OT: Russisch Lernen für Anfänger aller Altersklassen - Der Mythos von der 'Fremdsprache'
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 08.02.2017, 20:18
Aus aktuellem Anlaß:
zumindest mit der russischen Schrift vertraut machen. Etwas Russisch zu sprechen, wäre noch besser.
Allgemein wird die Meinung vertreten, daß es 'Fremdsprachen' gebe. Das sind alle anderen außer denen (oder der einen einzigen), die man als Kleinstkind zu lernen und später 'beherrschen' gelernt hat. Sprachwissenschaftler sehen das etwas differenzierter.
Jedoch war einst diese erste Sprache auch eine fremde Sprache, und man sehe/höre, wie gut sie letztlich jede/r innerhalb kürzester Zeit erlernt hat, ohne Vokabel-Pauken und ohne extra Unterrichtsstunden, ohne Lehrbücher und ohne Prüfungen oder Klassenarbeiten. Selbst Kinder, deren Eltern ausgebildete Lehrer sind, blieben von dem Unsinn verschont, was noch mehr zu denken geben sollte.
Wie hat nun das Kleinkind 'seine' Sprache gelernt, also etwa das in Spanien adoptierte Inuit-Waisenkind Spanisch oder die kenianische Waise in Deutschland Deutsch?
Offenbar, indem es Gegegenstände gesehen und gleichzeitig oder relativ zeitnah das zugehörige Wort vernommen hat. So kam es dann zur Assoziation von
mit "ˈpʊpə"
oder
mit "pleɪt".
Erst viel, viel später, in vielen Ländern gar nicht und in Deutschland nur zu ca. 75%, lernte es dann diese Wörter auch noch zu schreiben.
Wie 'funktioniert' nun der normale 'Sprachkurs'? Er fängt mit dem Schreiben an und alle finden das auch noch gut. Kein Wunder, daß das schwerfällt, etwa so ungewohnt und mühselig, wie wenn Obama statt Laufen zu lernen erst mit Branson Kitesurfen probiert hätte.
Von daher sind die käuflich angebotenen Sprachkurse ziemliche Krücken und die Sprachkurse, die obigen Kriterien genügen würden, gibt es nicht käuflich zu erwerben.
Weshalb ich hier nur auf die eingehen kann, die man kaufen kann, und hier wird seit vielen Jahren um Rosetta Stone ein Riesen-'Hype' gemacht.
Das Problem bei Rosetta Stone ist allerdings, daß man eigentlich erst einmal den Kurs in der eigenen Muttersprache durchgemacht haben sollte, bevor man den in die eigentlich beabsichtigten Zielsprache überhaupt erst beginnt. Denn Rosetta Stone verwendet meist komplexe Bilder (Flugzeug mit Flügeln und Propeller, Kind daneben/darunter, Landebahn, Gras etc.) und der der Fremdsprache eben gerade nicht mächtige soll dann erraten, daß der Satz in Urdu, Russisch, Türkisch, Tagalog 'Der Junge sitzt unter dem Flugzeug' bedeuten soll. Und noch mehr soll er/sie raten, welche der Phonemschlangen denn nun 'unter' und welche 'Flugzeug' heißt. Das führt erfahrungsgemäß nach den ersten noch einfachen Lektionen zu zunehmendem Frust.
Wie dem auch sei, für manchen scheint Rosetta Stone immerhin besser zu funktionieren als andere Sprachkurse, aber besser bedient wäre gerade der Anfänger, wenn er mit einem Muttersprachler einfach durch einen Supermarkt liefe und dieser ihm bei jeder Frucht (Orange, Apfel ...), bei jeder Konserve (Dose), bei jedem Fisch (Garnele, Aal, daneben das zerstoßene Eis usw.) vorsprechen würde, was er da sieht und fühlt. Nach wenigen Tagen wäre diese Person bereits in der Lage, mit einer muttersprachlichen Einkaufsliste sich in einem Kramladen vollständig durchzufragen.
Und, bitteschön: vorsagen und nachsprechen - nicht alleine in den Supermarkt gehen und versuchen, Schilder zu entziffern. Das wäre ja wieder Schriftsprache, die man tunlich erst zu lernen beginnt, wenn das Mündliche bereits 'sitzt'. Woher will man denn wissen, ob dort 'Apfel' auf Russisch steht und nicht vielleicht 'ungespritzt'? Das gäbe eine kabarettreife Sprachvorstellung, wenn man es auf diese Art versuchte, so müssen auch die Cargo-Kulte entstanden sein, Ethnologie auf Rädern.
Zum angesprochenen Thema des Lernens eines fremden Alphabetes:
Es gibt selbst dafür Bücher. Mal ehrlich: wieviele Buchstaben hat das 'lateinische' Alphabet ohne Umlaute? 25. Die meisten Alphabete haben vielleicht am Ende 32 Buchstaben. Wieviele Karten hat ein Kartenspiel? 32. Wie lange brauchen Kinder, um Doppelkopf oder Skat zu lernen? Einen Vormittag. Wo wäre der Unterschied?
Beim russischen Alphabet kommt noch dazu, daß es nur ein Drittel zum deutschen Alphabet zu lernende Abweichungen gibt. Wer da länger als eine Stunde benötigt, macht echt was falsch. Siehe auch kyrillische Transliteration.
Vorsicht ist höchstens geboten, weil es ein paar täuschend ähnliche gibt, die was ganz anderes 'bedeuten', etwas, das selbst große Verlage mit Lektor sich nicht entblöden, falsch zu machen:
- Russische Sprachkurse allgemein und in anderer Sortierung
Siehe auch IPA dictionaries on the web.
--
Literatur-/Produkthinweise. Alle Angaben ohne Gewähr! - Leserzuschriften