Zusammenfassung: Die ganzheitliche Hermetik des Hermes Trismegistos …

Ostfriese @, Freitag, 15.08.2025, 17:50 vor 117 Tagen 2586 Views

Hallo auf dem Forum

… mit den sieben Prinzipien des Kybalion – vor allem der Mentalität, Entsprechung, Schwingung und Polarität.

Von der Krankheit

Der Systemcode des machtbasierten Debitismus zwingt den Menschen sehr oft einen Berufsweg mit kurzen Wellen der Berufswechsel also höchstem Schwingungsgrad mit sicher chaotischen Erfahrungen in unterschiedlichen Berufsfeldern auf. Alles was im Äußeren des Berufsweges erfahren wird, spiegelt sich gemäß der Hermetik als exponentielle Entsprechung im Inneren mit zeitlich langer Welle mit kleinstem Schwingungsgrad als Krankheit wider.

Die Berufswechsel mit ihren chaotischen Herausforderungen erfolgen schnell, die Entstehung der Krankheit braucht Zeit.

Wie im Äußeren, so im Inneren: Der Chaosphase der höchsten Schwingungsgrade (= kurze Wellen) im Äußeren entspricht exponentiell dem kleinsten Schwingungsgrad (= lange Welle) im Inneren.

Die exponentielle Entsprechung zwischen dem Äußeren und dem Inneren führt zur Bewusstwerdung, dass - ohne zivilisatorisch aufgezwungenen Simulationen - die Familie das einzig Analogon ist, damit der Weg in die Heilung gelingt. {1}

… über die Ukraine …,

Das heutige Ereignisse in der Ukraine lassen sich gemäß den hermetischen Prinzipien der Schwingung und Polarität - der gleichzeitigen - Potenzialauskehrung & Potenzialeinkehrung allen debitistischen Geschehens deuten: Vom Herbst des Jahres 1989 als Ausgangspunkt an der Elbe fielen 20 Jahre lang einerseits die Potenziale der involutiven (Verelendung in der real existierenden marxistischen) Sowjetunion dem evolutiven (Gewinnung zusätzlichen Potenzials der Beleihung, Märkte, Länder, Pfänder, Absatzmärkte, Verschuldungsfähigkeit, usw. usf.) dem Westen zu, während andererseits gleichzeitig das evolutive - auf der Grundlage der Heinsohn/Steigerschen intensiven Briefings der russischen Spitze zur Frage, welchen Sinn Privateigentum macht und was es vermag (dottore {7}), der Aufrüstung, usw. - Russland vom Endpunkt an der Elbe in 20 Jahre die Potenziale des involutiven, in sträflicher Verkennung der debitistischen Gesetzmäßigkeiten speziell zur politisch-militärischen Absicherung der räumlichen Expansion bei gleichzeitigem Genuss der Friedensdividende, Westens gewinnt.

Die deutschen Denker Marx&Engels führten einerseits Russland mit der Installation des Sozialismus ins Elend und andererseits richtet Paul C. Martin mit dem machtbasierten Debitismus Russland wieder auf.

Russland wird als zentralinstanzielles Gravitationszentrum im Sinne des Satzes Russland ist überall dort, wo Russen leben handeln. Noch bekannter ist die Charakterisierung aus dem Jahre 2005, dass der Zerfall der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts[7] sei.

Russland wird wohl versuchen, einen 60 Kilometer langen eigentumsmäßig unter eigener Kontrolle stehenden Suwalki-Korridor vom Oblast Kaliningrad nach Belarus zu verlangen, mit der Folge, dass die baltischen Staaten im Zangengriff Russlands landmäßig mit allen Konsequenzen von der EU getrennt werden – die Geschichte des Danziger Korridors lässt grüßen.

Olaf Scholz' Bekenntnis[8], dass ihn diese unglaubliche Betonung von Geopolitik im Denken des russischen Präsidenten geängstigt habe, zeigt Europas geopolitische Verwirrung und die fundamentale Unkenntnis von dottores machtbasiertem Debitismus.

Ich denke, dass das gegenwärtige Russland uns zu mehr Reflexion führen wird mit den Aussagen die Auflösung der UdSSR die größte Katastrophe des 20. Jh. gewesen sei, seinem immer wieder angekündigten Anspruch auf die ganze Ukraine einschließlich Transnistriens, das formal Teil der Republik Moldau aber heute defacto politisch und wirtschaftlich von Russland abhängig ist und der eventuellen Eingliederung der Baltischen Staates.

Welche Antworten hat die sich nicht allein selbst verteidigende EU auf die Herausforderungen der Zeit? Hat jeder einzelne Nationalstaat sie? Sind die Konsequenzen schon diskutiert worden, wenn die Frage in Bertholds, Brauns und Cobans Abhandlung Das Scheitern historischer Währungsräume: Kann sich die Geschichte auch für die Eurozone wiederholen? mit ja beantwortet werden muss? {2}{9}

… die chinesische Bevölkerungsentwicklung …,

Prof. Dr. Holger Sonnabend legt in [1] dar, dass die augusteische Ehe- und Sittengesetzgebung vollständig gescheitert ist.

bzw. @Ashitaka zeigt in [2] - und in weiteren Beiträgen - auf der Grundlage der naturwissenschaftlich gültigen hermetischen Sichtweise, dass die Tragweite der Bevölkerungsvernichtung und damit unabwendbaren Vernichtung des heutigen Sozialstaats den wenigsten bewusst ist und dass sie sich wegen - der beschriebenen Schließung der Potentialräume – exponentiell beschleunigen wird.

Allein China wird, wie die Shanghai Academy of Social Sciences zu berichten weiß, in den nächsten 75 Jahren bis zu 800 Mill. Einwohner verlieren!

Malavika Suresh schreibt in [3]:

Die Shanghai Academy of Social Sciences rechnet mit einem jährlichen Rückgang der chinesischen Bevölkerung um 1,1 Prozent, so dass im Jahr 2100 nur noch 587 Millionen Menschen leben werden.

Die Ursache liegt aus Gründen des debitistischen Zwanges zur erfolgreichen Nachschuldnersuche daran, dass junge Chinesinnen, Polinnen, Britinnen, Deutsche heute ihr Leben lang in der Konkurrenz stehen, sie verlieren die Jahre zwischen 15 und 35 an das Karrieremachen und haben kaum Spielraum für ein Baby (G. Heinsohn in [4]) – die in China aus Angst vor der Überbevölkerung verordnete Ein-Kind-Politik hat die Tendenz nur verstärkt! {3}

[image]
China: Gesamtbevölkerung von 1950 bis 2022 und Prognosen¹ bis 2050 ( in Millionen Einwohner) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/19323/umfrage/gesamtbevoelkerung-in-china/

Karthago …,

Die hermetischen Prinzipien gelten, jeder kann sie nachvollziehen. Die gegenwärtig erfahrbaren zunehmenden Ohnmachtspositionen (Potentialhingabe) eines jeden von uns lassen uns die systemisch wachsenden Machtpositionen (Potenzialverleihung) bewusstwerden.

In Übereinstimmung mit Mao Tse-tungs Satz Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen, ist die - alles bestimmende - unmittelbar nicht einhegbare Waffe das einzige Analogon des machtbasierten Debitismus als Grundlage der Ökonomie zwecks bevorzugter Externalisierung der Machterhaltungskosten zu betrachten.

Israel, das ja nur im Schatten der imperialen Schutzmacht existiert und handelt, kann gegenwärtig im Verhältnis zum Iran eine wie vor 2500 Jahren noch möglich gehaltene analoge Imitation des Realen als endgültiger Sieg nicht verbuchen und die Entscheidung - so oder so - nur in die Zukunft schieben.

Im Einklang mit den Gesetzen des Debitismus - des Zwanges zur Nachschuldnersuche, Aufschuldung usw. usf. - ist die zukünftige Evolution des Krieges, des Militärischen und des Friedens jeweils eine Neuschöpfung in jedem Augenblick (Dürr). {4}

… die lammenden Schafe …,

Wir Untertanen bleiben wohl hoffnungslos den subjektorientiert-dinglichen Betrachtungsweisen verhaftet.

Können wir akzeptieren, dass Raum und Zeit in der generativen Situation Südkoreas in sich zurücklaufen und John-Ricklef Petersens Schafe auf Sylt immer im unmittelbaren zeitlichen Intervall des Hochwassers bei Vollmond lammen. Die einsetzende Flut und der Vollmond lassen die Geburtenrate schnell steigen. Der Schäfer nimmt die Ereignisse im Aktiven sehr bewusst wahr (10:32 bis 11:35).

Dieses Intervall ist schon da. Gestern Abend haben die Schafe gelammt zwischen 16 und 17 Uhr und jetzt wieder zwischen 4 und 5 Uhr und dazwischen passiert nichts.

https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/sylt-deutschlands-edles-nordlic...

In meiner Jugend hieß es im Elternhaus an der Nordseeküste, dass sich der zeitliche Abzug eines Gewitters bei steigender Flut verzögert und sich bei ablaufendem Wasser beschleunigt.

Es ist eben schwer zu akzeptieren, dass Vergangenheit und Zukunft immer nur als eine Vorstellung im Hier & Jetzt gegenwärtig sind. Diese Bewusstwerdung gelingt nur mit dem hermetischen Prinzip der Polarität: Die Zeichen müssen genutzt werden, um einen Konflikt der Signifikate in Gang zu setzen. {5}

… zum Ewigen Leben.

Laura Dahlmeier hat intuitiv eine - vielleicht sogar hermetische - Entsprechung zwischen dem Biathlon und dem Klettern mit unterschiedlichen Wettkämpfen spürt: Die hundertprozentige Trefferleistung an der Scheibe versus dem hundertprozentige Machen am Berg.

Der Unterschied liegt in der Abweichung vom Hundertprozentigen: Verlust eines Platzes auf dem Podium ↔ Verlust des Lebens.

Es gilt zu begreifen, dass die Prinzipien als Zeichensysteme in der Hermetik und in der aristotelisch-parmenideischen Weltsicht gelten.

Die Hermetik ist umfassender - sie transzendiert die aristotelisch-parmenideische Weltsicht. So wie aus hermetischer Sicht die embryonalen Herzfrequenzen der Materialisierung des Herzens vorangehen, so bleibt über den Tod eines jeden einzelnen Menschen die Gesamtheit - das Konvolut - seiner Schwingungen, Wellen und Frequenzen ALLumfassend erhalten.

Die Analoga der Liebe (im Angesicht des entstehenden Lebens) und der Angst (im Angesicht des Todes) bestimmen alles menschliche Geschehen.

Der Tod begründet das Leben. Es ging in den diesbezüglichen Schriften niemals um eine Trennung zwischen Leben & Tod, sondern um die Bewusstwerdung, dass alles im Geiste erschaffen wird (Leben wie Tod) und dass alles, was darin vorhanden ist, nicht ohne Geist sein kann.

Nichts anderes, als die Wiedergeburt im Geiste, die Bewusstwerdung, dass alles Sein nur im Geiste entstehen und von Neuem entstehen kann, war damit gemeint. Die Wiederauferstehung Jesus wird heute leider nur noch aus einer albernen, leiblichen (fleischgewordenen) Perspektive gedacht und fehlinterpretiert. Es ging in den diesbezüglichen Schriften niemals um eine Trennung zwischen Leben & Tod, sondern um die Bewusstwerdung, dass alles im Geiste erschaffen wird (Leben wie Tod), dass alles, was darin vorhanden ist, nicht ohne Geist sein kann. {8}

Die Welt ist erfüllt von Liebe - und überwindet die Angst.

Gruß - Ostfriese

PS

{1} https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=574020 Ganz genau!, Ashitaka, Samstag, 07.08.2021, 14:30 @ Olivia 6421 Views
{2} https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=670688 Prinzipien der Polarität und der Schwingung: Potenzialität und Gleichzeitigkeit, Ostfriese, Sonntag, 23.03.2025, 09:20 @ Fidel2027 Views
{3} https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=672339 Letztendlich geht es um die KRIEGSFÄHIGKEIT: …, Ostfriese, Freitag, 02.05.2025, 15:35 @ helmut-11826 Views
{4} https://dasgelbeforum.net/index.php?id=675016 Auge um Auge, Zahn um Zahn: Von Marcus Porcius Cato der Ältere zu Ali Chamenei, Ostfriese, Freitag, 25.07.2025, 13:10 @ Dieter1205 Views
{5} https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=626145 Gelingt es, den Paradigmenwechsel vom problematischen Subjekt …, Ostfriese, Donnerstag, 08.12.2022, 09:38 @ helmut-12460 Views
{6} https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=675303 Liebe & Angst, Ostfriese, Donnerstag, 07.08.2025, 00:35 @ dito1108 Views
{7} https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=9610 Re: Staatsschwachsinn contra Turbokapitalismus? NEIN! verfasst von dottore, 12.08.2000, 13:24
{8} http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=432892 Die Sünde, Ashitaka, Sonntag, 16.04.2017, 14:00 @ Falkenauge 9964 Views
{9} https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=668564 Dmitri Medwedew: "Europas Zeit …, Ostfriese, Sonntag, 16.02.2025, 09:12 7538 Views

Unsere 3 Mandarine: @Nereus, @Ostfriese, @Weiner

stokk', Montag, 18.08.2025, 11:45 vor 114 Tagen @ Ostfriese 1122 Views

bearbeitet von stokk', Montag, 18.08.2025, 12:29

Ihr 3 seid mir sofort eingefallen...

Buchbesprechung: Die Gelehrten - Der Niedergang der deutschen Mandarine

Was ist ein Mandarin?
Mandarine waren im chinesischen Kaiserreich Beamte, Gelehrte oder Richter, die nach einer jahrelangen, elitären Ausbildung, die den Zweck verfolgte nur die fähigsten Köpfe zum Staatsdienst zuzulassen, in den Staatsdienst übernommen wurden. Die gesamte kaiserlich-chinesische Staatsbürokratie - vom Schullehrer bis zum Berater des chinesischen Kaisers - bestand aus jenen Mandarinen. Die Mandarine sind demzufolge die verbeamtete Bildungselite des chinesischen Kaiserreichs gewesen.

Wer sind die "deutschen Mandarine"?
Ringer übernimmt den Ausdruck Mandarin für die deutschen Gelehrten des 19. und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Er folgt damit einer Metapher Max Webers (1864-1920), der mit seinen Studien über China gleichzeitig eine Philippika gegen die zeitgenössische Gelehrtenszene der 'Wilhelminischen Zeit' geleistet hatte.

Ringer bezeichnet mit dem "deutschen Mandarin" einen 'Idealtypus', und zwar den typischen Vertreter der Bildungselite des Bismarck-Reiches bis zum Ende der Weimarer Republik, die sich selbst als gesellschaftliche und kulturelle Elite des Deutschen Reiches sah. Eine 'soziale Führungsschicht', die den kulturellen Führungsanspruch und ihre gesellschaftliche Stellung - und die daraus für sich abgeleiteten Privilegien - aufgrund ihrer elitären Bildung beanspruchten.

Die Stellung der "deutschen Mandarine" resultierte aus ihrer akademischen Bildung, also aus eigener Leistung und nicht aus ererbten Pfründen oder sonstigen, ähnlichen Umständen.

Daraus folgt, dass Ringer in seine Analyse alle akademisch gebildeten Berufsstände hätte einbeziehen sollen. Doch sind z. B. Naturwissenschaftler in der Untersuchung kaum auszumachen; das Schwergewicht verortet sich bei Ringer auf die Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaftler - und hier wiederum nimmt Ringer vornehmlich die Spitze dieser Gruppen, nämlich die Universitätsprofessoren (die Ordinarien), unter die Lupe.

Nach einem kurzen historischen Abriss zur Entwicklungsgeschichte der 'Gelehrten', welche die Zeit zwischen 1700 und 1890 umfasst, liegt das Hauptaugenmerk Ringers auf den Jahrzehnten des Niedergangs, der gemäß Ringer um 1890 eingesetzt hat.

Ihre hohe Zeit hatten die "deutschen Mandarine" für Ringer in der Übergangszeit von der Agrarwirtschaft zur Industrialisierung gehabt. In diesen Jahren, vorwiegend in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verortet Ringer durchaus vielversprechende liberale Ansätze bei den "deutschen Mandarinen". Doch in der Folge der Revolutionsjahre von 1848/49 und ganz besonders in den Jahren nach der Reichsgründung durch Bismarck sind jene liberalen Einflüsse mehr und mehr zurückgedrängt worden, so dass die "deutschen Mandarine" zur intellektuellen Speerspitze für die konstitutionelle Monarchie des Deutschen Reiches wurden. Ringer dazu wörtlich: "Vor dem Ende des Jahrhunderts war die deutsche akademische Welt insgesamt in die Rolle eines konservativen und offiziösen Establishments geraten."

Die ersten beiden Jahrzehnte des Bismarck-Reiches werden allgemein als 'Gründerjahre' oder 'Gründerzeit' beschrieben. Eine breite, umfassende Industrialisierung des Deutschen Reiches vollzog sich. Durch diese Industrialisierung wuchsen neue und einflussreiche gesellschaftliche Schichten heran. Nämlich das ganze Umfeld der erfolgreichen Unternehmer, Industriellen, Wirtschaftsführer usw., welche in wichtigen Teilen mit Erfolg den "deutschen Mandarinen" ihre gesellschaftliche und kulturelle Führungsrolle streitig machten.

Bildungspolitisch forderten jene neuen Schichten neue Wege ein, die von Kaiser Wilhelm II. wohlwollend aufgenommen und gefördert wurden. Die mehr oder weniger elitäre und praxisferne Universitätsbildung sollte zumindest um 'Realien' flankierend ergänzt werden. D. h., es wurde eine anwendungsbezogene und praxisnahe Wissenschaft eingefordert. Jene neuen, einflussreichen Gruppen machten ihren Einfluss geltend, um das Realgymnasium und die preußische Oberrealschule gleichberechtigt neben dem humanistischen Gymnasium zu stellen. Im akademischen Bereich förderten jene neuen Schichten die Etablierung der Polytechnika, so dass aus diesen Ingenieurschulen teilweise Technische Hochschulen in Konkurrenz zur Universität erwuchsen.

Die "deutschen Mandarine", allesamt vom humanistischen Gymnasium kommend und der elitären Universitätsbildung verbunden, befanden sich folglich auf ihrem ureigensten Gebiet, der Bildung, gleich auf mehreren Positionen in der Defensive.

Ringer unterteilt nun die "deutschen Mandarine" in "Orthodoxe" und "Modernisierer", wobei für Ringer die "Modernisierer' eindeutig die Minderheit bei den "deutschen Mandarinen' stellten.

"Orthodoxe", wie der berühmte Alt-Historiker Eduard Meyer (1855-1930), wollten an der einzigartigen Stellung des humanistischen Gymnasiums nicht gerüttelt wissen - ebenfalls sollte den Absolventen der Polytechnika der höhere Staatsdienst verwehrt bleiben. Eduard Meyer vertrat die Meinung, dass gerade das humanistische Gymnasium eine harte, aber effiziente intellektuelle Schmiede darstelle; wer diese erfolgreich durchlaufen habe, würde auch im Leben erfolgreich sein. Wäre also, um hier einen Ausdruck von Max Weber - nach Ringer ein Modernisierer - zu gebrauchen, reif sein, um im 'Stahlgehäuse der Moderne' bestehen zu können.

Die "Modernisierer" hingegen waren bereit sich mit Neuerungen zu arrangieren und behutsam neue Wege zu versuchen und einzuschlagen, um erfolgversprechende Chancen auszuloten. Es waren dies Gelehrte, die zugestanden, dass in einem vollindustrialisierten Land wie dem Deutschen Reich auch die angewandte Forschung und damit der Praxisbezug der Wissenschaft von Nöten war.

Was beide Gruppen miteinander verbunden hat, das war Kulturpessimismus. Die schnelle Umwandlung des Deutschen Reiches in eine Industrienation beobachteten die "deutschen Mandarine" misstrauisch.

Insbesondere der rapide Umbruch von einem durch Landwirtschaft geprägten, urwüchsigen und bodenständigen Menschenschlag hin zum entwurzelten, bindungslosen Arbeiter der großstädtischen Großbetriebe bereitete den "deutschen Mandarinen" Sorgen.

Anhand der ausgewählten Publikationen jener Zeit, die Ringer vorstellt und - zuweilen relativ ausführlich und breit - diskutiert, ist ersichtlich, dass die "Orthodoxen" diesbezüglich das Schlimmste zuerst argwöhnten, während die "Modernisierer" im Vergleich dazu verhalten pessimistisch waren. Die Sorge vor geistiger Entleerung, billigem Materialismus, Erschlaffung der Wehrtüchtigkeit, Furcht vor den Massen, Frontstellung gegen die sozialistischen Parteien usw., dies war beiden Gruppen gemein, so dass es nicht immer leicht ist zwischen "Orthodoxen" und "Modernisierer" exakt zu unterscheiden. Die Trennlinien zwischen den beiden Gruppen - hier "Orthodoxe", dort "Modernisierer" - fließen vielmehr oft genug ineinander über. Aus heutiger Sicht fällt es sowieso schwer in den von Ringer benannten "Modernisierern" keine konservativen Reaktionäre zu sehen. Ein Leser des Buches sollte sich stetig in Erinnerung rufen, dass der Zeitgeist damals ein gänzlich anderer war als heute; denn beide Gruppen der "deutschen Mandarine" waren 'preußisch-deutsch' sozialisiert worden und ihre bevorzugte Staatsform war mehr oder weniger uneingeschränkt das der konstitutionellen Monarchie gewesen.

Der Ausbruch des I. Weltkriegs wurden von der übergroßen Mehrheit der "deutschen Mandarine" geradezu begeistert begrüßt. Doch trotz aller Zustimmung der "deutschen Mandarine" zum 'gerechten Krieg', Ringer differenziert auch hier zwischen "Orthodoxen" und "Modernisierer".

Die "Orthodoxen" standen fest zu den deutschen Kriegszielen und der deutschen politischen Führung. Für den Fall eines deutschen Siegfriedens forderten die "Orthodoxen" weitgehende Annexionen im Osten und im Westen. Die "Orthodoxen" gebärdeten sich mehr als übertrieben nationalistisch. Die Novemberrevolution von 1918 und die Weimarer Republik wurden von den "Orthodoxen" rundweg abgelehnt, publizistisch vehement bekämpft und auch lächerlich gemacht.

Hingegen zeichnet Ringer bei den "Modernisierer" zwar auch einen teilweise pathetischen Patriotismus nach, gesteht ihnen aber einen gewissen und offenen Hang zum Weltbürgertum zu. Auch die neuen Gegebenheiten durch die Weimarer Republik haben - lt. Ringer - jene "Modernisierer" akzeptiert und durchaus organisierte Gruppen von republikanisch gesinnten "deutschen Mandarinen" gebildet. Dies sehe ich anders. Es mag republikanisch gesinnte "deutsche Mandarine" gegeben haben, doch unter den von Ringer immer wieder aufgezählten prominenten Professoren-Namen halte ich nur Alfred Weber für einen Republikaner. Die übrigen Professoren sind m. E. nur Zweck-Republikaner gewesen, deren Ideal nach wie vor die konstitutionelle Monarchie darstellte.

Das Ende der "deutsche Mandarine" als elitäre geistige Führungsschicht war - lt. Ringer - mit der sog. 'Deutschen Revolution' von 1933 gekommen. Also mit dem 'Dritten Reich', in welchem Universität und Wissenschaft rasch gleichgeschaltet worden sind. Verschiedene Kommentatoren von Ringers Buch sahen dies etwas anders. Diese meinten, dass der endgültige Abgesang auf die "deutsche Mandarine" erst durch die Studentenrevolten der sog. '1968er' erfolgt ist.

Ringers Buch zu lesen ist meiner Meinung nach interessant und lehrreich. Es finden sich in den Analysen Ringers viele Winke, die zeigen, dass reichlich Dinge, die heute z. B. in der 'veröffentlichten Meinung' der deutschen Medienlandschaft in der einen oder anderen Variante vielfach präsent sind, schon in der 'Wilhelminischen Zeit' präsent waren. Dazu zählen meiner Meinung nach etliche kulturpessimistische Momente, die Technikfeindlichkeit, das feindselige Unverständnis in Wirtschaftsfragen und andere Dinge mehr.

Zuzugestehen ist, dass die soziale Welt der "deutsche Mandarine" Ringers vergangen ist, doch in der heutigen gängigen Intellektuellenszene finden sich viele Parallelen zu Umständen, die in Ringers Untersuchung auch vorkommen. Oder anders ausgedrückt, wie bei einer Parallelverschiebung im Vektorraum haben sich die Dinge nur auf eine andere Ebene verschoben.

Damals wie heute wollen viele Intellektuelle meinungsbildend sein, dem Volk das Denken vorgeben, bzw. das Vorschreiben was das Volk zu denken hat und denken darf. Grob gesprochen: Auch sehen viele der heutigen Intellektuellen in 'Vox populi' vielfach nur 'Vox Rindvieh' - und 'Vox populi' können nur sie - die 'wahren' Intellektuellen - in die richtigen Bahnen lenken. Folglich haben sich viele der intellektuellen Anmaßungen - die 'geistige und soziale Führungskraft' in Staat und Gesellschaft zu beanspruchen - seit der 'Wilhelminischen Zeit' kaum geändert.

Ebenfalls unverändert wie zu Kaisers Zeiten ist der heutige Drang spezieller Arten von Intellektuellen eine staatlich besoldete Anstellung zu ergattern, von welcher dann herablassend und verächtlich auf das im Erwerbsleben stehende Volk, welches solche Intellektuellen durch Volkes Arbeit zu ernähren hat, herabgeblickt wird. Der französische Schriftsteller und Philosoph Julien Benda (1867-1956) titelte diese Arroganz der intellektuellen Klasse schon vor vielen Jahrzehnten mit einem Essay: "Der Verrat der Intellektuellen".

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