Schon mal selbst (..) ausgezählt, also im Wahlvorstand eines Stimmbezirks gesessen? Was hast Du selbst gesehen?
Ja, früher regelmäßig:
Die Wahllokale, in denen ich eingesetzt wurde, waren meist mit einem kompletten Lehrerkollegium einer Schule besetzt, meist alles Lehrerinnen.
Das lief dann so: War das Kreuz neben dem runden Kästchen, z.B. neben dem Parteikürzel, dann wurde die Stimme, wenn die F.D.P. oder die CDU gemeint waren, als ungültig behandelt. Wenn aber SPD oder Grüne gemeint waren (neben dem Kästchen, also Kreuz im Textfeld wie vorher bei F.D.P. od. CDU), dann zählten sie es als gültig.
Die haben dann in dem Fall extra das Wahlgesetz rezitiert, wo drin steht, der Wählerwille muss eindeutig erkennbar sein.
Tja, dann muss man aber gleiche Sachverhalte auch gleich behandeln, also entweder alle ungültig od. alle gültig. Aber nicht bei SPD und Grünen ok, bei F.D.P. u. CDU ungültig.
Da hier viele Alte wohnen, waren solche neben dem Parteikürzel angekreuzten Wahlzettel sehr häufig. Noch häufiger war, dass das Kästchen nicht genau getroffen wurde und das Kreuz daneben landete, vielleicht mit einem "Pinselstrich" im Kästchen. Halt Sehschwäche der alten Leut und gemäß Wahlgesetz bei eindeutiger Erkennbarkeit des Wählerwillens als gültig zu zählen und nicht je nach Partei mal gültig mal nicht.
Ganz häufig auch der Fall, dass die Wahlurne nicht leer rumgezeigt wurde, die stand dann da plötzlich, war im Hinterzimmer schon versiegelt worden und keiner der Wahlhelfer konnte mit Sicherheit bestätigen, dass die Kisten auch wirklich leer waren vorher. Wahl-Leiterin weigerte sich dann die Box nochmal zu öffnen vor Beginn der Wahl.
Kleinere Fehler ergaben sich auch, wenn bei jeder Kontrollzählung andere Ergebnisse rauskamen als vorher und die Wahl-Leiterin dann eins der Ergebnisse in den Meldebogen eintrug, das ihrer eigenen politischen Gesinnung am Nächsten kam, also bei Sozen und Grünen immer den höchsten gezählten Wert aller Kontrollzählungen, bei F.D.P. und CDU den kleinsten Wert.
Dazu muss man sagen, dass bevor es die Schwefelpartei gab, damals die CDU so gemieden wurde und als "verbrecherisch" galt, danach die F.D.P. das war, was heute die Schwefelpartei ist. Wobei das damals bei Weitem nicht solche Ausmaße annahm wie heute.
SED/PDS/Linke war auch gerne gesehen, bzw. wurde "neutral" behandelt.
Einmal haben sich die Sozen sogar den Bürgermeisterposten unrechtmäßig ergaunert:
Da waren im Meldebogen in einem oder mehreren Bereichen massive Unstimmigkeiten zugunsten der Sozen (extrem viele Prozente mehr als im Durchschnitt der Wahllokale). Woraufhin ein Bürgermeister der Sozen gewählt wurde. Die CDU klagte auf Neuauszählung der Stimmzettel der strittigen Wahlbezirke, das Gericht schob das Urteil auf die lange Bank, hatte immer wieder Ausreden warum man nicht neu Auszählen dürfe (da wurde im Hintergrund massiv Einfluss genommen). Kurz vor Ende der Wahlperiode gab es dann doch eine Neuauszählung und die Sache war tatsächlich verfälscht. Und zwar so, dass Sozen zu Unrecht den Bürgermeisterposten bekamen, er hätte der CDU zugestanden, was dann aber hinfällig war, da die Wahlperiode zu Ende war und 4 Monate später die nächsten Wahlen dran waren.
Ganz krass war mal ein Wahllokal, in dem ich Dienst tat, wo auch ein Lehrerkollegium mit tätig war und die Wahl-Leiterin vorgab, dass zur Auszählung alle Wahlhelfer die Zettel entfalten und als Stapel vor sich hinlegen. Dann wurden 2 od. 3 Helfer bestimmt Strichlisten anzulegen und jeder Wahlhelfer seine gültigen Stimmen vom Stapel nimmt und immer laut vorliest ("CDU", "SPD", "Grüne" etc.).
Da hat doch dieses Lehrerkollegium wie in der Muppets-Show jede nicht genehme Stimme, hier waren es CDU, NPD und F.D.P. mit lautem "Buh" quittiert, Sozen- und Grünen-Stimmen aber nicht. Ich dachte ich bin im falschen Film. Das war dann für mich die letzte Wahl, die ich als Helfer mitgemacht habe, das war mir zu irre.
Bürger, die als Zeugen bei der Auszählung dabei sein wollten, wurden mit fadenscheinigen Begründungen der Zugang verwehrt: "Sie müssen ihren Ausweis vorlegen und ich notiere mir ihre Daten". Oder die haben einfach Punkt 18:00 Uhr das Wahllokal abgeschlossen und Bürger, die die Zählung beobachten wollten nicht mehr reingelassen, mit der Begründung, sie hätten vor 18:00 da sein müssen und ihren Wunsch der Beiwohnung der Auszählung vorher anmelden müssen.
Nach all den Erlebnissen weiß ich, dass da massiv getürkt wird, zumal die Hassbotschaften gegen die Schwefelpartei die Leute (Wahlhelfer) heute nur noch mehr "aufgeladen" haben als damals bei der Abneigung gegen CDU, NPD und F.D.P. (ja, die schrieben sich früher mit Pünktchen).
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Notquartier für das Gelbe:
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(Im Falle von Störungen beim Gelben soll dies nur als "Info-Kanal" dienen, bis das Gelbe wieder erreichbar ist, siehe hier)
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