OT ...Pflegedienste und Heime in Deutschland

Mirko, Česko, Mittwoch, 14.06.2017, 18:15 vor 2509 Tagen 4203 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 14.06.2017, 18:50

Das ist den Pflegedienstbetreibern bekannt und bewusst. Also wird die Ausbeutung irgendwie kaschiert: Überstunden werden unter haarsträubenden Ausreden nicht anerkannt oder ganz einfach gestrichen. Sonntags– und Feiertagszuschläge sowie Bereitschaftsvergütungen werden „pauschal abgegolten“. Der Tariflohn beschreibt allerdings einen Grundlohn ohne die o.g. Zulagen. Bei Pflegehilfskräften ohne eindeutige Tarifvergleichsmöglichkeit werden so die Verstöße gegen den gesetzlichen Mindestlohn nicht allzu offensichtlich.
Ganz offensichtlich ist der Finanzbehörde nicht bekannt, dass Lohnwucher ein Offizialdelikt ist. Wenn auch nur ein Mitarbeiter eines Pflegedienstes ein fixes Monatseinkommen bezieht, so ist das ein hinreichender Anfangsverdacht !

Rechenbeispiel:
Ein Pflegefachkraft bekommt bei einer Regelarbeitszeit von 35 Std./Wo. = 150 Std. monatlich 1.700 Euro brutto. Das ergibt 11,33 Euro Stundenlohn. Bei einem Tariflohn von 13.50 Euro ist das gerade noch im Rahmen des Erlaubten. Aber: Tariflohn = Grundlohn! Die pauschale Abgeltung ist davon runterzurechnen. Für eine Rufbereitschaft ist – branchenüblich - 20 Euro vom Bruttolohn abzuziehen. Sonntagszuschläge von - z. B. 25 % - rechnet man am Einfachsten auf die Stunden drauf.
Wenn nun also im Abrechnungsmonat 10 Bereitschaftsdienste und 16 Sonntagsstunden anfallen, ergibt sich ein Bruttolohn von 1.500 Euro für 154 Std. = 9,74 Euro/Std. Die Prozentrechnung kann ich mir hier wohl ersparen; nicht aber: Auf die Pflicht (!) hinzuweisen, dass die jeweilige Finanzbehörde diesem Hinweis nachzugehen hat - vgl. Erhält ein Mitarbeiter einer Pflegeeinrichtung ein fixes Monatseinkommen, ist ein hinreichender Anfangsverdacht gegeben.
Das Arbeitszeitgesetz wird ganz einfach ignoriert. Verstöße werden sowohl im Touren -, als auch im Dienstplan dokumentiert.
Eigentlich der logische Weg: Die Kontrollen sind - de facto - lächerlich, und das zu erwartende Bußgeld ist, im Vergleich zur Ausbeute, zu vernachlässigen.
Aber Achtung ! : Gerne werden solche „ geringfügigen Verstöße „ ganz bewusst so offensichtlich platziert, um von den dicken Gaunereien abzulenken. Sie sollten also als Anlass dienen, den ganzen Betrieb mit dem Nissenkamm abzusuchen. Mitunter kommt man eben über die Flöhe auf den Hund!

Ich bin der Meinung, nicht alle Pflegedienste arbeiten so. Ich habe es selber so erlebt und wollte Euch zeigen, wie krank das alles ist.
Ich werde ich noch mehr veröffentlichen und vertrete auch meine Meinung.

Meine Meinung, Mirko

Situation in einem Pflegeheim aktuell

modesto, Mittwoch, 14.06.2017, 21:22 vor 2509 Tagen @ Mirko 3973 Views

Danke Mirko,

ein sehr wichtiges Thema, Deine Veröffentlichungen sind vielleicht, da kenne ich mich nicht aus, ein Thema für den Zoll.
Kontrolliert er doch so gern die Einhaltung des Mindestlohnes, aktuell gern in der Gastronomie, wo ähnliche Zustände herrschen.
Nur sind dort nicht auch noch schwache Menschen zusätzlich betroffen von den Auswirkungen, sondern "nur" das ausgebeutete Personal.

Eine Dame, Familienmitglied, ist seit einigen Jahren in einer Seniorenresidenz untergebracht. Bis vor ca. einem Jahr eine sogenannte "gute Adresse" unter einer wirklich guten, menschlichen Leitung.
Dieser Heimleiter ist weg, zwei weitere gaben sich bisher die Klinke in die Hand.

Früher war das Zimmer der Dame, 93 Jahre alt, sauber.
Seit einem Jahr lässt dies nach, nun kamen wir aus der Ferne zu ihr und stellten mit Entsetzen fest, dass sie eine Mehlmotteninvasion hat.
Schränke, Zimmerdecke, Ecken - alles voller Motten, Gespinste und Maden.

Der Boden klebte, mehrere Millimeter Staub bedeckten Schränke und Kommoden.

Die Tücher, mit denen sich die Dame nachts das Gesicht erfrischt, waren voller alter Kotspuren. Ihre eigenen, aber das wird nicht kontrolliert.

Sie klagte schon vor einem Jahr über einen Ausschlag, großflächig.
Dieser wurde einmal behandelt, nachdem die Salbe alle war, gab es keine Kontrolle, keinen Nachschub, nichts.
Sie braucht künstliche Tränenflüssigkeit, für die wird auch nicht regelmäßig gesorgt. Auch da - keine Nachfrage, keine Kontrolle.

Leider sind wir einfach zu weit weg, um uns selber zu kümmern und engere Verwandtschaft, ja, die ist da, kümmert sich aber Null.

Meiner Meinung nach muss jedoch ein Sauberhalten und eine Fürsorge gerade bei den Personen funktionieren, welche sich eben nicht auf Verwandtschaft verlassen können.

Das bis vor einem Jahr sehr freundliche und immer gleichbleibende Personal war teils nicht mehr zu sehen, osteuropäischer Akzent fiel uns neu auf.
Was ja nichts Schlechtes ist, aber auf geringe Bezahlung oft hinweist.

Bei jedem unserer Besuche in den letzten Jahren haben wir mit der Dame im Speisesaal das Mittagessen mehrmals eingenommen.
Das Essen, früher schmackhaft, war ungenießbar.
Für ca. 50 wirklich alte und schwache, teils behinderte Menschen gab es nur die Küchenchefin an der Essensausgabe, und eine für 1 Stunde ausgeliehene Pflegekraft von Station, völlig überfordert mit der Situation, teilte hektisch die Teller an den Tischen aus.
Dabei fielen auch böse Worte, sie war total gestresst, denn oben blieb die Arbeit liegen, was sie freimütig verkündete.
Getränkewurden über die Bewohner gekippt, Essen rutsche auf die Röcke der alten Damen..

Wir haben bei jedem unserer Besuche einfach zugegriffen und die Tische abgeräumt.

Das vorhandene Personal läuft auf dem Zahnfleisch, das sah man.

Wir sprachen im Büro vor, nachdem wir im Zimmer und Bad unserer Verwandten eine Putzorgie hingelegt hatten mit mitgebrachten Putzmitteln und die Dame mit Cortison und Augentropfen erstmal notdürftig versorgt hatten.

Ergebnis der Vorsprache:
Etliche Kräfte haben gekündigt.
Die Seniorenresidenz arbeitet zur Zeit ohne Pflegedienstleitung und ohne Hauswirtschaftsleitung.
Der Heimleiter wechselt ständig.
Völlige Unterbesetzung.

Eine Bemerkung: Aber für andere ist Geld da, nur für unsere Alten nicht und die Betreuung.

Hinter die Kulissen blicken wir nicht, so wie Du.
Aber es macht wütend und hilflos.

Die eigene Zuzahlung in dem Heim beträgt übrigens etwas über 800 Euro, was die Pflegekasse zahlt - keine Ahnung. Es ist eine private Einrichtung, wie gesagt vor einem Jahr noch auf gehobenem Niveau.

Also danke, dass Du dieses Thema von hinten ausleuchtest.

Beste Grüße
modesto & Herzdame

Wichtig sind unangemeldete Besuche zu unterschiedlichen Zeiten

Vatapitta @, Donnerstag, 15.06.2017, 00:41 vor 2509 Tagen @ modesto 3215 Views

Moin moin,

es gibt noch gute Pflege mit engagierten Kräften.

Das ist leider nicht die Regel. Ob es die Ausnahme ist, weiß ich nicht.

Wenn es beim Personal eng wird, kommen in manchen Einrichtungen zuerst die Bewohner, um die sich regelmäßig jemand kümmert.

Überraschende Besuche zu unterschiedlichen Zeiten sind stets empfehlenswert, wenn man sich ein realistisches Bild von einer Pflegeeinrichtung machen möchte.


Viele Grüße
Vatapitta

--
Chronisch sind die Schmerzen dann, wenn der Doktor sie nicht heilen kann. http://www.liebscher-bracht.com/

PH oder PFK ..

Mirko, Česko, Donnerstag, 15.06.2017, 13:51 vor 2508 Tagen @ Vatapitta 2642 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 15.06.2017, 14:11

Ich habe es durch, beworben als Pflegehelfer und auch so eingestellt. Als Pflegefachkraft lecken sie dir die Füße. Nur so kommt man an gute Arbeitgeber, wenn man weiß, dass man nicht der letzte Dreck der Firma war. Die meisten AG schauten nicht schlecht, dass wenn, die Probezeit um war, das Examen zeigte, ala, sie hätten das nicht, warum ..

Um den Profit zu maximieren, entwickeln die Betreiber von Pflegediensten – je nach Standpunkt des Betrachters – eine verblüffende Fantasie oder erhebliche kriminelle Energie.
Dabei sind Größe, Trägerschaft oder Organisationsform des Pflegedienstes völlig unerheblich. Gelogen und betrogen wird überall. Der einzige Unterschied besteht darin, wie gut die Gaunereien kaschiert werden.
Bestärkt in ihren Bemühungen werden die Pflegedienstbetreiber durch die zuständigen Aufsichtsinstanzen, die ihre Kontrollen, so sie denn überhaupt stattfinden, lange genug im Voraus ankündigen und dann auch nur halbherzig und oft durch gänzlich branchenfremde Mitarbeiter durchführen lassen.
Allerdings sind die wenigsten Pflegedienste gut genug organisiert, um alle Unterlagen lückenlos zu fälschen.

Betrug und keiner will es sehen ..

Mirko, Česko, Donnerstag, 15.06.2017, 14:09 vor 2508 Tagen @ Mirko 2735 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 15.06.2017, 14:20

Um die Teile des Tourenplanes abzudecken, die der gesetzlichen Ruhezeit im Wege stehen, erscheint ein fiktiver Mitarbeiter. Ein Angehöriger eines Mitarbeiters oder des Pflegedienstbetreibers wird als „ Minijobber „ angemeldet – als zweite Identität.
Ein dreifacher Gewinn: Die Ruhezeiten werden angeblich eingehalten; das tatsächliche Einkommen wird verschleiert, und arbeitsscheue Angehörige werden vor den Nachstellungen der Arbeitsagentur geschützt.
Pflegedienstbetreiber sind logischerweise stets bestrebt, die Höhe ihres tatsächlichen Einkommens zu tarnen.
Nur - wer ist tatsächlich der Pflegedienstbetreiber? Wer zieht wirklich die geschäftlichen Fäden? Der Inhaber? Der Geschäftsführer? Die PDL? Oder jemand im Hintergrund? Es bietet sich hier an, nach Details zu fragen. Z. B. nach der prozentualen Verteilung der Umsatzquellen o. ä.
Auch hier kommt nun gerne „Omas Steuerkarte“ ins Spiel. Also die Scheinbeschäftigung von Angehörigen des Pflegedienstbetreibers oder andere Abhängige.
Der Nachweis erfolgt auch hier am Einfachsten über den Vergleich von Einsatzplanung und Tätigkeitsnachweisen. Scheinbeschäftigte führen ihre Protokolle natürlich nicht selber.

Geldwäsche, Schutzgeldzahlungen und Glücksspiel sind eben wohl auch gemeinnützig ...

Literaturhinweis @, Donnerstag, 15.06.2017, 14:37 vor 2508 Tagen @ Mirko 2808 Views

Ein dreifacher Gewinn: Die Ruhezeiten werden angeblich eingehalten; das tatsächliche Einkommen wird verschleiert, und arbeitsscheue Angehörige werden vor den Nachstellungen der Arbeitsagentur geschützt.
Pflegedienstbetreiber sind logischerweise stets bestrebt, die Höhe ihres tatsächlichen Einkommens zu tarnen.

Das ist bei der Mafia so.

Ansonsten:

- Recht der Altenpflege und Betreuung

- Recht der Betreuung und Unterbringung/Pflege

- Sozialgesetzbuch XI: Soziale Pflegeversicherung

- Sonstiges zu Hartz IV: Pflege (im Alter)

- Erste Hilfe in der (Alten-) Pflege

- Notfallmedizin auch auf Reisen in der Pflege

insbes. aus meinem Hartz-IV-Beitrag, aber auch Erste Hilfe bzw. Reisemedizin.

--
Literatur-/Produkthinweise. Alle Angaben ohne Gewähr! - Leserzuschriften

Ist alles bekannt. Wo "noch" Geld ist, wird das Geld geholt. (oT)

Mirko, Česko, Donnerstag, 15.06.2017, 14:46 vor 2508 Tagen @ Literaturhinweis 2403 Views

- kein Text -

Abrechnung kommt nicht und die letzte Abrechnug ist was fürs Klo ..

Mirko, Česko, Donnerstag, 10.08.2017, 14:39 vor 2452 Tagen @ Mirko 1712 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 10.08.2017, 14:47

Mein EX-Arbeitgeber spiel auf Zeit, Unterlagen bekomme ich nicht, die Unterlagen sind mein Eigentum. Auf Post wird nicht geantwortet, der AG stellt ein auf Stur. Ein Anwalt einschalten geht nicht, da mir das Geld fehlt. Was nun? Klar habe ich eine neue Stelle, und es geht auch weiter. Aber ich habe kein Geld zu verschenken ..

Ich bitte, dass das Gelbe mir ein paar Tipps gibt. Danke![[top]]

Die katastrophale Situation im Pflege(un)wesen ist politisch gewollt!

Griba @, Dunkeldeutschland, Donnerstag, 15.06.2017, 10:05 vor 2509 Tagen @ Mirko 3264 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 15.06.2017, 10:09

Man kann nicht einerseits Mindestlöhne verordnen, und andererseits die Vergütungen (Pflegegeld etc.) immer weiter reduzieren!
Die aktuelle Pflegereform, deren Ziel zuvorderst eine weitere Reduktion der "Mittelabflüssen" aus der Pflegeversicherung war, führt in großem Stil dazu, das normal pflegebedürftige das Pflegheim wieder verlassen müssen, da es für sie und ihre Angehörigen unbezahlbar geworden ist. Übrig bleiben die Schwerstpflegefälle, für die der aktuell Personalschlüssel aber nicht ausreicht und die Mittel für eine Personalaufstockung fehlen unverändert!

Die Folge: Der ambulante Pflegebereich steht jetzt auch flächendeckend vor dem Zusammenbruch - und unsere Politschranzen interessiert das überhaupt nicht!

--
Beste Grüße

GRIBA

Klaro, Griba!

Monterone @, Donnerstag, 15.06.2017, 10:12 vor 2509 Tagen @ Griba 2999 Views

Die Folge: Der ambulante Pflegebereich steht jetzt auch flächendeckend
vor dem Zusammenbruch - und unsere Politschranzen interessiert das
überhaupt nicht!

Die haben Wichtigeres zu tun: Angriffskriege führen, das Land zerstören und die Deutschen ausrotten.

*Unsere* Politschranzen setzen ihre Prioritäten und handeln danach.

Monterone

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