Vorweg: Das Protestgeschehen war äußerst komplex - nach Mitteilung anderer Teilnehmer war es in Magdeburg so noch nicht vorgekommen.
Ebenso wie @Hannes befand ich mich auf dem Alten Markt unter den etwa 1500 Zugelassenen. Außerhalb dürften sich noch einmal so viele Leute befunden haben, von denen im Laufe der Zeit aber das Gros wegspaziert ist. Das "sentimentale Geseier" habe ich auch etwas beschämend gefunden, zumal das absolut sinnlos ist. Ob die "Volksbewegung professionell kanalisiert" wurde, kann ich nicht sagen. Mir tun sich Vergleiche zu den Megademos in Berlin auf: Im Nachhinein wären vielleicht viele, viele parallele Veranstaltungen in allen deutschen Städten erfolgreicher gewesen, aber nachher ist man immer schlauer. Zum Technikeinsatz: Ich habe mich mit einem Verantwortlichen unterhalten: Die Technik wird von einem Unterstützer zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt, nicht zum ersten Mal, insgesamt macht er Minus. Ich halte ihn für integer.
Gestern hat die Veranstaltung auf dem Markt, man mag über diese denken, wie man will, zumindest zur Komplexität der Lage beigetragen und letztendlich die Schwarzhelme überfordert: Ich habe den Markt nach einigen Reden verlassen, nicht aus Geringschätzung, sondern weil ich das schon kannte und mich umsehen wollte. Ich kam als letzter nach Osten raus und traf völlig überrascht auf einen aus Richtung Süden kommenden Spaziergängerstrom, einige Tausend, und habe mich denen angeschlossen. Auf Höhe Markt kam es dann zu Kommunikationsversuchen zwischen den verschieden Gruppen, die mit Pfefferspray verhindert wurden. Unser Zug lief ganz ohne Begleitung! Die Verkehrssicherung an einer großen Kreuzung im Norden haben wir selbst organisiert! Die Autofahrer haben alles respektiert! Wir sind dann um die ganze Innenstadt herumgezogen, machten südlich der Innenstadt kehrt. Inzwischen war der Zug weiter angeschwollen. Auf dem Breiten Weg traf die Spitze auf einen von Norden her kommenden ähnlich großen Zug. Sehr beeindruckend! Das war wie in einem Propagandafilm, in dem sich Kommunisten und Sozialisten vereinigen! Wir sind dann alle zusammen in eine kleinere Straße nach Westen abgedriftet, wieder untenherum und dann wieder, diesmal alle zusammen, auf den Breiten Weg. Von dem Treppenpodest der Reichsbankfiliale konnte ich alles überblicken: Der Zug endete im Süden am Ende der Straße und ging im Norden bis an ein Einkaufszentrum - laut Karte ca. 1200 Meter! Gut erkennbar an den Transparenten an beiden Enden. Später wurden wir eingekesselt, erst auf einer Elbbrücke, da konnten wir noch über Wiesenflächen ausweichen, danach nördlich des Marktes, schon im dunkeln. Da ich noch einen weiten Weg vor mir hatte, bin ich mit Ortskundigen über einen Müllplatz ausgebrochen. Später habe ich erfahren, dass es noch mind. einen weiteren Kessel gab, in welchem alle Personalien aufgenommen wurden. Dazu dürfte es etliche Berichte unter Telegram geben, vielleicht hat @Hannes auch noch ein paar Infos. In den Systemmedien wurden die Teilnehmerzahlen verschwiegen, es war nur von ein paar tausend die Rede...