Wenn die Gedanken trübe werden.
Hadmud Danisch muß sich korrigieren und schreibt:
Ich hatte in den Blog-Artikeln der letzten Tage ein Einschätzung geäußert, dass wir, was political-correctness-Druck und Bedrohung von Meinungen angeht, Zustände wie in der DDR erreicht hätten. Ich hatte mir das so vorgestellt und auf das gebaut, was mir über die DDR so erzählt worden war.
Eine Reihe von Lesern aus der damaligen DDR hat mir deshalb geschrieben und – teils nachdenklich, teils erläuternd, teils erregt – darauf hingewiesen, dass sie mit diesem Vergleich nicht einverstanden seien, dass er falsch, dass er unangemessen, dass er verfehlt wäre. Darin, die Zustände von heute mit denen der DDR zu vergleichen, läge eine unvertretbare Verharmlosung eines zutiefst meinungs- und freiheitsfeindlichen Systems, das jede Abweichung von der orthodoxen Meinung gnadenlos verfolgt, und in dem man jedes Wort dreimal abwägen muss, bevor man es sagt. Es sei meiner Unkenntnis und falschen Vorstellungen als Wessi geschuldet. Ich solle davon Abstand nehmen und mich korrigieren.
Sie waren alle der Meinung, das heutige System sei viel schlimmer. Die heutigen Zustände mit der DDR zu vergleichen würde das heutige System verharmlosen.
Quelle: http://www.danisch.de/blog/2017/02/21/doch-nicht-wie-in-der-ddr/
Das ist natürlich Käse.
In der DDR gab es politisch überhaupt keine Alternative, die man ausgrenzen konnte.
Sie existierte faktisch nicht und Leute, die mit dem Staat wenig bis nichts am Hut hatten und das auch noch öffentlich sagten, wurden ganz schnell vom Spielfeld genommen.
Ein allgegenwärtiger Stasi-Apparat sorgte für die entsprechende Abrichtung des Publikums.
Kritik gab es AUSSCHLIESSLICH nur auf privater Ebene!
Die inländische Medienlandschaft war komplett auf SED-Linie und sanfte Kritik konnte bestenfalls einmal im „Kessel Buntes“ – Ossis wissen was ich damit meine - vorgetragen werden, wenn es an diversen Konsumgütern mangelte.
Kritik an der alles überragenden Partei der Arbeiterklasse wurde bis Ende 1988/Anfang 1989 strengstens geahndet.
Und, die heutigen Besserwisser können immer noch vollgepackt mit ihren Vorurteilen in den Flieger zu den Kanarischen Inseln oder nach Ägypten steigen.
Wer konnte das in der DDR?
Wie man so etwas vergessen oder ausblenden kann, erschließt sich mir nur bedingt.
Also, Herr Danisch, wir erreichen tatsächlich die Zustände der DDR - haben sie aber noch nicht übertroffen.
Was tatsächlich anders gewesen ist, war die nicht existente Globalisierung und der damit verbundene Multikulti-Wahn und seiner geisteskranken Ableger und Metastasen.
Das politisch gewollte Abstreifen der nationalen Identität ist wirklich neu.
Doch diese Verirrungen gab es in den Siebzigern und Achtzigern im Westen auch nicht. Das ist ein Phänomen des neuen Jahrtausends und es betrifft uns alle.
Ernüchternd ist dagegen eher die erstaunliche Biegsamkeit der Wessis, die heute viel linientreuer agieren als der trotzige Osten.
Wie resolut traten diese noch beim seeligen Westbesuch auf, in ihren Berichten darüber, was sie sich alles nicht gefallen lassen würden und wir staunten sie als Zuhörer bewundernd an.
Dieser Lack ist schon lange ab und ich vermute die Wessis wären genauso gute DDR'ler gewesen, wie wir es einst waren.
Etwas mehr Wahrhaftigkeit zu den Geschehnissen in Vergangenheit und Gegenwart würde manchem Zeitgenossen hüben wie drüben gut tun.
mfG
nereus