Hallo Bergamr!
Du schreibst: ich danke für Deine Replik, die aber meinen Eindruck Deines confirmation-bias eher bestätigt.
Das mag sein, aber ich hege ähnliche Vermutungen bei Dir.
Auf geht`s.
Ausführungen über die Rolle der westlichen Medien und Politiker entsprechen nicht meiner Wahrnehmung. Zumindest nicht der europäischen und der US-Democrats dominierten. Es werden wohlfeile Lippenbekenntnisse abgegeben, die Taten (Anerkennung eines palästinensischen Staates, Waffenembargo) sprechen eine andere Sprache.
Das kannst Du mal sehen, wie unterschiedlich man Ereignisse interpretieren kann.
Ich sehr in der Unterstützung der Palästinenser eher Lippenbekenntnisse auch wenn in der Vergangenheit sicher viele hundert Millionen Dollar oder Euro dorthin geflossen sind.
Zwar wird dem Hunger- und Bombengenozid ständig verbal etwas entgegen gehalten, aber es wird nichts getan, sonst hätte man den die politische Führung Israels längst politisch erledigt, so wie man das bei dem ganzen albernen Revolutions-Gedusel in den Nachbarstaaten und dem arabischen Umland gemacht hat.
Da wurde bombardiert, die Führung getötet und Trojaner in die Regierungspaläste entsandt, siehe Syrien. Der Irak oder Libyen sind bis heute nicht auf die Beine gekommen.
Dabei plädiere ich nicht auf Gewalt, sondern schon simpler Boykott und Einfrieren der Geldquellen hätte in wenigen Wochen den Größenwahn und Blutdurst beendet.
Nein, ich sehe das völlig anders- außer Lippenbekenntnissen gibt es nichts.
Auch in der Berichterstattung wird einseitig auf das Vorgehen der IDF eingegangen, die ursächliche Tat wird nicht (mehr) erwähnt. Erinnert mich an die 70er-80er Jahre, als jede afrikanische Räuberbande als 'Befreiungsbewegung' durchgegangen ist, deren Brutalitäten mit 'Menschenrecht' und 'Gerechtigkeit' legitimiert worden sind. Diese Sicht teile ich nicht.
Diese Pauschalisierungen führen nicht unbedingt weiter.
Die Befreiungsbewegungen sind vielschichtig und manchmal waren es echte Erhebungen einer unterdrückten Klasse oder Schicht, manchmal waren es kulturelle Auseinandersetzungen, die der Westen bewußt angefacht hat und manchmal waren es die Kämpfe der West-Ost-Gegensätze, wo man Afrika für seine Zwecke benutzte.
Das Vorgehen der IDF ist absolut untragbar, wie die vielen Videos zeigen, wo Hasenjagden auf Menschen gefilmt werden oder die Hinterlassenschaften der Vertriebenen als Beute für absonderliche Zwecke zur Schau gestellt werden.
Zu Deinen Einlassungen, wer 'da unten über Jahrhunderte' gewohnt hat: das waren alles Semiten, unter unterschiedlichen Herrschern, mit unterschiedlichen Religionen. Palästinenser gibt es erst seit Arafat 1964. Die beherrschende Religion war jahrhundertelang der Islam. Es gab jedoch zu allen Zeiten neben den Muselmanen auch Juden, Christen, Alawiten, etc.
Der abzusehende und langsame Zerfall des Osmanischen Reiches hat eine semitische Teilgruppe, die 'Zionisten', inspiriert, eine für diese Gruppe langersehnte Neugründung eines Staates zu erwägen.
Alles richtig, aber eben doch nur die halbe Wahrheit. Der Zerfall des Osmanischen Reiches erfolgte nicht im luftleeren Raum, sondern wurde gezielt vorangetrieben, wie auch die Zerstörung der europäischen Monarchien, auch wenn der kranke Mann am Bosporus sicher nicht schuldlos ist und mit dem russisch-türkischen Krieg die beste Zeit des Sultanats vorüber zog.
Diesen Zusammenhang benennt sogar die meistens politisch unzuverlässige Wikipedia, wo man u.a. lesen kann:
Im Laufe des 18. und vor allem im 19. und 20. Jahrhundert erlitt das Reich in Auseinandersetzungen mit den europäischen Mächten sowie durch nationale Unabhängigkeitsbestrebungen in seinen rumelischen Kernlanden erhebliche Gebietsverluste. Sein Territorium verkleinerte sich auf das europäische Thrakien sowie auf Kleinasien.
Der Erste Weltkrieg führte innerhalb der wenigen Jahre von 1917 bis 1922 zum Ende der vier großen Monarchien der Hohenzollern, Habsburger, Romanows und Osmanen, die die Geschichte Europas über Jahrhunderte hinweg geprägt hatten.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich
Wir kommen später nochmals zu den wirkenden Kräften zurück.
Deine Behauptung, daß es den Begriff Palästinenser erst seit 1964 gibt, ist falsch.
Von 1920 bis 1948 galten alle Bewohner des britischen Mandatsgebiets Palästina unabhängig von ihrer Sprache und Religion in rechtlicher Hinsicht als Palästinenser. Ihre Selbst- und Fremdbezeichnungen jedoch variierten, meist wurde in der Bezeichnung von Gruppen und Individuen nach Konfession und Ethnie unterschieden in Briten, Juden und Araber oder Briten, Juden, arabische Christen und Muslime.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinenser
Das wurde ab ca. 1910 durch Landkauf und Besiedelung gestartet und in den folgenden Jahren ausgeweitet. Ein schleppendes Projekt, halbherzig durch die Balfour-Deklaration unterstützt. In den 20er Jahren waren diese Zionisten Ziel mehrerer gewalttätigen Übergriffe durch die anderen Semiten.
Ach, was schreib ich, das weißt Du doch alles.
Der Start des Projekts erfolgte schon Mitte des 19. Jahrhunderts.
Nach dem diverse Schriften und Bücher erschienen, eine Heimat für die Juden zu schaffen, wurde Lord Rotschild 1880 für das Thema inspiriert, der die Einwanderung finanziell unterstützte.
Zu den von Dir erwähnten Übergriffen sollte man bitte die gesamte Story hier einbringen, damit wir auch Ursache und Wirkung sinnvoll bewerten können.
Die palästinensischen Araber sahen die Aktivitäten der Zionistischen Organisation zur Förderung der jüdischen Einwanderung nach Palästina und zur Mehrung ihres Landbesitzes als Kolonialisierung des Landes ihrer Urväter durch ein fremdes Volk an.
Da sie politisch noch nicht organisiert waren, machten sie ihrer Verärgerung durch Gewalttätigkeit Luft. 1920, 1921, 1929 und 1939 brachen antizionistische Unruhen aus, die sich schließlich zwischen 1936 und 1939 zu einer handfesten Rebellion ausweiteten. Es gelang der britischen Regierung nur durch drastische Maßnahmen und militärische Gewaltanwendung, die Aufruhr zu unterdrücken.
Quelle: https://www.un.org/unispal/document/auto-insert-193552/
Ach, so war das also!
In europäischen Hauptstädten und Debattier-Clubs hatte man über das Schicksal von einer dreiviertel Millionen von Menschen entschieden, ohne die Belange der Ansässigen zu berücksichtigen. Gegen die anfänglichen verbalen arabischen Proteste waren die Europäer immun
Was erwartest Du da?
Tatsache ist, bis 1948 gab es keine räuberische Landnahme von israelischer Seite.
Es gab Gewalt zwischen neuen Landeigentümern, ehemaligen Landeigentümern und einer Protektoratsmacht, die die neuen, legalen Eigentumsverhältnisse nicht durchsetzen konnte.
Man muß keine räuberische Landnahme betreiben, das geht auch ganz legal illegal.
Ich habe jetzt keine Lust die Details herauszuarbeiten, aber schon die Zahlen sprechen Bände und lassen sich ein wenig mit der hiesigen Migrationsbewegung vergleichen.
1880 lebten in der Region Palästina 25.000 Juden und 300.000 Araber. Im Jahr 1947 gab es dann 650.000 Juden und 1,3 Millionen Araber.
Das Verhältnis hatte sich massiv verändert, nämlich von 12:1 (Araber gegen Juden) zu 2:1.
Man muß schon beide Ohren und Augen verschließen, wenn man daraus keine Konsequenzen ableiten kann.
Aber für Dich war das ja alles legal.
Übrigens, die Migration in Deutschland ab 2015 wurde trotz zahlreicher Gesetzesbrüche auch politisch legalisiert.
Wir sehen jetzt zu welchen Verhältnissen das führt und hier sind es lange nicht so extreme Verhältnisse bezüglich Einheimische und Fremde wie in Nahost.
Und dann kam die UNO ins Spiel, die 1948 einen israelischen und einen arabischen Staat etablieren wollte. Die Israelis haben das akzeptiert und ihren Staat gegründet. Die Araber haben es nicht akzeptiert und einen Krieg angefangen. Und verloren.
Nein, so platt, wie Du das jetzt darstellst, war es nicht.
Bei Simcha Flapan, ein ehemaliger polnische Jude, der nach Palästina auswanderte und später Sekretär der Mapam-Partei war, hat in seinem Buch „Die Geburt Israels – Mythos und Wirklichkeit“ die ganzen Mythen, die um die Einwanderung und Gründung herumgeistern, auseinandergenommen und widerlegt.
Und das ist der Ausgangspunkt. Jedes andere Gefasel ist sinnfrei und zwecklos.
So bastelt sich eben jeder seine Realität zusammen und präsentiert sie als Geschichte.
Dein Stichwort 'Nakba' ist eine Nebelkerze, zu gleichen Teilen wurden damals Juden aus anderen Ländern genauso vertrieben.
Aha!
Wenn Schmidt Schulze verhaut, dann darf Schulze auch Lehmann verhauen. Auge um Auge ..
Und Dein Haus-Beispiel greift überhaupt nicht, denn das Obergeschoß wurde nicht per Gerichtsurteil, sondern durch Verkauf erworben - aber das weißt Du ja eigentlich.
Siehe oben.
Ich breche hier ab, weil es vermutlich sinnlos ist, diesen Disput weiterzuführen – wie kriegen schon den Anfang nicht überein.
Auch Deine arabischen Blockaden sind ein Mythos, siehe das Buch von Flapan.
Aber darauf möchte ich noch antworten.
Daß Du mein Zitat von Helmut Schmidt nicht akzeptieren kannst, geschenkt.
Habe ich es etwa nicht akzeptiert? Ich habe versucht einen Kontext herzustellen, denn eine Aussage ohne den politischen Kontext ist sinnfrei – egal, wer das was behauptet.
Wer sich alles mit 'Tiefem Staat' und 'Urlogen' erklärt, ist gegen solcherart 'Hausmannslogik' gefeit.
Das stimmt, denn die Beschäftigung mit Deep State und Hochgradfreimauerei offenbaren ganz andere Hintergründe, als das plakativen Geschwätz der Vordertanen und ihrer willigen medialen Helfer. Hier sind wir tatsächlich mal einer Meinung. ![[[freude]]](images/smilies/freude.gif)
Aber auch Du, als 'Hinter-den-Vorhang-Blicker', solltest Dich fragen, ob Du in Deiner als Israel-Kritik getarnten Unterstützung von muselmanischen Terroristen nicht Teil einer perfiden Strategie einer Gegenpropaganda bist.
Soso, jetzt wird mir der Strick um den Hals gelegt, weil ich Deiner zionistischen Weltsicht nicht entspreche. Wir sollten doch bitte sachlich bleiben, oder?
Und Deine Äußerung über den 'irrwitzigen Zionismus, der von Anfang an mit Terror wütete' macht die Sache ja nicht besser.
Das habe ich mir nicht ausgedacht, das läßt sich bestens belegen.
Dazu muß man aber auch einmal die rosarote Brille abnehmen.
mfG
nereus