Das Problem der österr. Bahn mit dem Hochwasser
Es dreht sich um den 17.9.2024. Beginnen wir mal mit diesem Post auf facebook:
https://www.facebook.com/unsereOEBB/posts/pfbid02YK9va8rhVwo5Zit6X45EKFa2ykmsg7RqELgkaW...
Die Kernaussagen daraus sind diese:
Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die von den schweren Unwettern betroffenen Strecken wieder für euch zu öffnen.
Und
Bitte prüft vor Fahrtantritt auf ÖBB SCOTTY, www.oebb.at oder beim ÖBB Kund:innenservice unter 05-17 17 eure Verbindungen. Aktuelle Infos findet ihr laufend unter https://bit.ly/4d3Gr2t.
Darauf kam ein Kommentar von einer Rechtsanwältin mit Namen Alexandra Posch:
Danke ÖBB für die Unfähigkeit zu kommunizieren. Danke, dass ich dauernd umsonst zum Bahnhof fahren darf. Danke, dass keine Informationen weitergegeben werden und danke, dass bei der Servicehotline, gerade in der jetzigen Situation niemand erreichbar ist. Und bitte keine Ausreden, dass die Telefone überlaufen vor Anfragen. Das ist leider in normalen Zeiten nicht anders. Gerade jetzt muss man halt aufstocken. Wenn schon keine Züge fahren, muss man das Personal dann eben anderweitig sinnvoll einsetzen!!! Ich wundere mich wirklich wofür die Verantwortlichen dieser chaotischen, unzumutbaren Zustände bezahlt werden
Dazu schreibt ein Peter Müller:
Danke für diese unnötige Jammerei. Schon einmal etwas vom Internet gehört?
Und ein Kurt Schreiber:
Ziemlich blöd, dass was Alexandra Posch von sich gibt. Ich habe den Titel Rechtsanwältin bewusst herausgestrichen.
Was mich veranlasst hat, hier tacheles zu reden. Natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass die meisten Kommentare in facebook f.d.A. sind. Inkompetent, emotional, ohne Sachkenntnis. Aber trotzdem wollte ich das so nicht stehen lassen. Dazu kommt, dass es mich und meine Frau aktuell betroffen hat und ich somit über Infos aus erster Hand verfüge.
Mein Kommentar dazu:
Die Kritiker von Frau Posch sind vermutlich Leute, die entweder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder sonst keine Ahnung von der frappanten Situation haben. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, heute zwischen 5 und 7 Uhr mehr als 20 Telefonate zu führen, weil die ganze Situation einfach undurchsichtig war. Ich bin mir vorgekommen wie im Krieg.
Was war passiert: Meine Frau fährt gestern Abend von Siebenbürgen aus mit dem Schlafwagen nach Wien. Auf die Frage, am Schalter vor der Abfahrt, ob mit der Strecke alles in Ordnung sei, bekam man zur Antwort, - bis zur österr.-ungarischen Grenze ja, weiter weiß man nichts Genaues. Also, es wurden an die Fahrkartenschalter der rum. Eisenbahn von der ÖBB keine Infos weitergegeben, oder die rum. Eisenbahn (CFR) hat das nicht weitergegeben. Wer weiß das schon.
Fakt ist, - im Hbf Budapest raus aus dem Zug und mit einem anderen kleinen Zug (ohne Schlafwagen) weiter bis Hegyeshalom. Dann war Schluss mit Lustig. Rien ne va plus. Nun habe ich mich bemüht, da klare Infos zu bekommen, z.B. was Schienenersatzverkehr betrifft oder alternative Buslinien. Meine Frau musste ja unbedingt nach Wien, wo sie erwartet wurde.
Da habe ich gemerkt, welches Chaos da existiert. Am Abend zuvor habe ich über die ORF-Seite was über die Befahrbarkeit im Osten rausbekommen:
https://oe3.orf.at/stories/3043524/
Man schreibt: die Ostbahn zwischen Wien und Hegyeshalom (H) (ab morgen, 18.9. wieder in Betrieb).
Die Ostbahn ist was anderes als die internationale Zugverbindung mit IC und ICE von Wien nach Budapest. Die Ostbahn geht über die vielen Dörfer, beginnt mit Himberg, etc. etc. Parndorf, usw. Von der internationalen Strecke war keine Rede.
Im Internet war da auch nichts ersichtlich. Bei so manchen Seiten kommt nur Blödsinn heraus:
https://www.unsereoebb.at/de/artikel/2022/oebb-streckeninfo
Scotty ist nur was für Inländer. Wenn ich aus dem rumänischen Netz das anwähle, dann kommt nichts, weil das ja gebührenpflichtig ist und dem ausländischen Netzbetreiber nicht aufs Auge gedrückt werden kann. Dann gibt’s noch die Telefon-Hotline 05-1717. Die kann man aus dem Ausland anwählen. Aber nachdem ich fast eine Stunde lang dran war, und sich niemand gemeldet hat, habe ich‘s aufgegeben. O.k., die Entschuldigung – die Leitung ist aufgrund der vielen Anrufe überlastet, die lasse ich gelten, - aber die hilft mir nicht weiter.
Nur so als Eindruck, was ich alles versucht habe:
https://www.msn.com/.../%C3%B6bb-st%C3.../ar-AA1qE3UU
https://www.tt.com/.../weiter-massive-einschraenkungen-im...
https://www.polizei.gv.at/bgld/lpd/dst/dienststellen.aspx...
https://www.nickelsdorf.gv.at/bue.../sicherheit/grenzpolizei
https://www.postbus.at/de/
(da wird man wieder auf Scotty verwiesen, wie sinnvoll)
https://infrastruktur.oebb.at/.../geschaeft.../it-tools/sfit
Da habe ich wenigstens einen Gesprächspartner am Telefon gefunden. Der hat mir Alternativen aufgezeigt. Z.B. eine Buslinie von Nickelsdorf nach Bruck, und von dort gäbe es einen Schienenersatzverkehr zum Wiener Hbf. Der Haken: Der Bus aus Nickelsdorf (den man mit einem ungarischen Taxi erreichen kann, das einen von Hegyeshalom nach Nickelsdorf bringt), der fährt erst 4 Stunden nach der Zugankunft in Hegyeshalom. Der Ersatz von Bruck nach Wien sollte angeblich im Stundentakt gehen.
Dann habe ich weiter telefoniert:
Da sagte man mir, dass man nicht sicher sei, dass die mir eben genannten Busverbindungen auch funktionieren würden, auch der Schienenersatzverkehr von Bruck nach Wien wäre fraglich.
Natürlich habe ich dann einige Hintergründe herausbekommen, die ich auch nachvollziehen kann. Die Depots der staatlichen und privaten Busunternehmer stehen voll mit Bussen, sie würden jederzeit einspringen, aber sie haben keine Busfahrer. Auch verständlich, wer beschäftigt denn „auf Verdacht“ Busfahrer. Also kann das mit dem Schienenersatzverkehr nur dann funktionieren, wenn eine Streckenstilllegung von langer Hand geplant und die Leistungen dafür seit langer Zeit ausgeschrieben sind.
Das Endergebnis war, dass meine Frau von Hegyeshalom mit einem ungarischen Taxi bis nach Wien gefahren ist, wo sie bereits erwartet wurde. Die Asfinag hat mir vorher telefonisch die Auskunft erteilt, dass die A4 durchgehend befahrbar ist. Sie musste ja noch weiter, in eine Ortschaft hinter Wr. Neustadt, aber das haben wir schon am Vortag in Erfahrung bringen können, dass dort auch keine Bahnverbindung intakt ist. Aber diese Info haben wir nicht aus dem Internet, sondern von den Einwohnern dieser Gegend. Meine Frau ist ja nicht in Urlaub nach Österreich gefahren, sondern sie hat einen Pflegefall zu betreuen, einen Rollstuhlfahrer, der auf sie wartet.
Irgendwelche sonstigen telefonischen Hilfen, - vergiss es, ganz schnell. Bahnhofsmission hat man schon vor Jahren abgeschafft, und die Telefonnummern, - entweder es hebt keiner ab, oder es kommt die Standard-Antwort: Tut mir leid, das wissen wir nicht.
Meine Beurteilung:
Ja, es handelt sich hier um ein unvorhergesehenes Ereignis bei der Überschwemmung. Aber eine Organisation wie die ÖBB muss auch für diese Fälle über ein Krisenmanagement verfügen, wenn sie über den Status eines Würstelstandes hinauskommen will.
In erster Linie geht es um die Informationen, die man über klar benannte Infoseiten im Internet erfahren kann, und die auch konkret der Realität entsprechen, oder/und über Hotlines, per Telefon, die man sowohl im In- und auch im Ausland anwählen kann, die auch genügend besetzt sind, sodass man in einer akzeptablen Zeit jemanden an den Apparat bekommt.
Um es beim Namen zu nennen: Es geht darum, dass diejenigen Bahnbenützer, die sich in einer Notsituation aus dem einfachen Grund befinden, weil die Bahn nicht funktioniert, keinerlei oder allenfalls nur völlig unzureichende Infos bekommen können, was ihnen aus dem Dilemma nicht weiterhilft.
Dazu geht es um die Infos an die Nachbarländer, wenn internationale Strecken blockiert sind. Vom Aufzeigen der Ausweichmöglichkeiten will ich erst gar nicht sprechen, da ist die ÖBB sowieso überfordert.
Was sind wir? EU? Ach Gott, nicht einmal die Verkehrszeichen sind mittlerweile in der EU gleichgeschaltet, und da erwarte ich eine Koordination des Bahnverkehrs auf europäischer Ebene? Ich bin und bleibe halt ein Träumer.