Kleiner Reisebericht aus China 2024 (mT)
bearbeitet von DT, Mittwoch, 04.12.2024, 03:52
Zum Glück hat China seine Visapflicht für Deutsche, die noch 2023 bestand, wieder gekippt. Aufgrund der Tolpatschigkeit unseres Plapperlenchens mußte man für eine Chinareise 2023 nach Frankfurt fahren, in Person einen Visaantrag stellen, nachdem man sich dort ein eine sehr professionell gemanagte Schlange gestellt hatte (anders als Ausländer bei den Amis im Konsulat in Frankfurt, wo willkürliche Erniedrigungen an der Tagesordnung sind). Im Visaantrag mußte man sämtliche Telefonnummern aller Arbeitgeber angeben (selbst die verstorbenen), incl. Beruf der Eltern, Daten usw.
Man kam sich vor, als wolle man nach China einwandern und nicht nur ein paar Tage Business machen und High Tech Made in Germany verkaufen. Anyway, das ist jetzt gekippt, und man kann seit Anfang des Jahres einfach so hinfahren und 15 Tage visafrei bleiben. Auf meine Nachfrage hieß es, die Methode letztes Jahr sei eine „Revanche“ dafür gewesen, wie Chinesen in den USA und dann leider auch unter dem Lenchen (oder soll man sagen „unter Jennifer“) in Deutschland behandelt würden.
Anyway, ich war 3x da und war tief beeindruckt. Seit 2019, vor Corona, hat sich das Land nochmal total gewandelt. Sind damals Tausende von Audis, BMW, Mercedes und VW auf den Straßen umhergefahren und war die Luft über den Städten doch schon ganz schön oft dick und stickig, habe ich dieses Jahr praktisch nur blauen Himmel (wenn es nicht geregnet hat) und fast nur noch chinesische Modelle gesehen, auch den ein oder anderen Tesla. Besonders in Guangzhou ist mir das aufgefallen. Dort standen vor den feineren Hotels, die immer noch weit unter 100 EUR die Nacht kosten, fast nur noch BYD und andere Marken, die ich nicht kenne.
Die alten Taxis, gelb-grün, die man üblicherweise gefahren ist, und die wie VW Santana aussahen, gibt es fast nicht mehr. Dafür die ganzen neuen chinesischen Marken, und praktisch alle als E-Fahrzeuge. Interessant: innen sehen sie eher wie ein Audi oder Mercedes aus, mit Knöpfen, Hebeln, selbst ein Automatik-Ganghebel, und dazu ein großes Display, aber oft haben sie noch ihr Smartphone mit einem Halter dazu angebracht, auf dem dann das Pendant von Google Maps läuft (so eine Art Alibaba-Maps). Ich hab die App auch, symbolisiert durch einen Papierflieger, aber ich kann das Chinesisch nicht lesen. Es reicht aber, zu seinem Hotel zu finden und seinen Standort zu lokalisieren und die UBahnen zu finden, wenn man alleine in der Stadt unterwegs ist. Mit einer chinesischen E-Sim ist das auch kein Problem, und google translate übersetzt alle chinesischen Beschriftungen, indem man einfach ein Foto macht und das anklickt. Dann kommt man selbst an abgelegenen Bushaltestellen zurecht.
Meine Ansprechpartner dort haben mich auch zT persönlich abgeholt bzw. zum Flughafen gefahren und wenn ich mir das Auto angeschaut habe (Elektro natürlich) und sie dazu gefragt habe, meinten sie, sie mögen die Tatsache, daß es nicht so radikal anders ist als ein Tesla, wo es zT ja noch nicht mal mehr den Lenkradhebel für Vorwärts und Rückwärts gibt, sondern nur noch einen Schieber auf dem Display, sondern daß es sich anfühlt wie ein normales Auto, aber eben elektrisch ist! Clever!
Die Modelle sehen alle sehr schick aus, so ein bisschen wie der Volvo Polestar (Volvo ist ja jetzt auch zu Geely in China gehörig). Nach dem Preis gefragt für ein Auto, was ungefähr so groß wie ein Polestar ist, sagte mir mein Ansprechpartner, die längen zwischen 25000 und 35000 EUR. Wow!
Und jetzt kommt der Hammer: das Verdienst bei Firmen in der Hightechbranche wie Huawei sei für Absolventen mit Promotion zB in Informatik, Elektrotechnik oder Mikroelektronik momentan bei 100 000 EUR im Jahr!!! Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das gibt es meines Wissens noch nicht mal bei Siemens oder Huawei Deutschland. Vielleicht zahlt Google in München für KI-Informatiker zum Einstieg so viel, aber die deutsche Autoindustrie zahlt meines Wissens so etwas nicht für Informatiker direkt nach der Promotion.
Wohnungen sind für ca 300-500 kEUR für 100-150 m² zu haben in den üblichen Wohntürmen. Was mir allerdings aufgefallen ist in allen Städten in denen ich war, daß tatsächlich sehr viele Wohnturmprojekte (typischerweise reden wir von 100-150 m hohen Türmen mit Schachtelförmigen Apartments, von denen dann 20-40 Türme nebeneinander stehen) Stillstand haben. Man sieht, daß sie nur aus Beton fertiggebaut sind, das Glas fehlt. Oder es steht noch ein Kranwald nebendran, der aber komplett still steht. Da könnte man locker einen Großteil von unseren „Fachkräften“ hin verfrachten und unterbringen, soviel Platz steht da leer.
Was mir aufgefallen ist, ganz extrem, ist auch die Tatsache, wie weit China schon voraus ist mit seinen F&E Bemühungen. Im Jahr werden 1 Mio Ingenieure an den Unis fertig, und die Unis sind hypermodern ausgestattet. Die Menge von High-Tech, die man überall sieht, auf den verschiedensten Sektoren, ist atemberaubend, und ich glaube, daß die Amis momentan den größten Fehler überhaupt machen, keine Chinesen mehr ins Land zu lassen, um ihre Messen und Kongresse zu besuchen, denn auf diese Art und Weise bekommen die Amis in der großen Masse überhaupt nicht mit, wie weit die Chinesen schon sind. Umgekehrt kommen auch nur noch wenige Amis nach China, sie boykottieren das Land weitest gehend, und das ist der größte Fehler in meinen Augen, denn sie sehen nicht, was da abgeht.
Nach meinen Besuchen dachte ich, vor allem in Guangzhou, daß ich im 22. Jahrhundert gelandet bin. An einer Straßenecke stehend und darauf wartend, daß die Ampel grün wird, dachte ich, man hört ja gar nichts, und da rauscht der Verkehr an einem vorbei und auf den kleinen Parallelstraßen für die Fahrräder und Mopeds, die neben den großen Straßen entlang führen, hört man NICHTS. Vor allem in Bezug aufdie E-Roller ist das sehr tückisch, denn die rollen mit 25 km/h heran und sind sehr dicht an einem an der Ampel und man kriegt nichts mit. Die haben oft Batterien, die man in kleinen Läden (so von der Art Sevel-Eleven) austauschen kann. Leer gegen voll. Auch gibt es überall Ladestationen wo man seine Akkus reintun kann. Gezahlt wird mit WeChatPay oder AliPay mit dem Handy, aber mit cash kommt man schon noch durch, auch an den Bezahlautomaten in den UBahnstationen.
Joe68 hat ja gefragt, wo die ganzen E-Autos aufgeladen werden. Da ich mehr an den Hotels rumkomme sehe ich dort natürlich überall die Ladesäulen. Aber wenn man durch die Stadt fährt, gibt es auch große Parkplätze mit Dutzenden von Säulen, a la Tesla Ladestationen bei uns. Ob in den ganzen Hochhaus-Wäldern unten in den Tiefgaragen Ladesäulen sind weiß ich nicht. Was ich aber weiß ist daß die Chinesen in den letzten Jahren Hunderte (!) von GW an Solar- und Windkraftanlagen aufgestellt haben. 1 GW ist wie ein Block eines AKWs, nur daß er eben nicht permanent läuft. Aber das hat geholfen, die Stromversorgung umzustellen, einige der innerstädtischen und dreckigsten Kohlekraftwerke abzuschalten und die Luft deutlich zu verbessern. Auch hilft die Tatsache, daß max nur noch 40% Verbrenner sind (zumindest in Guangzhou, weiter westlich im „Hinterland“ ist die Quote noch nicht ganz so hoch).
Wenn man am Sonntag morgen aus dem Hotelzimmer schaut um 7.30h dreht sich auf der benachbarten Hochhausbaustelle bereits der Kran, und Ameisen wuseln umher, und man sieht die Blitze des Schweißgeräts im 50. Stock. Sonntag morgens, wohl gemerkt! Samstags ist selbstverständlich Business von morgens bis abends, auch in den High-Tech-Firmen. Anberaumte Treffen am Samstag morgen sind eine Selbstverständlichkeit.
Wenn bei uns die faulen Rentner der Alt-68er nach nur 21 Jahren „Arbeit“ bereits mit 60 in „Altersteilzeit“ gehen und dann zu Berufsurlaubern werden und das Rentensystem belasten, vergleiche man das einmal mit den Chinesen. Selbst bei einem Vollzeitarbeiter, der 42 oder 44 Stunden die Woche bei uns arbeitet, arbeitet ein Chinese 40% mehr (7 statt 5 Tage). Nach der Urlaubsregelung hab ich nicht gefragt.
Die Kinder werden in der Schule entsprechend gebimst und müssen bis in den Abend hinein fleißig MINT Hausaufgaben machen, viel Mathe, aber auch viel Sprachen, und die englische Aussprache ist in den letzten Jahren auch aufgrund von DuoLingo viel viel besser geworden.
Fast jetzt nutzt VPN und hat dadurch Google und die westlichen Medien. An vielen Stellen bekommt man aber trotzdem das westliche Internet, und in den Hotels ist auch Google oft vorhanden.
Läuft man durch die Stadt, zB samstags nachts, dann sieht man Zehntausende Menschen die draußen sind. Zum Teil um essen oder aus zu gehen, aber auch in den ärmeren Vierteln, die dann noch Hemden nähen, Labels auf Poloshirts draufnähen, und ständig fahren die E-Mofas umher, zT mit einer Kiste hinten drauf oder einem Anhänger dran und fahren die Waren hin und her. Selbst nach Mitternacht sieht man in Sweat Shops die Leute an ihren Nähmaschinen sitzen. Und natürlich ist Business rund um die Uhr angesagt, wie in einem riesigen Ameisenhaufen.
Keine Sekunde hat man sich unsicher oder bedroht oder mulmig gefühlt, was Alltag in NY, San Francisco oder Los Angeles in bestimmten Gegenden ist oder auch an den Bahnhöfen in Köln, Stuttgart, dem Dreckloch Berlin sowieso oder auch Duisburg, Hamburg usw.
Die Chinesen selbst sind extrem gut angezogen, vor allem die Damenwelt. Auf das Aussehen wird noch Wert gelegt und man tritt gepflegt auf. Solche stinkenden, verzottelten oder schlecht rasierten Alt-68er oder Fachkräfte wie sie einem bei uns in der U- oder S-Bahn oder auf den städtischen Straßen in Überzahl begegnen findet man dort überhaupt nicht. Daß diese alle auf die Minute oder auf die Sekunde pünktlich sind und blitzsauber sind, weil Hunderte von fleißigem Ameisen über raumlaufen und den kaum vorhandenen Dreck und Staub aufkehren, wischen und waschen und alles blitzblank machen, sogar die Außenhülle der ICEs nach jeder Fahrt, während bei uns die Züge verdreckt sind als wären sie 3 Monate am Stück ohne Reinigung durch Südeuropa gefahren, die Ubahnstationen blitzblank sind, daß man praktisch vom Boden essen könnte, habe ich ja schon in der Vergangenheit gesagt und daran hat sich nichts geändert. Wie einfach wäre das, unseren „Fachkräften“ Wischmops, Putzlappen und Staubsauger in die Hand zu drücken und den öffentlichen Raum, an dem sie sowieso so gerne abhängen, sauber machen zu lassen als Preis dafür, daß sie hier fürstlich durchgefüttert und gepampert werden. Wenn man dann wieder zurück nach Frankfurt kommt und den unfaßbar verdreckten Fernbahnhof am Flughafen sieht, möchte man Grube, Pofalla und Lutz einfach nur mit dem Kopf in den Dreck stoßen.
Wie kann es sein, daß das Eingangsportal nach Deutschland seit Jahren oder Jahrzehnten keine Reinigung der vielen Fenster in der Glashalle an den Bahnsteigen mehr gesehen hat? Wieso ist das nicht vorgesehen? Wieso ist der Boden von den Bahnsteigen bis hoch zum Squaire so verdreckt, als hätte Tausende von Leuten ihr Kaugummi dort drauf gespuckt? Wieso werden die Rolltreppen, die Seitenteile und Griffe nicht permanent gereinigt? Ich habe in Istanbul auf dem Flughafen beim Hinflug an einer Stelle eine nicht funktionierende Rolltreppen, genauer gesagt ein Laufband gesehen, das nicht funktioniert hat. Da war dann morgens um 1.00h (1h nach Mitternacht) ein Techniker dran, der das repariert hat. Was ist mit den ganzen Technikern und Ingenieuren, die Erika eingeflogen hat? Wieso funktionieren die Aufzüge von Thyssen weltweit überall, NUR NICHT BEI UNS??? Das kann doch nicht wahr sein! Soviele kaputte Rolltreppen, Aufzüge etc. wie bei uns, sogar schon in Frankfurt am Flughafen, wo praktisch jeder Koffer hat, kann es doch gar nicht gehen! Fraport, hallo??? Schon mal durch Eure Halle gelaufen? Schonmal in Istanbul, Singapur, China gewesen und verglichen??? Kriegt Ihr denn gar nichts mehr auf die Reihe und könnt noch nicht mal mehr Eure primären Aufgaben, nämlich Leute von A nach B zu bringen, erfüllen?
Bei der Unterhaltung mit den Leuten dort in China habe ich nur positives Denken, den Blick nach vorne, das Bewußtsein von „wir können was, wir schaffen was, wir bauen eine bessere Welt auf“ erlebt und das Bewußtsein, es den verhaßten Amis, die die Welt ausplündern und sich auf Kosten anderer Länder bereichern, zu zeigen. Man wird sie eines Tages nicht mehr brauchen und auch die Halbleiterfertigung auf eigene Beine stellen. Was momentan in Richtung KI und intelligente Chips dort abgeht, läßt einen nur noch sprachlos zurück. Und was mich am meisten beeindruckt hat: der 08-15 Ingenieur kann selbstverständlich Python, Java, Matlab etc., da wird nicht lang gefackelt, da wird automatisiert, was das Zeug hält. Schnell man einen Arduino oder einen Raspberry eingebaut für die Steuerung und Automatisierung, schnell man programmiert, das kann praktisch JEDER!
Und von wegen Chinesen wären nicht kreativ. Was ich alles so an High-Tech gesehen habe, hat mir den Atem geraubt. KI ist praktisch überall im Einsatz beim Auswerten und bei der Analyse von Meßdaten, und gerade auch bei der Bilderkennung, zB im Medizintechniksektor, läuft da unheimlich viel. Die Anzahl der Patentanmeldungen aus China steigt weiterhin rasant und auch im wissenschaftlichen Sektor, soweit ich das beurteilen kann, sind die Chinesen mit an der Spitze. Kein Wunder bei den Investitionen mit High-Tech aus aller Welt, dafür ist Geld ohne Ende da und wenn was gebraucht wird, dann wird es einfach gekauft, solange das noch geht!
Im Vergleich dazu ist Singapore, wo ich danach war und das bisher mein Favorit war, fast schon ein bisschen altbacken. Die vielen Verbrenner merkt man dann schon, und nachdem man in China war, wundert sich, was ein Aston Martin oder ein Maserati auf der Straße zu suchen haben. Denn einer meiner Kontakte hat mir gesagt, als ich nach Porsche fragte: „You know, we don’t need the muscle cars anymore with the big acceleration, our electric cars can do that as well.”
Wenn man dann wieder zurück ist in Deutschland bekommt man nur noch den Frust. Verdreckte kaputte Bahnhöfe mit den ganzen Bereicherern, nicht funktionierende, verdreckte und unpünktliche Züge, von A nach B zu kommen ist ein Glücksspiel usw usw. Frust ohne Ende!
Und die Schuldigen sind bekannt und benannt, aber niemand will sie zur Rechenschaft ziehen, und der Fisch stinkt am meisten vom Kopf her.
Jetzt bin ich in Australien, und ich sehe, daß das Land noch brummt und überall noch Hochhäuser gebaut werden. Den Leuten geht es gut, sie prassen und genießen das schöne Leben. Verglichen mit China sind die knatternden Verbrenner, oft mit Klappenauspuff, die SUVs und die Outdoor-Allroader fast schon anachronistisch. Aber die Angst macht sich, zumindest im Fernsehen, bereits breit, denn nichts fürchten die Australier mehr, als daß Trump ihnen eine Rohstoffblockade aufdrückt und sie ihre Hunderte von Schiffe mit Kohle, Erzen und Mineralien nicht mehr nach China liefern können. Erste Anzeichen eines Rohstoff-Handelskrieges sind ja schon zu hören, wo China den Amis kein Antimon, Gallium und Germanium liefern möchte… dann wird es hier ganz duster werden, denn eine nennenswerte Industrie hat Australien nicht, und neben dem Miningsektor und dem Touristmus (auch mit vielen Asiaten und gerade Chinesen) verdient man hier an reichen Chinesen, die die „Bildungsindustrie“ in Anspruch nehmen wollen und die Unis bevölkern und gewaltige Studiengebühren ins Land bringen sowie die ganzen neugebauten Wohnungen in den Hochhäusern aufkaufen und somit die Bauindustrie in Schwung halten. Fällt das alles weg, sieht es hier zappenduster aus.
DT