Kurzer Reisebericht Flughafen BER / Erdbebengebiet in Marokko
Seit 3 Jahren fliege ich regelmäßig vom Flughafen BER. Je nachdem wie man es betrachtet, ist dieser Flughafen eine Schande für unser Land oder er ist symptomatisch für den Zustand unseres Landes.
Das Flughafengebäude ist nicht nur billig, zum Teil nicht funktional und einfallslos gebaut, verfügt über defekte Rolltreppen und stinkende Toiletten, nein der ganze Flughafen ist durch hochgradiges Missmanagement gekennzeichnet.
Der BER gehört zu den wenigen Flughäfen auf der Welt, wo man sich die Verspätung erst nach der Landung einfängt. Da sitzt man eine halbe Stunde im Flieger, ehe Gangways oder Finger ran gefahren werden und dann wartet man noch 30 Minuten bis eineinhalb Stunden auf sein Gepäck. Ein absolutes No-Go für Business Kunden.
Dieses Mal habe ich sage und schreibe eine Stunde und 20 Minuten im Flugzeug gesessen, ehe die Koffer vor dem Start verladen wurden. Der Pilot meinte, das komme häufig vor. Es gibt keine Kofferträger und viel zu wenig sonstiges Bodenpersonal. Manchmal fliege man ohne Gepäck ab.
Der BER bringt den Flugplan in ganz Europa durcheinander. Beschwerden der Airlines beim Flughafenbetreiber bringen keine Besserung.
Das muß man sich mal vorstellen. Es werden 2 Flughäfen zu einem zusammen gelegt und man hat zu wenig Personal. In Berlin gibt es Hunderttausende kräftige Männer auf dem Sozialamt und man ist nicht in der Lage, von dort ein paar Kofferträger zu organisieren.
Ist das Inkompetenz oder Böswilligkeit?
Das Unvermögen, eine Firma oder sonstige Institution zu führen, zieht sich leider seit einigen Jahren durch ganz Deutschland, ohne dass die breite Masse nur einen Gedanken daran verschwendet.
Nun zu Marokko.
Marrakesch und Umgebung, bis hin zum Ourika-Tal sind wenig vom Erdbeben betroffen. Ein paar abseits gelegene Lehmhäuser sind eingestürzt, aber man sieht praktisch nichts, wenn man die Hauptstraßen entlang fährt.
Allerdings hat es den Hohen Atlas entlang des Tiz'n Test Pass stark getroffen. Ab Quirgane sind viele Häuser eingestürzt. Armee, Hilfsorganisationen und Ambulanz haben Zelte für die Opfer errichtet und versorgen die Bevölkerung.
Der Tiz'n Test Pass wurde erstaunlich schnell freigeräumt und ist mit vielen Hindernissen wieder befahrbar. Begrenzungsmauern und Leitplanken wurden in die Tiefe gerissen, viele Felsen liegen auf der Fahrbahn.
Die alten Lehmhäuser der Dörfer sind auf Abhängen und Abbruchkanten gebaut worden. Durch das Beben sind ganze Hänge ins Rutschen gekommen und haben die Häuser mit in die Tiefe gerissen.
Aber wie haben die neueren Häuser überhaupt eine Baugenehmigung bekommen, in einer solchen seismisch aktiven Zone direkt an Abbruchkanten und dann noch mit Überhang zu bauen?
Die Bewohner nehmen ihr Schicksal mit der typischen arabischen Gelassenheit hin - inschallah.
Die Männer sitzen an Tischen, spielen und trinken Tee oder liegen auf einem Teppich am Straßenrand, die Frauen und jungen Mädchen sitzen vor dem Zelt und schaukeln ihre Kinder oder kochen auf dem Holzfeuer die nächste Mahlzeit, die jungen Männer stehen um ihre Mopeds herum und chillen. Keine hektische Betriebsamkeit, um vor dem Winter wieder provisorische Häuser zu errichten, stattdessen stoische Gelassenheit.
Ich hätte erwartet, daß die Armee Schaufeln, Spitzhacken, Baueimer, Brechstangen und Schubkarren zur Selbsthilfe an die Bewohner verteilt. Dann alle Männer, Frauen, Jugendlichen und kräftigen Kinder aktiviert, um den Schutt zunächst zu beseitigen. Man bildet Eimerketten, lädt den Schutt an der Hauptstraße ab, wo er dann von Lkw abgefahren wird.
Die Armee hätte mobile Feldküchen betrieben und die Leute mit warmen Mahlzeiten versorgt, so dass auch die Frauen zur Arbeit eingesetzt werden können.
In solchen Momenten frage ich mich:
Wie wurden die Trümmer bei uns nach dem Krieg weggeräumt? Wer hat das ganze organisiert?
Wie weit ist man eigentlich aktuell im Ahrtal? Hat die reiche BRD da alles im Griff oder gibt's dort auch ein Staatsversagen?
Könnte die BRD des Jahres 2023 überhaupt noch solch einen plötzlichen Wintereinbruch mit Schneesturm wie 1978 in Norddeutschland organisatorisch stemmen, ohne viele Todesopfer zu beklagen?
Ich glaube kaum. Wenn man es in normalen Friedenszeiten noch nicht mal hinbekommt, in 3 Jahren ein paar Kofferträger zu organisieren, dann kann man wohl zurecht schon von einem failed state sprechen.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER