Neuer Trend: Arbeiten im Ruhestand
Viele Arbeitgeber fürchten sich ja davor, dass der Personalmangel sich wesentlich verschärft, wenn jetzt die Baby-Boomer in Rente gehen. So wie es ausschaut, wird sich dieser Effekt deutlich abschwächen, denn immer mehr Rentner bleiben auch nach dem Ruhestand an ihrem Arbeitsplatz oder sie suchen sich eine andere Tätigkeit. Arbeiten trotz Rente liegt voll im Trend.
Insbesondere der Wegfall der Hinzuverdienstgrenze seit diesem Jahr, von der Ampel in weiser Voraussicht beschlossen, hat dem Arbeiten in Rente einen kräftigen Schub gegeben.
Die Motivationen hierfür sind durchaus unterschiedlich.
Viele Beschäftigte haben bereits mit 63 Jahren ihre 45 Pflichtbeitragsjahre voll. Einerseits fühlen sie sich noch im Vollbesitz ihrer Kräfte, andererseits ist ihnen die gesetzliche Rente zu wenig. Sie möchten ihren gewohnten Lebensstandard beibehalten oder durch Gehalt + Rente weiter steigern. Urlaubsreisen, ein neues Auto oder die Renovierung von Haus oder Wohnung wollen finanziert sein.
Eine andere Gruppe wiederum kommt mit der gesetzlichen Rente überhaupt nicht über die Runden. Dies betrifft vor allem Alleinstehende, Geschiedene oder wo ein Partner ein sehr geringes Einkommen hat. Wer 45 Jahre voll gearbeitet hat, dafür jetzt ca. 1.150 EUR Rente bekommt, aber davon schon 750 EUR für die Warmmiete bezahlen muss, kann von der Rente allein nicht leben. Hier wird der Hinzuverdienst zur existentiellen Notwendigkeit. Insbesondere im Osten Deutschlands sind die gesetzlichen Renten wegen der geringen Löhne sehr niedrig. Das war bis vor ein paar Jahren noch anders, als die DDR-Verdienste auf Westniveau hochgerechnet wurden.
Ruheständler, die keiner Tätigkeit mit körperlicher Anstrengung nachgegangen sind, bleiben häufig in ihrem Bürojob.
Auch Handwerker arbeiten nach Ruhestand mit verringerter Stundenzahl gegen Cash noch ein paar Jahre bei ihrem Chef weiter. Diese verrichten dann ihre Tätigkeit in der Regel auf einer ruhigen Privatbaustelle.
Arbeiter in Industriebetrieben oder aus dem Schichtdienst suchen sich vielfach Jobs im Dienstleistungssektor. Beliebte Tätigkeiten sind: Fahrer von Behinderten-Bussen, Wach- und Sicherungsdienste, Rezeptionisten, Hol- und Bringdienste für Autohäuser, um den Kunden die Neuwagen zu bringen oder Autos zur Reparatur zu holen/bringen, Pizzafahrer.
Allerdings ist mir kein einziger Fall bekannt, wo Bezieher einer Beamtenpension oder einer Betriebsrente noch zusätzlich arbeiten.
Mit dem weiteren Absinken des Rentenniveaus und der Verteuerung der Lebenshaltung wird das Arbeiten im Rentenbezug wohl zum Standard werden. Ich muss dabei immer an meine Reisen in die USA denken, wo über 80jährige Greise die Tische im Restaurant abräumen oder die noch gut aussehende 80jährige Dame bei WalMart an der Kasse sitzt.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER