Freizeitvergnügen?

Weiner, Mittwoch, 23.07.2025, 16:25 (vor 143 Tagen) @ Ostfriese2909 Views

Werter Ostfriese -

Du schreibst:

Der Film zeigt, dass mittlerweile niemand mehr von der Schafzucht leben kann: Der Schaftrieb wird zu einem Freizeitvergnügen der Schäfer und mit der zunehmenden Globalisierung ökonomisch bedeutungslos.

Die an diesem Schafstrieb beteiligten Schäfer würden es wahrscheinlich nicht so sehen. Erstens ist diese Aktion eine ziemliche Anstrengung für sie, eigentlich sogar eine Gefahr für Tiere und Mensch (beim Pferdesport gibt's natürlich auch Stürze ...). Außerdem machen die Schäfer das im Bewußtsein und mit der Intention, eine uralte Tradition zu bewahren. Vermutlich ist das sogar ihr Hauptantrieb (abgesehen von der Geselligkeit, an der heutzutage etappen- und besuchsweise auch weitere Familienmitgleider und Bekannte beteiligt sind). Man sollte das also vergleichen mit (echten ...) Stierkämpfen im Mittelmeerraum (8000 Jahre Tradition) oder Umzügen der Schwarzen Madonna ebenda (mindestens 1500 Jahre, vermutlich aber älter). Und da gäbe es viele weitere Beispiele, die ich aufzählen könnte. Ich kenne sogar einen, der macht sein Feuer nie mit Streichholz oder Gas sondern mit Drehholz oder Stein, es ist für ihn eine selbstverständliche und zugleich fast rituelle Handlung (er lebt weitab ...).

Für uns Fernsehzuschauer und Leser ist das alles, wie Du sagst, reines Disneyland. Aber einige der Zuschauer fühlen dabei insgeheim eine Sehnsucht (obwohl sie es nicht zugeben würden). Und das sehe ich als gutes Zeichen an. Warten wir es mal ab ...

Neulich las ich einen vermutlich altbekannten Satz, aber er ist mir jetzt erst ins Bewußtsein gedrungen. Er widerspricht dem obigen in gewisser Weise, aber ergänzt es auch und ordnet es ein.

"Tradition ist nicht die Bewahrung der Asche sondern das Weitertragen des Feuers."

Grüsse, W.


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