Ist es üblich, führende Politiker bei Staatsbesuchen öffentlich vorzuführen?
bearbeitet von Plancius, Donnerstag, 22.05.2025, 12:35
Ich habe früher nie Videos davon gesehen, dass das Staatsoberhaupt eines fremden Landes zu Besuch beim US-Präsidenten vor laufenden Kameras gegrillt wird.
Das Staatsoberhaupt sitzt neben dem US-Präsidenten auf einem Sessel, vor den Sesseln stehen zwei Couches, wo der US-Vizepräsident und noch andere führende Vertreter der US-Regierung sitzen. Hinter den Couches die Dolmetscher und im Hintergrund, nicht zusehen, Journalisten und Kamerateams.
Das ausländische Staatsoberhaupt muss sich hier ganz allein mehreren US-Vertretern stellen, wird mit einem Bombardement von Fragen und Anschuldigungen konfrontiert und befindet sich als Fremder und zahlenmäßig unterlegen schon in einer Defensivposition.
Sieht so die neue Form der Diplomatie aus?
Eigentlich ist es eine diplomatische Konvention, dass man sich auf Augenhöhe begegnet und den gegenseitigen Respekt wahrt.
Wenn ich sehe, wie aktuell Donald Trump den südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa vorführt und ihm eine kleine öffentliche Heimkinovorführung über die schrecklichen Morde an weißen, südafrikanischen Farmern verpasst, dann kommt das auf der internationalen Bühne und auch sicher in Südafrika selbst nicht gut an.
Quelle: Le Monde
Ebenso die öffentliche Erniedrigung von Selenski vor ein paar Wochen.
Früher haben sich beide Staatsoberhäupter auf den Sesseln vor dem Kamin die Hände gegeben, Fotos für die Presse wurden gemacht, ein paar kleine Scherze und dann hat man sich mit der Verhandlungsdelegation diskret in einen Sitzungssaal mit einem langen Tisch zurückgezogen. Da wurde dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Presse Tacheles gesprochen. Anschießend gaben beide Staatsoberhäupter eine Pressekonferenz, wobei auch hier noch die diplomatische Etikette gewahrt wurde und Meinungsverschiedenheiten verklausuliert und im diplomatischen Geschwätz zur Kenntnis gegeben wurden.
Ich weiß nicht, ob Trump sich mit seiner Holzhammermethode einen Gefallen tut.
Unter diesen Bedingungen ist es auch verständlich, dass Merz seinen Antrittsbesuch in den USA noch nicht absolviert hat. Dem geht nämlich jetzt schon die Düse, wenn er sich vorstellt, auf dem heißen Stuhl neben Trump zu sitzen.
Beim Antrittsbesuch von Merz werden wir auch erfahren, ob es eine Kanzlerakte gibt oder nicht. Wenn es sie gibt, dann wird es Trump sich nicht nehmen lassen, Merz so zu demütigen, dass er die Kanzlerakte vor laufenden Kameras unterschreiben muss.
Gruß Plancius
--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER
![[[la-ola]]](images/smilies/la-ola.gif)
![[image]](https://s20.directupload.net/images/240913/6t4fd92p.jpg)
![[image]](https://s1.directupload.eu/images/250523/7ig7omk5.png)
![[image]](https://s1.directupload.eu/images/250427/5ude684o.png)
![[image]](https://s20.directupload.net/images/250217/32emaduf.png)
![[image]](https://s20.directupload.net/images/250217/35lv2ocv.png)
![[image]](https://s20.directupload.net/images/250217/cb25i5on.png)
Vielleicht sollten wir der Fairness halber, Merz eine Tube Gleitoel mitgeben. ![[image]](images/uploaded/202505292314506838ea6acb126.png)