Proteste in Bulgarien - was sagt aprilzi dazu?

helmut-1 @, Siebenbürgen, Sonntag, 23.02.2025, 08:53 vor 311 Tagen 1761 Views

bearbeitet von helmut-1, Sonntag, 23.02.2025, 09:02

Die gewöhnlich gut informierte Seite "Turnul Sfatului" aus Hermannstadt berichtet heute morgen über das Nachbarland Bulgarien:

Die Übersetzung auf deutsch:

Gewalttätiger Protest gegen den Euro in Bulgarien. Molotow-Angriff auf EU-Vertretung
23. Februar 2025 08:50

Rechtsextreme Gegner des bulgarischen Euro-Beitritts haben am Samstag das Büro der EU-Vertretung in Sofia mit Molotow-Cocktails angegriffen, berichtet AFP, wie von Agerpres aufgegriffen.

Einem Journalisten von France Presse zufolge, der vor Ort war, versuchten die Demonstranten, das Gebäude der offiziellen EU-Vertretung zu stürmen, was von der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, verurteilt wurde.

Die rechtsextreme prorussische Partei Vazrajdane organisierte am Samstag eine Kundgebung mit 2.000 bis 3.000 Gegnern der Euro-Einführung in dem EU-Mitgliedstaat, der die Einheitswährung einführen will.

Die Demonstranten setzten Schaufensterpuppen in Brand, die europäische Beamte darstellten, darunter die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde.

Sechs Personen wurden verhaftet und zehn Polizisten leicht verletzt, als die Menge mit Tränengas auseinander getrieben wurde.

„In Europa machen wir von unserem Recht Gebrauch, friedlich zu demonstrieren. Gewalt und Vandalismus sind niemals eine Lösung“, fügte sie hinzu.
„Wir verurteilen die Angriffe auf die Vertretung der Europäischen Kommission in Bulgarien aufs Schärfste“, schrieb die bulgarische Regierung auf Facebook.

„Angriffe auf Institutionen sind inakzeptabel“, insbesondere ‚wenn sie von Sympathisanten einer Partei kommen, die im Europäischen Parlament vertreten ist‘, fügte die Exekutive hinzu.

Bulgarien wartet seit vielen Jahren darauf, der Eurozone beizutreten, und seine Regierung hat kürzlich ihre Bemühungen verstärkt, die Anforderungen der EZB zu erfüllen, in der Hoffnung, den Euro im Jahr 2026 einführen zu können.

Die bulgarische extreme Rechte fordert ein Referendum über die Beibehaltung der Landeswährung Lewa. Das Parlament hat sich jedoch geweigert, ein solches zu organisieren, und das Verfassungsgericht hat die Entscheidung des Parlaments bestätigt.

Das ist eine Blaupause, so wie man in Rumänien Politik macht. Über die wichtigen Entscheidungen eines Landes wird das Volk nicht miteinbezogen. In Rumänien gabs keine Volksabstimmung für den Beitritt zur NATO, auch nicht zur EU. Man sagte, die Politiker, die ja vom Volk gewählt wurden, müssen das entscheiden.

Nur ganz wenige Länder lassen in den wichtigen Entscheidungen das Volk abstimmen. Österreich z.B. hatte eine Volksabstimmung über den Beitritt zur EU abgehalten.

Demokratie, eine Wortkombination aus "demos kratos" (= alle Macht dem Volke) ist sowas wie Augenauswischerei.

Quelle:

https://www.turnulsfatului.ro/2025/02/23/protest-violent-impotriva-euro-in-bulgaria-ata...

(dort sieht man auch das Titelfoto aus Bulgarien)

Ich lach mir mal wieder einen Ast, wenn ich so manche deutschsprachige Berichterstattung über diesen Vorfall lese. Zumindest wird nur sehr ungern über eine Anti-Euro-Demo in einem EU-Land am heutigen Wahltag in Deutschland berichtet.

Heute gäbe es auch in Österreich keine Volksabstimmung mehr

sensortimecom ⌂ @, Sonntag, 23.02.2025, 09:06 vor 311 Tagen @ helmut-1 1541 Views


Nur ganz wenige Länder lassen in den wichtigen Entscheidungen das Volk abstimmen. Österreich z.B. hatte eine Volksabstimmung über den Beitritt zur EU abgehalten.

Demokratie, eine Wortkombination aus "demos kratos" (= alle Macht dem Volke) ist sowas wie Augenauswischerei.

Das, was in den letzten 5, 6 Jahren hierzulande vor sich geht, hat wenig bis gar nix mit Demokratie zu tun.

Hintergrund und Video

Radegast @, Balgurische Schwarzmeerküste, Sonntag, 23.02.2025, 16:01 vor 311 Tagen @ helmut-1 1215 Views

bearbeitet von Radegast, Sonntag, 23.02.2025, 16:09

Die Demonstration gegen die Einführung des Euros war genehmigt und fand ursprünglich vor der Bulgarischen Nationalbank (BNB) statt. Dort war vor kurzem ein internes Schreiben verfaßt worden, daß vor den ernsten wirtschaftlichen Folgen eines Beitritts zum Euro warnt. Dieses Schreiben ist publik geworden und ist Auslöser der letzten Proteste.

Das Gebäude der Europäischen Kommission liegt nur einige 100 Meter entfernt von der BNB (ein 5 Minuten-Marsch). Das hat der Protestzug ausgenutzt und ist plötzlich von der genehmigten Route abgewichen und zum Gebäude der Europäischen Kommission gezogen. Dort wurden an der Fassade großflächig mitgebrachte Eier mit roter Farbe verteilt und ein Redner rief dazu auf, sich gewaltsam Zutritt zum Gebäude zu verschaffen. Der Versuch schlug fehl.

Video: https://www.pewasoft.com/.dgf/Sofia,%2022.02.2025.mp4

Die Geschehnisse werden von den Behörden hauptsächlich als Akt von Vandalismus eingestuft. Wie auf dem Video zu sehen ist, ist die Menschenmenge klein, die Erfolgsaussichten waren von Anfang an gering. Die Menschen hier sind auch allgemein nicht gewillt, schnell Gewalt anzuwenden. Protestiert wird dagegen oft und gerne.

Die Bemühungen, Bulgarien reif für den Euro-Beitritt zu machen, sind schon 15 Jahre alt, wurden aber Gott-sei-Dank immer wieder von mutigen oder weisen Bulgaren vereitelt. Den meisten hier ist nicht klar, was eine Euro-Einführung für das offiziell ärmste Land der EU bedeuten würde. Viele sehen nur Honig, Milch und gebratene Tauben, haben aber von Finanzwirtschaft keinen Schimmer.

Dazu muß man wissen, daß der Bulgarische Lev 1:1 an die alte DeutschMark gekoppelt ist: 1 Lev = 1 DM. Bei einer Euro-Einführung würde hier also dasselbe passieren, was 2002 in Deutschland passierte: alle Preise würden sich über Nacht ca. halbieren. Den Effekt auf den bei einem solchen Gefüge sofort eintretenden Kaufkraftverlust durften wir alle in Deutschland beobachten, als wir nach 6 Monaten im Bereich der täglichen Verbrauchsmittel und im gastronomischen Gewerbe eine Inflation von 50%-80% hatten. Schließlich sind die Zahlen jetzt viel kleiner und Preissteigerungen fallen überhaupt nicht mehr auf.

Wenn so etwas in Bulgarien mit seiner viel höheren Korruption als in D passiert, wird es den Menschen und der hiesigen Wirtschaft das Genick brechen. Diese Perspektive haben die Leute hier nicht auf dem Schirm und das ist es, wovor das interne Papier der BNB warnt. Doch allzu gut erinnern sich die Menschen hier an die 90er und wissen sehr gut, was es bedeutet, wenn ein Staat praktisch bankrott geht. Die darauffolgende Kopplung des Lev an die DeutschMark war das Ergebnis, so etwas sollte nie wieder passieren.

Wenn der Euro eingeführt wird, werden die Leute wieder ihr Geld verlieren, und darum geht es bei den Protesten. Egal, wie oft korrupte EU-Politiker das Gegenteil behaupten.


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Falschinformationen auf X (Twitter)

Radegast @, Balgurische Schwarzmeerküste, Montag, 24.02.2025, 16:07 vor 310 Tagen @ Radegast 1015 Views

Dies ist nicht am Gebäude der Europäischen Kommission. Dies ist die genehmigte Demonstration vor der Bulgarischen Nationalbank. Gut zu erkennen am berühmten gelben Plaster, daß es nur auf der dortigen Straße gibt.

https://twitter.com/rosenbusch_/status/1481282300696539137

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