Die derzeitige Lage in der Ukrainefront ist fuer einen Außenstehenden Österreicher, der wohl nur die gefilterten Nachrichten von und ueber die Ukraine verwendet, sehr schluessig und interressant.
Was er aber völlig vergißt, das sind die psychologischen Effekte, die sich in der Bevölkerung und ebenso in der ukrainischen Armee entwickelt haben.
In der Ukraine wurden nach dem Maidan eine massive Unterdrueckung nationaler Minderheiten, vor allem der großen russischsprachigen Ukrainer inszeniert, mit bereits in den Kindergärten ausufernden Exzessen, wie Lieder ueber die Tötung der Moskals (russischsprachigen Menschen).
Die haßerfuellten Nationalisten ("Banderas")(teilweise mit begruendeten und nachvollziehbaren Argumenten, wie die brutale Unterdrueckung der ukrainischen Widerstandsbewegung 1945-1950, sowie dem arroganten Auftreten der russischsprachigen Ukrainer in der Westukraine) sind in wichtige Stellungen der Verwaltung aufgestiegen und oft auch an die Front gegen die Ostukrainer und später gegen die Russen gegangen.
Diese hochmotivierten (West-) Ukrainer waren psychologisch den gezwungenermaßen angreifenden Russen (oft einfache Wehrpflichtige, die nichtmal wußten, daß sie nicht im Manöver, sondern im realen Krieg waren) zwar nicht immer technisch, aber in der Motivation, haushoch ueberlegen.
Die ivilbevölkerung machte auf Partisanenart oft im Kampf mit, meldete zumindest die Positionen der Russen im damals noch weit in der Ukraine vorgedrungenen Russen.
Mit der Zeit sind diese hoch motivierten Ukrainer tot oder schwer verletzt ausgeschieden.
Neue Rekruten werden in der Ukraine in Sklavenjagd ähnlichen Razzien unter oft erheblicher Gewaltanwendung eingezogen, währen Rußland nach kurzzeitiger Mobilisierung auf reine Freiwilligeneinziehungen setzt.
Die Ukrainer zahlen dafuer, NICHT an die Front zu kommen (alles und jeder ist in der Ukraine bestechlich).
Rußland zahlt relativ gut dafuer, daß sich Männer in die Armee einreihen.
Inzwischen wird in den ukrainischen Medien von ueber 100.000 Soldaten gesprochen, die desertiert sind, dazu eine wohl große Anzahl, die in dieser Statistik (noch) nicht erschienen.
Ganze Einheiten machen sich aus dem Staub, trotz einer Kette von Truppen hinter ihnen, die diese Armisten fest nehmen oder eliminieren.
Die Ukrainer, die jetzt noch an die Front geschickt werden, wollen nicht kämpfen.
Die Armeefuehrung ist unverändert, aber der gemeine Lanzer hat sich in der Motivation gewandelt, jeder sieht ja auch in jedem ukrainischen Dorf und jeder Stadt die gigantischen Gräberfelder.
Das motiviert nicht gerade, denn jeder weiß, daß auch er nur eine kurze Ueberlebenschance hat.
Zu dem Angriff auf den Suwalki-Korridor:
Litauen hatte zwischendurch die Grenze faktisch ganz geschlossen, so daß massive Versorgungsprobleme im Königsberger Gebiet entstanden, denn das Gebiet ist in fast keiner Kategorie Selbstversorger und auf eine Belieferung aus dem russischen Kernland abhängig, hat aber Status eines unsinkbaren Flugzeugträgers.
Das heißt, daß die dort reichlich vorhandenen Armeetruppen ebenso versorgt werden muessen, wie die örtliche Bevölkerung. Dazu ist eine funktionierende Verbindung durch den litauischen Suwalkikorridor per Bahn, Straße und Flugzeug notwendig.
Dazu kommt jetzt notgedrungen eine Versorgung ueber den Seeweg (Frachtfähren zum Gebiet Leningrad).
Litauen beschränkt massiv die Transitverkehre durch sein Territorium.
Wer sich das mal selbst ansehen möchte, kann das an den wenigen verbliebenen Grenzuebergängen selbst ansehen. Mein Lieblingsuebergung auf der Kurischen Nehrung wurde auch geschlossen.
An der Grenze in Kybartai (LT) / Ebenrode (Rußland) stauen sich die LKW in gigantischen Schlangen.
Die Litauer haben mal mit ihrer Software Probleme, mal sind neue Bestimmungen anzuwenden... irgend einen Grund gibt es immer, daß die Abfertigung faktisch im Zeitlupentempo statt findet.
Ausweichmöglichkeiten gibt es nicht. Die andere Hauptroute aus Königsberg Richtung Riga ueber den frueher rege frequentierten Uebergang ueber die Königin- Luise- Bruecke in Tilsit wurde geschlossen, nur die Ueberquerung zu Fuß ist noch möglich.
um Suwalki-Korridor, der im Video auch angesprochen wurde:
Sollte die NATO einen Krieg mit Rußland wuenschen, so muß nur die Verbindung zwischen dem Kernland Rußlands und Königsberg ganz geschlossen werden.
Was soll Rußland dann tun? Die Bewohner in Königsberg (ver-)hungern lassen?
Eine Luftverbindung zum Kernland ist derzeit noch ueber die Ostsee nach Petersburg vorhanden, die Fähren wurden angeschafft und sind gut ausgelastet, aber bei einer Blockade des Suwalkikorridors (warum heißt dieser Korridor eigentlich nach Suwalki, einer polnischen Stadt, und nicht Dzukia-Korridor, dem fast menschenleeren Gebiet zwischen Ostpreußen und Weißrußland?) und der Ostsee wird es den 3. Weltkrieg nicht nur mit dem Stallvertreter Ukraine geben, sondern dann wird der Krieg sehr heiß. Aber Rußland ist darauf vorbereitet, der Westen will laut Pistorius bereit sein, in einigen Jahren gegen Rußland zu kämpfen, bis dahin wird die NATO den Korridor wohl noch nicht ganz sperren, es bei den Personenkontingenten und Warenlieferlimits fuer den Transit belassen.
Man kann dann Rußland wieder als Aggressor bezeichnen, obwohl man doch erst durch seine Provokationen den Zwang Rußlands zum "Ersten Schuß" schuf.
Ich weiß beim besten Willen nicht, was unsere Geostrategen sich so vorstellen, wenn sie weiter auf einen Krieg mit Rußland hinarbeiten. Die Provokation mit der Ukraine war in meinen Augen eine große Dummheit, die zumindest bisher faktisch nur Einem geschadet hat, Deutschland, und somit ganz Europa, und natuerlich den Ukrainern.
Aber wenn ich mir die Fuehrungselite Deutschlands, der EU und anderer EU-Staaten so ansehe, dann scheint mir doch der Sachverstand, und das Einfuehlungsvermögen in eine gegenseitige Meinung eines Mitspielers sehr abhanden gekommen zu sein.
Wenn Menschen mit unterdurchschnittlichem geisigen Vermögen ein Land fuehren, dann kommt das heraus, was gerade mit Deutschland und der EU passiert- falsche Weichenstellungen fressen den Wohlstand auf.
Da hilft dann auch kein Krieg mit Rußland.
Ich schätze die Analysen des Bundeswehrlehrers sehr, aber es mangelt etwas an Objektivität, denn die kann nur entstehen, wenn man beiden Seiten in etwa gleich zu- und anhört.
Die Verlustzahlen sind dafuer ein Indiz. Wenn die Daten der Ukraine stimmen wuerden, damm mueßte Rußland ständig neue Männer rekrutieren, aber das ist nicht nötig, während die Ukraine zu eine Dauerrekrutierung uebergegangen ist. In Rußland gehe ich interressenhalber auch ab und an auf einen Friedhof, aber ich sehe faktisch keine Kriegergräber (aber vielleicht sind die als solche nicht erkennbar?), während in jedem noch so kleinen ukrainischen Dorf oder Stadt die Friedhöfe Massengräbern gleichen, mit nicht enden wollenden Fahnenreihen, von an der Front gestorbenen Buergern.
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MfG
LR
Alles ist ein Windhauch.