960 nachbildet und seit dem "sauber" vorhersagt, kann noch Zufall sein?

Nicht das ich es mir nicht wünsche würde.

Gruß,
CenTao

ETP bleibt mir weiter unklar.

FOX-NEWS @, fair and balanced, Freitag, 30.06.2017, 09:57 vor 2494 Tagen @ Centao 2168 Views

und zwar mit Kreditlinien. Die Produktion ist (bis auf Fracking) i.d.R.
schwer steuerbar, bzw. die Branche lebt vom Cashflow.

Mag sein. Fakt ist, daß da genug Öl zum aktuellen Preis bereit steht für Produktion. Nur scheint eine Produktion nicht sinnvoll zu sein, sonst würde sie gemacht.

ETP ist im Kern so schön unabhängig vom Marktgeschrei.., es geht um
Entropie, Enthalpie, Wasser, Dichte und damit Fraktion (mit
Energiegehalt..) als Funktion der Bohrlochtiefe und auch der nicht
unwesentlichen Bohrlochtemperatur. Dazu kommt die Fraktion für das
wesentliche 35,7° API Crude als Szenariogrundlage.

Die Hill'sGroup-Leute bekommen für solche Fragestellungen zur PPS und
Energieeffizienz ihr Geld, sind also Profis.

Ein Verweis auf Authorität ("Profis") ist für mich kein Argument. Ich hätte es gern für Laien erklärt mit der Entropie am Bohrloch - quasi "Enthropie/ETP for Dummies". Mir leuchtet es nämlich nicht ein.

Grüße

--
[image]
Läuft in Deutschland ...

Jean Baudrillard: "Revolution als Fake und Farce"

Ostfriese @, Mittwoch, 05.07.2017, 15:00 vor 2488 Tagen @ Cascabel 2225 Views

Hallo Cascabel,

im Sinne des Wunsches: "Ich hoffe, dass [das Forum] weitergeführt wird." von Elli möchte ich dir jetzt mit meinem Eintrag, der schon mehrere Tagen vorliegt, antworten.

Deine Aussage


Heute können wir möglicherweise davon ausgehen, dass der Bürgerkrieg in
Venezuela gerade
beginnt.

ermöglicht es, die Gedankenwelten von Jean Baudrillard und Paul C. Martin zu beleuchten und miteinander zu verknüpfen.

Für Baudrillard sind Macht und die Revolte gegen sie ein Paar ohne jegliche Überzeugung. Er spricht von einem "Trompe-l'oeil" – einem Schein, der dazu bestimmt ist, das Ende sowohl der Macht als auch aller Gegenmacht zu dissimulieren – sowohl denen gegenüber, die meinen, die Macht noch auszuüben, wie auch denen, die glauben, dass sie sich ihr unterwerfen müssen. Macht und Gegenmacht sind Simulationen und Virtualisierungen – sie verschwinden in der Bedeutungslosigkeit einer zu Ende gehenden Geschichte, wie wir sie bisher kennen.

Ich denke, dass damit

... in welchem zum Sturz Maduros aufgerufen wird
und
die Gründung einer Koalition aus Angehörigen des Militär, der Polizei
und Zivilen Mitgliedern bekannt
gegeben wurde.

auch die Machttheorie ins Spiel kommt. In dem Beitrag eines umfangreichen und weitergehenden Fadens – wer hat eigentlich noch Raum und Zeit die interessanten Texte zu lesen und zu studieren – formuliert dottore:

"Ein Regime-Wechsel bedeutet nicht, dass ein "neuer" Staat entsteht. Der Machtapparat (Armee, Waffen usw.) wechselt nur die Farben."

Ich bin der Ansicht, dass der Zwang zum Denken, zum Sprechen und zum Handeln in Gegensatzpaaren – Macht vs. Ohnmacht, Leben vs. Tod, Krieg vs. Frieden – der Zentralmacht gemäß ihrer die Menschen unterwerfenden Rechtsordnung geschuldet ist – und damit ein Teil des perfekten Verbrechens ist. Vielleicht verbindet Geld Macht und Ohnmacht untrennbar miteinander.

Für beide Autoren gibt es wohl kein Zeitalter der "emanzipatorischen" und "vernünftigen" Ereignisse – es ist eine Simulation.


Gruß

Cascabel

Carpe diem und Gruß zurück – Ostfriese

Werbung