OT: Ägypter wollen die Nofretete zurück. Wisst Ihr, warum die so hübsch ist?
Ägypter wollen die Nofretete zurück.
Wisst Ihr, warum die so hübsch ist? Weil sie Fake ist!
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DAS ZEITALTER DER FÄLSCHUNGEN TEIL 3: EINE ILLUSION DER AUTHENTIZITÄT
Die Nofretete-Statue, berühmt für ihre exquisite Schönheit und historische Bedeutung, ist Gegenstand von Debatten über ihre Echtheit. Der Schweizer Historiker Henri Stierlin hat dieses Thema in seinem französischsprachigen Buch „Le Buste de Nefertiti – une Imposture de l'Egyptologie?“ (Die Büste der Nofretete – eine Fälschung in der Ägyptologie?) ausführlich untersucht und dabei kritische Fragen nach dem Ursprung der Statue und den Motiven ihrer Entstehung aufgeworfen.
Diese Debatte um die Echtheit steht in engem Zusammenhang mit anderen bedeutenden Artefakten, darunter der „Kairoer Schreiber“ und die Rahotep-Statue, die alle während des „Zeitalters der Fälschungen“, auch bekannt als „Ägyptischer Fälschungsboom“, entstanden sind. Diese Fälschungen spiegeln eine beunruhigende Verflechtung von kultureller Aneignung und Rassismus wider, die die Erforschung des alten Ägypten prägte. Frühe Ägyptologen wie James Breasted und Flinders Petrie hielten an den längst überholten und widerlegten Ideologien fest, etwa der „Hamitischen Theorie“ und der „Dynastischen Theorie“. Diese Theorien stellten die alten Ägypter als Nicht-Afrikaner dar und versuchten, sie von ihrem afrikanischen Erbe zu trennen. Diese rassistische Voreingenommenheit beeinflusste die Wahrnehmung und Präsentation ägyptischer Artefakte und führte zur Entstehung und Akzeptanz gefälschter Werke, die dem westlichen Geschmack und westlichen Ideologien entsprachen. Das Erbe dieser Ideologien stellt unser Verständnis des alten Ägypten weiterhin infrage, da es kritische Fragen nach Authentizität und Repräsentation in einem Forschungsfeld aufwirft, das historisch von Rassismus und Fehlinterpretationen geprägt ist.
Stierlin argumentiert, dass die 1912 vom deutschen Archäologen Ludwig Borchardt entdeckte Büste der Nofretete beispielhaft für die umfassenderen Probleme im Zusammenhang mit antiken Artefakten steht, die im frühen 20. Jahrhundert auftraten. Die Büste wurde in Amarna, der von Pharao Echnaton gegründeten Hauptstadt, entdeckt und avancierte schnell zu einer der berühmtesten Darstellungen altägyptischer Kunst. Stierlin argumentiert jedoch, dass die Umstände ihrer Entdeckung, verbunden mit dem Mangel an sorgfältiger archäologischer Dokumentation, Zweifel an ihrer Echtheit aufkommen lassen.
Einer von Stierlins Hauptpunkten ist das Fehlen ordnungsgemäßer Ausgrabungsberichte. Er hebt hervor, dass die Büste ohne ausreichende Provenienz präsentiert wurde, was Zweifel an ihrer Legitimität weckte. Die Begeisterung um ihre Entdeckung könnte zu einer übereilten Präsentation des Artefakts geführt haben, wodurch die Notwendigkeit einer sorgfältigen Dokumentation in den Hintergrund geriet. Solche Praktiken waren in einer von der Ägyptologie faszinierten Zeit nicht unüblich, in der der Reiz antiker Artefakte oft die wissenschaftliche Strenge in den Schatten stellte.
Darüber hinaus betont Stierlin die Stilelemente der Nofretete-Statue, die nach Ansicht einiger Wissenschaftler anachronistische Merkmale aufweisen, die für authentische altägyptische Skulpturen untypisch sind. Die in der Büste dargestellte idealisierte Schönheit könnte bewusst so gestaltet worden sein, um dem zeitgenössischen Geschmack und Empfinden zu entsprechen. Dies deutet eher auf eine moderne Neuinterpretation als auf ein authentisches Artefakt aus der Amarna-Zeit hin. Stierlin erklärt: „Die feinen Gesichtszüge und stilistischen Entscheidungen der Büste sprechen eher für eine späte künstlerische Interpretation als für authentische antike Handwerkskunst.“ Weiterhin betont er: „Das Fehlen eines klaren historischen Kontextes oder belegender Artefakte wirft ernsthafte Zweifel an der Echtheit der Statue auf und veranlasst manche, sie für eine geschickte Fälschung statt für ein echtes Relikt der Vergangenheit zu halten.“
Stierlin erörtert auch den soziopolitischen Kontext des frühen 20. Jahrhunderts, in dem die Faszination für das alte Ägypten mit kolonialen Interessen verknüpft war. Die Nofretete-Büste wurde zum Symbol imperialer Macht und kultureller Aneignung, was Fragen nach den Motiven derer aufwirft, die sie ausgruben und der Welt präsentierten. Die Reise der Statue aus dem Sand Ägyptens in die Museen Europas spiegelt eine komplexe Geschichte von Ausbeutung und Fehlinterpretation wider.
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