Meine Meinung zur Situation in Rumänien zwei Wochen vor der illegalen Wahl

helmut-1 @, Siebenbürgen, Sonntag, 20.04.2025, 22:08 vor 239 Tagen 3596 Views

bearbeitet von helmut-1, Sonntag, 20.04.2025, 22:18

Man sollte erst einmal klar hinterfragen, aus welchen Gründen die erste legitime Wahl durch Verfassungsbruch annulliert wurde. Dafür gibt es zwei Gründe:

1) Die aktuelle Regierungskoalition

Die sich bedeckt haltenden Personen des Deep State, die vor allem die Politiker der europäischen Regierungen dirigieren, wollen diese Politiker in Amt und Funktion halten, um ihre Ziele weiter durchzusetzen. Die Politiker selbst haben auch ein großes Interesse daran, zumal die Macht eine Droge ist, der man nicht widerstehen kann und von der man noch abhängiger wird als vom Heroin.

Außerdem hat man dazu erhebliche Angst , dass man in dem Moment, wenn eine Opposition an der Regierung ist, sich dafür verantworten müsste, was man vorher alles gedreht hat. Zumal auch dann die obersten Richter nicht mehr zum Vorteil der ehemaligen Koalitionsparteien entscheiden werden.

2) Die Situation im Krieg mit der Ukraine.

Es beginnt, andere Formen anzunehmen. Einerseits die Hartnäckigkeit des US-Präsidenten Trump, mit den Russen einen Frieden in der Ukraine zu erreichen. Andererseits die unverständliche Haltung von Zelensky, die man nur mit dem Einfluss gewisser europäischer Staaten erklären kann.

Man spricht von der "Koalition der Willigen". Aber sehen wir uns doch diese Koalition genauer an. Mehrere Staaten sind bereit, da noch Gelder locker zu machen oder auch Waffen zu liefern. Aber nur einige wenige würden auch Kampftruppen zur Unterstützung der Ukraine dorthin schicken.

Polen hat bereits abgesagt, von der Tschechei hört man kaum etwas. Die Slowakei unter ihrem Premier Fico wird keine Kampftruppen schicken. Ungarn genauso wenig, und auch Bulgarien hält sich bedeckt. Kaum vorstellbar, dass sich irgendein Staat aus dem ehemaligen Jugoslawien dabei beteiligt. Auch Italien hat abgesagt.

Wer bleibt dann übrig: Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Rumänien. Frankreich und Großbritannien sind einsatzbereit, auch die Truppen von Frankreich befinden sich bereits in großer Zahl in Kogalniceanu, dem großen NATO-Stützpunkt am Schwarzen Meer. Von den Briten habe ich nichts bemerkt, - sie könnten aber auch schon dort sein.

Es gibt ein Tiktok eines französischen Offiziers, der davon ausgeht, dass es im Mai eine gemeinsame Attacke der NATO-Truppen in der Ukraine gegen Russland geben wird. Das könnte aber auch ein fake sein, wer weiß das schon. Fest steht aber, dass man in mehreren links, auch von französischer Seite, die Absicht herauslesen kann, dass man etwas unternehmen will.

Macron will die französischen Atomwaffen zum Schutz der EU einsetzen, was ich als Wahnsinn bezeichne, weil diese Provokation mit Sicherheit von den Russen beantwortet wird. Die Leidtragenden sind die Menschen in Europa, die Zivilbevölkerung, denn die atomaren Strahlen kennen weder Grenzen noch Unterschiede bei der Bevölkerung.

Deutschland ist noch nicht aktionsfähig, weil es noch der Wahl durch das Parlament zum Bundeskanzler bedarf, betreffend Friedrich Merz. Dieser Bundeskanzler in spe verliert aber zunehmend an Zustimmung in der Bevölkerung mit seinen Kriegsplänen, und man weiß nicht, wie sich das weiter entwickelt. Wenn es eine geheime Abstimmung im Parlament geben sollte, dann besteht die Gefahr, dass er gar nicht die Mehrheit zur Wahl des Bundeskanzlers bekommt.

Deshalb steht der Einsatz der in Rumänien stationierten NATO-Streitkräfte derzeit auf wackligen Füßen. Wenn die Rechnung der derzeitigen Regierungskoalition aufgeht, dann wird ein dem Regierungsbündnis loyaler Kandidat als Präsident gewählt, und dann wird unmittelbar danach die Einberufung der entsprechenden Altersgruppe zum Militärdienst erfolgen.

Klar behauptet jeder vor der Wahl, dass das nicht kommen wird. Aber man muss auf die Formulierung achten. Ich habe z.B. beim Kandidaten Antonescu folgendes gelesen: Es sei von ihm nicht geplant, dass Rumänien Soldaten in die Ukraine schickt. Ich erinnere mich an den Ausspruch von Walter Ulbricht in der DDR am 15. Juni 1961: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.” Aber am 13. August desselben Jahres begann man mit dem Bau der Mauer. Stellt sich die Frage, welchem Politiker in Rumänien man überhaupt bei Aussagen vor der Wahl trauen kann. Denjenigen, die vom aktuellen Regierungsbündnis gestellt werden, wohl kaum.

Wie soll man sich nun bei dem kommenden Wahltermin als Wähler verhalten:

Erst einmal geht es um die prinzipielle Frage, ob man zur Wahlurne geht. Die Wahl zu boykottieren, würde nichts bringen, denn auch wenn nur eine Minderheit der Bevölkerung daran teilnimmt, würde die Wahl als rechtens erklärt werden. Es gibt kein Limit bei der Wahlbeteiligung. Also würde man bei einer Wahlverweigerung nur den Kandidaten der Regierungspartei helfen.

Diese Zuordnung der Kandidaten zu den entsprechenden Parteien ist mittlerweile sehr undurchsichtig, denn zwei Kandidaten bezeichnen sich als unabhängig, nämlich Nicusor Dan und Victor Ponta. Antonescu soll angeblich von den drei Regierungsparteien unterstützt werden, und Lasconi hat die USR hinter sich. In meinen Augen können diese Kandidaten erzählen, was sie wollen, die Regierungskoalition der Konservativen (PNL) der Sozialdemokraten (PSD und der USR (Union Salvare Romania) stehen in unterschiedlicher Form hinter diesen Kandidaten.

Mittlerweile geht die Diskussion zwischen Lasconi und Dan in die Richtung, dass Lasconi auf die Kandidatur verzichtet, um Dan alle Stimmen der USR zu überlassen. Klar ist Dan aufgrund seiner Vergangenheit mit der USR blutsverwandt. Alle genannten Kandidaten aber sind Unterstützer der NATO und dadurch des Krieges in der Ukraine, und alle sind bedingungslose Knechte der EU.

Stellt sich die Frage, welche Alternative es noch gibt. Der einzige Kandidat, dem man relle Chancen einräumt, und der sogar derzeit bei den Umfragen um mehr als 10 %Punkte vorne liegt, ist der Kandidat der Opposition (AUR) Simion. Seine Aussagen hinsichtlich NATO sowie EU sind raffinierterweise sehr diskret, denn ansonsten läuft er Gefahr, dass in dem Fall, dass er in die Stichwahl kommt, die Wahl erneut annulliert wird.

Da Rumänien als eine semipräsidentielle Republik in der Staatsform besteht, hat der Staatspräsident mehr Einflussmöglichkeiten auf die Politik als in Österreich oder Deutschland. Das sollte man wissen, bevor man zur Wahl geht. Deshalb muss man sich entscheiden, ob man einen Präsidenten haben will, der nach der Pfeife der Dreier-Koalition der aktuellen Regierung tanzt, oder jemand, der dieses Kumpanei aufbrechen will.

Im Klartext: Wenn man will, dass es so weitergeht wie bisher, dann wählt man entweder Dan, Lasconi, Antonescu oder Ponta, wenn man einen Umschwung will, dann bleibt als reale Chance nur Simion als Vertreter der Opposition übrig. Die Entscheidung wird schwierig, und ich kann niemanden raten, das eine oder andere zu wählen. Aber ich denke, dass man sich am besten an den Fakten orientiert.

Dabei erinnere ich mich an die Hochwasserkatastrophe im September des vergangenen Jahres im Osten von Rumänien, im Kreis Galati. Ich habe von den Regierungsparteien niemanden bemerkt, der sich dort im Schlamm bei den betroffenen Familien hat sehen lassen, auch niemanden der aktuellen Kandidaten für das Präsidentenamt. Der Oppositionsführer Simion war als Einziger vor Ort, in Gummistiefeln, und hat in einem besonders stark betroffenen Dorf (Pechea) versprochen, 8 Häuser zu errichten, damit wenigstens etwas getan wird. Am 24. Dezember 2024 konnten die Familien in diese 8 Häuser einziehen.

https://www.youtube.com/watch?v=2tO_MxwCLVk

Dadurch wird die Antwort auf die Frage erleichtert, wem man zutrauen kann, dass er die Zusagen vor der Wahl auch nach der Wahl einhält. Sofern die Wahl überhaupt nach demokratischen Spielregeln abläuft. Genau das hat man ja mit den Entscheidungen Anfang Dezember des vergangenen Jahres erfolgreich verhindert. Niemand kann ausschließen, dass dasselbe Spiel nicht von Neuem gemacht wird, wenn man feststellt, dass bei der Stichwahl der Oppositionsführer der aussichtsreichste Kandidat für das Präsidentenamt sein wird.

Außerdem bleibt noch die Option, dass die NATO überraschend vor dem 4. Mai zusammen mit rumänischen Truppen in die Ukraine einmarschiert, und dann würde laut Verfassung die Präsidentenwahl ausgesetzt, und der derzeitige Interimspräsident der Regierungskoalition würde weiter im Amt verbleiben. Rumänien ist und bleibt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, - aber seit dem Dezember kann niemand mehr von einer Demokratie sprechen.

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Das war der Text, den ich auch im rumänischen facebook veröffentlicht habe. Was ich dort in einem anderen Post veröffentlicht habe, war mein Dank an den Pfarrer nach dem heutigen Ostergottesdienst. Ich habe mich sehr zufrieden über das Datum geäußert. Natürlich kann man das von verschiedenen Aspekten aus betrachten, wenn man die Auferstehung des Erlösers am 20. April feiert.....[[rofl]]

Wie konnte Rumänien nach Ceausescu einen solch großen Sprung nach vorn machen?

Plancius @, Montag, 21.04.2025, 17:32 vor 238 Tagen @ helmut-1 2314 Views

bearbeitet von Plancius, Montag, 21.04.2025, 17:46

Hallo @Helmut,

du berichtest viel über die Unzulänglichkeiten und das Ausmaß an Korruption und Vetternwirtschaft in Rumänien. Ich möchte jetzt mal eine andere Sicht auf die Dinge in den Fokus rücken.

Ein jeder, der vor 1990 durch Rumänien gefahren ist, konnte mit eigenen Augen sehen, dass es das ärmste Land Europas war. Wir DDR-Touristen, die seinerzeit mit dem Pkw nach Bulgarien ans Schwarze Meer unterwegs waren, haben uns an der ungarisch-rumänischen Grenze in Konvois zu ca. 5 Fahrzeugen zusammen geschlossen, um Rumänien gemeinsam zu durchfahren. Im Konvoi fühlten wir uns sicherer, durch dieses bettelarme Land zu fahren. Hielt man an, war man von bettelnden Kindern und Frauen umringt, auf den Straßen waren besoffene Zigeuner unterwegs, hat man an der Grenze nicht Außenspiegel und Wischblätter abmontiert, so wurden sie einem an der erstbesten roten Ampel in Oradea oder Arad vom Auto gerissen.

Auf der Heimfahrt von Bulgarien dieselbe Praktik mit dem Konvoi noch einmal, die bulgarischen Grenzbeamten schütteten einen Eimer Wasser über die Motorhaube eines jeden Autos, was in Bulgarien bedeutete, dass wir unbeschadet und wohlbehalten durch das Land Draculas durchkommen sollen, um wieder in Ungarn in der Zivilisation anzukommen.

Nach der Wende ging es nun mit Bulgarien steil bergab, das Land hat sich seitdem nicht mehr so richtig erholt. Stattdessen wurde Rumänien der bis zum heutigen Tage heimliche Shootigstar Europas.

Waren bis zur Wende 1989 nur die Nationalstraßen asphaltiert, so fährt man jetzt auf feinstem Asphalt durch die meisten Gegenden Rumäniens. Es wurden viele km Autobahn gebaut, Nationalstraßen ausgebaut und Umgehungsstraßen um die größeren Städte errichtet. Nur noch einige Nebenstraßen sind wie eh und je Schotterpisten.

Die Städte erstrahlen mit ihren herrlichen KuK-Bürgerhäusern in hellstem Glanz. Städte wie Timisoara, Sibiu, Sigishoara, Alba Iulia, Brasov und viele kleinere Städte und Dörfer Siebenbürgens sind eine reine Augenweide. Die Städte sind gepflegt mit vielen Grünanlagen, Parks oder auch von Kanälen durchzogen (Timisoara). Die Stadtarchitekten haben professionelle Arbeit geleistet, vieles ist mit Liebe zum Detail hergestellt und wird insbesondere auch nach Rekonstruktion erhalten und gepflegt.

Wenn ich die Entwicklung Rumäniens mit der Ostdeutschlands nach der Wende vergleiche, so hat Rumänien vom äußeren Erscheinungsbild einen viel größeren Sprung nach vorn gemacht. Fahre ich so in Ostdeutschland durch die Lande, so sind zwar viele Häuser in den Stadtzentren rekonstruiert, aber man sieht dennoch, dass ein Großteil der Straßen, Plätze und Grünanlagen billig und lieblos angelegt worden sind. Insbesondere sind die Grünanlagen spärlich und sind in vielen Fällen ungepflegt. Als ich letztens durch Quedlinburg spazierte, war ich entsetzt, wie ungepflegt doch die ganze Stadt war. Aus dieser Stadt könnte man ein zweites Rotenburg/Tauber machen, wenn sie denn in den richtigen Händen wäre.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wie konnte ein solches hochkorruptes „Zigeunerland“ wie Rumänien einen doch so großen Sprung in Richtung Zivilisation machen und dabei Ostdeutschland vergleichsweise auf die hinteren Plätze verweisen?

Ja ich weiß, es gibt EU-Fördermittel, die wurden auch über Ostdeutschland ausgeschüttet. Deutschland hat trotz der ganzen Verschwendungen eine wesentlich höhere Steuerkraft als Rumänien und insbesondere hätte ich erwartet, dass in Rumänien der größte Teil der Steuer- und EU-Gelder in der Korruption versickert.

Und noch eine ganz wichtige Tatsache: Wo kommt all die Liebe zum Detail, der Anmut her, die Städte so lebenswert mit ihren Grünanlagen zu machen und vor allem auch alles dauerhaft zu pflegen? Sind Rumänen in Deutschland wohnhaft, so hinterlassen sie nur Müll, Unordnung und Unrat.

Wie kann es sein, dass die von allen Europäern gering geschätzte rumänische (korrupte) Mentalität die finanziellen Mittel letzten Endes doch effektiver einsetzen? Ich ging immer davon aus, dass die Deutschen mit ihrem Sinn für Ordnung, ihre Liebe zum Detail besessen sind, aber stattdessen sind sie einem Billigwahn verfallen und lassen ihre Städte zu lebensfeindlichen, lieblosen Wohnwüsten verkommen. Wo sind die einstmals preußischen Tugenden geblieben?

Ich weiß, auch in Rumänien gibt es noch viele Unzulänglichkeiten. Es gibt noch wilde Müllkippen am Rande der Ortschaften, die Siedlungen in der Walachei gefallen mir auch nicht so, die Orte am Schwarzen Meer sind für mich lieblose Retortensiedlungen, Bukarest ist auch nicht so meins – aber Siebenbürgen, Maramures und Bukowina sind der reinste Augenschmaus.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

@Plancius: Hier kannst Du morgen anrufen und offene Fragen abklären, danke für Deinen anschließenden Bericht.

stokk', Montag, 21.04.2025, 17:59 vor 238 Tagen @ Plancius 2178 Views

bearbeitet von stokk', Montag, 21.04.2025, 18:05

Ich denke, dass ich es auch etwas vergleichen kann.. (edit)

Mirko2, Montag, 21.04.2025, 18:19 vor 238 Tagen @ Plancius 2178 Views

bearbeitet von Mirko2, Montag, 21.04.2025, 18:48

In Deutschland gilt: Was nicht explizit erlaubt ist, ist verboten.
In vielen osteuropäischen Ländern (Rumänien eingeschlossen) gilt eher:
Was nicht explizit verboten ist, ist erlaubt.

Die deutsche Verwaltungsstruktur, gepaart mit einer ständig zunehmenden Überregulierung, insbesondere im Umwelt- und Baurecht, lähmt jede sinnvolle Entwicklung.

KI dazu:

a) Verwaltungsstruktur & Bürokratie

Deutschland hat eine extrem komplexe Fördermittel- und Verwaltungslandschaft, die oft Fortschritt eher verhindert als fördert. Während kleinere Staaten pragmatisch handeln (oder manchmal auch improvisieren), wird in Deutschland vieles in endlosen Verfahren versenkt.
b) Mentalitätswandel & Werteverfall

Die von dir angesprochenen preußischen Tugenden wie Ordnung, Pflichtbewusstsein und Gemeinsinn haben in den letzten Jahrzehnten stark gelitten. Stattdessen erleben wir oft einen Mix aus:

Technokratie und Gleichgültigkeit

Kostensparen um jeden Preis

Verlust von Heimatgefühl und bürgerlichem Engagement

Ein Beispiel, der Vater eines Kumpels mähte am Sonntag Rasen (CZ) und ich sagte ihm, wenn du das in Deutschland machen würdest, dann wäre aber Stress angesagt. Er erwiderte, wann soll ich es sonst die Arbeit am Grundstück erledigen, wenn ich die Woche auswärts arbeite ..

Im Sinne, M2

Edit: Autobahnbau (A17) Dresden - Prag, Tschechien: Klarer politischer Wille, zügige Planung, rascher Bau – die Autobahn war auf tschechischer Seite (D8) schnell fertiggestellt, trotz schwierigem Gelände im Böhmischen Mittelgebirge.

Deutschland: Trotz vorhandener Gelder und jahrzehntelanger Diskussion wurde der Trassenverlauf bis Mitte der 1990er-Jahre immer wieder verschoben, neu bewertet, beklagt, umgeplant. Erst 2006 (!) wurde die A17 vollständig fertiggestellt – und das nur durch politischen Druck von oben.

Waldschlößchenbrücke in Dresden (Hufeisenfledermaus).
Die Waldschlößchenbrücke sollte den Osten und Westen Dresdens verkehrstechnisch entlasten, besonders weil die historische Altstadt durch Überlastung zu kollabieren drohte. Doch das Projekt wurde über 15 Jahre durch:

Umweltauflagen (u. a. besagte Fledermaus),

Denkmal- und UNESCO-Schutz (Elbtal-Weltkulturerbe),

Bürgerinitiativen, Gerichtsklagen aufgeschoben, infrage gestellt und politisch ausgeschlachtet.
Ergebnis:

Bauzeit 2007–2013 – also fast 20 Jahre nach den ersten Planungen.

Kostenexplosion durch Verzögerungen.

Verlust des Weltkulturerbe-Titels durch UNESCO.

Massive Spaltung in der Bevölkerung.

Und: Die Brücke steht heute, funktioniert – und niemand würde sie mehr weghaben wollen.
Die Fledermaus als Werkzeug – nicht als Problem

Natürlich ist Artenschutz wichtig. Aber hier wurde ein einzelnes Tier zur Verhinderungsmaschinerie, nicht zum eigentlichen Argument. In der Praxis:

Die Hufeisennase war überhaupt nicht ansässig im geplanten Baugebiet – sie wurde später nicht nachgewiesen.

Trotzdem wurden durch diese Spezies Jahre an Planung gekippt oder verzögert.

Man hatte nicht die Fledermaus gerettet – sondern den Fortschritt blockiert, mit einer juristischen Stellvertreterfigur. Dafür sucht man bis heute die Hufeisenfledermaus trotz 30km/h in der Nacht plus Inkassosäule.

Und jetzt wundert man sich, dass die Infrastrucktur in Osteuropa den Wünschen der Deutschen entsprechen, was man gerne zu Hause hätte, ohne..

Schlagloch-Roulette

Schimmelnde Bahnhöfe

Stille Baustellen

Verwahrloste Spielplätze

Und überall: „Hier könnte ihre Werbung stehen“ – statt echter Gestaltung.

2 dominante Faktoren: Der Exodus der Sammler & Jäger, und ein Politiker, der sein Wahlversprechen hielt

Miesepeter @, Montag, 21.04.2025, 19:03 vor 238 Tagen @ Plancius 2273 Views

bearbeitet von Miesepeter, Montag, 21.04.2025, 19:28

Hi Plancius,

Da ich das Land auch ganz gut kenne, hier ein paar Hinweise meinerseits:

Ein jeder, der vor 1990 durch Rumänien gefahren ist, konnte mit eigenen Augen sehen, dass es das ärmste Land Europas war. Wir DDR-Touristen, die seinerzeit mit dem Pkw nach Bulgarien ans Schwarze Meer unterwegs waren, haben uns an der ungarisch-rumänischen Grenze in Konvois zu ca. 5 Fahrzeugen zusammen geschlossen, um Rumänien gemeinsam zu durchfahren. Im Konvoi fühlten wir uns sicherer, durch dieses bettelarme Land zu fahren. Hielt man an, war man von bettelnden Kindern und Frauen umringt, auf den Straßen waren besoffene Zigeuner unterwegs, hat man an der Grenze nicht Außenspiegel und Wischblätter abmontiert, so wurden sie einem an der erstbesten roten Ampel in Oradea oder Arad vom Auto gerissen.

Eine sehr amusante Anekdote. Vielen Dank dafür. Den entscheidenden Faktor hast du allerdings schon selbst benannt.

Nach der Wende ging es nun mit Bulgarien steil bergab, das Land hat sich seitdem nicht mehr so richtig erholt. Stattdessen wurde Rumänien der bis zum heutigen Tage heimliche Shootigstar Europas.

Die Städte erstrahlen mit ihren herrlichen KuK-Bürgerhäusern in hellstem Glanz. Städte wie Timisoara, Sibiu, Sigishoara, Alba Iulia, Brasov und viele kleinere Städte und Dörfer Siebenbürgens sind eine reine Augenweide. Die Städte sind gepflegt mit vielen Grünanlagen, Parks oder auch von Kanälen durchzogen (Timisoara). Die Stadtarchitekten haben professionelle Arbeit geleistet, vieles ist mit Liebe zum Detail hergestellt und wird insbesondere auch nach Rekonstruktion erhalten und gepflegt.

In Rumänien gibt es zwei Bevölkerungsgruppen. Da gibt es zum einen die oben genannte Gruppe mit ihrer Sammler- und Jäger-Mentalität, welche kulturell nie die neolithische Revolution durchgemacht hat.

Und dann gibt es die Rumänen. In den von dir genannten Gebieten sind die Rumänen kulturell durch die deutsche oder ungarische Kultur stark geprägt worden. Das macht sich insbesondere im sorgfältigen Umgang mit dem eigenen Eigentum bemerkbar. Darüber hinaus sind die Rumänen durchgehend nach heutigem westlichen Standard von sehr konservativen Werten geprägt.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wie konnte ein solches hochkorruptes „Zigeunerland“ wie Rumänien einen doch so großen Sprung in Richtung Zivilisation machen und dabei Ostdeutschland vergleichsweise auf die hinteren Plätze verweisen?

An genau dem Tag, an dem Rumänien der EU beitrat, war es kein „Zigeunerland“ mehr. Wie von einem großen Vakuum wurde diese Personengruppe, sofern sie in den klassisch angestammten Beschäftigungsfeldern tätig war, nahezu vollständig von der EU angezogen, um auf grüneren Wiesen ihren Besorgungen nachzugehen. Dazu kam, dass in Rumänien bereits kleine Vergehen, wie zum Beispiel das Stehlen von Lebensmitteleinkäufen, durchaus eine Haftstrafe nach sich ziehen können. Und ganz sicher wird niemand in Rumänien für einen Einbruchsdiebstahl mit einer Ermahnung davon kommen, so wie das in Deutschland der Fall ist. Es könnte für diese Personenkreise daher als rationale Entscheidung erscheinen, Tätigkeiten, die in Rumänien streng geahndet werden, eher in Ländern mit einer als nachsichtiger empfundenen Rechtsprechung auszuüben. Die so erzielten Einkünfte können dann, ähnlich dem Vorgehen von anderen Expats oder Arbeitsmigranten, in Rumänien investiert und während Aufenthalten in der Heimat genossen werden.[[zwinker]]

Der entscheidende Faktor war aber die Regierung Tariceanu, die 2004 an die Macht kam. Bis dahin sah es in Rumänien nicht viel anders aus als in Bulgarien, von einer dynamischen Entwicklung konnte keine Rede sein.

Zu Calin Popescu-Tariceanus zentralen Wahlversprechen zählte die Einführung einer Einheitssteuer (Flat Tax) von 16 Prozent, sowohl für die Körperschaft- als auch für die Einkommensteuer. Ausgeschüttete Dividenden sowie bestimmte andere wirtschaftlich relevante Einkunftsarten sollten sogar noch niedriger besteuert werden.

Bereits am Abend seiner Amtseinführung (!) verkündete Tăriceanu in einer Fernsehansprache dem verduzten Publikum, dass er sein zentrales Wahlversprechen noch am selben Tag per Notverordnung umgesetzt habe, seine demokratische Bringschuld damit abgetragen habe und die Flat Tax in Rumänien somit ab sofort in Kraft getreten sei. (Notverordnung 29.12.2004 / Publikation 30.12 / Inkrafttreten 1.1.2005)

Dieser Schritt markierte einen klaren Wendepunkt, der Unternehmergeist und Eigeninitiative in Rumänien freisetzte.

Die Flat Tax ist bis heute gültig.

Diese Regierung führte im übrigen auch ein modernes Bankengesetz ein und ermöglichte dadurch zb. erst die geregelte Vergabe von Hypothekarkrediten und Konsumentenkrediten. Im DGF muss man sicherlich niemandem erklären, was das für die wirtschaftliche Entwicklung und die Immobilienwirtschaft bedeutete.

Ja ich weiß, es gibt EU-Fördermittel, die wurden auch über Ostdeutschland ausgeschüttet. Deutschland hat trotz der ganzen Verschwendungen eine wesentlich höhere Steuerkraft als Rumänien und insbesondere hätte ich erwartet, dass in Rumänien der größte Teil der Steuer- und EU-Gelder in der Korruption versickert.

Das war auch lange so der Fall, aber inzwischen werden EU-Standards auch in der Vergabe von Fördermitteln und deren Nachverfolgung zunehmend umgesetzt.

Bei der Bewertung der Korruption in Rumänien und anderen südosteuropäischen Staaten unterliegen Beobachter aus Deutschland jedoch häufig einem Wahrnehmungsfehler hinsichtlich der Dimensionen. Zwar existiert Korruption zweifellos, doch die betreffenden Summen bleiben im internationalen Vergleich meist gering. Andererseits können selbst die reduzierten Mittel - auch nach Abzug korruptionsbedingter Verluste - oftmals tatsächlich ihren Investitionszweck erreichen.

In Deutschland hingegen scheinen sich die Verhältnisse mitunter umgekehrt darzustellen. Hier geht es bei öffentlichen Investitionen oft um enorme Summen, während Projekte trotz ausgeschütteter Mittel häufig nicht zum Abschluss gebracht werden können. Ein unvoreingenommener Beobachter könnte daraus schließen, dass die realen Verluste durch intransparente oder ineffiziente Mittelverwendung in Deutschland letztlich höher sein könnten als die durch Korruption im engeren Sinne verursachten Verluste in Rumänien.[[zwinker]]

Und noch eine ganz wichtige Tatsache: Wo kommt all die Liebe zum Detail, der Anmut her, die Städte so lebenswert mit ihren Grünanlagen zu machen und vor allem auch alles dauerhaft zu pflegen? Sind Rumänen in Deutschland wohnhaft, so hinterlassen sie nur Müll, Unordnung und Unrat.

Du beobachtest hier zwei unterschiedliche Gruppen von "Rumänen", s.o.


Wie kann es sein, dass die von allen Europäern gering geschätzte rumänische (korrupte) Mentalität die finanziellen Mittel letzten Endes doch effektiver einsetzen? Ich ging immer davon aus, dass die Deutschen mit ihrem Sinn für Ordnung, ihre Liebe zum Detail besessen sind, aber stattdessen sind sie einem Billigwahn verfallen und lassen ihre Städte zu lebensfeindlichen, lieblosen Wohnwüsten verkommen. Wo sind die einstmals preußischen Tugenden geblieben?

[[rofl]]

Sie sind überwuchert. Mit Papier. Mit Paragraphen.
Diese kafkaeske Maschine mit 17 Unterschriften und keiner Verantwortung,
hat nicht nur die Tugenden verschüttet,
sie hat sie in ihr Gegenteil verkehrt.
Pflicht wurde Bürokratie.
Ordnung wurde Kontrolle.
Verantwortung wurde Zuständigkeit.
Und Zuständigkeit heißt: Niemand.

Man füllt Formulare aus,
die niemand liest,
um Prozesse einzuhalten,
die niemand versteht,
damit nichts schiefläuft,
während alles schiefsteht.

(meint jedenfalls ChatGPT, in memoriam F. Nietzsche, zu dieser Frage)

Jeder einzelne dieser 17 Unterzeichner hat jedoch die Hand aufgehalten und lebt davon, Dinge zu untersuchen, zu bewerten, zu begutachten, zu genehmigen oder abzulehnen.

In Rumänien braucht es da nur 3-4.

Wo ist nun die Korruption wohl grösser?

Gruss,
mp

Des Pudels Kern ist wohl der dysfunktionale Staat in unserem Lande.

Plancius @, Montag, 21.04.2025, 19:25 vor 238 Tagen @ Miesepeter 2177 Views

Hallo @mp,

genauso beurteile ich es auch. Man kann in viele hochkorrupte Länder dieser Welt fahren, aber die eingesetzten Mittel erreichen ihren eigentlichen Zweck in weitaus größerem Umfang als dies in unserem Land mit geringer Korruption der Fall ist. Wir sind mit all unseren Verordnungen, Bestimmungen, falscher Prioritätensetzung ein dysfunktionaler Staat, ein quasi failed state geworden.

Um es in einem Satz auszudrücken: Ein korrupter Staat ist in vielen Fällen einem dysfunktionalen Staat in punkto Effizienz weitaus überlegen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist bei uns die falsche Prioritätensetzung in der Kommunalpolitik. Das ganze Asyl- und Flüchtlungsthema ist ein immenser Ressourcenfresser. Jetzt kommt noch das Multimilliardengrab "Kommunale Wärmeplanung" hinzu.

Diese falsche Prioritätensetzung führt auch dazu, dass die "falschen" Personen Karriere machen und vom System belohnt werden. Anstatt die Leute in den ureigensten kommunalen Aufgaben wie Städteplanung und -architektur, Grünanlagenpflege, Parkgestaltung, öffentliche Räume zu fördern, genießen die Sozialparasiten des soziokulturellen Asylkomplexes und die Technokraten der Klimaideologie die Aufmerksamkeit und Förderung der Herrscher über die Steuermilliarden.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

Vorhalten von Wohnraum für Flüchtlinge

Joe68 @, Montag, 21.04.2025, 19:39 vor 238 Tagen @ Plancius 2270 Views

bearbeitet von Joe68, Montag, 21.04.2025, 20:01

wenn ich meinen Landkreis richtig verstanden habe, dann sind, von den ca. 250.000 Einwohnern, ca 10.000 Plätze für Flüchtlinge vorzuhalten, incl Verpflegung, medizinische Versorgung, soziale Dienste, ...

Von den 250.000 sind bitte die Rentner, Beamten, öffentliche Verwaltung (incl Kindergarten, Schulen,...), Kinder, erwerbsunfähige, kranke,.. abzuziehen,.... dann ist klar warum das Geld in den Kommunen vorne und hinten nicht reicht, da es immer weniger Schultern gibt, die die Last zu tragen haben.

Die Journaille hält sich hier zurück (echte Journalisten ermitteln und berichten), viele der Gutmenschen sind direkte Profiteure der Umverteilung, das Land ist sowas von fertig...

Ich lasse mir gerne vorrechnen, das all die Flüchtlingskosten ein 'Sondervermögen' sind von dem alle profitieren. Nur zu. Leider finden sich belastbare Zahlen nicht im Internet, daher sind meine Angaben mit Vorsicht zulesen, aber jeder kann ja an seinem Wohnort nachschauen und hier veröfftenlichen.

(habs mal für 80 Millionen hier lebende überschlagen, die müssen dann für 3.2 Millionen Wohnraum bereitstellen)

--
Der ungerechteste Friede ist noch immer besser als der gerechteste Krieg - Cicero

„Je mehr Verwaltung und Bürokratie, desto mehr Korruption.“

Mirko2, Montag, 21.04.2025, 19:49 vor 238 Tagen @ Plancius 2034 Views

„Wo Bürokratie wuchert, wächst oft auch die Korruption – im Dickicht der Akten verliert sich leicht die Transparenz.“

Nehmen wir zum Beispiel das Thema "Zulassungsstellen":

Jeder weiß, wenn er dort hin muss, dann sollte er einen Urlaubstag einplanen. Wenn man dann nach 2-3 Stunden an der Reihe ist und feststellt, dass von zehn (10) Schalter drei (3) geöffnet sind, wachsen einem an den Fußsohlen schon mal Haare. Dabei stellt man nebenbei fest, dass Autohäuser oder der Zulassungsservice ohne Wartezeiten in der Behörde bevorzugt werden (...), mit welcher Begründung?

Bürokratie ist Korruption!

Rainer ⌂ @, El Verger - Spanien, Montag, 21.04.2025, 21:28 vor 238 Tagen @ Mirko2 1955 Views

Bürokratie ist Umverteilung von Werten die Menschen erschaffen haben an die, die sich in die Hängematte der Bürokratie begeben haben.

Bürokratie kann man nicht abbauen. Bürokratie kann man nur fördern, bis sie an sich selbst erstickt. Eine Möglichkeit im Kleinen ist, maximale Last für die Bürokratie zu erzeugen. Da sind alle Möglichkeiten offen[[zwinker]]

Rainer

--
Ami go home!
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Hätte ich mir meinen Kommentar sparen können,

helmut-1 @, Siebenbürgen, Montag, 21.04.2025, 22:57 vor 238 Tagen @ Miesepeter 1906 Views

den ich an Plancius geschrieben habe. Hab Deine Meinung erst jetzt gelesen. Ist nichts hinzuzufügen.

Vielleicht noch eines, zum Thema Korruption:

Zwar existiert Korruption zweifellos, doch die betreffenden Summen bleiben im internationalen Vergleich meist gering.

Ich erinnere mich an die Flughafenerweiterung in Hermannstadt 2007. Da waren wir im Consultingbereich engagiert, hinsichtlich Qualitäts- und Rechnungsprüfung. Da habe ich folgendes festgestellt:

Die rumänischen Ingenieure und Bauleiter, die da sehr "erfinderisch" waren, was die Abrechnungen betrifft, die freuten sich wie die Schneekönige, wenn sie da mal so 10 T oder 30 T € in die Hosentasche stecken konnten. Aber da gabs noch die Hauptvertragspartner, und das war eine international bekannte Baufirma aus dem schönen Frankenland. Ich will den Namen hier nicht nennen, er hat 4 Buchstaben.

Als wir gemerkt haben, dass hier bei den Abrechnungen gegenüber der Kreisverwaltung im 2-stelligen Euro- Millionenbereich getrickts wurde, da haben wir unsere Unterschrift verweigert. Dann hat man eine andere Consultingfirma aus Bukarest beauftragt, die dann alles so gemacht hat, dass jeder zufrieden war.

Die Erkenntnis daraus: Ja, der typische Rumäne hat den Hang zur Korruption, vermutlich ist das irgendwie eine Art Sport für ihn. Aber die eigentlichen Summen in Millionenhöhe, die heimsen die ausländischen Firmen, meist aus Deutschland und Österreich, ein, ganz legal über die Papiere, und lachen die Rumänen nur aus.

Dir darauf zu antworten, bedarf etwas mehr Umfang

helmut-1 @, Siebenbürgen, Montag, 21.04.2025, 22:04 vor 238 Tagen @ Plancius 1899 Views

Aber ich wills mal probieren.

Ein jeder, der vor 1990 durch Rumänien gefahren ist, konnte mit eigenen Augen sehen, dass es das ärmste Land Europas war.

Den Eindruck hatte ich nicht. Ich bin von 1987 an regelmäßig in dieses Land gefahren, und mein Eindruck war folgender:

Die Leute hatten alles, aber man konnte nichts kaufen. Sie organisierten es sich auf die damals typische Art. Der eine arbeitete in der Fabrik x, und der andere im Laden y. Der Tausch funktionierte perfekt, weil jeder über etwas verfügte, was der andere notwendig hatte. Dafür aber hatte der andere auch was, was wiederum gebraucht wurde.

Natürlich hatte man auch eine seltsame Einstellung zu den Deutschen aus der DDR. Man wusste, dass die keine Devisen hatten und auch sonst war man nicht sicher, ob die da nichts ausplaudern würden. Man hielt die ziemlich kurz, gab sich arm, und nur sehr selten entwickelten sich Freundschaften aus den Besuchen der DDRler, die auch über den Fall des Eisernen Vorhangs hinaus hielten. Aber ich kenne da einige Fälle.

Wer so wie ich aus dem Westen kam, da waren alle stolz, aufzutischen, was sie hatten, egal ob Rumänen, Ungarn oder die Siebenbürger Sachsen. Die Bauern auf den Dörfern hatten sowieso alles, sie lebten einfach, aber zu essen und zu trinken war im Überfluss da. In den Städten, in den Wohnblocks, wenn da jemand keine Connections hatte, der hatte zu kämpfen. Die Geschäfte waren ja leer. Aber jeder war irgendwo in Arbeit, und so wurde eben "organisiert". Aber fast ausschließlich untereinander, weil man ja um den Reziprokeffekt bemüht war. Dem Fremden (auch der aus der DDR war fremd) hat man die Armut vorgespielt.

Im Jahre 1988 hatte ich in meinem Betrieb in Deutschland einen Deutschstämmigen eingestellt, der auf legale Art ausgereist war. Die Beschränkungen beim Mitnehmen aus Rumänien sind ja jedem geläufig. Aber der hatte bereits bei seinem Schwager in Deutschland auf einem Konto mehr als 10.000 DM gebunkert. Wie der das aus dem Land geschafft hat, weiß der Teufel, aber er hatte Geld. Er war auf dem Kollektiv auf der Landwirtschaft bei der Mühle angestellt, und wer bei der Mühle war, der hatte alles, was er brauchte. Er hätte seinen beiden Töchtern auch jederzeit in Rumänien ein Auto kaufen können, aber dann hätte man ihn gefragt, woher er denn das Geld dafür hatte.

Das mit den Konvois mag stimmen, je nachdem, in welche Gegend man gefahren ist.
so wurden sie einem an der erstbesten roten Ampel in Oradea oder Arad vom Auto gerissen.
War keine Regel, aber wenn man das Auto in der Stadt über Nacht stehen ließ, dann konnte man davon ausgehen.

um wieder in Ungarn in der Zivilisation anzukommen.

Na ja, alles relativ.Als ich mit dem Umzug begann, das spielte sich in den Jahren 1997 - 2003 ab, da gabs Phasen in Ungarn, wo man beim Rasten nicht einmal auf den beleuchteten Autobahnparkplätzen in Ungarn sicher war. Oft ist es uns passiert ( wir waren da auch mit mehreren Fahrzeugen unterwegs), dass wir dann schnell die Autos wieder gestartet und die Tankstelle verlassen haben. Hat sich aber einige Jahre später dann gelegt.

Klar, mit den Zigeunerkindern war das damals ein Problem. Guma, Guma, das wurde immer gerufen. Hat man beim Durchfahren durch so ein Zigeunerdorf nichts aus dem Fenster in dieser Richtung geworfen, dann konnte es schon einmal passieren, dass man in der Heckscheibe einen Stein fand.

Waren bis zur Wende 1989 nur die Nationalstraßen asphaltiert, so fährt man jetzt auf feinstem Asphalt durch die meisten Gegenden Rumäniens.

Na ja, dann schlage ich Dir vor, dass Du einmal ein paar Monate hier lebst und Dir die Straßen ansiehst. Ich erinnere mich an die Zeit, als Spanien zur EU kam. Es dauerte ca. 10 Jahre, und dann waren wirklich auch die Nebenstraßen bereits asphaltiert. Ich weiß nicht, woher Du Deine Eindrücke da in Rumänien gesammelt hast, aber die Straßen sind hier ein Chaos.

Man stelle sich einmal vor, auch mehr als 35 Jahre nach dem Umsturz mit einem A. voll Geld aus der EU hat man es noch nicht geschafft, eine Autobahn durch Rumänien in der Gesamtheit zu bauen. Es sind immer nur Teilstücke, die noch nicht zusammenhängend sind. Und manche Stellen, die gebaut wurden, musste man wieder neu bauen, weil da gemurkst wurde. Teilweise durch falsche Bodengutachten, teilweise durch die Ausführung. Klar ist hier die Korruption dran schuld, weil sich da zuviele die Hosentaschen gefüllt haben.

Nur noch einige Nebenstraßen sind wie eh und je Schotterpisten.

Erlaube mir den Einwand: Du kennst Rumänien nicht. Ich aber schon. Die Realität ist eine völlig andere. Gewisse Durchgangsstraßen und auch die bereits fertig gestellten Autobahnen sind asphaltiert, aber müssen bereits wieder geflickt werden, weil die Kerle keine Ahnung davon haben, wie man richtig arbeitet. Da wird auch asphaltiert, wenn es regnet.

Städte wie Timisoara, Sibiu, Sigishoara, Alba Iulia, Brasov und viele kleinere Städte und Dörfer Siebenbürgens sind eine reine Augenweide.

Das stimmt. Aber es bezieht sich auf die Kreisstädte, wo die Präfekturen dahinter waren, dass Geld für die Renovierung der Fassaden in den Stadtzentren bereit steht. Geh in die Höfe und Anwesen hinein, und dann siehts wieder mau aus. Aber das sieht man nicht von draußen.

Ich habe Fotoserien gemacht, von den bekannten Touristen-Badeorten am Schwarzen Meer, auch von Bukarest, - es kommt einem das große Kotzen. Der Rumäne ist ein Spezialist der Oberflächlichkeit, und wenn Du Dich damit begnügst, dann hat er sein Ziel erreicht.

In kleineren Städten wie z.B. bei uns, da geht die Stadtverwaltung restriktiv vor. Derjenige, der nicht bereit ist, seine Fassade im Stadtzentrum vorzeiggerecht zu renovieren, dem wird die Grundsteuer erhöht. Ein Programm wie in anderen Ländern, wo man zinsgünstige Kredite über die Vermittlung durch die Stadtverwaltung bekommt, um seine Fassade zu renovieren, das gibt es hier nicht. Anstelle dessen wird die Steuer erst um das Doppelte, im darauffolgenden Jahr um das Dreifache, dann um das Fünffache und am Schluss um das Zehnfache erhöht. Viele alte Rentner müssen dann ihr Haus, in dem sie von Jugend an gewohnt haben, verkaufen, weil sie sonst aus den Schulden nicht mehr herauskommen.

Wenn ich die Entwicklung Rumäniens mit der Ostdeutschlands nach der Wende vergleiche, so hat Rumänien vom äußeren Erscheinungsbild einen viel größeren Sprung nach vorn gemacht. Fahre ich so in Ostdeutschland durch die Lande, so sind zwar viele Häuser in den Stadtzentren rekonstruiert, aber man sieht dennoch, dass ein Großteil der Straßen, Plätze und Grünanlagen billig und lieblos angelegt worden sind. Insbesondere sind die Grünanlagen spärlich und sind in vielen Fällen ungepflegt.

Für mich ist Dein Argument klar: Du kennst die Gegenden aus den neuen Ländern im Osten, vermutlich deshalb, weil Du dort aufgewachsen bist. Du kannst auch hinter die Kulissen schauen. Rumänien kennst Du nur von Kurzbesuchen, daher Deine Einschätzung. Ich kann Dir versichern: Es stimmt nicht.

Ich weiß nicht, wie das technisch geht (wenn Du Lust hast, dann schick mir eine Anleitung, Schritt für Schritt), aber ich könnte Dir von den Badeorten am Meer oder auch von Bukarest Fotoserien schicken, die Dir die Augen öffnen würden. Sind aber ein Haufen MBs, deswegen habe ich da Probleme.

Und noch eine ganz wichtige Tatsache: Wo kommt all die Liebe zum Detail, der Anmut her, die Städte so lebenswert mit ihren Grünanlagen zu machen und vor allem auch alles dauerhaft zu pflegen? Sind Rumänen in Deutschland wohnhaft, so hinterlassen sie nur Müll, Unordnung und Unrat.

Erlaube mir die Feststellung: Du hast keine Ahnung.

Die Bürger, die Rumänen oder auch die Ungarn, die treten den Stadtverwaltungen auf die Hühneraugen, damit die Grünanlagen in den Städten ordentlich aussehen. Das aber gelingt meist nur in den Stadtzentren. In den anderen Stadtvierteln mit den Wohnblocks liegt es meist im Argen. Derjenige, der in Deutschland nur Müll hinterlässt, das sind die typischen Merkmale der Zigeuner, die ihr eigenes Pyramidensystem aufgebaut haben, um gezielt an die Sozialtöpfe in Deutschland zu kommen. Ich kenne das aus erster Hand, weil ich auch Zigeuner beschäftigt hatte, die mir das haarklein erklärt haben. Duisburg, Frankfurt, etc.

Wie kann es sein, dass die von allen Europäern gering geschätzte rumänische (korrupte) Mentalität die finanziellen Mittel letzten Endes doch effektiver einsetzen?

Vergiss ganz schnell, was Du gesagt hast. Du strotzt vor Oberflächlichkeiten. Du beziehst Dich auf den äußeren Schein. Ich könnte Dir da vieles berichten, aber das würde ein Buch füllen. Verlass Dich drauf, wenn ich Dir sage, dass Du falsch liegst.

aber Siebenbürgen, Maramures und Bukowina sind der reinste Augenschmaus.

Eine übertriebene Feststellung, aber im Vergleich zu den anderen Gegenden ist es tatsächlich dort besser. Was man da noch dazufügen sollte, ist das Banat. Aber das hängt mit der Mentalität der Bevölkerung zusammen. Siebenbürgen und das Banat war immer deutsch geprägt, und die Rumänen haben sehr viel von dieser Mentalität übernommen. Maramures und auch die Bukowina sind ein bergiges Gebiet, und die Leute in diesen Gegenden mussten sich immer mehr um fruchtbares Ackerland bemühen, als die anderen in den Ebenen. Deshalb sind die dortigen Bewohner viel mehr erdverbunden und halten ihre Heimat in Ehren.

Du hast leider überhaupt nichts Fruchtbares zur Diskussion beigetragen. Danke @mp+Mirko für eure Antwort. owT

Plancius @, Dienstag, 22.04.2025, 08:03 vor 238 Tagen @ helmut-1 1753 Views

bearbeitet von Plancius, Dienstag, 22.04.2025, 08:07

Es sollte auch nicht fruchtbar sein

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 22.04.2025, 11:40 vor 237 Tagen @ Plancius 1714 Views

Ich wollte nur einige Deiner Aussagen aufgrund meiner Beobachtungen und den Berichten von den dort Lebenden geraderücken. Wenn Dich das stört, dass andere ganz andere Erfahrungen gemacht haben und andere Eindrücke gewonnen haben als Du, dann tut es mir leid.

Bereits der erste Satz ist in meinen Augen sinnwidrig:

Ein jeder, der vor 1990 durch Rumänien gefahren ist, konnte mit eigenen Augen sehen, dass es das ärmste Land Europas war.

Ich war damals noch nie dort, aber meine Kommilitonen aus den älteren Jahrgängen unserer Ing. Schule aus Wien, die in den 70er Jahren eine Studienreise nach Rumänien gemacht haben, konnten mir das bestätigen, was auch die älteren Leute in Rumänien mir klar gesagt haben:

In den Jahren 70 - 80 gab es in Rumänien eine Blütezeit, genauso wie auch in Deutschland. Alles konnte man zu einem sehr niedrigen Preis und in guter Qualität bekommen, man hatte auch alles, mit Ausnahme von zwei Dingen:

- der letzte Modeschrei aus Paris
- einen Reisepaß

Allerdings habe ich auch festgestellt, dass man einen ziemlichen Unterschied beim Kontakt mit Leuten aus dem Ausland gemacht hat, egal ob Hotels oder auch Behörden. Bei den Leuten aus der damaligen DDR war mein sichtlich reserviert, mich als Österreicher aber hat man hofiert.

Möglicherweise kommt daher Deine vorgefasste Meinung. Aber die Aktualität (Straßen, Wirtschaft, etc.) kann ich vermutlich als seit 21 Jahren dort Lebender besser beurteilen.

Du erzählst hier wirklich einen Schmarren.

Plancius @, Dienstag, 22.04.2025, 13:08 vor 237 Tagen @ helmut-1 1831 Views

Wenn du tatsächlich in Abrede stellt, dass Rumänien zum Zeitpunkt 1989 neben Albanien das ärmste Land Europas war, dann leugnest du einfach Tatsachen.

Und das hat nichts damit zu tun, ob ein Rumäne einem DDR-Bürger gegenüber Geheimnisse verbarg, aber dir als Westbürger natürlich alles offenbarte.

Mir brauchte auch kein Rumäne was zu erzählen. Die Armut und der Versorgungsmangel waren offensichtlich.

Die Tankstellen hatten nur manchmal Sprit. Die Rumänen fuhren zur Tnakstelle, schlossen ihren Wagen ab und gingen nach Hause. Folge - Hunderte Meter lange Autoschlangen, die auf Benzin warteten.

Die Mütter haben sich bereits um 5 Uhr morgens vor den Geschäften versammelt, um eine Flasche Milch oder etwas Milchpulver zu erstehen.

Die Heizungen den den Neubaublocks waren häufig nur lauwarm oder gar kalt, die Menschen haben in ihren Wohnungen gefroren.

Eine Straßenbeleuchtung gab es faktisch nicht. Des Nachts war das ganze Land in Dunkelheit gehüllt.

Aber all diese Tatsachen wurden den reisenden DDR-Bürgern nur vorgegaukelt. Die Rumänen wollten ja ihre Reichtümer vor uns verbergen.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

Dann solltest Du Dich genauer ausdrücken

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 22.04.2025, 14:21 vor 237 Tagen @ Plancius 1689 Views

Du hast geschrieben, vor 1990.

Jetzt schreibst Du, zum Zeitpunkt 1989

Das ist ein erheblicher Unterschied.

Diese Zustände, die Du beschreibst, hat es tatsächlich gegeben. Ungefähr ab 1980 hat Ceausescu begonnen, die Auslandsschulden zurück zu bezahlen, und ab 1985 wurde der Gürtel immer enger geschnallt.

Aber die Effekte der schlechten Versorgung der Bevölkerung waren in erster Linie in den Städten zu spüren, wo die Leute in den Wohnblocks lebten. Besonders diejenigen hatten zu leiden, die weder Connections noch Verwandte auf dem Land hatten. Auf den Dörfern bei den Bauern war davon nichts zu spüren.

Genauso war ich in der Zeit vor dem Umsturz in den Skigebieten des Bucegi und auch am Schwarzen Meer. In den Hotels war kein Mangel zu bemerken, was die Gastronomie betrifft. Allerdings ließ der dort präsentierte Standard oft zu wünschen übrig.

Die Einschränkung der Versorgung der Bevölkerung (Ceausescu reduzierte drastisch alles, was aus dem Ausland kam und mit harter Währung bezahlt werden musste) hatte zur Folge, dass im Herbst 1989. kurz vor dem Umsturz, Rumänien schuldenfrei war, was die Auslandsschulden betrifft.

Heute ist die Verschuldung aktuell bei 208,287 Milliarden Euro angelangt, und es wurde kein einziges Gebäude, keine Bahnlinie, keine Fabrik zusätzlich gebaut. Die wenigen Autobahnteilstücke wurden von der EU finanziert. Fast alle wichtigen Ressourcen des Landes wurden für ein Butterbrot an das Ausland verkauft. Die Nutznießer davon waren in den letzten Jahrzehnten nur die Politiker.

Nun will man die Schraube für die Bürger noch höher drehen, insbesondere, was Abgaben und Steuern betrifft.

Beispiele:

Rumänien hat die höchste Lohnsteuerabgabe in der EU: 40,85%

Beispiel für den Strompreis: https://ibb.co/WNhp7rMH

Der Trinkwasserpreis/m³ liegt in unserer Stadt bereits höher als in Wien.

Den Holzfrevel konnte der Österreicher Schwaighofer, für den ich mich als Österreicher schäme, auch nur mit Hilfe der korrupten Politiker durchführen. Damit meine ich das Abholzen in den Naturschutzgebieten. Als ihm nun der Knast drohte, hat er schnell seine ganzen Wälder in Rumänien an IKEA verkauft, die munter weiter machen. Schwaighofer selbst macht dasselbe nun in der Ukraine.

https://ibb.co/6ctz6WNb

Kurz vor Ostern konnte man nachlesen, dass das Parlament zu einem Gesetz der Kommunikationsüberwachung seine Zustimmung gegeben hat. Demnach kann der Staat durch seine Institutionen (SRI, etc.) sämtliche Telefongespräche, sämtlichen Mailverkehr, sämtlichen Briefverkehr etc. "zum Schutz des Staates" kontrollieren und überwachen.

Deshalb hat mich Deine Überschrift beim ersten Kommentar so aufgeregt:

Wie konnte Rumänien nach Ceausescu einen solch großen Sprung nach vorn machen

Das kann nur jemand fragen, der nicht in diesem Land lebt. Aber es gibt eine Schicht, zu der ich auch mich zähle, die diesen Wahnsinn bekämpft und dagegen hält.

Ceaucescu war ein Unikum

Miesepeter @, Dienstag, 22.04.2025, 14:46 vor 237 Tagen @ Plancius 1904 Views

bearbeitet von Miesepeter, Dienstag, 22.04.2025, 14:50

Hallo Plancius,

Die tiefgreifende Armut in Rumänien vor 1989 hat übrigens einen für Debitisten durchaus bemerkenswerten Hintergrund: Nicolae Ceaușescu war der wohl einzige Staatsführer des 20. Jahrhunderts, der eine radikale finanzpolitische Agenda der Schuldentilgung verfolgte, und den Traum eines Austrian-Ökonomen wahrgemacht und alle Staatsschulden Rumäniens, zumindest die Auslandsschulden, komplett zurückgezahlt hat.

Er glaubte, dieser Schritt würde dem Land nicht nur Unabhängigkeit sichern, sondern auch die Basis für wirtschaftliche Prosperität schaffen – eine Denkweise, die auch in manchen heutigen finanzpolitischen Diskussionen durchschimmert.

Um dieses Ziel zu erreichen, implementierte er über Jahre hinweg eine extrem rigide Austeritätspolitik. Die rumänische Wirtschaft wurde konsequent auf den Export ausgerichtet, mit der Konsequenz, dass die produzierten Güter dem Binnenmarkt entzogen wurden und dort fehlten. Die erzielten Exporterlöse verwendete das Regime nahezu vollständig zur Schuldentilgung.

In Rumänien addierten sich also eine extreme Austeritätspolitik und die mangelnde Koordination und Anreizstruktur in der Wirtschaft des Sozialismus aufgrund des fehlenden Komplexes Markt/Privatunternehmen/Wettbewerb.

Das Resultat war die totale Verarmung, was ihn letztendlich dann den Kopf gekostet hat.

Es könnte und müsste aufgrund seiner Einzigartigkeit ein allseits bekanntes Fallbeispiel sein, für die potenziell verheerenden sozialen Folgen einer ausschließlich auf Schuldenabbau fokussierten Austeritätspolitik, aber.....anyway.

Gruss,
mp

Stimmt alles, bis auf einen Punkt

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 22.04.2025, 17:02 vor 237 Tagen @ Miesepeter 1720 Views

Das Resultat war die totale Verarmung, was ihn letztendlich dann den Kopf gekostet hat.

Totale Verarmung? Mein Eindruck, auch noch im Jahre 1989, war der, dass ca. 50 % der Bevölkerung ganz gut, manche sogar sehr gut, auf Kosten der anderen 50% der Bevölkerung gelebt haben. Denen gings allerdings dreckig, gerade in den Wohnblocks. Es gab ja sehr viele, die sich dem Parteiapparat unterordneten, die Spitzel, usw. und die hatten, was sie brauchten. Die hatten auch Zugang zu den Inter-Shops, wo man auch Westwaren kaufen konnte, während das dem "normalen" Volk verboten war.

Ob ihn das dann letztlich den Kopf gekostet hat? Gute Frage. Es wird auf jeden Fall den Hass auf ihn und die Partei geschürt haben. Ich denke, dass einige andere Dinge gravierender waren. Für diejenigen, die hinter den Kulissen am Rädchen gedreht haben, war es vermutlich die erreichte Unabhängigkeit aufgrund der Auslandsschulden, die dann auf Null waren. Das hat denen sicher nicht gefallen. Die sog. Revolution wurde ja auch von ausländischen Agenten eingefädelt, sonst hätte sie vermutlich gar nicht stattgefunden. Montagsdemos so wie in Leipzig hat es dort nicht gegeben.

Da war noch die Distanz zum Kreml, die er immer bewiesen hat, und die Orientierung zu den Chinesen. Aber einer der ausschlaggebendsten Punkte war meiner Meinung nach der Plan, die Bauern komplett in die Kollektivwirtschaft einzugliedern und deren Familien in die Wohnblocks zu verfrachten. Das war bereits 1989 in der Anfangsphase und ich meine, dass ihm das hinsichtlich des Rückhalts in der Bevölkerung das Genick gebrochen hat.

Wobei viele glauben, dass sich das nur auf die deutschstämmige Bevölkerung bezogen hat, aber das stimmt nicht. Hab mich da mit einem orthodoxen Pfarrer in Beius unterhalten, auch dort hat man damit begonnen, und dort leben nur Rumänen.

Die Bauern hatten zwar keine großflächigen Äcker mehr, aber doch hinter dem Haus den Gemüsegarten, ein paar Obstbäume, ein paar Hühner, ein oder zwei Schweine und oft auch eine Kuh. Damit kam er immer über die Runden. Das dem Bauern wegzunehmen und ihn in einen Wohnblock zu stecken, da war dann Schluss mit lustig.

Multikausalität

Miesepeter @, Dienstag, 22.04.2025, 19:15 vor 237 Tagen @ helmut-1 1676 Views

Das Resultat war die totale Verarmung, was ihn letztendlich dann den Kopf gekostet hat.

Totale Verarmung? Mein Eindruck, auch noch im Jahre 1989, war der, dass ca. 50 % der Bevölkerung ganz gut, manche sogar sehr gut, auf Kosten der anderen 50% der Bevölkerung gelebt haben. Denen gings allerdings dreckig, gerade in den Wohnblocks. Es gab ja sehr viele, die sich dem Parteiapparat unterordneten, die Spitzel, usw. und die hatten, was sie brauchten. Die hatten auch Zugang zu den Inter-Shops, wo man auch Westwaren kaufen konnte, während das dem "normalen" Volk verboten war.

Ob ihn das dann letztlich den Kopf gekostet hat? Gute Frage. Es wird auf jeden Fall den Hass auf ihn und die Partei geschürt haben. Ich denke, dass einige andere Dinge gravierender waren. Für diejenigen, die hinter den Kulissen am Rädchen gedreht haben, war es vermutlich die erreichte Unabhängigkeit aufgrund der Auslandsschulden, die dann auf Null waren. Das hat denen sicher nicht gefallen. Die sog. Revolution wurde ja auch von ausländischen Agenten eingefädelt, sonst hätte sie vermutlich gar nicht stattgefunden. Montagsdemos so wie in Leipzig hat es dort nicht gegeben.

Da war noch die Distanz zum Kreml, die er immer bewiesen hat, und die Orientierung zu den Chinesen. Aber einer der ausschlaggebendsten Punkte war meiner Meinung nach der Plan, die Bauern komplett in die Kollektivwirtschaft einzugliedern und deren Familien in die Wohnblocks zu verfrachten. Das war bereits 1989 in der Anfangsphase und ich meine, dass ihm das hinsichtlich des Rückhalts in der Bevölkerung das Genick gebrochen hat.

Hallo Helmut,

Vielen Dank für diese Ergänzungen und Hinweise, wie so oft sind gesellschaftliche Prozesse sehr viel weniger monokausal als sie auf den ersten Blick erscheinen mögen.....

Gruss,
mp

Helmut hat natürlich Recht mit dem Wohlstand Rumäniens in den 60er Jahren.

Plancius @, Dienstag, 22.04.2025, 18:29 vor 237 Tagen @ Miesepeter 1783 Views

Nachdem Ceausescu den Ex-Staatschef Gheorghe Gheorghiu-Dej im Jahre 1965 ablöste, begann in Rumänien eine (kurze) Phase des Wohlstands. Der Wohlstand wurde mit eine Annäherung an den Westen, Distanz zum Kreml und USD-Krediten beim IWF erkauft.

Eine ähnliche Phase starken wirtschaftlichen Wachstums und Wohlstands gab es auch in der DDR mit der Neuen Ökonomischen Politik Walter Ulbrichts nach Schließen der Mauer 1961 bis Anfang der 70er Jahre.

Meine Eltern haben 1968 ihre Hochzeitsreise nach Rumänien gemacht. Bukarest war seinerzeit das Paris des Ostens. Ceausescu hatte die wunderschöne Bukarester Altstadt noch nicht abgerissen und das Erdbeben stand erst noch 1977 bevor.

Mamaia und Constanta waren mondäne Badeorte am Schwarzen Meer, ehe sie dem Verfall preisgegeben wurden und durch hässliche Retortenbadeorte wie Jupiter, Saturn und Neptun ersetzt worden sind.

Sinaia und Predeal in den Karpaten waren international anerkannte Luftkur- und Wintersportorte.

Ab Mitte/Ende der 70er Jahre verarmte Rumänien durch Ceausescus Austeritätspolitik, dessen Zielsetzung war, die Kredite des IWF aus den 60er Jahren wieder zurückzuzahlen.

Trotz des allgegenwärtigen Versorgungsmangels waren die Kirchen und zentralen Plätze in den Dörfern Siebenbürgens auch noch 1989 in einem tadellosen und topgepflegten Zustand. Auch Alba Iulia habe ich noch in sehr guter Erinnerung als eine wunderschöne, saubere und gepflegte Stadt.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

Einverstanden

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 22.04.2025, 18:42 vor 237 Tagen @ Plancius 1660 Views

Und noch ein Zusatz, der vermutlich denjenigen, die nicht in Rumänien leben und intensiven Kontakt zur Bevölkerung haben, unlogisch erscheint:

Aufgrund der riesigen Verschuldung und des Ausverkaufs der Ressourcen des Landes kommen immer mehr zu der Meinung, dass man damals zum Jahresende 1989 das falsche Schwein geschlachtet hatte.

Es gibt noch einige Wenige, die aufgrund ihrer politischen Tätigkeit das System durchschauen - Suizid.

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 22.04.2025, 21:40 vor 237 Tagen @ helmut-1 1902 Views

Leute, die sich politisch engagiert haben und einsehen mussten, dass sie mit dem Kopf an die Wand rennen. Leute, die nicht die Kraft aufbringen, einen Weg zu finden, der für sie einen Kompromiß in dieser schwierigen Zeit als Politiker ermöglicht. Leute, die an der Realität verzweifelt sind.

So jemand hat sich heute umgebracht. Es ist aus dem Fenster des 3. Stocks gesprungen. Bezeichnenderweise hat er die Funktion resp. die Tätigkeit der Geheimdienste angeprangert, nachdem nun die absolute Kontrolle der Kommunikation im privaten Bereich vom Parlament beschlossen wurde.

https://sibiu100.ro/eveniment/socant-un-fost-consilier-usr-s-a-sinucis-a-adus-acuzatii-...

Ich übersetze die Meldung:

Ein ehemaliger Stadtrat, ein Kandidat der USR für den Stadtrat von Tulcea, beging heute, am 22. April 2025, Selbstmord, wenige Minuten nachdem er eine Abschiedsnachricht aufgenommen hatte.
Er stürzte sich aus dem dritten Stock eines Wohnblocks in der Chiparosului-Straße in Tulcea.

Der ehemalige Kandidat für das Bürgermeisteramt von Tulcea im Jahr 2020 und Gemeinderatsmitglied erhob in seinem Beitrag schwere Vorwürfe gegen die Institutionen des rumänischen Staates und brachte seine tiefe Enttäuschung über die Gesellschaft, in der wir leben, zum Ausdruck.

Dies ist meine Abschiedsbotschaft an alle. Ich möchte Organspender sein. Bitte kommt nicht zu meiner Beerdigung, ihr macht euch nur unnötige Sorgen.

Die Wohnung meiner Mutter wird wahrscheinlich durch einen sogenannten Gasfehler explodieren. Ich bestehe darauf.

Liebe Leute, wir leben in einer ekelhaften Gesellschaft, die von Menschen geführt wird, die keine Menschen sind, sondern Neo-Menschen, Tiere. Die Institutionen, die für die Menschen arbeiten sollen, arbeiten nicht für die Menschen, sie beuten die Menschen aus.

Die Dienste, die sich um die Bürger kümmern sollen, beuten die Bürger aus. Die SRI (*), die SIE (**), Institutionen des organisierten Verbrechens, des Menschenhandels, des Drogenhandels, jede Institution, der man vertrauen kann.

Die Dienste haben zu viel Macht, sie beherrschen praktisch die Unterwelt. Wir leben in sehr unruhigen Zeiten, was wir am 4. und 18. Mai wählen, ist sehr wichtig.

Für mich ist der Weg besiegelt. Es gibt kein Zurück mehr. Ich habe genug, ich will nicht in so einer begrenzten Welt leben", schrieb Cristian Porneală in einem Kommentar zu seinem eigenen Video, das fast fünf Minuten dauert

Wenige Minuten nach der Veröffentlichung der Botschaft stürzte sich Cristian Porneală aus dem dritten Stock des Gebäudes, in dem er lebte.

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(*) SRI = Inlandsgeheimdienst, Nachfolger der Securitate
(**) SIE = Auslandsgeheimdienst
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Nun an Plancius:

Versuch mal zu verstehen, wohin dieses System abdriftet, nämlich in die Diktatur. Versuch mal zu verstehen, dass ich mich aufrege, wenn man von einem großen Sprung nach vorne in Rumänien spricht. Auch wenn Du, wie Du schreibst, eine andere Sicht auf die Dinge in den Fokus rücken willst.

Ich versuche, so weit wie möglich authentisch über diese Zustände zu berichten. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass die meisten Leser meinen, dass ich da übertreibe, nach dem Motto: So etwas kann es doch in der heutigen Zeit nicht geben.

Es ist die Realität. Brüssel schweigt dazu, weil die liebe Ursula in eine Gesinnungsgemeinschaft mit der NATO eingegangen ist.

"nämlich in die Diktatur"

Mirko2, Dienstag, 22.04.2025, 21:54 vor 237 Tagen @ helmut-1 1817 Views

Schreibe ich seit Monate:

[image]

Noch eine Klarstellung für diejenigen, die meinen, mit der Korruption in Rumänien ist es nicht so schlimm

helmut-1 @, Siebenbürgen, Donnerstag, 24.04.2025, 06:31 vor 236 Tagen @ helmut-1 1555 Views

bearbeitet von helmut-1, Donnerstag, 24.04.2025, 06:43

Der Vorsitzende des obersten rumänischen Gerichts, des Verfassungsgerichtshofes, wurde in einem Hotel im Nachbarland Moldawien in flagranti als Pädophiler ertappt. Daher werden die Wünsche der Regierung 1:1 umgesetzt, weil die Regierung schützt ihn vor einer Anklage.

Genau dasselbe trifft auf den obersten Chef der rumänischen Wahlbehörde zu, die auch über die Zulassung von Kandidaten und über die Rechtmäßigkeit einer Wahl entscheiden.

Für mich als jemand, der nun schon mehr als 21 Jahre in diesem Land lebt, einfach unverständlich, wohin dieses Land abgedriftet ist. Das alles ist nur möglich, weil der Rückhalt von Brüssel und von der NATO funktioniert. Das alles nur mit dem Ziel, als Präsidenten in Rumänien einen Mann zu bekommen, der weiterhin zu allem „Ja und Amen” sagt, was Brüssel und die NATO vorgeben.

Sämtliche europäische und mondiale juristische Institutionen spielen dabei mit, wie Brüssel, Den Haag und Straßburg. Lediglich die Venedig-Kommisssion hat eine negative Beurteilung der Vorgänge in Rumänien veröffentlicht, die aber keine Folgen für die politische Führung in Rumänien hatte. Die Venedig-Kommission hat nur eine beratende Funktion.

https://de.wikipedia.org/wiki/Venedig-Kommission

Über die totale Kontrolle und die Eliminierung des Datenschutzes in der privaten Kommunikation habe ich schon berichtet, aber ich wiederhole es der Vollständigkeit halber:

Kurz vor Ostern konnte man nachlesen, dass das Parlament zu einem Gesetz der Kommunikationsüberwachung seine Zustimmung gegeben hat. Demnach kann der Staat durch seine Institutionen (SRI, etc.) sämtliche Telefongespräche, sämtlichen Mailverkehr, sämtlichen Briefverkehr etc. "zum Schutz des Staates" kontrollieren und überwachen.

Am 22. April kam die Meldung über einen weiteren Beschluss, der der besseren Kontrolle der Bevölkerung dient:

Man ist irgendwo im Land gemeldet, wie es das Meldegesetz vorschreibt. Aber man hat noch andere Adressen, wo man wohnen kann. Wenn im Personalausweis nicht die Adresse drinsteht, unter der man jederzeit anzutreffen ist, dann wird man seit Neuestem bestraft.

Wie sang man damals vor 90 Jahren in Deutschland:

"....Wir werden weiter marschieren, bis alles in Scherben fällt,...."

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