Zunächst mal vorneweg: Ich finde es gut, dass Boris Palmer ein Art Kompendium erstellt, in welchem er die aus seiner Sicht wichtigsten oder häufigsten Argumente der Gegenseite aufführt und sie versucht, argumentativ zu entkräften. Das ist m.E. ein guter Ansatz.
Boris Palmer ist Politiker, und somit fürs Gemeinwohl, das grosse Ganze verantwortlich. Er ist Mathematiker und denkt in Zahlen. Seine Perspektive auf die Pandemie ist stark utilitaristisch geprägt, d.h. er sieht es als gegeben an, dass in der Pandemiebekämpfung eine Alternative A, die am Ende 10 Todesopfer fordert, immer einer Alternative B, die 100 Todesopfer fordert, vorzuziehen ist. Das gilt notwendigerweise auch, wenn die 10 und die 100 Opfer unterschiedliche Personen sind oder unterschiedlichen Gruppen (zb Junge/Alte) angehören. Mit seiner Haltung zur Impflicht ist er also bereit, notfalls 10 Menschenleben zu opfern, um andere 100 Menschenleben zu retten.
Aus Sicht eines utilitaristischen Gemeinwohlverantwortlichen ist das durchaus nachvollziehbar. Wie sieht es aber aus der Sicht der 10 Menschen aus, die geopfert werden? Wie steht es um deren Menschenwürde, und ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit? Sind das nur bedingte Rechte?
Was ist zb, wenn aufgrund der Impfungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (zb Kinder) mehr Personen sterben als wenn sie ungeimpft blieben? Es gibt Hinweise darauf, dass dies passiert (zb hier und hier). Ist das zu rechtfertigen mit dem Hinweis auf niedrigere Gesamtopferzahlen?
Ausserdem: wenn es derartige Verdachtsmomente gibt, wäre es dann nicht ein Pflicht der Impfpflichtbefürworter, die Verdachtsmomente zuverlässig auszuräumen, bevor eine Impfpflicht eingeführt wird?
Am 14.Januar hatten Sie mir noch geschrieben „das muss jeder für sich entscheiden. ich will meine mutter nicht anstecken“. Das fand ich vernünftig und weise.
BP: Damals wusste ich auch nicht, dass wir im Dezember 2021 wegen geringer Impfquote immer noch Lockdown praktizieren werden.
Die Lockdowns sind eine politische Entscheidung, eine mögliche Reaktion auf die Pandemie. Sie sind keine unbedingte Folge. Es gibt viele Länder, in denen weder im Dezember 2021 noch in den Vormonaten Lockdowns praktiziert werden, trotz tws hoher Infektionszahlen (zb Florida, Texas, UK).
Eine Alternativstellung also auf Impfpflicht oder Lockdown zu beschränken, ist eine unzulässige Reduktion bestehender Alternativmöglichkeiten, die Impfpflicht ist keinesfalls die einzige Alternative zu Lockdowns, wie viele Länder bereits bewiesen haben.
Bevor man zu einer Impfpflicht greift, wäre es dann nicht ein Pflicht der Impfpflichtbefürworter, schlüssig und unwiderlegbar darzulegen, dass andere Alternativen nicht zur Verfügung stehen?
Stimmt es, dass die derzeitigen Impfstoffe nur eine bedingte Zulassung haben?
BP: Ja, das ist aber nach hundert Millionen Impfungen völlig irrelevanter Bürokratenkram.
Man möchte ihm hier auf den ersten Blick Recht geben. Aber die Zulassungsbedingungen für Medikamente sind nicht aus Jux so gestaltet wie sie sind. Auf der quantitativen Ebene hat er sicherlich recht: niemals gab es mehr Probanten als bei diesen Injektionen. Aber die Studien haben auch eine zeitliche Komponente, und die kann nicht mit dem Argument verkürzt werden, daß die Anzahl der Probanten sehr gross ist. Ein Beispiel ist die nachlassende Wirkung, die eben erst im Zeitverlauf erkennbar wird.
Pharmacovigilanz unter Studienbedingungen ist wesentlich stringenter als die Verfolgung von Nebenwirkungen in der allgemeinen Bevölkerung. Daher macht man Studien, um Dinge genau zu verfolgen, um dann zuverlässige Daten zu erhalten.
Stimmt es, dass man nach der Impfung immer noch infektiös sein kann?
BP: Klar, das ist aber irrelevant, weil es sein kann, aber viel seltener vor kommt.
Was bedeutet in dem Zusammenhang "viel seltener" genau? Sollte jemand, der eine Impfpflicht befürwortet, das nicht sehr genau wissen und angeben?
Es gibt zudem inzwischen mehrere Studien, die auf zu dem gegenteiligen Schluss kommen, dass nämlich Geimpfte ebenso infektiös sind wie Ungeimpfte (zb hier), und sich sogar häufiger anstecken als Ungeimpfte (zb hier).
Bevor man also zu einer Impfpflicht greift, wäre es dann nicht ein Pflicht der Impfpflichtbefürworter, solche Studien schlüssig und eindeutig zu widerlegen? Sollte einer Impfpflicht nicht fundiertes Wissen anstatt blosse Vermutungen oder Schätzungen zugrundeliegen, wo es doch um schwerwiegende Eingriffe in die Grundrechte geht?
Stimmt es, dass man sich trotz Impfung immer noch infizieren, krank werden und sogar sterben kann?
BP: Ja, aber die Wahrscheinlichkeit sinkt um 90%.
1) Was zu belegen wäre. Gelten diese 90% identisch für Infektion, Krankheit und Tod?
2) Für welche Altersgruppen gilt das? Auch für unter 20Jährige?
3) Für wie lange gilt diese gesunkene Wahrscheinlichkeit? 6 Wochen? 3 Monate? 6 Monate?
4) Ist die Schutzwirkung höher als die in Kauf zu nehmenden Schäden der Impfung? Wie sieht das aus, wenn die Impfung 8x wiederholt wird, und sich die Schäden addieren oder sogar akkumulieren?
Sind die Impfpflicht-Befürworter nicht in der absoluten Pflicht, diese Fragen genau und unangreifbar zu beantworten, mit sicherem Wissen, bevor sie andere Menschen dazu zwingen, gegen ihren Willen eine genetisch aktive Substanz aufzunehmen, deren genaue Schutzwirkung unklar ist, deren Langzeitfolgen unbekannt sind, die von der Virusmutation umgangen wird und deren Wirkungen&Folgen bei vielmaliger Anwendung völlig unerforscht sind (zumindest hinsichtlich öffentlich bekanntgewordener Studien)?
Wo ist die Wissenschaftlichkeit, auf die immer rekurriert wird?
Stimmt es, dass für die derzeitigen Impfstoffe eine neuartige Technologie benutzt wurde, die noch nie am Menschen angewandt wurde?
BP: Ja, aber wenn wir alle neuen Technologien ablehnen, wird das hart. Mit dem Argument wurde auch der Mobilfunk bekämpft. Grundlos, wie wir heute wissen.
Das ist kein Argument. Eine neue Technologie birgt Risiken und Chancen. Im Nachhinein wird man es besser einschätzen können, aber wir befinden uns im Vorhinein.
Es geht aber um die Frage, ob angesichts der im Vorhinein bestehenden Unwägbarkeiten Menschen wie Boris Palmer andere Menschen dazu zwingen dürfen, sich einem (aufgrund der eingeschränkten Wissensbasis letztlich unwägbaren) Risiko auszusetzen.
Vielleicht sollten diese Leute, wenn sie sich schon zutrauen, die Verantwortung dafür zu übernehmen (was selbst Pfizer/Biontech ablehnt und daher einen Haftungsausschuss erwirkte), sich ebenfalls bereit erklären, diese Verantwortung auch tatsächlich persönlich zu übernehmen und für die Schäden, die sich an Impfopfern ergeben werden, persönlich zu haften. Das würde die Abwägungen vermutlich etwas verschieben. Dann hätten sie "skin in the game", so wie jeder Impfling auch.
Eine Impfpflicht wird überhaupt nur deswegen diskutiert, weil diejenigen, die diese dann beschliessen, persönlich nicht für die Folgen dieser Entscheidung haftbar gemacht werden, selbst im Falle von weitreichenden Grundrechteingriffen ohne ausführliche wissenschaftliche Fundierung.
Stimmt es, dass die Anzahl der Nebenwirkungen dieser Impfstoffe jetzt schon höher ist als bei alle anderen Impfstoffe zusammen in den letzten 20 Jahren?
BP: Das ist eine witzlose Aussage, es wurden nie zuvor sechs Milliarden Dosen eines Impfstoffs eingesetzt. Die schweren Nebenwirkungen pro Impfung sind mit 0,2 auf 1000 extrem selten.
1) Auch von den mRNA Injektionen wurden keine sechs Milliarden Dosen verabreicht
2) In Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern sind nahezu alle Menschen gegen Tetanus geimpft, darüberhinaus sehr viele noch gegen Pocken, Polio, Masern und diverse andere Sachen. Die Anzahl aller Impfungen insgesamt übersteigt die Anzahl der Covid-Injektionen um ein Mehrfaches.
3) Trotzdem übertrifft die Anzahl der Nebenwirkungen der Covid-Injektion die Anzahl der Nebenwirkungen aller anderen Impfungen um ein Mehrfaches. Das Risiko dieser Injektion ist also sehr viel höher als das Risiko der anderen Impfungen. Ist das eventuell dadurch gerechtfertigt, dass Covid-19 eine gefährlichere Krankheit als Pocken oder Polio ist?
Warum bringt der schlaue Boris Palmer solche Argumente vor, die sachlich falsch sind, und ausserdem eine Impfpflicht nicht rechtfertigen?
Stimmt es, dass Steve Kirsch (FDA Berater) aufzeigt, das es in der Pfizer-Studie in der Impfgruppe mehr Tote als in der Placebogruppe gab?
BP: Keine Ahnung, aber spielt keine Rolle, denn wir haben hundert Millionen Impfungen und dabei ist das nicht aufgetreten in Deutschland.
Und diese Leute trauen sich zu, eine Impfpflicht zu verantworten.
Er hat die Zulassungsstudie von Biontech nicht gelesen.
Sie spielt lt eigener Aussage "keine Rolle".
Er behauptet, (ohne zu wissen, um welche Information es überhaupt geht?), dass dies in Deutschland nicht aufgetreten sei. "Dies" bedeutet, daß in der Biontechstudie beobachtet wurde, daß zwar weniger Probanten in der Kohorte der Geimpften an Covid schwer erkrankten oder starben, aber insgesamt die Morbidität und Mortalität in der Kohorte der Geimpften leicht über der Kohorte der Ungeimpften lag!
Ein positiver Einfluß der Impfung auf Morbidität und Mortalität der Geimpften konnte also in der Zulassungsstudie von Biontech - einer der besten Datenpools, die zur VErfügung stehen - nicht nachgewiesen werden.
Wenn Palmer also behauptet, dass dies so in der Gesamtheit in Deutschland nicht aufgetreten sei, so ist er des Nachweises schuldig. Wo also ist die Studie zur Gesamt-Morbidität und Mortalität zwischen den Gruppen der Ungeimpften und Geimpften, bezogen auf die vergangenen 12 Monate, nach Altersgruppen und Ursachen getrennt?
Die gibt es nicht, zumindest nicht öffentlich.
Wenn man die Grundrechte ausser Kraft setzen will, darf das auch aufgrund von Unwissen geschehen?
Stimmt es, dass normalerweise nur die vulnerablen Gruppen oder bestimmte Bevölkerungsgruppen geimpft werden, aber nie alle Menschen?
BP: Nein. Siehe Masern oder Polio oder Pocken.
Da hat er recht.
Allerdings sind/waren diese Impfungen zum Zeitpunkt ihrer breiten Anwendung langfristig und ausreichend erforscht, und existierten nicht seit ein paar Monaten. Auch wurde nach ein paar Monaten ohne ausreichende Kenntnis der Wirkungen und Folgen keine allgemeine Impfpflicht angeordnet.
Stimmt es, dass man normalerweise vor einer Pandemie impft und nicht mitten in der Pandemie?
BP: Was soll da normal sein? Wenn man die Pandemie vorher kennt, gut, aber die kam ja plötzlich.
Das ist kein Argument.
Man impft nicht in eine Pandemie aus Prinzip. Weil eine Impfung in eine Pandemie es dem Virus erleichtert, die Mutationen zu selektieren, welche die Impfung umgehen. Man schafft ein ideale Trainingsumgebung für den Virus, um sich an die Impfungen anzupassen und diese unwirksam zu machen.
Ob die Pandemie plötzlich kommt oder normal ist, spielt dabei keine Rolle. Es ist ein wissenschaftlich anerkanntes Prinzip, und keine noch so grossen opportunistischen Wunschvorstellungen werden daran etwas ändern.
Die Politik hat sich dennoch für eine allgemeine Impfung entschieden. Das war ein Fehler.
Hätte man stattdessen nur die Vulnerablesten geimpft (5-10% der Bevölkerung), und den Virus ansonsten in der Normalbevölkerung durchlaufen lassen, dann wäre es wahrscheinlich, dass die Mutationen sich nicht an den 10% Vulnerablen, sondern an der grossen Mehrheit orientiert hätten und sich die Mutationen durchgesetzt hätten, welche in diesen 90% am erfolgreichsten wären. Die klassische Beobachtung ist, dass dies diejenigen Mutationen sind, die den Wirt nicht umbringen. Die 10% Vulnerablen hätten dann vielleicht einen echten Impfschutz gehabt.
Stimmt es, dass die „Infection fatality rate“ von Covid ähnlich hoch wie bei einer schweren Grippe ist?
BP: Nein, das stimmt nicht. Ioannidis ging vor einem Jahr von 0,4 aus. Influenza kommt auf 0,1. Und in D haben wir jetzt 1,0 mit Corona.
Das ist reine Zahlenschubserei. Alles davon sind Vermutungen und Schätzungen, niemand weiss, wieviele Leute wirklich mit Grippe oder SARS-Cov2 infiziert waren, und ohne diese Information gibt es keine „Infection fatality rate“.
Studien, mit denen diese Zahl ermittelt werden könnte, fehlen merkwürdigerweise überall. Streeck hat dies ganz zu Beginn in Heinsberg versucht, danach kam nichts mehr (er hatte eine Infektionsrate weit über der offiziellen Zahl festgestellt). Dass nicht eine repräsentative Gruppe von 100.000 Personen quartalsmässig auf durchlaufene Infektionen gescannt wird, ist ein eklatanter Mangel in der Pandemiebekämpfung. Es werden hunderte Milliarden ausgegeben, und man befindet sich im Blindflug, und muss mit unzureichender Kenntnis der Lage Entscheidungen treffen.
Auch hier wieder legt dieser Fakt schwere Beweislast in das Lager der Impfpflichtbefürworter. Es ist ihre Pflicht, eine eindeutige und wissenschaftsbasierte, transparente und überprüfbare Datenlage zu schaffen, wenn sie die höchsten Grundrechte auf dieser Grundlage einschränken wollen.
Stimmt es, dass das Gesundheitssystem zu keiner Zeit der letzten zwei Jahre überlastet war?
BP: Ja, zum Glück. Dafür wurden ja die Maßnahmen gemacht.
In anderen Ländern wurden andere Massnahmen gemacht, und auch dort brach das Gesundheitssystem nicht zusammen. Und dies, obwohl dort tws erheblich weniger Betten zur Verfügung stehen als in Deutschland.
In Deutschland stehen ohnehin genug Betten zur Verfügung.
Ein Argument für oder gegen eine Impfpflicht kann ich nicht erkennen.
Stimmt es, dass es letztes Jahr, laut Uni Duisburg, keine Übersterblichkeit in Deutschland gab?
BP: Ja, zum Glück. Dafür wurden die Maßnahmen ja gemacht.
Siehe vorhergehenden Punkt.
Stimmt es , dass man einen zoonotischen Virus niemals ausrotten kann?
BP: Vermutlich. Niemand sagt, wir könnten das Corona-Virus ausrotten. Es geht um den Schutz vor schwerer Erkrankung.
Das wäre nach gegenwärtigem Kenntnisstand dann nur zu erzielen, wenn die Gesamtbevölkerung alle 4-6 Monate geimpft würde, wenn überhaupt (es ist nicht erwiesen, dass auch der 10.Booster noch die ursprüngliche Schutzwirkung erzielen wird)
Wo sind die Studien, was ist der Wissenstand hinsichtlich der unerwünschten Nebenwirkungen dieser oftmals wiederholten cytomanipulativen Injektionen?
Wie kann soetwas beschlossen werden, wenn es überhaupt keine wissenschaftliche Basis dafür gibt, schlicht aus dem Grunde, dass dies noch niemals, an einer statistisch relevanten Gruppe, in einer ordentlichen Doppelblindstudie erforscht wurde?
Es gibt nicht einmal eine Medikamentenzulassung für diese wiederholte Anwendung, sie ist reines Experiment. Eine solche, nicht ausreichend oder überhaupt erforschte Anwendung verpflichtent zu machen, und damit auch noch Grundrechte einzuschränken, ist völlig jenseits der (ehemals?) geltenden Rechtsordnung.
Stimmt es, dass eine natürliche Immunität immer besser ist als eine geimpfte Immunität?
BP: Ja, aber dafür muss man die Krankheit erstmal überleben. Das ist leider bei älteren Menschen viel zu oft nicht der Fall.
Siehe oben: die richtige Entscheidung wäre gewesen, nur die tatsächlichen Risikogruppen zu impfen, um dem Virus nicht die perfekte Entwicklungsumgebung für impfschutzumgehende Mutationen zu geben.
Der Rekurs auf die vulnerablen Risikogruppen ist also nicht nur kein Argument für eine allgemeine Impfpflicht, sondern sogar eins dagegen.
Stimmt es, dass es eine gute medikamentöse Behandlung gibt, die In Indien (Uttar Prahdesch) und Japan angewendet wird und die auch von Dr. Peter McCullough propagiert wird?
BP: Stimmt wohl kaum, liest man aber in Querdenkerseiten ebenso wie Dinge über Entwurmungsmittel. Wollen Sie das echt als Alternative anpreisen?
"Stimmt wohl kaum" ist auch nicht gerade ein wissenschaftlicher Ansatz. Entweder stimmt es, oder es stimmt nicht, oder man weiss es nicht. Bei BP scheint letzteres der Fall zu sein, ich weiss es auch nicht. Es wäre also schlüssig darzulegen und ggfs zu erforschen.
Stimmt es, dass das eigentliche Problem der Mangel an Pflegekräften ist und es daher zu massivem Abbau von Intensivbetten seit Mitte 2020 kam?
BP: Das ist ein Problem, aber nicht das eigentliche, denn ohne Corona hätten wir kein Problem auf den Intensivstationen. Es gibt kein Land mit mehr Intensivbetten als Deutschland.
Diese Argumentation stellt letztendlich darauf ab, dass Impfpflichten je nach Auslastung des Gesundheitssystem beschlossen werden sollten. Es ist also nicht mehr die Pflicht der Politik/Gemeinwohlmanager, das Gesundheitssystem so zu betreiben, dass es den Herausforderungen gerecht werden kann, sondern jetzt werden die Kunden in die Pflicht genommen, nicht mehr zu erkranken.
Merkwürdig bleibt allerdings, dass, obwohl es kein Land mit mehr Intensivbetten als Deutschland gibt, in anderen Ländern die befürchteten Katastrophen ebenfalls ausgeblieben sind.
Die Dimensionierung des Gesundheitssystem ist ein eigener Problembereich. Man kann aus ihm keine Eingriffe in die Grundrechte ableiten. Die Grundrechte stehen nicht unter dem Vorbehalt ausreichend angestellter (und bezahlter) Pflegekräfte.
Wie kommen Politiker jemals darauf eine Impfpflicht in Erwägung zu ziehen?? Ich finde das schockierend.
BP: Können Sie selbst zählen. Nichts davon spricht gegen die Impfpflicht. Wir brauchen eine hohe Impfquote, über 50 an die 100%, damit die Krankenhäuser nicht von jeder Welle überrollt werden.
Nichts davon spricht gegen die Impfpflicht.
Damit verlässt Palmer jeglichen rationalen Diskurs. Es spricht sehr vieles im vorliegenden Fall gegen eine Impfpflicht, und es wäre die Aufgabe der Impfpflichtproponenten, die Kritikpunkte aufzugreifen und wissenschaftlich, rational und transparent zu widerlegen wo möglich, oder zu konzidieren und abhilfe zu schaffen, wo unmöglich (also zb Langzeitdoppelblindstudien zu wiederholter Anwendung zu produzieren). Wer das nicht anerkennen kann, ist nicht redlich.
Wie kommt es zu Ihrem eigenen Sinneswandel? Ich verstehe das nicht!
BP: Die Lage hat sich geändert. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass 30% der Erwachsenen sich der Impfung verweigern.
Für ihn waren also die Grundrechte nur anzuwenden, solange alle darauf freiwillig verzichten bzw dagegen abwägen. Liberal, solange alle so handeln, wie gewünscht.
Bleiben Sie bitte bei Demokratie und Rechtsstaat. Setzten Sie sich auch für Menschen ein, die sich aus guten Gründen anders entscheiden („My body my choice“).
BP: Das geht nicht. Sie entscheiden über den Körper anderer, weil nicht alle gleichzeitig im Krankenhaus behandelt werden können.
Auch das ist nicht richtig.
Ein wissentlich Infizierter, der sich nicht isoliert, nimmt eventuell billigend in Kauf, dass sich ein Anderer ansteckt. Er entscheidet aber damit nicht über dessen Körper.
Ebenfalls hat er keinen Einfluss darauf, wieviele Personen gleichzeitig im Krankenhaus behandelt werden können.
Zudem: 2020 hat die Anzahl der Krankenhausbehandlungen unter Vorjahr gelegen, daraus kann man schwerlich eine Impfpflicht ableiten.
Desweiteren: Impfpflicht ist nicht die einzige wirksame Form, Krankenhauseinweisungen zu verhindern. es gibt etliche Alternativen (zb frühe Behandlungen, Präventionsmassnahmen, ambulante Sauerstoffversorgung) - die alle keine Grundrechtseingriffe erfordern.
Die Alternative ist Lockdown und das ist weitaus schlimmerer Entzug von Freiheit.
Das ist wieder die falsche Alternativstellung, die man aus der deutschen Politik inzwischen gewohnt ist.
Kennen Sie nicht die Charta der Grundrechte der Europäischen Union? Dort heißt es in Art. 3 (1) Recht auf Unversehrtheit: „Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit.“
BP: Ja. Und das spricht für die Impfung, denn das Virus kann die Charta nicht lesen.
Jetzt werden noch Hohn und Spott als Argument für eine Impfpflicht ausgegeben.
Die Charta der Grundrechte bildet keinen Rechtsschutz gegen natürliche Ereignisse. Sie gewährt weder ein Recht auf Unversehrtheit gegen Krebs, Lungenentzündung oder Alterschwäche, sondern sie zielt darauf ab, dass diese Grundrechte nicht durch andere Personen und insbesondere den Staat verletzt werden dürfen. Viren werden durch die Grundrechte nicht in ihrer Entfaltung eingeschränkt.
Aber mit einer Impfpflicht für alle mit diesen neuen Impfstoffen verlassen wir den Boden des Rechtsstaates und des Grundgesetzes.
BP: Wie Sie es nennen ist mir egal. Aber offenbar lassen Sie sich nicht impfen. Das ist falsch. Es widerspricht einer vernünftigen Risikoabwägung. Und wenn Sie dazu nicht bereit sind, ist es legitim, Ihnen Ihre Pflicht auch mit einem Gesetz in Erinnerung zu rufen.“
Wie kann Boris Palmer - der offensichtlich einige gravierende Wissenslücken beim Thema hat, so ist er zb nicht in Kenntnis der Zulassungsstudie von Biontech und erklärt die darin enthaltenen Daten für irrelevant ("spielt keine Rolle") der Auffassung sein, dass alle Menschen in ihrer persönlichen Risikoabwägung zu dem gleichen Schluss kommen müssen?
Also ein 80-jähriger mit Vorerkrankungen ebenso wie ein kerngesunder 19-jähriger.
Das ist einfach völlig unhaltbar. Die Politik maßt sich vielmehr in ihrem Unwissen an, die persönliche Risikoeinschätzung für alle und jeden vornehmen zu können - auch ohne zu vielen der dabei notwendigen Abwägungen die genauen Daten und Erkenntnisse vorliegen zu haben.
Es wird stattdessen mit unvollständigen, schlecht gemachten und verstandenen Minimalstatistiken gearbeitet, und voreilige Schlüsse werden so verallgemeinert, dass man glaubt, Menschen, die zu anderen Ergebnissen der Risikoabwägung gekommen sind, zwingen zu dürfen und die Unverletzlichkeit ihres Körpers mit einer völlig unerforschten cytomanipulativen Dauerbehandlung beschliessen zu können.
Sollte sich dann später herausstellen, dass hierbei schwere Schäden auftreten, wird man sich darauf berufen, man habe es zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht gewusst ("zum damaligen Stand der Wissenschaft"). Eben dies müsste im Heute der Grund sein, dass ein Grundrechteingriff nicht vorgenommen werden darf. Dies darf nur auf Basis von Wissen, nicht aufgrund von bloßen Vermutungen und Hoffnungen geschehen.
Wenn die Politik ihre eigenen Argumente ernst nehmen würde, sollte sie dies nachweisen, indem die beschliessenden Personen für sich einen Haftungsausschluss explizit ablehnen und ebenfalls die Haftungsausschlüsse für die Impfhersteller widerrufen. Eine zwangshafte allgemeine Impfung ohne Rücksichtnahme auf individuelle oder gruppenbezogenen Risikoprofile, mit einer Substanz, ohne abgeschlossene Studien, ohne Studien zur wiederholten Anwendung und deren Folgen, ohne Haftungsübernahme der Hersteller und der Impfpflicht-Entscheider, ist nicht rechtens, egal wie man das formuliert.
Gruss,
mp