Hallo!
Nicht die Atheisten halten Gott für bösartig, die Gläubigen tun es!
Auch Atheisten sind Gläubige, weil sie über einen transzendenten Bereich der Wirklichkeit eine Aussage machen, welcher der Empirie des Menschen (zumindest des modernen Menschen in der Regel) entzogen ist. Das heißt, es sind hierzu keine sicheren Aussagen möglich, weil Wahrnehmungen des transzendenten Bereiches fehlen und wiederholte Aktionen nicht zu wiederholten Ergebnissen führen.*
Dem Problem, daß Gott nicht so handelt, wie sie es sich von ihm wünschen, weil sie sich einen Gott nach eigenen Vorstellungen erschaffen haben, versuchen Atheisten zu entgehen, indem sie die Existenz Gottes ablehnen.
Weil sie kein objektives Bild vom transzendenten Bereich haben, projizieren sie ihr eigenes Bild, also sich selbst in diesen Bereich hinein. Sie schaffen sich also einen Gott, der ihr eigenes Spiegelbild ist. Den selben Fehler begehen natürlich auch die positiv Gläubigen, wenn sie annehmen, daß Gott den Menschen "nach seinem Ebenbilde" erschaffen hätte.
Dieses Vorgehen, das Unbegreifliche begreiflich zu machen, indem man es dem Menschen qualitativ annähert, ist tatsächlich nichts anderes als das Spiegelbild der Selbstvergöttlichung des Menschen. Diesem Fehler verfallen Atheisten auf ihre eigene Weise nicht weniger als die Durchschnittsgläubigen der althergebrachten Religion. Während letztere aber den Bereich dessen, was die Begriffsfähigkeit des Menschen übersteigt, also den transzendenten Bereich wenigstens mit der positiven Setzung eines Gottesbildes als Platzhalter füllen, das als Attraktor dienen kann, sich selbst zu übersteigen und seinem Leben eine höhere Bedeutung zu verleihen**, sind die Setzungen der Atheisten negativ und verschließen diese Möglichkeit.
Nachdem die Ablehnung Gottes aber nur die Ablehnung des nach dem eigenen Ebenbilde geschaffenen Gottesbildes ist,
Wer hat das einmal gesagt "Wenn Katzen einen Gott hätten, dann würde er aussehen wie eine Katze, Wenn Dreiecke einen Gott hätten, dann würde er aussehen wie ein Dreieck..." usw.? Es ist für Affen wie unsereiner keine andere Gottesvorstellung denkbar es sei denn als Affe. Übrigens war Gott früher weiblich und stellte die große Mutter dar und jede Frau hatte die Möglichkeit, göttlich zun werden, indem sie Kinder gebar. Das hat mir @Oblomow mal erklärt, dass wir deswegen eine Philosophie haben, weil Männer nichts erschaffen können.
Aber seit wir uns entschlossen haben, von den Bäumen abzusteigen (Esther Vilar: "Wenn wir den Fortschritt den Frauen überlassen hätte, dann würden wir heute noch auf den Bäumen leben.") und Kultur zu erschaffen, ist Gott männlich ==> vice versa.
ergibt sich als logische Folgerung, daß Atheisten letztlich sich selbst bzw. den Menschen in seiner natürlichen Unvollkommenheit
Nur wer die Unvollkommenheit propagiert, kann diese auch ablehnen. Es ist dieselbe Vorgehensweise, die ich auch bei dem geschätzten @nereus festgestellt habe: Man erschafft sich einen Popanz, um ihn dann erschlagen zu können.
Ist der Mensch in Wirklichkeit unvollkommen?
Nach dr Evolutionstheorie ist der Mensch wie jedes Lebewesen auf diesem Planaten vollkommen. Der Beweis dafür ist seine Existenz.
Interessanterweise komme ich zu demselben Ergebnis, aber bezogen auf die Zivilisation. Der Mensch ist unvollkommen in der Zivilisation, weil er für diese nicht angepasst ist. In der Zivilisation findet der Mensch nicht genügend Raum, um zu leben. Dieses Gesetz gilt für Pflanzen und Tiere genau so, ist also ein biologisches Gesetz, an dem zwangsläufig alle Zivilisationen scheitern.
Ich würde dringend empfehlen:
Eckart Knaul Bücher:
Weltweite Trugschlüsse
Rom - Weltmacht, biologisch gesteuert
Das biologische Massenwirkungsgesetz
ablehnen, die sich ja auch in der erratischen Handlungsweise dieses personifizierten Gottes widerspiegelt. Verkürzt gesagt hassen Atheisten sich selbst, lasten diese empfundene Minderwertigkeit aber nicht konsequenterweise sich selbst an, sondern transzendieren sie, indem sie den Gott, der sie so erschaffen hat, ablehnen***. Der Atheismus ist insofern ein menschenverachtendes Weltbild. In einer solchen Welt, in der es keinen Gott gibt (weil man ihn getötet hat), ist als Entsprechung des Selbsthasses auch das menschliche Leben wertlos. Hier beginnen wir, den Kern des Nihilismus und der Dekonstruktion aller Werte in der modernen Welt zu berühren.
* Daß der transzendente Bereich (mag man ihn "Jenseits", "geistige Welt" oder sonstwie nennen) nicht erfahrbar ist, heißt aber nicht, daß er nicht da wäre. Ein in der Welt der Tradition verankerter Mensch würde zudem diese Nichterfahrbarkeit wohl rundweg bestreiten und auf zahlreiche Riten (z. B. die Skrofuloseheilung als Nachweis des göttlichen Bezugs der Monarchie) und schamanische Praktiken verweisen, durch welche exemplarisch die transzendente Wirklichkeit als im menschlichen Leben ständig zugegen erfahren wurde.
** Das ist überhaupt die Grundlage der kulturellen Entwicklung, die durch aus dem Transzendenten zufließenden Energien erhalten wird.
*** Diese "Selbstentlastung" ist die atheistische Form der Erlösung, spiegelbildlich zur Erlösung in der althergebrachten Religion. In letzterer wurde die natürliche Unvollkommenheit des Menschen ebenfalls empfunden, aber transzendiert, indem man dem menschlichen Dasein einen es stabilisierenden göttlichen Gegenpol gab, an dem es sich aus- und immer wieder aufrichten konnte und der eine den Menschen übersteigende, ihn einbegreifende höhere Ordnung des Kosmos darstellte.
Niemand hat sich übrigens Gedanken gemacht über die Religion der Freibeuter, welche die Europäer in dden letzten Jahrhunderten zu tausenden entdeckten und zerstörten. Entdeckung = Zerstörung. Das ist identisch und ergibt sich aus der heisenbergschen Unschärferelation.
Ich vermute ganz stark, dass die Europäer bei der Erforschung den Jägern und Sammlern deren "Religion" ihre eigenen Vorstellungen aufpfropften und gar nicht in der Lage waren, diese Urvölker überhaupt zu verstehen. Verständigung unterschiedlicher Kulturen ist lt. Oswald Spengler unmöglich. Somit wissen wir nicht, was für eine Religion Menschen ursprünglich hatten, wir wissen allenfalls, was sich die Forscher dachten, dass sie für eine Religion zu haben hätten. Wir wissen überhaupt nicht einmal, ob die Schamanenkulte überhaupt eine re ligio hatten.
Gruß
Taurec
Gruß Mephistopheles