Reisebericht Jordanien (Teil 1)
März 2023. Easyjet fliegt uns mit 2 Stunden Verspätung von Berlin nach Akaba. Mit dem Mietwagen geht’s nun eine lange Palmenallee vom Flughafen ins Hotel im Stadtzentrum von Akaba. Eines sollte man wissen. Egal wo man in Jordanien nächtigt, ob in einer Stadt oder in einem kleinen Dorf. In der Nähe ist immer eine Moschee oder ein Lautsprecher, wo der Muezzin lautstark pünktlich um 5.30 Uhr zum Morgengebet ruft. Aber das macht ja andererseits auch das orientalische Feeling aus.
Akaba ist mit Abstand die schönste Stadt, die wir in Jordanien gesehen haben, mit Meer, Stränden, viel Grün und einem pulsierenden Abendleben in Parks und Restaurants. Gruppen von jungen Männern und jungen Mädchen schlendern abends durch die Straßen, gehen einkaufen und kehren ein in die vielen Restaurants. Die arabischen Mädchen sehen echt wunderschön aus mit ihren dezent geschminkten Gesichtern und in ihren Kleidern. Ihr langes Haar verstecken sie unter einem seidenen Kopftuch. Im Restaurant bestellen sie sich dann eine Shisha und lassen sie sich vom Shisha-Boy anrauchen. Aber immer gilt – Männlein und Weiblein in Gruppen getrennt, keine Kontaktaufnahme beiderseits.
Akaba
Die europäischen Touristen – meist Deutsche, Holländer, Franzosen, Italiener und Polen – machen in der Regel eine mehrtägige Rundreise durch Jordanien und sind nur für 2 Tage in Akaba, um am Roten Meer zu entspannen. Sie übernachten zumeist in Budget-Hotels in der Preisklasse 50 bis 80 EUR pro Nacht/DZ. Demgegenüber zeigen die Russen, wie an vielen anderen Orten der Welt, auch in Akaba ein deutlich anderes Reiseverhalten. Sie sind im Hotel Intercontinental oder Mövenpick anzutreffen, wo die Nacht ab 550 EUR aufwärts kostet. Man erkennt sie an ihren Armbändchen, mit dem sie durch die Security am Hoteleingang gelassen werden. Sie sind auch nicht individuell im Land unterwegs, sondern fahren von Akaba in Tagestouren zu ihren touristischen Zielen. Russen mögen wohl die bequeme, konsumtive Art zu reisen. Geld wird auf den Tisch gelegt und dann soll der Reiseveranstalter die Puppen tanzen lassen.
Dominierende Automarken in Jordanien sind Hyundai und Kia. Man sieht erstaunlich viele Elektroautos, zumeist Hyundai Ionic. Jordanier der Mittelschicht haben häufig Solarmodule auf ihren Dächern und laden damit ihre E-Autos.
Nächste Station ist das Wadi Rum, eine Wüste mit rotem Sand in einem Hochtal gelegen. Obwohl die Beduinen recht gut an den Übernachtungen und der Bewirtung der Touristen in ihren Wüstencamps verdienen, ist das Wadi Rum Village, dort wo die Beduinen wohnen, ein eher ärmlicher Ort. Die Beduinen sind wohl nicht fähig, einen Garten vor ihrem Haus zu bewirtschaften oder einen schönen Sitzplatz mit Pergola anzulegen. Primitive Gebäude, Stolperkanten überall, Dreck und Müll. Ein südafrikanisches Township ist da noch besser in Schuss.
Wadi Rum Village
Aber große Pickups zu fahren und damit durch die Wüste zu cruisen, das ist ihre Welt. Aber den Beduinen ist ihre Umwelt nichts wert. Auf ihren Fahrten durch die Wüste werfen sie alles mögliche aus dem Fenster. Man kann einen Spaziergang machen, aber überall findet man Plastikflaschen, Getränkedosen oder Zigarettenschachteln.
Unser Beduinenhost zeigte uns seine Kamelherde. Sie läuft frei durch das Wadi. Die Halter binden den Kamelen die Vorderbeine zusammen, damit sie nur kleine Schritte machen können und nicht fortlaufen können.
Weiter geht’s ca. 250 km den Desert Highway entlang nach Amman. Der Desert Highway ist an beiden Seiten in einem breiten, ca. 100 m breiten Streifen mehr oder weniger vermüllt. Plastiktüten wirbeln durch die Luft. Ganz schlimm sieht es nach einer Raststätte/Tankstelle aus. Da kann man die Wüste vor lauter Müll kaum noch sehen. Durch den Wind wird der Müll weit in die Wüste hineingetragen.
Amman erwartet uns mit lang anhaltendem Regen. Das Wasser steht ca. 20 cm auf der Straße und trägt all den Müll aus Höfen, Gehwegen und der Straße mit sich. Wir finden unser Hotel im Zentrum der Altstadt auf einem Hügel direkt unterhalb der römischen Zitadelle. Von unserem Hotelzimmer haben wir einen schönen Blick über die Ammaner Altstadt. Die Altstadt besteht aus weißgrauen versetzten, maximal 5 stöckigen Reihenhäusern mit Flachdach. Durch die Altstadt führt ein Labyrinth aus Treppen und Hinterhöfen.
Desert Highway nach Amman
Blick aus dem Hotel auf die Ammaner Altstadt
Eigentlich ist nirgendwo etwas Schönes zu finden. Die Dachterrassen sind nur Abstellfläche für Sperrmüll, die Hinterhöfe sind voller Müll und Unrat, es gibt praktisch kein Grün, keine Kübelpflanzen, keine Pergolen, nur grauer Beton überall. In der Altstadt pulsiert das Leben. Dicht gedrängt befinden sich Geschäfte, Märkte und Cafes. In den Cafes werden die Getränke in Plastik- oder Pappbechern ausgeschenkt. Die Gäste werfen die Becher dann einfach auf Straße oder den Gehweg. Die Cafebesitzer schütten ihren Mülleimer auch mal einfach so auf die Straße. Der nächste Regen nimmt den Müll dann mit und lagert ihn in Senken oder Höfen ab. Von Zeit zu Zeit kommt dann die Stadtreinigung und schaufelt den Müll dann auf ihren Lkw.
Wir fahren nun in den äußersten Nordwesten Jordaniens, ins Dreiländereck Jordanien – Israel – Syrien. Auf der Hauptausfallstraße in Amman Richtung Norden herrscht reges Treiben. Auf der eigentlich zweispurigen Straße drängen sich 3 Reihen Autos, Lkws und Busse. Trotz dichten Verkehrs befinden sich links und rechts Geschäfte. Händler stellen ihre Möbel direkt auf die Straße, Autos halten mal kurzerhand an, Fußgänger kreuzen die Straße. Man muss jede Sekunde höllisch aufpassen, um keinen Fußgänger anzufahren oder ein Auto zu rammen.
Unterwegs ins Dreiländereck
Hinter Amman beginnt das fruchtbare jordanische Hügelland. Wegen höherer Niederschläge ist es grün und es wird intensiv für den Anbau von Oliven und Gemüse genutzt. In den Olivenbäumen rechts und links der Straße haben sich all die Plastiktüten verfangen, die aus den Autos geworfen werden.
Ich habe bisher noch kein solch vermülltes Land gesehen. Andere deutsche Touristen entgegneten mir jedoch, ich solle mal nach Asien reisen. Da ist es noch viel schlimmer als in Jordanien. Ein einziges Drecksloch soll Indien sein, aber auch Kambodscha, Thailand oder Indonesien seien extrem vermüllte Länder. Auf Bali schwimme man sogar im Meer im Müll, wenn er nicht von Barrieren rund um die Hotels vorm Strand abgefangen wird.
Ähnlich vermüllt habe ich Ägypten kennengelernt, wo all der Müll in den Nil und seine Seitenarme geworfen wird. Auch die Afrikaner in Südafrika werfen alles achtlos in die Gegend, aber dort sind immer Kolonnen an Arbeitern unterwegs, die die Strände und Straßen wieder vom Müll befreien. Aber in Jordanien scheint sich der Müll von Jahr zu Jahr anzuhäufen.
Von den Ruinen der römischen Festung Umm Qais hat man einen fantastischen Blick auf den See Genezareth, die Berge von Galiläa und die gegenüber liegenden Golanhöhen. Man spürt, dass man sich in biblischen Gefilden befindet. Auf dem Gelände der römischen Festung befinden sich viele Schilder, man möge den Müll doch in die überall befindlichen Müllbehälter werfen.
Blick auf den See Genezareth, die Golanhöhen und Galiläa
Ein palästinensischer Junge lässt seine Ziegenherde zwischen den römischen Ruinen weiden. Sofort denke ich an @BBouvier und seine Ausführungen zum Untergang des römischen Reiches, wo am Ende die Einwohnerschaft Roms von mehr als einer Million auf 5.000 gefallen ist und Ziegen auf dem Forum Romanum gegrast haben. Genauso wie die Überlebenden Roms oder die dort eingefallenen fremden Völkerschaften mit der Hochkultur und den technischen Errungenschaften des Römischen Reichs nichts mehr anzufangen wussten, ebenso erscheint mir die römische Festung als ein Fremdkörper im heutigen Jordanien. So wie es ausschaut, wissen die Jordanier auch nichts so recht anzufangen mit den Hinterlassenschaften des antiken Roms.
Von Umm Qais geht’s hinab ins Jordantal in Richtung Totes Meer. Das fruchtbare Jordantal ist der Brotkorb des Nahen Ostens. Es wird von Israel, Jordanien und Syrien landwirtschaftlich intensiv genutzt. Der Jordan spendet das dafür notwendige Nass, so dass letztendlich nur noch ein kleines Rinnsal das Tote Meer erreicht. Im Jordantal wohnen fast ausschließlich Palästinenser. Man kann sie an ihren schwarz-grauen Tüchern erkennen, während die Jordanier die typischen König-Hussein-Tücher in rot-weiß tragen.
Blick ins Jordantal, im Hintergrund Galiläa
Im Jordantal fährt man durch etliche kleine Städte. Entlang der Hauptstraßen bieten die Händler ihre Waren und viel Gemüse feil. Und es gibt Massen an Autowerkstätten und Reifendiensten. Auch ich hatte den in Jordanien obligatorischen Reifenschaden.
Eigentlich gibt es abgesehen von Akaba keine schöne jordanische Stadt. Die Häuser sind alle primitiv und einfallslos gebaut. Es gibt praktisch keine Gärten, keine Hinterhöfe mit Kübelpflanzen, keine Blumen, einfach nichts Schönes. Einziges architektonisches Highlight ist manchmal eine Moschee.
In Jordanien leben etwa 5 Millionen Palästinenser, die zu einem großen Teil Hilfen der UNO und EU beziehen. Das Land hat fast keine Industrie. Das Geschäftsmodell des Landes scheint darin zu bestehen, Flüchtlinge zu beherbergen und sich dafür von UNO und EU bezahlen zu lassen. Neben den Palästinensern wohnen noch Hunderttausende Syrer in Irbid und Umgebung, nahe der syrischen Grenze. Ein großer Teil des jordanischen Staatshaushalts besteht aus Zuweisungen beider Organisationen.
Trotz hoher Arbeitslosigkeit scheint ein großer Teil der Palästinenser nicht zu arbeiten. Viele Beschäftigte im Tourismus und in der Landwirtschaft kommen aus Bangladesch. Auf dem Bau, im Straßen- und Gehwegbau sind viele nigerianische Gastarbeiter tätig. Die Palästinenser bauen ihre Häuser zum Teil mitten in die Felder. Ausgehend von jedem Haus werden ringsherum Natur und Felder vermüllt. Bauschutt und Abbruch werden achtlos auf den Feldern des fruchtbaren Jordantals abgekippt und deponiert. Müll und Bauschutt werden auf den Feldern dann einfach untergepflügt. Durch den achtlosen Umgang mit dem Ackerboden verliert die fruchtbare Erde mit jeder Ernte an Bodenfruchtbarkeit. Es ist traurig anzusehen, wie hier innerhalb von 3 Generationen all das vernichtet wird, was die Natur in Hunderttausend Jahren an Fruchtbarkeit aufgebaut und seit der Antike von vielen vorhergehenden Generationen gepflegt wurde.
Ich frage mich, was mag in den Köpfen jener Menschen, vornehmlich der Palästinenser vorgehen? Sie leben achtlos in den Tag hinein, verachten die Schöpfung Gottes, sie singen nicht, haben keine Musik, haben keine Volksfeste, ihnen fehlt Literatur, der Sinn für Schönes, für Grün, Blumen. Haben diese Menschen überhaupt eine Vorstellung oder einen Begriff von sowas wie Kultur oder was das Menschsein überhaupt ausmacht?
Sie bauen lieblose Häuser. Sie bewirtschaften keine Gärten an ihren Häusern. Am Haus nirgends eine Pergola mit rankendem Wein, keine Kübelpflanzen – nur Tristesse. Um ihre Häuser herum nur Müll und Unrat. Die Männer liegen zum Teil in Gruppen den lieben, langen Tag auf Teppichen am Straßenrand entlang des Jordan Highways und dösen im Schatten, während die Autos und Lkws an ihnen vorbeirauschen. Freitags kommen die Palästinenser mit ihren Hyundai- und Kia-Kleinbussen mit ihrer Kinderschar an, räumen am Jordan Highway den Müll etwas beiseite, breiten Teppiche aus, der Mann baut einen Grill auf, wo dann Schafsfleisch gegrillt wird, während die Kinder nebenan im Müll und Dreck spielen. Das ist dann deren Freizeitgestaltung am Wochenende. Der Clan sitzt am Highway im Müll, grillt und man ist mit sich und der Welt im Reinen.
Ich erinnere mich jetzt wieder an die palästinensischen Studenten Ende der 80er Jahre in der DDR. Sie waren mit Abstand die faulsten an der Uni und haben es vorgezogen, immer nach West-Berlin zu fahren und dort die Puppen tanzen zu lassen. Sie waren die einzigen Studenten mit Devisen und brachten den Vietnamesen immer die begehrten Levis-Nieten und -Reißverschlüsse mit, die die Vietnamesen zum Nähen ihrer Jeans brauchten, die dann reißenden Absatz bei den DDR-Jugendlichen fanden. Die Palästinenser waren hübsche Kerlchen, im Gegensatz zu den Algeriern auch ziemlich friedlich und sympathisch. Sie hatten wegen ihrer Devisen die schönsten Bräute an der Hand. Wir blickten immer verächtlich auf diese Studentinnen herab und nannten sie Arafat-Matratzen.
Hier nahe der israelischen Grenze bekomme ich eine neue Perspektive auf den Israel-Palästina-Konflikt. Ich kann die Israelis jetzt verstehen, dass sie das gelobte Land nicht von den Palästinensern verkommen und vermüllen lassen wollen, weshalb sie versuchen, die Palästinenser aus dem biblischen Land hinauszudrängen. Genauso wie Israel von den Palästinensern mit ihrer hohen Geburtenrate erdrückt wird, werden auch die Jordanier (Jordanier gibt es eigentlich nicht es sind Haschemiten, eine Zusammenfassung mehrerer Stämme) als ehemalige Besitzer ihres Landes durch die Flüchtlingspolitik ihrer Regierung an den Rand gedrängt. Die Palästinenser stellen mittlerweile die Mehrheit im Land und jetzt kommen all die syrischen Flüchtlinge im Norden auch noch dazu, die auch eine hohe Geburtenrate aufweisen.
Das Problem scheint überall auf der Welt zu bestehen. Man braucht hierzu nur durch unsere Städte zu gehen und zu schauen, wessen Hände die Mehrheit der Kinderwagen schiebt. Die neue Kindergrundsicherung und die Anhebung des leistungslosen Bürgergeldes werden bildungsferne Menschen noch mehr motivieren, ihre Schicht überproportional zu vermehren. So werden wir Deutschen nach und nach auch zu Fremden in unserem eigenen Land. Zur Landnahme durch Fremde braucht es heute keiner Kriege mehr. Irgendwie kann das alles nicht gut enden.
Zweiter Teil folgt.
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER