Das (ehemalige) Geheimnis des deutschen Wirtschaftserfolgs

nereus, Dienstag, 17.12.2024, 13:57 (vor 4 Tagen) @ stokk'2095 Views

Ich häng das mal hier drunter, um keinen neuen Thread aufzumachen, sonst wird wieder die hiesige Beschwerdeabteilung tätig. [[freude]]

Alex Krainer hat in seinem aktuellen Artikel Bemerkenswertes zu Deutschland geschrieben.
Er beleuchtet das, was meistens außen vor bleibt, aber essentiell ist.
Vor allem wenn man „aufräumen“ will und es noch einmal versuchen möchte, sollte man sich das Nachfolgende zu Herzen nehmen.

Auszüge aus dem Artikel:

Zu den Standarderklärungen für diese traurige Entwicklung gehören in der Regel die Kritik an der unfähigen Regierung, die Verfolgung einer Netto-Null-Politik und das Erleiden von Kollateralschäden im Krieg des Imperators gegen Russland.
Alle diese Erklärungen enthalten ein Element der Wahrheit, aber was bei solchen Diskussionen meist fehlt, sind die Geheimnisse des deutschen Erfolgs.
..
Bis vor etwa zehn Jahren war Deutschland die Export-Supermacht Nr. 1 in der Welt.
Aber anders als man vermuten könnte, waren die meisten deutschen Exporte keine Produkte bekannter und anerkannter Marken wie Bosch, Mercedes oder BMW.
Mehr als 50 % der deutschen Exporte waren Produkte und Dienstleistungen, die von den (einst) aufstrebenden kleinen und mittleren Unternehmen entwickelt wurden, von denen Sie vielleicht noch nie etwas gehört haben.
Diese Unternehmen aber waren der Motor der deutschen industriellen Dynamik.

Quelle: https://alexkrainer.substack.com/p/the-magic-essence-of-economic-development

Nun, so ganz neu ist das auch nicht, doch was befähigte die mittelständische Wirtschaft zu ihren Erfolgen?
Ihre Verwurzelung in der Heimat?
Ja, das auch, aber das ist nur ein Nebenaspekt.
Oder gar die tollen Ingenieure?

Wir haben immer Geschichten über die hervorragende deutsche Ingenieurskunst und die gut ausgebildeten und disziplinierten Arbeitskräfte usw. gehört.
Aber das sind Kindermärchen, die am Ziel vorbeigehen und nichts erklären.

Ja, zum Kuckuck, was ist es denn dann? [[hae]]

Es geht wie immer um`s Geld oder besser den Kredit.
Dabei bezieht sich Krainer in seinem Artikel auch auf den hier nicht unbekannten Richard Werner.

Vielmehr, so Werner, liege das Geheimnis des deutschen Erfolgs, der trotz biblischer Krisen in dieser Zeit eine 200-jährige Kontinuität aufweist, in seinem Bankensystem, das Werner als das beste der Welt bezeichnete.
Auch der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Michael Hudson schrieb ausführlich über das deutsche Industriebankwesen.

Deutschland hatte die größte Anzahl von Banken in Europa: etwa 1.500 kleine, lokale Banken.
Ganze 70 % dieser Banken waren gemeinnützige Bankinstitute.
Ihr Kerngeschäft war die Finanzierung lokaler kleiner und mittlerer Unternehmen.
Sie pflegten in der Regel enge Beziehungen zu ihren Kunden und beteiligten sich aktiv an deren Geschäftsentwicklung, indem sie ihnen bei der Finanzierung und Organisation ihres Betriebs und ihrer Finanzen, bei der Erschließung neuer Märkte und bei der Vernetzung mit anderen, ähnlichen Unternehmen halfen.

Aha.

.. mit reichlich Krediten zu günstigen Konditionen konnten die Familienunternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen entwickeln und Märkte dafür finden.
Die zweite und dritte Generation der Familie, die über fortgeschrittene Abschlüsse in den Bereichen Ingenieurwesen, Design, Chemie oder Biotechnologie verfügt, könnte die Angebote des Unternehmens verfeinern und perfektionieren und sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren weltweiten Konkurrenten verschaffen, die nicht in den Genuß eines solch fruchtbaren und günstigen Umfelds kommen und sich nicht trauen, langfristige Verpflichtungen für die Entwicklung ihres Unternehmens einzugehen.

Das liebe Geld – wer hätte das gedacht? [[zwinker]]
Das heißt klein ist fein und groß ist es offenbar nicht.

Im Gegensatz dazu neigen die großen, zombifizierten Konzerne dazu, staatliche Abhängigkeit zu erzeugen, Innovation und Dynamik zu töten und das zu schaffen, was David Graeber „Bullshit-Jobs“ nannte…

Abgesehen von dem Missgeschick der derzeitigen Regierung mit dem Projekt Ukraine und ihrem Engagement für die Global Goals und die Netto-Null-Politik wurden die Grundlagen des deutschen wirtschaftlichen Erfolgs von der Europäischen Zentralbank bewusst und nachhaltig angegriffen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Bankwesen zu konsolidieren und kleine lokale und regionale Banken zu zerstören.

In der gesamten EU hat die EZB bisher rund 6.000 kleine Banken ausgemerzt und damit in vielen Fällen Europas KMUs ihrer finanziellen Lebensgrundlage beraubt.

Wir könnten uns auch fragen, warum die Strukturanpassungen des IWF die Volkswirtschaften seiner Kunden immer weiter von einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und Wohlstand entfernen.

Dies sind keine Unfälle einer inkompetenten Führung.
Die Grundsätze, die ich oben zusammengefaßt habe, werden von den politischen Entscheidungsträgern auf höchster Ebene sehr wohl verstanden - oder sie sollten es zumindest.
Was wir erleben, ist eine absichtliche Zerstörung der deutschen und europäischen Wirtschaft.

Es ist sehr spannend – wenn auch nicht schön – zu erleben, wie einst tiefrote Länder, wie Russland und China die Lehren ihres Scheiterns beherzigt haben und die einstigen Champions des Westens ihr Heil in einer neuen Sowjetisierung sehen.

mfG
nereus


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