Friedrich & Weik: Bald sind wir alle arbeitslos!

harryinfo, Freitag, 10.03.2017, 08:24 vor 2611 Tagen 7189 Views

bearbeitet von harryinfo, Freitag, 10.03.2017, 12:46

Die Apokalyptiker sind zurück: In ihrem neuen Buch mit dem "dm"-Gründer Götz Werner "Sonst knallt's" präsentieren uns die "Crashpropheten" Marc Friedrich und Matthias Weik die industrielle Recolution 2.0. Der Mensch verbannt sich selbst aus der Arbeitswelt. Gegen selbstlernende Computer hat das Gehirn keine Chance. Ihre Lösung: Bedingungsloses Grundeinkommen! Hier gibt's eine Zusammenfassung.


Gruß!
Harryinfo

Ich hätte da mal ne Frage.

nereus @, Freitag, 10.03.2017, 09:10 vor 2611 Tagen @ harryinfo 5093 Views

Hallo harryinfo!

Danke für den Buchtip.

Die Herren Friedrich und Weik warnen seit Jahren vor dem großen Crash und empfehlen neben dem Halten von Gold und Bargeld auch den Erwerb einer Streuobstwiese oder einen guten Vorrat an Whiskey.
Sie haben klar erkannt, daß die Überschuldung zumindest ausgeschwitzt/abgebaut werden muß, um die Wirtschaft wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Jetzt machen Sie mobil für die IT-Berufe, weil der Rest der Arbeitssklaven früher oder später auf der Straße landen wird.

Hat denn die allumfassende IT-Revolution nichts mit dem Gewinnstreben zu tun mittel- bis langfristig Lohn- und Gehaltszahlungen einzusparen?
Wovon, meine Herren, soll denn dann eigentlich das bedingungslose Grundeinkommen bezahlt werden, wenn künftig immer weniger Menschen Steuern zahlen?

Wir lesen: Wir sind weder Sozialromantiker noch Phantasten. Jedoch sind wir mittlerweile nicht nur Verfechter des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE), sondern vollkommen überzeugt, dass das BGE kommt. Im Zuge der Industrie 4.0 werden so viele Jobs wegfallen und verhältnismäßig wenige neue Jobs für absolut hochqualifizierte Fachkräfte entstehen, dass wir überhaupt gar keine andere Möglichkeit haben, als das BGE einzuführen. Es ist durchaus vorstellbar, dass genau aus diesem Grunde Menschen wie Siemens Chef Joe Kaeser, Telekomboss Timotheus Höttges, Ebay-Gründer Pierre Omidyar, SAP-Vorstand Bernd Leukert, Tesla Gründer Elon Musk für ein BGE sind. Entweder setzt sich Erkenntnis eines BEG bei den Eliten in Wirtschaft und Politik durch oder „sonst knallt’s.“

Quelle: http://www.geolitico.de/2017/03/10/bald-sind-wir-alle-arbeitslos/

Ach, und mit BGE knallt es dann nicht mehr oder wie?
Inwiefern lösen sich denn Schuldverhältnisse auf, wenn man den Leuten ein garantiertes Grundeinkommen verspricht?
Da scheißen doch am Ende noch mehr Verwaltungsbeamte und Steuerfuzzis auf’s Brett als ohnehin.
Neben den Industriearbeitern werden dann auch die „Bürohengste“ nicht mehr benötigt.
Hier beißt sich doch etwas.

Oder mußte nur wieder ein neues Buch geschrieben werden, um dem schnöden Mammon seine Referenz zu erweisen? [[freude]]

mfG
nereus

Friedrich und Weik

J. v. Liebig @, Freitag, 10.03.2017, 09:43 vor 2611 Tagen @ harryinfo 4831 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 09:50

Hallo,

habe vor einigen Jahren deren erstes Buch gelesen.

Sie sind meines Erachtes auf den "fahrenden Zug des G.O." aufgesprungen. Die beiden sind "Vermarkter" und keine Wissenschaftler oder gar Philosophen.
Nähere Erkenntnisse bringen sie kaum ein, verleihen der Geschichte jedoch ein modernes, buntes Flair (früher hätte man es poppig oder cool genannt).
Also die Essenz ist das Flair, und mehr auch nicht.


Gruß v. L.

Danke für Deine Kurzrezension! (oT)

paranoia @, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Freitag, 10.03.2017, 10:25 vor 2611 Tagen @ J. v. Liebig 3722 Views

- kein Text -

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.

Arbeitslos sind wir alle doch schon lange! Ist dir das noch nicht aufgefallen?

Mephistopheles, Freitag, 10.03.2017, 09:53 vor 2611 Tagen @ harryinfo 4770 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Freitag, 10.03.2017, 14:02

Die Apokalyptiker sind zurück: In ihrem neuen Buch mit dem "dm"-Gründer
Götz Werner "Sonst knallt's" präsentieren uns die "Crashpropheten" Marc
Friedrich und Matthias Weik die industrielle Recolution 2.0. Der Mensch
verbannt sich selbst aus der Arbeitswelt. Gegen selbstlernende Computer hat
das Gehirn keine Chance. Ihre Lösung: Bedingungsloses Grundeinkommen!
Hier
gibt's eine Zusammenfassung.

Neulich habe ich einen Traktor im Feld gesehen von der Größe und vermutlich auch dem Gewicht eines Panzers, der die Arbeit von 500 Feldarbeitern verrichtet. Und zwar mit links!

Die sind jetzt alle in einer Beschäftigungstherapie und klimpern in die Tasten. Als Arbeit würde diese Tätigkeit vor 200 Jahren keiner der damaligen Feldarbeiter bezeichnen.

Nebendran in ein paar 100m Entfernung wird gerade ein Supermarkt hochgezogen, da fahren dauernd LKW vor, jeder mit einer Last, welche 500 Bauarbeiter gerade so stemmen könnten.

Die sind jetzt alle arbeitslos und fuchteln mit irgendwelchen Smartphones herum. Als Arbeit würde das keiner der Bauarbeiter vor 200 Jahrren bezeichnen.

Nur ich habe noch Arbeit, ich mache mich jetzt auf den Weg zur Nachschuldnersuche. [[zwinker]]


Der Götz und die anderen Milliardäre sollen lieber mal erklären, wie viele Milliarden von seinem Vermögen er für das BGE opfern möchte.
Wenn das alles in sehr viel kürzerer Zeit, als man sich träumen lässt, aufgebraucht sein wird, dann, ja dann wird es wieder Arbeit zur Genüge geben.

(Oder meinen die mit BGE etwa, dass alle bedingungslos für die Schulden der Unternehmer haften, so wie jetzt alle für die Staatsschulden haften? Kein Unternehmer würde sich nämlich noch verschulden, wenn es ein BGE gibt.)


Gruß Mephistopheles

Ich seh genug Arbeit: Straßen, Bahnhöfe, Brücken, Schulen, Unis. (mT)

DT @, Freitag, 10.03.2017, 14:51 vor 2611 Tagen @ Mephistopheles 3701 Views

Komm mal zu mir und erlebe eine Bahnfahrt mit. Der Weg mit dem Fahrrad zum Bahnhof geht über Straßen mit Schlaglöchern der Größe eines Fußballs. Die Unterführung ist seit 20 Jahren nicht mehr gereinigt worden, die Treppe wird maximal 1x pro Woche gekehrt. Vor mehreren Monaten hatte einer in die Unterführung gekotzt, die Kotze ist am Boden festgebappt seit 2016 und ich muß jeden Tag dran vorbei laufen.

Am Bahnsteig stehen die Pfützen am Rand, weil sich die Steine abgesenkt haben und beim Ein- und Aussteigen tritt man ins Wasser. Überall ist Dreck verstreut, die Uhr steht schon lange, alles voller Graffiti, ebenso in der Unterführung.

Die Treppe könnte mal einen Hochdruckreiniger sehen.

Die SBahn fährt ein. Verschmierte und verdreckte Wagen, Grafitti, die Sitze und der Boden sind verdreckt. Oder ich fahr mit dem Regionalexpress, sowas von dreckig und klebrig, selbst in der DDR anno 1980er Jahre war das besser. Da haben die mit Phenol ordentlich durchgeputzt.

Die Gleise wackeln und schlagen, wie ich das nur in den 90er Jahren in London in der UBahn erlebt habe. Früher konnte man in der SBahn noch schreiben, aber eine Gleisschleifmaschine oder gar einen Austausch haben diese Gleise hier seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Grube kassiert halt die fetten Boni für eingesparte Wartung und die Bürger schauen in die Röhre.

Dann steigt man aus, der Bahnhof ist verdreckt und runtergekommen, man läuft durch kaputte Straßen, und die Schulen und Unis sind ebenfalls am Zusammenfallen, dergleichen die öffentliche Infrastruktur, Straßen, Bürgersteige, Haltestellen, Bäder etc.

Alles ist verdreckt und mit Grafitti beschmiert.

Gib mir 1 Mio Bereicherer und "Fachkräfte", eine Hilfstruppe von der Bundeswehr, und ich sorge dafür, daß die alle für ihre 23 Mrd Kohle schuften müssen. Diese ganzen genannten Arbeiten würde ich mit den Fachkräften machen, Besen, Kärcher, Aufsammelpicker, Müllsäcke, Betonmaschinen, Schrubber, Bahnschleifmaschinen, etc etc etc.

Tausende öffentliche Gebäude haben keine Hausmeister mehr für die Wartung, die Bahn hat die Wartung und Reinigung eingespart, ich würde jeden Bahnhof 1x täglich kehren lassen, und die Hausmeister müssten kleine Dinge direkt und sofort ausbessern. Die Eltern müssen anrücken, um ihre Schulen zu streichen, zu renovieren, zu putzen, etc.

Das tollste daran, die Drecksf.... Erika BLÄST den Bereichern diese 23 Mrd PRO JAHR schon in ihren Enddarm, sie tun NIX dafür, außer am Bahnhof mit ihren iPhones abzuhängen und zu klauen wie die Raben, abends machen sie Stunk in der Unterkunft und belästigen die Teddymädels, wenn man mir das Kommando gäbe, würden diese Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten wenigestens GEMACHT, das Geld dafür ist ja schon verblasen.

FUCK YOU ERIKA!

PS: Als neulich die 26 Mrd Steuerüberschuß zu verteilen waren, da gings drum, ob man bei der Bundeswehr für diese Kohle Amiwaffen, Drohnen etc. kauft, oder ob man die Schulden reduziert etc. KEIN MENSCH hat davon gesprochen, daß man die mal in die Unis steckt, damit Deutschland noch eine Zukunft hat, denn die pfeifen auf dem letzten Loch und sind finanziert wie noch 1990, was schon nicht üppig war, aber die Studentenzahl hat sich verdoppelt, und die Infrastruktur ist komplett verfallen. Morgenthau ist dort schon Realität geworden.

Das besinnungslose Grundeinkommen

Falkenauge @, Freitag, 10.03.2017, 10:24 vor 2611 Tagen @ harryinfo 4470 Views

Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein Irrweg, der die Masse der Menschen nur in neue Abhängigkeiten vom Staat, d.h. den Herrschenden, führt.

Einer der wortmächtigsten Vertreter des BGE, der Gründer und langjährige Leiter der Drogeriekette dm sagte zutreffend:
„Der Staat ist Schulunternehmer, Universitätsunternehmer, Krankenhausunternehmer, Sozialhilfeunternehmer. All das lähmt die Initiative der Bürger. Um Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme zu stärken, brauchen wir einen Systemwechsel, der aktiviert und nicht passiviert.“

Eben, das gilt auch für das staatliche Füllhorn des BGEs. Eine große Mehrheit der Gesellschaft wird gleichsam zu hilfsbedürftigen Kindern, für die Vater Staat das Nötige von Mutter Wirtschaft holt und sein Füllhorn bedingungs- und unterschiedslos über alle ausschüttet, auch auf die Unternehmer und Arbeitenden, die es erwirtschaftet haben. Es ist ein absurdes Schlaraffenland, in dem der Mensch selbstbezogen seiner „Selbstverwirklichung“ nachgeht. Sicher werden manche noch hinzuverdienen und ein Voll- oder Teilzeit-Arbeitsverhältnis eingehen wollen. Aber damit treten sie, soweit überhaupt noch erreichbar, in das alte Verhältnis des Abhängig-Beschäftigten, das zentrale Problem der Lohnsklaverei, das auch vom BGE nicht angegangen wird.

Die Vertreter des Bedingungslosen Einkommens lassen nicht nur das soziale Kernproblem der Lohnsklaverei wie es ist; sie setzen auch die unaufhörlich wachsende Arbeitslosigkeit als feststehend voraus. Das ist sie aber nur, wenn man das kapitalistische profitorientierte Wirtschaftssystem unangetastet lässt, in dem lediglich eine bestimmte Form organisierter Arbeit mit einem Einkommen verbunden ist.

Die anschwellende Automatisierung menschlicher Handarbeit durch Maschinen ist ja an sich kein Unglück, im Gegenteil. Die Menschen werden dadurch vielfach von der Fron körperlicher Arbeit befreit. Sie werden frei für höhere, kulturelle Bedürfnisse, die sie bisher unterdrücken mussten oder die sich noch gar nicht in ihnen regen konnten. Und sie werden frei, ihre Fähigkeiten zur Befriedigung solcher Bedürfnisse Anderer einzusetzen.

Daher müssten die Unternehmen auch einen Teil ihrer Gewinne direkt an das Geistes- und Kulturleben zur Weiterentwicklung des Bildungswesens in der Zukunft und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze dort abgeben. Dies umso mehr, als durch die Automatisierung Personalkosten in erheblichem Umfang weggefallen sind und weiter wegfallen, an deren Stelle die Investitionen für die Maschinen nur einen Bruchteil ausmachen….
Durch den Über-Fluss des wirtschaftlichen Gewinnes an das Kulturleben können dort in zunehmendem Maße Einkommen für die im Wirtschaftsleben freigewordenen und jetzt nach sozialer und kultureller Fähigkeitsentfaltung strebenden Menschen finanziert werden.
Vgl.: Das besinnungslose Grundeinkommen

"das soziale Kernproblem der Lohnsklaverei"

SevenSamurai @, Freitag, 10.03.2017, 10:36 vor 2611 Tagen @ Falkenauge 4030 Views

Die Vertreter des Bedingungslosen Einkommens lassen nicht nur das soziale
Kernproblem der Lohnsklaverei wie es ist;

Es gibt zur Zeit wirklich NIEMANDEN, der diese Problematik thematisiert.

Die anschwellende Automatisierung menschlicher Handarbeit durch Maschinen
ist ja an sich kein Unglück, im Gegenteil.

Und deswegen STEIGT seit Jahren die Arbeitszeit...

35-Stunden-Woche war einmal.

Daher müssten die Unternehmen auch einen Teil ihrer Gewinne direkt an das

Tun sie doch. Sie gründen Stiftungen. [[zwinker]]

Um damit die Herrschaft auszuweiten und ReGIERungen zu stürzen. Nur: Die Lügenpresse feiert dies als Menschenfeundlichkeit = Philantropie. [[freude]]

Durch den Über-Fluss des wirtschaftlichen Gewinnes an das Kulturleben

P.S. Für mich besteht Kulturleben NICHT im Besuch des Stadttheaters.

--
"Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte:
weil sie damals (...)."
Henryk Broder

Kernproblem Lohnsklaverei

Falkenauge @, Freitag, 10.03.2017, 10:53 vor 2611 Tagen @ SevenSamurai 3979 Views

Die Vertreter des Bedingungslosen Einkommens lassen nicht nur das

soziale

Kernproblem der Lohnsklaverei wie es ist;


Es gibt zur Zeit wirklich NIEMANDEN, der diese Problematik thematisiert.

Doch, der Fassadenkratzer - Inhaltsverzeichnis - Kapitel: Kapital und soziale Frage

Vollkommen richtig

re-aktionaer @, Freitag, 10.03.2017, 10:41 vor 2611 Tagen @ Falkenauge 4031 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 13:58

Ich denke aber, dass man sehr viel organisieren muss.
Am Staat geht da wohl kaum ein Weg vorbei. Ein BGE, das existentielle Fragen wie Wohnen, Kleidung und Nahrung löst, macht sehr wohl frei, weil es die Verhandlungsposition des Marktteilnehmers verbessert. Alles darüber hinaus sollte aber eher nach Wettbewerbsmaßstäben funktionieren. Ich denke, dass wir eine wunderbare Zivilisation schaffen könnten, wo man für sehr wenig "Geld" großartige Dienstleistungen erhielte, die nicht primär aus Gründen der Existenzsicherung erbracht werden, sondern aus Liebe zur Sache.
Es kann aber auch eine Dystopie werden, mit marginalisierten Playstation-Zombies, die verdummt und verfettet in schlechten Wohnverhältnissen bis zum Exodus dahingammeln.
Wir brauchen dringend eine Utopie.

"The Tent Cities of San Francisco" "America’s Tent Cities for the Homeless"

SevenSamurai @, Freitag, 10.03.2017, 10:53 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 4096 Views

Am Staat geht da wohl kaum ein Weg vorbei. Ein BGE das existentielle
Fragen wie Wohnen, Kleidung und Nahrung löst macht sehr wohl frei, weil es
die Verhandlungsposition des Marktteilnehmers verbessert.

"The Tent Cities of San Francisco"

https://www.nytimes.com/2016/12/17/opinion/sunday/the-tent-cities-of-san-francisco.html...

"America’s Tent Cities for the Homeless"

https://www.theatlantic.com/photo/2016/02/americas-tent-cities-for-the-homeless/462450/

Zu Bild 18: Der Mann arbeitet 12 Stundem am Tag und sieht mit 42 aus wie 84...

--
"Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte:
weil sie damals (...)."
Henryk Broder

Und was soll mir das jetzt sagen?

re-aktionaer @, Freitag, 10.03.2017, 11:07 vor 2611 Tagen @ SevenSamurai 3751 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 13:54

- Leben diese Leute freiwillig in einem Zelt?
- Arbeitet der Mann freiwillig 12 Stunden, oder weil er sonst hungern würde?

Wovon ich spreche ist - Haus, Fraß, Kleidung, Medizin gibt's für lau. Taschengeld je nach Engagement. Der Existenzkampf wird von der Physis sozusagen nur noch auf den sozialen Status übertragen. Die Gesellschaft sollte wieder sozial werden - nicht sozialistisch. Man fühlt von sich aus das Bedürfnis, etwas zu geben und dafür nicht unbedingt Geld, aber Anerkennung zu erhalten. Es gab einmal in Europa bitterarme Künstler, Denker, Forscher deren sozialer Status sehr sehr hoch war. Heute in der Zeit der Ökonomiereligionen Kapitalismus/Sozialismus wird der soziale Status ausschließlich in Geldeinkommen bemessen - was der allgemeinen Zivilisationsleistung m.M. nach sehr abträglich ist. Darum muss sich die USA - das Land wo diese Bemessung am konsequentesten umgesetzt wird - auch ständig spannende Leute importieren. Die Ökonomiekultur erzeugt eben nur Ökonomen.

Wir brauchen dringend eine Utopie

Falkenauge @, Freitag, 10.03.2017, 11:15 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 3786 Views

Am Staat geht da wohl kaum ein Weg vorbei.

Irrtum, der Staat muss im Gegenteil von seiner Allmacht-Position auf seine eigentlichen Aufgabe des Rechts im engeren Sinne reduziert werden.

Wir brauchen dringend eine Utopie.

Ja, die Französische Revolution hatte in den Idealen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit schlagwortartig eine Utopie formuliert.
Wo sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit heute?

Die Französische Revolution…

re-aktionaer @, Freitag, 10.03.2017, 11:35 vor 2611 Tagen @ Falkenauge 3913 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 13:52

war nichts anderes als der Start der Ökonomiereligion. Sie hat den Feudalismus des Adels durch den Feudalismus des Geldadels ersetzt.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind Dummschwätzerei, Opium fürs Volk, denn die Menschen sind eben weder gleich, noch können sie innerhalb eines legalen Systems jemals frei sein, noch kann man Brüderlichkeit erzwingen.
Würde sich der Staat lediglich um die Rechtssicherheit kümmern, sähe es sehr sehr düster aus. Der Staat, der sich als Solidargemeinschaft versteht, in der sich alle für alle verantwortlich fühlen vulgo BÜRGEN/Bürger sind, wird klarerweise von jenen bekämpft die von einer Entsolidarisierung der Menschen profitieren. Der vorangetriebene Globalismus und die Herabsetzung von homogen gewachsener Kultur und Tradition wie auch Staat sind in diesem Kontext zu verstehen.


Die Utopie, von der ich spreche, sähe ein wenig anders aus und sie wird keine Vergötterung des Freiheitsideals als Selbstzweck beinhalten.

Zu schnell geurteilt

Falkenauge @, Freitag, 10.03.2017, 11:45 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 3662 Views

War nichts anderes als der Start der Ökonomiereligion. Sie hat den
Feudalismus des Adels durch den Feudalismus des Geldadels ersetzt.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind Dummschwätzerei, Opium fürs
Volk, denn die Menschen sind eben weder gleich, noch können sie innerhalb
eines legalen Systems jemals frei sein, noch kann man Brüderlichkeit
erzwingen.
Würde sich der Staat lediglich um die Rechtssicherheit kümmern, sähe es
sehr sehr düster aus. Der Staat, der sich als Solidargemeinschaft
versteht, in der sich alle für alle verantwortlich fühlen vulgo
BÜRGEN/Bürger sind, wird klarerweise von jenen bekämpft die von einer
Entsolidarisierung der Menschen profitieren. Der vorangetriebene
Globalismus und die Herabsetzung von homogen gewachsener Kultur und
Tradition wie auch Staat sind in diesem Kontext zu verstehen.
Die Utopie von der ich spreche sähe ein wenig anders aus und sie wird
keine Vergötterung des Freiheitsideals als Selbstzweck beinhalten.

Die drei Ideale heben sich nebeneinander gegenseitig auf. Daher hat jedes nur je für einen Lebensbereich seine Bedeutung. Ich empfehle, einfach mal den verlinkten Artikel zu lesen.

Bahn frei dem goldenen Kalb!

Monterone @, Freitag, 10.03.2017, 12:17 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 3839 Views

War nichts anderes als der Start der Ökonomiereligion. Sie hat den
Feudalismus des Adels durch den Feudalismus des Geldadels ersetzt.

[[top]] [[top]] [[top]] [[top]] [[top]] [[top]]

Ihrem inneren Gesetz folgend muß die Religion des Mammonismus alles aus dem Weg räumen, was ihrer Entfaltung im Wege steht: Staaten, Grenzen, Kulturen, Völker und Sprachen.

Die politischen Methoden des Mammonismus sind bzw. waren Kommunismus und Demokratismus, untereinander verbunden durch den Globalismus, wobei der Kommunismus nur ein Kind von City of London und Wall Street gewesen ist.

Monterone

Ich glaub's nicht...

Hinterbänkler @, Schweiz - tief im Emmental, Freitag, 10.03.2017, 13:04 vor 2611 Tagen @ Falkenauge 3661 Views

Irrtum, der Staat muss im Gegenteil von seiner Allmacht-Position auf seine
eigentlichen Aufgabe des Rechts im engeren Sinne reduziert werden.

Hallo Falkenauge,

super ja, bin dafür, der Staat muss reduziert werden!
Am besten sofort und dauerhaft!
Wir wollen die neue Utopie, den reduzierten Staat!

Wer macht mit?
Wer hat die Mittel?
Wie gehen wir vor?
Vor allem: Wer bestimmt?
Wie setzen wir das um?
Wer bestimmt, wie wir das umsetzen?

Also bitte melden!
Ihr trefft mich beim Fassaden kratzen.

---

Und das in diesem Debitismus-Forum, von einem, der eigentlich durchblicken sollte, falkenaugengleich!
Offensichtlich sehen Falken auch nur Fassaden scharf.

Nein danke und trotzdem Gruß
Hinterbänkler

--
...und es gibt überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmassen, daß in einigen Stücken die Götter insgesamt bei uns Menschen in die Schule gehen könnten. Wir Menschen sind - menschlicher ...

Friedrich Nietzsche 'Jenseits von Gut und Böse'

Ich brauche keine Utopie.

Oblomow, Freitag, 10.03.2017, 12:31 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 3652 Views

Mir würde es heute z.B. schon reichen, wenn die meisten Lehrer meiner Kinder nicht solche Idioten und Idiotinnen wären, mein gieriger Vermieter nicht schon wieder mehr Kohle von mir will und endlich mehr gute Filme im Abendprogramm laufen würden und genau die Aktien, die ich habe, mal durch die Decke gehen würden. Und dass es nicht zum Krieg kommt. Das wäre mal nen Anfang. Danach kann man wegen mir die Welt ändern. Utopien jibbts doch wie Sand am Meer.

Ich brauche auch keine Medizin... wenn ich gesund bin.

re-aktionaer @, Freitag, 10.03.2017, 14:26 vor 2611 Tagen @ Oblomow 3505 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 15:29

Mir würde es heute z.B. schon reichen, wenn die meisten Lehrer meiner
Kinder nicht solche Idioten und Idiotinnen wären,

Haha... kann ich gut verstehen!

mein gieriger Vermieter
nicht schon wieder mehr Kohle von mir will

Als Vermieter habe ich da kein Verständnis...

und endlich mehr gute Filme im
Abendprogramm laufen würden

Das ist subjektiv.

und genau die Aktien, die ich habe, mal durch
die Decke gehen würden. Und dass es nicht zum Krieg kommt.

Wenn Du in Rüstungsaktien investierst, kannst Du zumindest einen Deiner zwei Wünsche wahr werden lassen....

Das wäre mal
nen Anfang. Danach kann man wegen mir die Welt ändern. Utopien jibbts doch
wie Sand am Meer.

Unter dem Strich - mir wäre es auch am liebsten, die Zeit wäre irgendwann zwischen 1970 und 1990 stehen geblieben. Ist sie aber nicht - und daher haben wir einen Haufen Dinge, die besser wurden und einen Haufen gewaltiger Probleme die auf uns zukommen und die wir lösen müssen. Ob man diese Lösungen nun Utopien nennt oder Problemlösungen, ist nur eine Frage der Haltung. In der Regel fährt man besser, wenn man Chancen erkennt und nutzt, anstatt in jeder Veränderung nur eine abzuwehrende Gefahr zu sehen.
Als faulen Menschen freut mich jedenfalls die Möglichkeit sehr, immer mehr nervige Dinge nicht mehr machen zu müssen.

Ich brauche, Du brauchst, Er-Sie- Es braucht, Wir brauchen, Ihr braucht, Sie brauchen.

Oblomow, Freitag, 10.03.2017, 14:50 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 3481 Views

Höre ich "Wir", dann denke ich immer: Ich nicht. 1970-1990 im Westen wird wohl nicht wiederkommen. Ich sehne mich auch nicht danach. Wenn du das nicht hast, das Stirb und Werde, bleibst du nur ein trüber Gast auf dieser dunklen Erde oder so ähnlich. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit war keine Utopie, sondern einfach nur eine Kampflosung wie Demokratie auch. Was für für die Doofen. Lösungen, Losungen, irgendwie habe ich genug davon. In diesem debitistischen Tollhaus geht es m.E. nur darum, im Verborgenen halbwegs über die Bühne zu kommen und ob der mangelnden Einsichtsfähigkeit selbst der Nächsten nicht völlig zu vereinsamen und die vorhandene Muße zu nutzen. Ihnen, wie allen Vermietern, wünsche ich das Beste dabei, vor allem Mitleid mit den armen Mietern! [[freude]]

Hat nur leider einen Haken

Mephistopheles, Freitag, 10.03.2017, 14:06 vor 2611 Tagen @ Falkenauge 3532 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Freitag, 10.03.2017, 15:26

Die anschwellende Automatisierung menschlicher Handarbeit durch Maschinen
ist ja an sich kein Unglück,

Ein großes Unglück. Wer seine Muskeln nicht ständig unter Druck anspannen muss, der verkommt und wird zum Schlaffi.

im Gegenteil. Die Menschen werden dadurch

vielfach von der Fron körperlicher Arbeit befreit.

Körperliche Arbeit ist eine Lebensnotwenigkeit, ohne körperliche Anstrengung stirbt man frühzeitig an allen möglichen Zivilisationskrankheiten.

Sie werden frei für

höhere, kulturelle Bedürfnisse, die sie bisher unterdrücken mussten oder
die sich noch gar nicht in ihnen regen konnten. Und sie werden frei, ihre
Fähigkeiten zur Befriedigung solcher Bedürfnisse Anderer einzusetzen.

Sie sind gar nicht in der Lage, kulturelle Bedürfnisse zu entwickeln. Es gibt nämlich einen Zusammenhang zwischen Körper und Geist. Wer körperlich nicht gefordert wird, der geht zwangsläufig auch geistig zugrunde.

Daher müssten die Unternehmen auch einen Teil ihrer Gewinne direkt an das
Geistes- und Kulturleben zur Weiterentwicklung des Bildungswesens in der
Zukunft und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze dort abgeben.

Das ist ein guter Vorschlag. Die Unternehmen werden entsprechend wie bisher schon ihre Mitarbeiter mehr unter Druck setzen, um die geforderten Abgaben zu erwirtschaften. Bereits heute muss ein Arbeiter wegen der Steuern und Abgaben das dreifache leisten, als eigentlich für seinen Arbeitsplatz erforderlich wäre.

Dies umso
mehr, als durch die Automatisierung Personalkosten in erheblichem Umfang
weggefallen sind und weiter wegfallen, an deren Stelle die Investitionen
für die Maschinen nur einen Bruchteil ausmachen….
Durch den Über-Fluss des wirtschaftlichen Gewinnes an das Kulturleben
können dort in zunehmendem Maße Einkommen für die im Wirtschaftsleben
freigewordenen und jetzt nach sozialer und kultureller
Fähigkeitsentfaltung strebenden Menschen finanziert werden.

Es gibt kein Gesetz, nach dem die Maschinen in der EU eingesetzt werden müssen. Eine Umfrage unter Maschinen ergab, das sie sich auch ganz wohl fühlen z.B.
in China.

Gruß Mephistopheles

Besinnungsloses Grundeinkommen

re-aktionaer @, Freitag, 10.03.2017, 10:30 vor 2611 Tagen @ harryinfo 4534 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 14:00

Selbstverständlich ist die Analyse korrekt, dass die Automatisierung Arbeitslose sonder Zahl schaffen wird, die von keiner neuen Innovationstechnologie mehr aufgefangen werden können.

Die Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens wäre aber an die bedingungslose Vergesellschaftung der Produktionsmittel geknüpft. Damit sind wir wieder bei Marx. Dem ollen Charlie werden beim Anblick der dampfenden Maschinen und Fabriken exakt die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen sein, wie uns beim Anblick der Industrieroboter.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist ein törichter Gedanke. Einerseits, weil die Bedingung für die Bedingungslosigkeit mit einer veritablen Enteignung verbunden wäre, die sich die Eigentümer unterbinden werden, andererseits, weil ein Bedingungsloses Grundeinkommen demotiviert und den meisten Menschen jegliches Selbstwertgefühl nimmt. Mit einem BGE züchtet man sich ein undankbares, verblödetes und aufmüpfiges Lumpenproletariat. Wenn man also aus den Fehlern Roms und Marxens lernen wollte, so würde man neben der zwingend nötigen gnadenlosen Besteuerung der Gewinne aus Produktion auch eine kollektive Beschäftigungstherapie kreieren müssen, sozusagen eine Arbeitsmarktsimulation, die möglichst vielen Menschen Pflichten und Tätigkeiten auferlegt, die ihnen das Gefühl geben, Verantwortung zu tragen, gebraucht zu werden und Macht zu besitzen. Ich halte das für machbar und die Grundlage für eine süffige Utopie, nach der die Menschen ohnehin seit 1989 lechzen. Also wer schreibt das Kapital 2.0?

Arbeitslager?

SevenSamurai @, Freitag, 10.03.2017, 10:39 vor 2611 Tagen @ re-aktionaer 4183 Views

eine kollektive Beschäftigungstherapie kreieren müssen,
sozusagen eine Arbeitsmarktsimulation, die möglichst vielen Menschen
Pflichten und Tätigkeiten auferlegt,

Arbeitslager?

die ihnen das Gefühl geben, Verantwortung zu tragen,
gebraucht zu werden und Macht zu besitzen.

Du meinst wirklich Arbeitslager!

Mir graut vor denen, die dort die Aufsicht führen und das Gefühl haben, Macht zu besitzen.

--
"Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte:
weil sie damals (...)."
Henryk Broder

Hast Du heute auch schon.

re-aktionaer @, Freitag, 10.03.2017, 10:50 vor 2611 Tagen @ SevenSamurai 4152 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 13:56

Macht existiert und wird vergeben. Das ist unvermeidbar.
Von einem Arbeitslager zu sprechen ist sehr negativ. Es geht ja nicht darum Menschen zur Arbeit zu zwingen, sondern nur Arbeitsleistung für erhaltene Versorungungsleistung einzufordern. Wer von der Gesellschaft nimmt, soll auch geben. Ich rede aber nicht von Hartz IV-Zuteilungen, sondern eben von einem relativ offenen freien Arbeitsmarkt, wo all jene Bereiche bedient werden können, die früher aus "Kostengründen" nicht machbar waren. Wir könnten sämtliche Lärmschutzwände unserer Autobahnen mit Mosaiken schmücken, gewaltige Monumente errichten oder jeden Kinderspielplatz 24-7 bewachen lassen. etc etc...

Von Altenpflege oder Instandsetzung öffentlichem Raumes, Kinderbetreuung und ähnlichem rede ich da noch gar nicht. All das in Wettbewerbsform, aber ohne existentiellem Druck.

Dinosaurier

Sylvia @, Freitag, 10.03.2017, 12:39 vor 2611 Tagen @ harryinfo 4067 Views

Gegen selbstlernende Computer hat
das Gehirn keine Chance. Ihre Lösung: Bedingungsloses Grundeinkommen!

Ein bedingungsloses Grundfresschen hätten sich auch die Dinosaurier gewünscht. Gabs aber nicht. Sie sind ausgestorben. Und die Säugetiere haben überlebt. Vorerst zumindest.

Panta Rhei - alles fließt.

--
"Der Computer ist die logische Weiterentwicklung des Menschen: Intelligenz ohne Moral." (John Osborne)
"Der Gutmensch ist die logische Rückentwicklung des Menschen: Moral ohne Intelligenz." (unbekannt)

Survival of the fittest

SevenSamurai @, Freitag, 10.03.2017, 14:03 vor 2611 Tagen @ Sylvia 3670 Views

Ein bedingungsloses Grundfresschen hätten sich auch die Dinosaurier
gewünscht. Gabs aber nicht. Sie sind ausgestorben. Und die Säugetiere
haben überlebt. Vorerst zumindest.

Survival of the fittest

https://en.wikipedia.org/wiki/Survival_of_the_fittest

--
"Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte:
weil sie damals (...)."
Henryk Broder

Nicht beantwortete Interviewfragen

Konjunktion ⌂ @, Irgendwo und Nirgendwo, Freitag, 10.03.2017, 13:15 vor 2611 Tagen @ harryinfo 4183 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 10.03.2017, 13:43

Hallo zusammen,

hatte den beiden Autoren im Zuge ihres letzten Buches "Kapitalfehler" einen Fragenkatalog zu einem zugesicherten Interview zukommen lassen, der leider nie - trotz mehrmaligen Nachhakens - beantwortet wurde.

Ich bin bei den beiden Herren inzwischen skeptisch(er) geworden, was ihren Antrieb anbelangt.

Anscheinend waren die Fragen, die ich gestellt hatte, doch zu spezifisch oder nicht mainstreamkonform genug?

Für diejenigen, die es interessiert, die damaligen Fragen:

Sie haben mit dem neuen Buch Kapitalfehler - Wie unser Wohlstand
vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen
nach zwei bemerkenswert erfolgreichen Sachbüchern ihr drittes Werk
über das Finanzsystem veröffentlicht. Wie reagieren Sie auf Kritiker,
die einen - wie immer auch gearteten - Crash ins Reich der Fabeln
verweisen? Schließlich ist trotz der hundertfachen Unkenrufen bislang
kein Zusammenbruch erfolgt. Oder anders forumliert: Wäre der Crash
nicht längst eingetreten, wenn es nicht ständig zu
Gesetzesübertretungen, Gesetzesbrüchen und bislang Unvorstellbarem wie
Negativzinsen gekommen wäre?

Unsere Wirtschaftswissenschaft beruht im Grunde genommen nur auf
Axiome (wie Angebot und Nachfrage), die im Grunde reine
Gedankengebäude darstellen. Warum kann und wird Ihrer Meinung nach an
diesen Axiomen starr festgehalten?

Deutschland als Exportnation hat einen jährlichen Handelsüberschuss,
der sich in den letzten 25 Jahren auf rund 2.500 Milliarden summiert.
Diese Summe ist weder bei Ihnen noch bei mir im Geldbeutel angekommen.
Wo aber ist dieses Geld hin? Selbst die Bundesbank gibt darauf keine
Antwort - weist aber darauf hin, dass ein Defizit durchaus "an uns"
hängenbleiben würde. Können Sie mir sagen, wer diese Milliarden heute
sein Eigen nennt?

Sie erwähnen am Anfang Ihres Buches den Aufruf der linksradikalen CUP
zu "zivilen Ungehorsam" in Spanien. Ist es angesichts von Bestrebungen
wie Bargeldverbot o.ä. nicht auch Zeit, dass sich in Deutschland
Widerstand regt?

Gerade weil die Bürger immer mehr zu reinen "Befehlsempfängern und
Rückversicherern" degradiert werden, und im eigentlichen Sinne
Notebanken und hier insbesondere IWF und BIZ zu den eigentlichen
"Herrschern" werden?

Der Schweizer Journalist und Verleger Christoph Pfluger spricht in
seinem Buch Das nächste Geld, dass etwa 30% Zins in jedem Produkt, in
jeder Dienstleistung eingepreist sind. Wie schaffen es Politik und
Finanzsystem diese Umverteilung zu verheimlichen?

Sie vergleichen in einem Kapitel das Vorgehen in der Finanzkrise 2008
der Länder Griechenland und Island miteinander. Während Island Ihrer
Ansicht nach vieles richtig machte, ertrinkt Athen immer mehr im
"finanziellen Schuldenchaos". Doch durfte Ihrer Meinung nach
Griechenland als NATO-Mitgliedsland, als Goldman Sachs-Klient
überhaupt anders handeln? Gab und gibt es nicht ein großes Interesse
seitens des IWFs (und anderer), dass genau das eintritt, was wir heute
dort erleben?

Ein Schuldenerlass Griechenlands wird von Ihnen befürwortet. Damit
liegen Sie auf Linie mit dem IWF, der ebenfalls einen Schuldenschnitt
für Athen einfordert. Warum glauben Sie will der IWF diesen Schnitt,
obwohl er doch mitverantwortlich für die Lage in Griechenland ist?

Das Mantra des Wachstums wird auch in Ihren neuen Buch unter anderem
im Kapitel der Kondratjew-Zyklen erwähnt. Doch warum genau brauchen
wir dieses andauernde Wachstum? Wohlwissend, dass das bestehende
Wachstum die "Exponentialfunktion des Schuldenmachens" nie ausgleichen
kann.

Ich darf einen kurzen Absatz aus Ihrem Buch zitieren: "Eine
bestürzende Erkenntnis: Kaum war der Kapitalismus so richtig ins
Laufen gekommen, zeigte sich, dass wirtschaftlicher Fortschritt ohne
periodische Abstürze offenbar nicht zu haben war." Sind Krisen, wie
die seit 2008 herrschende, daher nicht gewollte "Vorgänge" als Teil
des Systems und daher gewünscht zur Bereicherung und Umverteilung
(Stichwort: Fleissig zu Reich) Weniger?

Unser herrschendes System ist ein angelsächsisch geprägtes System, das
nur noch wenige (wenn überhaupt) Anleihen an Rüstow, Röpke oder
Müller-Armack in sich trägt. Wäre es nicht Zeit für einen neuen Rüstow
oder Müller-Armack, eine neue soziale Martkwirtschaft? Oder ist das
nur eine träumerische Vorstellung in einem globalen, vernetzten System?

Sie widmen einen großen Abschnitt in Ihrem Buch den bereits kurz
erwähnten Kondratjew-Zyklen. Ich würde Ihrem fünften Zyklus des
digitalen Kondratjews gerne noch eine weitere Komponente hinzufügen:
Information. Heute prasseln auf einen Menschen soviele Informationen
an einem Tag ein, wie ein Mensch im Mittelalter in seinem ganzen Leben
verarbeiten musste. Ist nicht gerade die in der
Wirtschaftswissenschaft grundlegende Prämisse der vollständigen
Information aller Marktteilnehmer "unstemmbar" geworden und zeigt es
zudem nicht, dass die Axiome an sich zu hinterfragen, gar überholt
sind? Auch weil unsere "gelebten Wirtschaftstheorien" einerseits
besagen, dass Planwirtschaft nie funktionieren kann, da ein Planer nie
alle Informationen auf Makro- und Mikroeben besitzen kann, dies aber
für ihr Erklärmodell voraussetzen. Beißt sich hier die sprichwörtliche
Katze nicht in den eigenen Schwanz?

Unser Schuldgeldsystem strebt nach einer weiter zunehmenden
Zentralisierung. Kann ein Erfolgsfaktor aus der Krise die
Dezentralisierung - wie sie am Beispiel der Photovoltaik in Ihrem Buch
kurz ausgeführt wird - insbesondere der Energie- und Wasserversorgung
sein?

Gerade weil Sie das Thema Wasser bzw. dessen Versorgung als zukünftige
"Basistechnologie" beschreiben? Und Beispiele wie Paris oder Berlin
zeigen, dass eine zentrale, privatisierte Wasserversorgung der falsche
Weg ist.

Mit den Theorien bzw. Ausarbeitungen von Schulmeister und Minsky
widmen Sie sich - ich beschreibe sie mal als - unerwünschten
Schlußfolgerungen innerhalb der Wirtschaftswissenschaften. Warum
glauben Sie, werden diese beiden Meinungen unterdrückt und finden
keinen Widerhall in den Lehrbüchern der VWL wie ich sie kenne? Weil
nur das gelehrt werden darf, was genehm ist?

Auch in großen Konzernen findet Ihrer Meinung nach so etwas wie
Planwirtschaft statt, die ebenfalls in Ihren Augen nie funktioniert
hat und nie funktioneren kann. Ist es daher nicht besser auf kleine,
mittlere Unternehmen zu bauen, die den "Krankheiten der
Planwirtschaft" (falsche Allokation, Bedarfsberchnung usw.) nicht
anheim fallen?

Auch weil diese kleineren Einheiten den Postkolonialismus der
Großkonzerne so nicht betreiben könnten, den Sie ausgiebig
thematisieren, aber der den meisten Lesern so nicht bewusst sein dürfte?

Großkonzerne werden auch die Profiteure eines Abkommens (ich spreche
bewusst nicht von frei und Handel) wie TTIP oder TiSA und CETA sein.
Im Abschnitt Was können Märkte nicht regeln - womit sollte nicht frei
gehandelt werden gehen Sie auf fünf Bereiche ein (Infrastruktur,
Gesundheitswesen, Schul- und Universitätswesen, Kontrolle über
Monopole/Kartelle/Banken/Börsen, Schutz und Verteilung öffentlicher
Güter), die vom Staat verwaltet werden müssen und nicht in private
Hand gelangen sollten. Ist aber TTIP nicht das genaue Gegenteil
dessen, was Sie richtigerweise einfordern? Auch weil der weitaus
schlimmere, große Bruder von TTIP namens TiSA mit der Rachetklausel
quasi eine Privatisierung dieser Bereiche auf Jahrzehnte (wenn nicht
gar immer) festzementieren würde?

Sie räumen im letzten Drittel Ihres Buches mit vielen "Geld-Mythen"
(Entstehung des Geldes, Tauschhandel usw.) auf. Befürchten Sie nicht
dadurch in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden, da die Lehrmeinung
ja eine gegenteilige ist?

Auch werden diese Kritiker eine Antwort auf die Frage Warum machen
Staaten Schulden nicht gerne so detailliert beantwortet sehen. Aber
hätte die Frage nicht eigentlich lauten müssen: Warum schöpfen Staaten
nicht ihr Geld selbst?

Die Panama Papers kamen für Ihr Buch leider zu spät - auch wenn Sie
mit der Schweiz das Thema Steueroasen beleuchten. Leider gehen Sie nur
kurz auf die USA als Steueroase ein, obwohl gerade die Bundesstaaten
Delaware oder Nevada die neuen Oasen und die USA nicht Teil des von
ihnen selbst initiierten und überall eingeforderten
"Steuerdatenaustauschprogramms" sind. Wie bewerten Sie solche
"Enthüllungen", die den Anschein haben lanciert zu sein?

Am Ende Ihres Buches stellen Sie verschiedene Forderungen auf, die man
auch unter dem Stichwort "Fehler im System" subsummieren könnte. Sind
diese Fehler in Ihren Augen ein stückweit nicht gewollt? Schließlich
hat schon Finanzminister Schäuble 2011 in einem Interview mit der New
York Times davon gesprochen, dass man eine "politische Union nur
erreichen kann, wenn wir eine Krise haben".

Nicht nur in Ihrem neuen Buch erklären Sie das bestehende System als
gescheitert. Ist es daher nicht Zeit sich auch Gedanken über ein neues
Geld-Finanz-Gesellschafts-System zu machen? Und wenn ja, wie könnte
ein solches aussehen? Oder müssen wir dazu auf den vierten Teil Ihrer
Buchreihe warten?

Und zuletzt sei mir noch die wohl fast obligatorische Frage gestattet:
Wie lange geben Sie diesem System noch bis es zum großen Knall kommt?

VG, Konjunktion

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Als Konjunktion wird in der Logik eine bestimmte Verknüpfung zweier Aussagen oder Aussagefunktionen bezeichnet.

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