Im Klartext: Komplexes Systemversagen

Ankawor, Freitag, 11.07.2025, 09:40 (vor 155 Tagen) @ helmut-12154 Views

Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich beim Stromausfall in Tschechien am 4. Juli 2025 um einen klassischen Kaskadeneffekt handelte. Dies ist ein typisches Muster bei komplexem Systemversagen.

Obwohl offiziell der Bruch eines Phasenleiters an der V411-Leitung als direkte Ursache angegeben wurde, zeigt die detaillierte Analyse:

1. Ursache war nicht isoliert, sondern systemisch bedingt:
Der Verbrauchsrückgang durch die plötzliche Abkühlung war unerwartet hoch.

Die Importmengen blieben auf Hitzeniveau, wodurch ein Stromüberschuss entstand.

Diese Nichtanpassung führte zu einer instabilen Netzsituation.

2. Überlastung durch Fehlsteuerung:
Die Phasenschieber zur Regulierung der grenzüberschreitenden Stromflüsse könnten nicht ausreichend auf den Überschuss reagiert haben.

Die Leitung V411 war vermutlich überlastet, nicht weil zu wenig Strom da war, sondern zu viel an falscher Stelle.

3. Kaskadeneffekte sind typisch für komplexe Systeme:
Der Bruch einer Leitung führte zu einer Umverteilung der Lasten, die weitere Leitungen unter Druck setzte.

Solche Effekte verbreiten sich wellenförmig, bis zu einem Punkt, an dem das Netz in Teilbereichen ausfällt.

4. Indirekte Rolle der Erneuerbaren:
Die Solarimporte aus Polen und Deutschland waren nicht die Ursache, aber sie verstärkten die Wirkung, weil sie nicht auf die veränderte Verbrauchssituation abgestimmt wurden.

Fazit:
Der Stromausfall war höchstwahrscheinlich das Ergebnis eines Kaskadenprozesses, ausgelöst durch den Bruch einer einzelnen Leitung, aber verursacht durch ein Zusammenspiel aus Fehlprognosen, übermäßigen Importen, alter Infrastruktur und mangelhafter Regelung.

Es war also nicht ein einzelner Fehler ,sondern eine Verkettung mehrerer kleinerer Faktoren, die gemeinsam zum Systemversagen führten.

Solche Verkettungen können nicht vorhergesehen werden und somit nicht durch Vorkehrungen verhindert werden.

Abgewandelte Schlagzeile der Bildzeitung von vor ein paar Jahren:

Nicht der Krieg, nicht Putin, nicht Trump sind die größte Gefahr, sondern der Blackout. Der Krieg lässt sich abwenden, nicht aber der Blackout, wenn man Tainter zu Rate zieht.

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Zu jeder Zeit geht unter,
was träge ist und faul.
Stillschweigend schafft der Meister,
der Stümper braucht das Maul.


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