Einfach absurd... - Staat muss Remmo-Clan 3,8 Millionen Euro zahlen

Reffke @, Dienstag, 05.12.2023, 00:00 vor 383 Tagen 3828 Views

Hallo allerseits,

2020 konnte die Polizei einige Mitglieder des Remmo-Clans festnehmen. Das Gericht handelte einen Deal mit den Männern aus. Für das Zurückgeben einiger gestohlener Schmuckstücke und Kunstwerke wurden ihre Strafen gemindert. Das Verfahren endete im Mai 2023. Die Angeklagten müssen zwischen vier und sechs Jahren hinter Gitter. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Sachsen muss 3,8 Mio. Euro für Grüne-Gewölbe-Prozess an Remmos zahlen
https://www.focus.de/panorama/welt/prozess-nach-juwelen-raub-in-dresden-staat-zahlt-rem...

LG Reffke

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Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde zur Epidemie.
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.
Erich Kästner "Große Zeiten"

Aus dem Buch der Weisheit des AT's - Kohelet: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne."

Ostfriese @, Dienstag, 05.12.2023, 10:12 vor 382 Tagen @ Reffke 2331 Views

Hallo Reffke

Die terminlich fixierten sanktionsbewehrten Abgaben sind nur in Gebieten möglich, in denen die Erhebung erzwungen werden kann: Das wiederum setzt coercive power voraus, also Herrschaft, Staat, Macht.

Der Erst-Eigentümer ist immer die Herrschaft/Macht, z.B. Wilhelm der Eroberer als siegreicher Feldherr / Chief der Alleineigentümer: Die Barone wurden erst via Maga Charta mittels Machtzessionen bedient. Auch die zahlreichen Schenkungen des frühen MA an Kirchen, Klöster usw. sind aus Machtzessionen zu erklären.

Der Staat hat inzwischen in dieser Phase seiner Entwicklung nur noch ein letztes Eigentum - ihm wahrlich eigentümlich: Die Macht, mit der er machen kann, wie es ihm gefällt!

Im Übergang zur globalen zivilisatorischen Involution ins Nichts gilt inhaltlich Paul C. Martins zeitloser Satz:

Und überhaupt's die Griechen, die den 'Dreh' mit der Produktivität der Macht schon früher als die Römer gefunden hatten.

Hannelore Eva Kreiskys - Schwiegertochter des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky - kommt in ihrer Vorlesung Mafia, Staat und Männlichkeit über Zusammenhänge zwischen Staatsbildung/Staatszerfall und den Phänomenen wie Banditentum, Mafia, organisierter Gewalt und Bandenkriegen zu der Erkenntnis, dass der Krieg […] in der griechischen Antike als die Kunst[galt], sich durch Gewalt zusätzliche Existenzmittel zu verschaffen, während der Friede die Kunst war, das Errungene zu genießen.

Die Entstehung des Staates aus dem Banditentum sowie der Übergang des erodierenden, zerfallenden Staates in mafiose Strukturen bilden das Kernthema der Vorlesung. So wie sich in mafiosen Strukturen Staatsmomente aufspüren lassen, sind auch in (National-) Staaten mafiose Momente präsent.
https://core.ac.uk/download/11590006.pdf
https://www.semanticscholar.org/paper/Staatliche-Elemente-im-Ph%C3%A4nomen-der-Mafia-%E...


Wolfgang Sofskys zieht ebenfalls die Bilanz, dass die GEWALT […] selbst ein Erzeugnis der menschlichen KULTUR [ist].

Gruß - Ostfriese

Wieder ein prächtiger Beitrag von Dir

D-Marker @, Dienstag, 05.12.2023, 14:14 vor 382 Tagen @ Ostfriese 1711 Views

Ich sitze gerade und lese:

„Mithridates VI .,
der König von Pontus am Südostufer des Schwarzen Meers, löst im Jahre 88 vor Christus ein Schuldenproblem, indem er in einer raschen militärischen Aktion die Römerstädte Kleinasiens besetzt und 80 000 Italiker niedermetzeln läßt, die sich als Bankiers, Kapitalisten und Steuerpächter angesiedelt hatten.
Die Einwohner Anatoliens, die nicht mehr Zahlmeister sein wollten, feierten Mithridates als Reinkarnation des Gottes Dionysos.
Von der Beute ließ er tausende von Münzen schlagen – mit seinem hinreißenden Porträt: um den Lockenkopf schlingt sich das Königsdiadem.“


LG
D-Marker

--
https://www.youtube.com/watch?v=LqB2b223mOM

Paul C. Martin: Ich halte das Problem inzwischen für unlösbar. …

Ostfriese @, Dienstag, 05.12.2023, 23:31 vor 382 Tagen @ D-Marker 1651 Views

Hallo D-Marker

Abgabensysteme laufen immer nach demselben Muster ab.

Macht → Surplus-Erzwingung → Widerstand → Verschuldung → Überschuldung → soziale Destabilisierung → ???

Der erste Gläubiger ist immer die Staatsmacht. Die Ohnmächtigen sind die (Abgaben-)Schuldner.

Mithridates VI Beutezug gegen die Bankiers, Kapitalisten und Steuerpächter war ein Pogrom. Die Goldmünzen wurden natürlich nicht an die rechtmäßigen Schuldner zurückgegeben, sondern dienten als Schatzhaus - Thesaurierung -, um sein eigenes Reich zu finanzieren.

Kaiser Hadrian konnte seine Schulden streichen und damit die Schuldscheine öffentlich verbrennen, da neues Schuldentilgungsmittel - fresh money (Alan Greenspan) - aus dem von seinem Vorgänger Trajan eroberten Dakien (Rumänien) und den dortigen Goldschätzen und -minen strömte.

Sind die Abgabenschuldner am Ende ihrer Schuldentilgungsfähigkeit angelangt, wird in das Sach- und Personen-Eigentum des Schuldners vollstreckt. Das Subsistenzland geht an Palast/Tempel über bzw. die Familienmitglieder einschließlich der Schuldner leben in der Schuldknechtschaft.

Kaiser Augustus löste das Problem der Überschuldung von Unter-Eigentümern, indem er sich die Proskriptionen - Listen der Reichen - zeigen ließ, und das Moriturum est! (Es muss gestorben werden) aussprach. Das Inkasso lautete nicht zugunsten der Schuldner, sondern des Imperiums. In Mesopotamien wurde das Problem der wegen Abgabenschuld und Leihe des Abgabengutes überschuldeten Schuldner mittels der berühmten clean slates (misharum) gelöst.

Ein Prozess, der als clean slates zügig ablaufen konnte, stellte den status quo ante wieder her - Rückgabe des Subsistenzlands und Rückkehr der Familienmitglieder aus der Schuldknechtschaft. Danach lief es wieder so ab wie beschrieben - bis hin zu den nächsten clean slates. Bekannt auch als die Erlass- oder Jubeljahre.

Ein Edelmetallstandard funktionierte ebenfalls wie ein clean-slates-System, d.h. die Schuldner hatten die Möglichkeit, sich über freien Bergbau das Schuldendeckungsmittel zu beschaffen und zu entschulden. Der Goldmechanismus war nicht nur ein besonders schlaues Geldsystem, sondern auch ein sozialer Stabilisator.

… Es muss immer wieder zu dem bekannten 'Durchläufen' kommen, die schon in der Antike (Herodot, Plutarch usw.) beobachtet wurden, aktuell z.B. Paul Kennedy. Diese 'Aufstieg und Fall' -Erscheinungen (man lese Gibbon!), das 'Werden und Vergehen' von Macht und (von ihr deriviertem) privaten Wohlstand ist das, womit wir leben müssen. Der nahende Fall der USA ist Thema auch hier noch und noch. Wichtig ist es, zu wissen, wo auf der Zeitachse wir uns befinden und natürlich auch, welchem 'Gemeinwesen' wir angehören.

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=203339 Re: Soso, aha ... verfasst von dottore, 04.07.2003, 12:21

Gruß - Ostfriese

Aus debitistischer (und juristischer) Sicht bin ich bei Dir in der Bringschuld...

D-Marker @, Dienstag, 05.12.2023, 23:58 vor 382 Tagen @ Ostfriese 1264 Views

bearbeitet von D-Marker, Mittwoch, 06.12.2023, 00:08

Erst einmal Danke für die Antwort.

Schuldeingeständnis:

Die Worte

„Mithridates VI .,
der König von Pontus am Südostufer des Schwarzen Meers, löst im Jahre 88 vor Christus ein Schuldenproblem, indem er in einer raschen militärischen Aktion die Römerstädte Kleinasiens besetzt und 80 000 Italiker niedermetzeln läßt, die sich als Bankiers, Kapitalisten und Steuerpächter angesiedelt hatten.
Die Einwohner Anatoliens, die nicht mehr Zahlmeister sein wollten, feierten Mithridates als Reinkarnation des Gottes Dionysos.
Von der Beute ließ er tausende von Münzen schlagen – mit seinem hinreißenden Porträt: um den Lockenkopf schlingt sich das Königsdiadem.“

stammen aus dem Buch "Zahlmeister Deutschland So verschleudern Sie Ihr Geld".

Von Paul C. Martin

(ISBN 3-7844-7247-8 Seite 80)

A Propos Bringschuld:

https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=642425


"Nun, im Grunde ging es in diesem Beitrag um die Begriffe „Holpflicht“, „Bringpflicht“, „Holschuld“ und „Bringschuld“."


LG
D-Marker

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https://www.youtube.com/watch?v=LqB2b223mOM

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