Ich möchte dem ja nicht mal widersprechen, ...
... aber dann nenn mir doch mal bitte eine andere legale Möglichkeit, politische Kräfte zu bündeln.
Es ist immer leicht, vom Sofa aus gute Ratschläge zu erteilen und jegliche Initiative zu verdammen, weil der Mensch von Natur aus schlecht ist, weil man vielleicht sogar von sich aus auf andere schließt und sich dabei gut fühlt und auf die Schulter klopfen kann.
Ich habe im Laufe eines Lebens ein anderes Menschenbild gewonnen. Es gibt Menschen, die eine Machtposition nutzen, um Positives zu gestalten und es gibt andere Menschen, die ihre Macht nutzen, um sie für Korruption zu nutzen, Geld anzuhäufen und relativ mühelos auf Kosten anderer zu leben.
Man kann es ganz deutlich im Osten Deutschlands an der Entwicklung der Gemeinden nach der Wende beobachten. Da gibt es Dörfer oder Städte, die einen Bürgermeister hatten, der nur so vor Ideen gesprüht hat und der Motor für positive Veränderungen in der Gemeinde war, der in der Lage war, Leute zusammenzubringen, kreative Finanzierungsquellen erschloss, auch nach Misserfolgen wieder die Ideen voranzubringen. Diese Gemeinden sind heute ein Hort der Lebensqualität.
Dann gibt es andere Gemeinden, wo der Bürgermeister nur bestrebt war, sein Gehalt einzustreichen und seine Clique an die Honigtöpfe heranzuführen. Durch verwandtschaftliche Beziehungen und Klüngel können auch solche Bürgermeister mehrere Legislaturperioden im Amt bleiben. Ihre Gemeinden sind nicht ansehnlich und verschleißen ihre Substanz.
Geschichte wird immer von Menschen getragen. Wahrscheinlich ist es manchmal Glücksache, welcher Mensch gerade mit einem machtvollen Amt gesegnet wird. Und erst in einem mit Macht ausgestatteten Amt zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen.
Alles immer auf die Amerikaner zu schieben und dass wir in Deutschland keinen Handlungsspielraum haben, ist mir zu billig und käme einer Generalabsolution für alle Politiker bei uns gleich. Selbstverständlich gibt es Sachzwänge, aber die Kunst eines Politikers besteht gerade darin, seinen Handlungsspielraum zu erweitern und auch manchmal ein günstiges Zeitfenster zu nutzen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Da habe ich mich wohl zu sehr mit der bundesdeutschen Geschichte beschäftigt, um die Mär vom unbedingten Vasallenstaat von Amerikas Gnaden zu glauben. Brandt, Schmidt und Kohl wussten schon, was möglich war und was nicht.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER