Justus Franz feierte seinen 80sten in Russland. Plädoyer für Frieden

stocksorcerer @, Freitag, 24.05.2024, 11:12 vor 216 Tagen 3217 Views

"Der deutsche Stardirigent Justus Frantz feierte in Sankt Petersburg mit einer Opernveranstaltung seinen 80. Geburtstag. In Deutschland ist er nicht mehr wohlgelitten, weil er weiterhin zur russichen Kultur hält. Patrik Baab war vor Ort und hat ihn interviewt.

Über Sorgen um den Frieden, westliche Dekadenz und Russland als Kulturnation."

https://overton-magazin.de/dialog/russen-sagen-mir-ihr-habt-30-mio-von-uns-mit-tigern-u...

Lieben Gruß
stocksorcerer

Da sehe ich einen klaren Unterschied zu Deutschland

helmut-1 @, Siebenbürgen, Freitag, 24.05.2024, 12:23 vor 216 Tagen @ stocksorcerer 2706 Views

Ich habe hier (noch!) keine Beschränkungen hinsichtlich der kulturellen Betätigung, auch nicht der politischen. Es gibt keine Restriktionen in Rumänien, der Art. 31 der Verfassung (Freiheit des Wortes, etc.) wird in vollem Umfang respektiert.

Nun werde ich im Sommer in Hermannstadt in der Fußgängerzone eine zweistündige Liederveranstaltung bringen, wo es nur um russiche Lieder geht. Mal sehen, wie das Echo ist. Viele bei uns sind schon der Ukrainer satt, die sich ja nur noch die Rosinen aus dem Kuchen herauspicken wollen. Der Rumäne ist da klarsichtiger und auch konsequenter.

Sicher hat auch hier jeder Mitleid mit Kriegsflüchtlingen, aber mit den echten. Denn man weiß genau, das die wirklichen Leidtragenden in der Ukraine in den Kellern der Wohnblocks ausharren, denn für eine "Flucht" in die EU haben sie gar kein Geld.

Aber es ist immer wieder bewundernswert, wie die Politik der Regierung in Verbindung der Massenmedien in Deutschland die Leute einfach nur blöd macht.

Die Leute werden nicht blöd gemacht

Rainer ⌂ @, El Verger - Spanien, Samstag, 25.05.2024, 01:25 vor 216 Tagen @ helmut-1 2191 Views

Aber es ist immer wieder bewundernswert, wie die Politik der Regierung in Verbindung der Massenmedien in Deutschland die Leute einfach nur blöd macht.

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Dem muss ich leider zustimmen. So ungern ich das tue.

Dietrich Bonhoeffer, das Wesen der Dummheit

Es war eine Zeit, in der ein aufgestachelter Mob Steine in Schaufenster unschuldiger Ladenbesitzer warf und Frauen und Kinder auf grausame Weise und auf offener Straße gedemütigt wurden. In dieser Zeit begann der junge Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, sich öffentlich gegen die Grausamkeiten zu äußern.

Nachdem er jahrelang versucht hatte, die Menschen zum Umdenken zu bewegen, kam Bonhoeffer eines Abends nach Hause. Sein eigener Vater teilte ihm mit, dass zwei Männer in seinem Zimmer warteten, um ihn festzunehmen.

Im Gefängnis begann Bonhoeffer darüber nachzudenken, wie sich sein Land der Dichter und Denker in ein Kollektiv von Feiglingen, Gaunern und Verbrechern verwandelt hatte. Er kam letztendlich zu dem Schluss, dass die Wurzel des Problems nicht Bosheit, sondern Dummheit war. In seinen berühmten Briefen aus dem Gefängnis vertrat Bonhoeffer die Ansicht, dass die Dummheit ein gefährlicherer Feind des Guten sei als die Bosheit. Denn während man gegen das Böse protestieren und es durch den Einsatz von Gewalt aufdecken und verhindern kann, sind wir gegen die Dummheit wehrlos. Weder Proteste noch Gewaltanwendung bewirken hier etwas. Argumente stoßen auf taube Ohren. Fakten, die dem Vorurteil eines dummen Menschen widersprechen, braucht man einfach nicht zu glauben, und wenn sie unwiderlegbar sind, werden sie einfach als unwichtig, als nebensächlich beiseite geschoben. Bei all dem ist der dumme Mensch selbstzufrieden. Er ist leicht reizbar und wird gefährlich, wenn er auf Angriff geht. Aus diesem Grund ist im Umgang mit einem dummen Menschen größere Vorsicht geboten als mit einem bösartigen.

Wenn wir wissen wollen, wie wir die Dummheit überwinden können, müssen wir versuchen, ihr Wesen zu verstehen. Soviel ist sicher: Dummheit ist im Grunde kein intellektueller, – sondern ein moralischer Defekt. Es gibt Menschen, die intellektuell bemerkenswert beweglich und dennoch dumm sind. – Und andere, die intellektuell stumpf, – aber alles andere als dumm sind. Man hat weniger den Eindruck, dass Dummheit ein angeborener Defekt ist, sondern dass die Menschen unter bestimmten Umständen dumm werden. Oder besser gesagt, dass sie es zulassen, dass dies mit ihnen geschieht.

Menschen, die in Einsamkeit leben, zeigen diesen Defekt seltener als Individuen in Gruppen. Es scheint also, dass Dummheit weniger ein psychologisches als ein soziologisches Problem ist.

Es zeigt sich, dass jeder starke Machtzuwachs, sei er nun politischer oder religiöser Natur, einen großen Teil der Menschheit mit Dummheit infiziert. Es ist fast so, als sei dies ein soziologisch-psychologisches Gesetz, wonach die Macht des einen die Dummheit des anderen braucht. Der Prozess, der hier am Werk ist, besteht nicht darin, dass bestimmte menschliche Fähigkeiten, – wie der Intellekt, – plötzlich versagen.
Vielmehr scheint es so zu sein, dass der Mensch unter dem überwältigenden Einfluss der steigenden Macht seiner inneren Unabhängigkeit beraubt wird und mehr oder weniger bewusst seine autonome Position aufgibt.

Die Tatsache, dass der dumme Mensch oft stur ist, darf uns nicht von der Tatsache ablenken, dass er nicht selbstbestimmt ist. Wenn man sich mit ihm unterhält, hat man fast das Gefühl, dass man es gar nicht mit ihm als Person zu tun hat, sondern mit Parolen, Schlagworten und dergleichen, die von ihm Besitz ergriffen haben. Er ist wie verhext, verblendet, wird benutzt und in seinem Wesen missbraucht.

Der so zum willenlosen Werkzeug gewordene Dumme ist auch zu allem Bösen fähig – und er erkennt nicht, dass es böse ist. Nur ein Akt der Befreiung, nicht der Belehrung, kann die Dummheit überwinden. Hier müssen wir uns mit der Tatsache abfinden, dass eine echte innere Befreiung in den meisten Fällen erst dann möglich wird, wenn ihr eine äußere Befreiung vorausgegangen ist. Bis dahin müssen wir alle Versuche aufgeben, den dummen Menschen zu überzeugen.

Bonhoeffer wurde wegen seiner Beteiligung an einem Komplott gegen Adolf Hitler im Morgengrauen des 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Nur zwei Wochen vor der Befreiung des Lagers durch Soldaten aus den Vereinigten Staaten.

„Das Handeln entspringt nicht dem Denken, sondern der Bereitschaft zur Verantwortung. Der letzte Test für eine moralische Gesellschaft ist die Art der Welt, die sie ihren Kindern Hinterlässt“. sagte Bonhoeffer einmal.

Rainer

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Vielen Dank für diesen Augenöffner!

printf @, Sonntag, 26.05.2024, 11:51 vor 214 Tagen @ Rainer 1120 Views

Hi!

Vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich habe schon länger das Gefühl, dass nicht "die Weltverschwörung" oder das WEF oder sonst welche genialen Bösewichte Schuld am Niedergang sind. Dies erschien mir zu simpel und auch nicht logisch. Ich vermutete eher so etwas wie einen Design-Fehler in der menschlichen Psyche und Dietrich Bonhoeffer scheint genau dies erkannt und auch aufgeschrieben zu haben.
Besonders diese Sätze haben es in sich:

Hier müssen wir uns mit der Tatsache abfinden, dass eine echte innere Befreiung in den meisten Fällen erst dann möglich wird, wenn ihr eine äußere Befreiung vorausgegangen ist. Bis dahin müssen wir alle Versuche aufgeben, den dummen Menschen zu überzeugen.

Nun stellt sich für mich eigentlich nur mehr die Frage, was "ich" tun kann, um die äußere Befreiung zu fördern. Hast Du eventuell das doch recht umfangreiche Werk Bonhoeffers durchgearbeitet und kannst mir einen Tip geben, wo ich anfangen soll zu lesen?

Herzlichen Gruß
printf

Der Mensch ist das Produkt seiner Gene und Umwelt.

Rainer ⌂ @, El Verger - Spanien, Sonntag, 26.05.2024, 14:18 vor 214 Tagen @ printf 1099 Views

Nun stellt sich für mich eigentlich nur mehr die Frage, was "ich" tun kann, um die äußere Befreiung zu fördern. Hast Du eventuell das doch recht umfangreiche Werk Bonhoeffers durchgearbeitet und kannst mir einen Tip geben, wo ich anfangen soll zu lesen?

Ich habe die Bücher Bonhoeffers nicht gelesen und besitze nur ein rudimentäres Wissen über ihn. Seine Beobachtungen sind präzise. Seine Visionen teile ich nicht. Ich glaube nicht an die von Bonhoeffer genannte innere und äußere Befreiung.

Der Mensch ist das Produkt seiner Gene und Umwelt. Die Prägung durch die Umwelt dauert bis zum 21. bis 23. Lebensjahr. Bei dieser zweiten Pubertät werden 50% aller Verbindungen im Gehirn gelöscht. Übrig bleibt der fertig geprägte Mensch, der nur noch wenig geistigen Spielraum innerhalb dieser Prägung hat, wenn die Prägung sehr einseitig war. Deshalb ist Aufklärung dort nicht Zielführend. Die Menschen können aus ihrem geistigen Gefängnis nicht entkommen. Die Aufklärung hätte man den Kindern und Jugendlichen zukommen lassen müssen. Das ist aber von Staatswegen nicht erwünscht.

Ich bin schon länger dazu übergegangen nur noch meine Ziele zu verfolgen und andere mehr oder weniger zu ignorieren. Mogeln ist dabei hilfreich[[zwinker]]

Rainer

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"Die Prägung durch die Umwelt dauert bis zum 21. bis 23. Lebensjahr."? ICH fühle mich sehr geprägt durch den "Pandemie"-Terror, ...

neptun, Sonntag, 26.05.2024, 21:47 vor 214 Tagen @ Rainer 948 Views

... obwohl ich schon fast ein halbes Jahrhundert über diese Grenze hinaus bin. Und dieser Terror waren wohl eher nicht meine Gene.

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"Es zeugt nicht von geistiger Gesundheit, an eine von Grund auf
kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein." (Jiddu Krishnamurti)

Du bist der Beweis, dass es den Fortschritt gibt

Rainer ⌂ @, El Verger - Spanien, Sonntag, 26.05.2024, 23:05 vor 214 Tagen @ neptun 904 Views

bearbeitet von Rainer, Sonntag, 26.05.2024, 23:11

... obwohl ich schon fast ein halbes Jahrhundert über diese Grenze hinaus bin. Und dieser Terror waren wohl eher nicht meine Gene.

Deine Prägung als folgsamer Staatsdiener ist leider misslungen. Gratulation an deine Eltern und Lehrer.

Nach der jugendlichen Prägung kommt der Umgang mit der Lebensrealität und den staatlich programmierten Zeitgenossen. Mann muss sich diesem Terror dann erwehren. Das Leben ist einfach Kampf. Natur pur, so zu sagen.

Rainer

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Hat nicht unser "äußere Befreiung" längst stattgefunden, und zwar 1945?

neptun, Sonntag, 26.05.2024, 21:45 vor 214 Tagen @ printf 951 Views

Ja, ich meine das sehr sarkastisch!

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"Es zeugt nicht von geistiger Gesundheit, an eine von Grund auf
kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein." (Jiddu Krishnamurti)

Kann man ohne Illusionen leben? Und können solche nicht doch vielleicht auch zur Verwirklichung ihres Inhaltes führen? Großer Dank an Justus Frantz!

neptun, Samstag, 25.05.2024, 01:32 vor 216 Tagen @ stocksorcerer 1814 Views

Natürlich auch Dir, @stocksorcerer, für diese Information und für den Link, aus dem ich hier einige wenige Zitate bringe:

"Wer irgendwie noch seine sieben Sinne beisammen hat, der wird verstehen, daß die russische Kultur eine der wichtigsten ist, die wir auf der Welt haben."

"Wissen Sie, jede ausgestreckte Hand, die wir sehen und die wir erleben, kann etwas helfen, und wenn wir viele haben, dann wird es noch mehr, wird noch mehr geholfen, und das ist das Wichtigste."

Und was tun "wir" seit Beginn des westlichen Konfliktes mit Rußland über das arme geschundene Land der Ukraine?: Wir schlagen jede ausgestreckte Hand (weg)! Pfui Deibel!

Weiter:

"Diese Rezeption von Kultur als Wahrheit und als Glaube, die fehlt uns auch 'n bißchen in durch das Geld verseuchten westlichen Staaten, durch den Kapitalismus, den wir (hier) erleben."

Kurz vor Schluß des sechs-minütigen Intervies schimmert durch, daß auch dieser beeindruckende Mann der Illusion erliegt, daß das Bündnis Sarah Wagenknecht etwas Gutes bewirken könne. Das hieße, daß ihm gar nicht klar zu sein scheint, daß das BSW eine bewußt lancierte Finte des Systems ist.

An dieser Stelle aber möchte ich mir nun auch mal selbst die Frage stellen, ob man nicht doch auch (gute!) Illusionen pflegen und nähren sollte, weil sie Kräfte auch jenseits unseres direkten Wahrnehmungsvermögens mobilisieren könnten, welche dann u.U. zur Dennoch-Verwirklichung (in Anbetracht gegenläufiger Kräfte) ihres Inhaltes führen.

Abschließend antwortet Justus Frantz auf die Frage des Interviewers "Ihre Hoffnung für die Zukunft?" folgendes:

"Daß wir stark genug sind, und daß wir genügend Menschen finden, die Zivilcourage haben und die Idee des Friedens weiter verbreiten und der Idee des Friedens leben."


Großartig.

Und ich frage mich auch, ob es im Sinne des Friedens überhaupt wichtig ist, ein Bewußtsein dafür zu haben, daß dieser Frieden sehr, sehr mächtige Gegner in einigen wenigen, viel zu reichen Superreichen hat, oder ob es nicht vielmehr besser sein könnte, das so gut wie möglich zu ignorieren, weil es anderenfalls zu viel Kraft raubt.

Abgesehen davon ist es jedenfalls ein riesiges Armutszeugnis für Deutschland, daß ausgerechnet der Erfinder des "Schleswig-Holstein Musik Festival" in 2023 und 2024 nicht mehr eingeladen wird. :-(

LG neptun

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